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c. In Bezug auf den Sequester will Julian in L. 39. D. de adq. vel am. poss. (41. 2.) unterschieden wiffen, qua mente apud sequestrum deponitur? Läßt sich nachweisen, daß der bisherige juristische Besiß aufhören, und auf den Sequester übergehen sollte, so bleibt die Zeit der Sequestration bei Berechnung der Usucapion außer allem Betracht; wird dagegen dem Sequester nur die Custodia (Detentio) über tragen, so kommt die Zeit der Sequestration bei geltend gemachter Usucapion in Anrechnung *).

d. Während der Dauer des Precarium ist für den Ersizenden, der die Sache einem Andern precario überlassen, die Verjährung sistirt, dagegen kann er sich die Zwischenzeit anrechnen, wenn er nach Beendigung des Precarium's den Bestß der Sache wiedererlangt hat. L. 13. §. 7. D. de adq. vel am. poss. (41. 2.) Ulp.: Si is qui precario concessit, accessione velit uti ex persona eius, cui concessit, an possit, quaeritur? Ego puto, eum qui precario concessit, quamdiu manet precarium, accessione uti non posse: si tamen receperit possessionem rupto precario, dicendum esse, accedere possessionem eius temporis, quo precario possidebatur.

S. 58.
Fortseßung.

2. Der Ufucapionsbesitz muß ein ununterbrochen fortge= setzter sein. - Von der Successio in possessionem.

Geht der körperliche Besiz der zu usucapirenden Sache verloren **), so erleidet dadurch die Erstzung nicht nur dem etwaigen Besigentseßer, sondern auch jedem beliebigen Andern gegenüber eine derartige Unterbrechung,

*) L. 39. cit.: Interesse puto, qua mente apud sequestrum deponitur res; nam si omittendae possessionis causa, et hoc aperte fuerit approbatum ; ad usucapionem possessio eius partibus non procederet; at si custodiae causa deponatur, ad usucapionem victori procedere constat.

**) In Bezug auf Verluft wie Entstehung des juristischen Befißes gelten die allgemeinen Rechtsgrundsäße. Daß der einmal begonnene Befiß einer Sache nicht verloren geht, wenn man sie mit einer andern zu einem neuen Ganzen verbindet, sondern daß die Ufucapion derselben auch nach der Verbindung fortläuft, sobald sie nur ihrem Wesen nach noch fortbesteht, darüber vergl. oben S. 141. ff.

[Usurpatio, L. 2. D. de usurp. (41. 3.), von den Neueren Usurpatio naturalis genannt,] daß, sollte die Possessio später wieder erworben werden, unter den erforderlichen Voraussetzungen wohl eine neue Usucapion auf den alten Titel hin beginnen, nicht aber die frühere weiter fortgesezt werden kann. Auch erscheint es dabei ganz gleichgültig, ob der Usurpant der Eigenthümer der Sache war oder ein anderer, ob er den Besiz dem bisherigen Usucapienten entzog, um dadurch sein (wirkliches oder vermeintliches) Eigenthum gegen die Erfißung zu schüßen, also die Sache pro suo in Besiz nahm, oder sich blos aus gewinnsüchtiger Absicht in Besiz fegte. L. 5. D. de usurp. (41. 3.) Gaius: Naturaliter interrumpitur possessio, cum quis de possessione vi deiicitur vel alicui res eripitur; quo casu non adversus eum tantum, qui eripit, interrumpitur possessio: sed adversus omnes. Nec eo casu quidquam interest, is, qui usurpaverit, dominus sit, necne. Ac ne illud quidem interest, pro suo quisque possideat, an ex lucrativa causa. Vergl. dazu Huschke in der Zeitschr. f. Civilr. u. Proz. N. F. II. S. 141. ff.

Daß durch die Uebertragung der Detention oder des f. g. abgeleiteten juristischen Besizes auf einen Andern von Seiten des Ufucapirenden dessen Ersizung in der Regel keine Unterbrechung erleidet, wurde im vorigen Paragraphen bereits erörtert. Dabei ist indessen vorausgeseßt, daß der, dem die Detention, der abgeleitete Besiß übertragen wird, nicht der Eigenthümer der Sache selbst sei, oder es während seines Besizes werde. Denn dann erleidet die Usucapion allerdings eine Unterbrechung; z. B. der Usucapionsbesizer vermiethet das pro herede besessene Grundstück dem Dominus, L. 21. D. de usurp. (41. 3.), der Emptor bonae fidei bestellt an der gekauften Sache ein Faustpfand, und während er sie precario wiedererlangt hat, wird der Fauftpfandgläubiger vom Eigenthümer zum Erben eingefeßt. Desinit pignus esse, sagt Julian in L. 29. D. de pign. act. (13. 7.) von diesem Falle, et sola precarii rogatio supererit: idcirco usucapio tua (fidei bonae emptoris) interpellabitur.

Der Besit als Factum geht nicht gleichwie das Eigenthum als Necht mit der Erbschaftsantretung ohne Weiteres auf den Erben über, sondern erreicht mit dem Tode des Erblassers sein jedesmaliges Ende, und der Erbe muß sich daher erst selbst in den Besiz der Erbschaftssachen feyen,

um ihn zu haben *). L. 23. pr. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) lavolenus: Cum heredes instituti sumus, adita hereditate, omnia quidem iura ad nos transeunt: possessio tamen nisi naturaliter comprehensa ad nos non pertinet. L. 30. §. 5. D. eod. L. 37. §. 1. D. de usurp. (41. 3.). Eine consequente Folge des Gesagten hätte die sein müssen, daß eine jede begonnene, noch nicht vollendete Usucapion des Erblassers durch dessen Tod eine Unterbrechung erlitten habe, wäre nicht im römischen Rechte zugleich bestimmt gewesen, daß der Erte, der mit dem Erblasser in vermögensrechtlicher Beziehung überhaupt Eine Person bildet, Nov. 48. Praef., auch in dessen Usucapion succediren, [(Heredes) in usucapionem succedunt, L. 30. pr. D. quib. ex caus. mai. (4. 6.),] d. h. der Usucapionsbesiz des Erblassers und Erben als ein ohne Unterbrechung fortgesetter behandelt werden solle. L. 30. pr. D. cit. Possessio defuncti quasi iuncta descendit ad heredem. Möglich für alle Fälle wird dies dadurch, daß die Hereditas den verstorbenen Erblaffer repräsentirt, Pr. I. de stip. serv. [3. 17. (18.)] Hereditas in plerisque personae defuncti vicem sustinet, und folgeweise auch dessen Usucapionsbesig als fortsegend angenommen wird, bis ihn der Erbe selbst ergreift. §. 12. I. de usuc. (2. 6.) Diutina possessio, quae prodesse coeperat defuncto et heredi et bonorum possessori continuatur cet. Ob zwischen dem Todesmomente des Erblassers und der Besißergreifung des Erben eine freie Zeit (vacuum tempus) in der Mitte liegt, erscheint hiernach vollkommen gleichgültig; L. 31. §. 5. D. de usurp. (41. 3.) Paulus: Vacuum tempus, quod ante hereditatem vel post aditam intercessit, ad usucapionem heredi procedit; und zwar geht dies soweit, daß, sollte der Erbe selbst gar nicht dazu gekommen sein, sich in den Besiz der zu usucapirenden Erbschaftssachen zu sehen, der Erbe des Erben dennoch berechtigt ist, sich die Zwischenzeit zu seinen Gunsten

*) Ganz analog_verhält es sich im Falle der Beendigung feindlicher Gefangenschaft. Leben auch Nechte des daraus Befreiten iure postlimiuii wieder auf, der Besitz muß immer von Neuem ergriffen werden, L. 20. §. 1. D. de adq. v. am. poss. (41, 2.) L. 19. 23. §. 1. D. quib. ex caus. mai. (4. 6.), es sei denn der Sclave des Gefangenen habe den Usucapionsbefit fortgeseßt und vollendet. Denn dann macht sich mit der dominica potestas über diesen auch die durch ihn vollendete Usucapion geltend. L. 12. §. 2. D. de capt. (49. 15.) vergl. m. L. 15. pr. D. de usurp. (41. 3.)

anzurechnen. L. 2. §. 18. D. pro empt. (41. 4.) Nur darf sich nicht zwischen den Besit des Erblassers und des Erben die nicht mitzurechnende Possessio eines Dritten eingedrängt haben. Denn in diesem Falle ist der durch die Hereditas fortgesezte Besiz des Erblaffers resp. dessen Usucapion für den Erben unterbrochen. L. 20. D. de usurp. (41. 3.) Iavolenus: Possessio testatoris ita heredi procedit, si medio tempore a nullo possessa est. L. 6. §. 2. i. f. D. pro empt. (41. 4.) — Be= ginnen kann die Usucapion zur Zeit der Hereditas iacens allerdings nicht, L. 45. §. 1. D. de usurp. (41.3.*), wohl aber, außer fortgesezt,

*) L. 45. §. 1. D. cit. Papinianus: Post mortem domini servus hereditarius peculii nomine rem coepit tenere: usucapionis primordium est tempus hereditatis aditae. Quemadmodum etenim usucapietur, quod ante defunctus non possederat? Hiernach soll also die Ufucapion, wenn ein Erbschaftsfclave hereditate iacente eine Sache peculii nomine erworben, erst mit dem Antritte der Erbschaft beginnen. Wie reimen sich aber damit die Worte desselben Classikers in L. 44. §. 3. D. eod. Nondum aditae hereditatis tempus usucapioni datum est, sive servus hereditarius aliquid comparat, sive defunctus usucapere coeperat; sed haec iure singulari recepta sunt? [Vergl. L. 1. §. 5. i. f. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) Paulus: Igitur ex peculiari causa et infans et furiosus adquirunt possessionem et usucapiunt: et heres, si hereditarius servus mat.] Einen Widerspruch können die obigen Stellen nicht füglich enthalten, da sie beide demselben Papinian ihr Dasein verdanken, uns überdies von den Compilatoren in unmittelbarer Aufeinanderfolge der Pandectenfragmente mitgetheilt sind. Und in der That liegt auch kein Grund vor, einen solchen Widerspruch anzunehmen, wenn man nur: 1. gestüßt auf L. 45. §. 1. D. cit., in Uebereinstimmung mit dem in unserm obigen Terte Ausgesprochenen, als römischen Rechtssaß an die Spiße ftellt, daß, sobald ein Servus hereditarius eine Sache erworben, deren Ufucapion erst mit dem Erbschaftsantritte beginnt, dagegen 2. gestüßt auf L. 44. §. 3. D. cit. in Betreff der Zeit dieser mit dem Erbschaftsantritte beginnenden Usucapion das Tempus hereditatis iacentis mit hinzurechnet, (nondum aditae tempus usucapioni datum est,) vergl. L. 13. §. 7. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.), was aus besonderen Rücksichten der Billigkeit gestattet war; (haec iure singulari recepta sunt.) - Man sage nicht, durch L. 44. §. 3. D. cit. werde dann L. 44. §. 3. D. cit. dem Effecte nach wieder völlig aufgehoben, indem die Usucapio thatsächlich laufe, wenn die betreffende Zeit für sie in Anrechnung komme. Denn dem ist nicht also. Man nehme z. B. den Fall, die Usucapionszeit sei für eine vom Servus hereditarius gekaufte fremde Sache ante aditam hereditatem bereits abgelaufen, aber vor dieser Zeit abhanden gekommen. Hier kann ste der Heres, falls unsere Ansicht die richtige ist, nach geschehenem Erbschaftsan

auch vollendet werden *). L. 40. D. eod. Neratius: Coeptam usucapionem a defuncto posse et ante aditam hereditatem constitutum

tritte nicht von jedem Inhaber als sein Eigenthum mit der Rei vindicatio in Anspruch nehmen, wenn ihm auch der Prätor aus Billigkeitsrücksichten andern nicht Usucapionsbefizern gegenüber, den Besit des Servus hereditarius berücksichtigend, mit der Publiciana in rem actio zu Hülfe kommt. L. 9. §. 6. D. de Publ. i. r. a. (6. 2.) Findet sich dagegen die fragliche Sache im Momente des Erbschaftsantritts noch in der Hereditas, so kommt nun der Besiz des Servus hereditarius dem Erben in dem Maaße zu Gute, daß, wenn er die Verjährungszeit hindurch gedauert hat, mit dem Erbschaftsantritte für den Heres Beginn und Vollendung der Usucapion zusammenfällt; gegenfalls muß er noch so lange den Besiß fortsehen, als an der Zeit der vollendeten Usucapion mangelt. Man vergleiche L. 73. §. 1. D. de verb. obl. (45. 1.) Paulus: Si servus hereditarius stipulatus sit: nullam vim habitura sit stipulatio, nisi adita hereditas sit : quasi conditionem habeat. Idem est in servo eius, qui apud hostes est. L. 25. D. de stip. serv. (45. 3.) Ferner L. 35. und L. 16. D. de stipul, serv. (45. 3.) Die Vermittelung zwischen diesen beiden sich widersprechenden Stellen fiche in L. 26. §. 4. D. eod. Unterholzner Verjährungslehre I. S. 473. ist auf Grund der L. 13. §. 4. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) [Ulp: Quaesitum est, si heres prius non possederat, an testatoris possessio ei accedat. Et quidem in emptoribus possessio interrumpitur, sed non idem in heredibus plerique probant, quoniam plerius est ius successionis quam emptionis. Sed subtilius est, quod in emptorem et in heredem id quoque probari;] der Anficht, der Heres müsse, selbst nachdem die Nfucapion hereditate iacente ihre Vollendung erreicht, sich vorerst noch in den Befiß der usucapirten Sache gesezt haben, um Andere ausschließen zu können. Allein dem widersprechen geradezu Stellen, wie L. 6. §. 2. D. pro empt. (41. 4.) Pomp. Post mortem eius, qui hominem emcrit, expleto tempore, quod defuisset ad usucapionem: quamvis eum hominem heres possidere non coepisset, fiet tamen eius; sed ita hoc, si nemo eum possedisset. Unterholzner übersteht hierbei, daß ein Zusammenrechnen mehrerer Besige im classischen Rechte nicht nur in Betreff der Ersigung, sondern auch bei dem Interdictum Utrubi vorkam, Gaius IV. 151., mit welchem derjenige siegreich durchdrang, qui maiore parte eius anni nec vi nec clam nec precario ab adversario possidebat. Gaius. IV. 150. L. un. pr. D. de utrubi (43. 31.) §. 4. de interd. (4. 15.) Und von dieser Accessio beim Interdictum Utrubi ist die obige L. 13. §. 4. zu verstehen. Deuten darauf schon S. 1. und §. 5. desselben Geseßes hin, so ergiebt sich gedachtes Resultat noch zweifelloser aus Gaius IV. 151., der _mit_aus= drücklichem Bezuge auf genanntes Interdict in Uebereinstimmung mit L. 13. §. 4. cit. sagt: nullam autem propriam possessionem habenti accessio temporis nec datur nec dari potest, nam ei, quod nullum est, nihil accedere potest.

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