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D. de usurp. (41. 3.) L. 84. D. de furt. (47. 2.) b) der Fall der mit meinem Willen geschehenen Tradition der Sache an einen Andern, L. 4. §. 14. D. eod. c) der Fall, in dem es vom Dominus

abhängt, die Sache von einem Dritten zu vindiziren, L. 215. i. f. D. de V. S. (50. 16.) — d) der Fall, in dem der Fur das Eigenthum der

L. 41. D. cit. Wußte der Eigenthümer von dem Furtum gar nichts, so braucht er auch die Wiedererlangung des Besißes nicht erfahren zu haben, Arg: L. 4. §. 7. 8. D. eod. Ad b) Wird dem Sclaven oder Haussohne eine Res peculiaris entwendet, so braucht der Dominus, Vater, abweichend von den vorigen Fällen, die Rückkehr des Besißes nicht zu erfahren, wenn er auch Kunde vom Furtum gehabt hatte, eine Unsicht, zu der sich Paulus, darin weiter gehend wie Labeo, aus Gründen der Zweckmäßigkeit (Commodius cet.) befannt hat. Ist freilich die Res furtiva inzwischen vom Herrn resp. Vater dem Veculium entzogen worden, so reicht der Besizerwerb des Sclaven, Sohnes zur Purgatio vitii nicht hin, vielmehr geht sie erst dadurch vor sich, daß erstere entweder selbst den Besiz erlangt oder doch von dem des Sclaven, Sohnes Kunde erhalten haben. Auf diese Art erklärt sich die vielbes ftrittene L. 2. §. 7. D. eod. des Paulus, wenn man Huschke's treffliche Conjectur: Nec enim officit statt Nec enim sufficit darin aufnimmt: Labeo quoque ait, si res peculiaris servi mei subrepta sit me ignorante, deinde cam nactus sit: videri in potestatem meam redisse. Commodius dicitur, etiam si sciero, redisse eam in meam potestatem: Nec enim officit; si eam rem, quam perdidit, ignorante me servus apprehendat, si modo in peculio eam esse volui: nam si nolui, tunc exigendum est, ut ego facultatem eius nactus sim. Vergl. Huschke in der Zeitschr. f. C. N. u. Pr. Neue Folge. II. S. 137. Sintenis (im Arch. f. c. Pr. XVIII. S. 299.) Neberseßung des Corpus iuris. IV. S. 301.), der Unterholzner a. a. D. S. 231. Note 241. sehr treffend widerlegt.

4. Begeht der Inhaber einer Sache, der bisher das Eigenthum eines Dritten daran anerkannt hat, selbst das Furtum, so tritt die Purgatio vitii mit der Wiederherstellung des vor dem Furtum vorhandenen Zustandes von Seiten dieses Dritten ein, gleichviel derselbe mag in potestate domini §. 12. I. de obl. q. ex del. (4. 1.) oder eine Persona extranea sein, der Dominus mag von der bethätigten Reue des Fur Kunde erlangt haben oder nicht. L. 4. §. 8. de usurp. (41. 3.) Paulus: Item si eam rem, quam servus subripuerit, peculiari nomine teneat, non videri in potestatem reversam, Pomponius ait; nisi ita habere coeperimus, quemadmodum habuimus, antequam subriperetur; aut cum rescissemus, in peculio eum habere concessimus. §. 10. Item Labeo, si rem, quam apud te deposueram, lucri faciendi causa vendideris, deinde ex poenitentia redemeris, et eodem statu habeas, sive ignorante me sive sciente ea gesta sint, videri in potestatem meam redisse secundum Pauli sententiam, quae vera est. Cf. L. 56. §. 2. 3. D. de furt. (47. 2.).

Res furtiva erwirbt, sei es durch Erbgang, L. 42. i. f. D. de usurp. (41. 3.), sei es auf sonstige Weise, wie durch Veräußerung des Dominus. L. 32. pr. D. eod. L. 84. D. de furt. (47. 2.) e) Dadurch, daß die Res furtiva zu einer neuen Species verarbeitet wird, verliert sie diese ihre Eigenschaft nicht, L. 4. §. 20. D. de usurp. (41.3.), und zwar gleichviel, ob die Specification vom Entwender selbst ausgieng oder von einem Anderen *).

Auf Erzeugnisse und Früchte einer Res furtiva leidet das Ersigungsverbot überhaupt keine Anwendung, sie müßten denn vom Malae fidei possessor oder Diebe selbst percipirt worden sein. L. 4. §. 19. L. 10. §. 2. L. 33. pr. D. eod. L. 26. D. de V. S. (50. 16.) Nur bei Jungen von Thieren und dem Partus ancillae leidet dies insoferne eine Modification, als sie beim Diebe [nicht auch bei dessen Erben L. 10. §. 2. D. de usurp. 41. 3.] concipirt, bei einem Bonae fidei possessor geboren, gleichwohl nicht ersessen werden können. L. 48. §. 5. D. de furt. (47. 2.) Ulp. Ancilla si subripiatur praegnans, vel apud furem concepit: partus furtivus est, sive apud furem edatur, sive apud bonae fidei possessorem; sed in hoc posteriore casu furti actio cessat. Sed si concepit apud bonae fidei possessorem ibique peperit, eveniet, ut partus furtivus non sit, verum etiam usucapi poisst. Idem et in pecudibus servandum est, et in foetu eorum, quod in partu.

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Fortseßung.

2. Res vi possessae d. h. gewaltsam in Besitz genommene Sachen, Gaius II. 45. §. 2. I. de usuc. (2. 6.), wohl zu unterscheiden von Res vi amissae, d. h. solchen, aus denen ihr Inhaber zwar vi oder metu vertrieben wurde, ohne daß sich indeffen der Gewalt Anwendende in den Besig gesezt hätte, z. B. der Besizer flieht aus Furcht vor anrückenden Bewaffneten. Wird eine solche in Folge von Furcht oder Gewalt verlassene Sache von einem Dritten ergriffen, so findet, wenn die sonstigen Requisite vorhanden, unbedenklich Ersigung Statt.

*) Diesen Unterschied macht Rudorff Grundriß S. 125 unter Berufung einerseits auf L. 12. §. 3. D. ad exhib. (10. 4.), andrerseits auf L. 4. §. 20. D. de usurp. (41. 3.) geltend; allein ein solcher ist in beiden Stellen durchaus nicht indicirt. Vergl. deren Auslegung oben S. 104. und 105.

L. 4. §. 22. L. 33. §. 2. D. de usurp. (41. 3.) Iulian. Si dominus fundi homines armatos venientes existimaverit, atque ita profugerit: quamvis nemo eorum fundum ingressus fuerit, vi deiectus videtur. Sed nihilominus id praedium, etiam antequam in potestatem domini redeat, a bonae fidei possessore usucapitur, quia Lex Plautia et Iulia ea demum vetuit longa possessione capi, quae vi possessa fuissent, non etiam, ex quibus vi quis deiectus fuisset. Das Ersißungsverbot der Res vi possessae verdankt der aus dem Jahre d. St. 665 herrührenden Lex Plautia und einer wahrscheinlich Augustus angehörigen Lex Iulia sein Dasein, Gaius 1. c. §. 2. I. cit., und ist unstreitig dadurch hervorgerufen worden, daß schon im alten römischen Rechte wenigstens nach der herrschenden Ansicht *) an Grundstücken kein Furtum möglich, also das Usucapionsverbot der Res furtivae in den XII Tafeln und der Lex Atinia auf fte auch nicht anwendbar war. Vergl. Theophil. II. 1. §. 2. i. f. Darum ist indessen gedachtes Usucapionsverbot doch keineswegs auf unbewegliche Sachen zu beschränken, wie z. B. Rudorff Grundriß S. 125 thut.

Purgirt wird auch dieser Fehler dadurch, daß die gewaltsam abge= nommene Sache in die Potestas des Berechtigten, ganz wie bei Rebus furtivis, wieder zurückkehrt. § 8. I. de usuc. (2. 6.) L. 33. §. 2. D. cit. L. 86. D. de furt. (47. 2.) L. 6. D. vi bon. rapt. (47. 8.) L. 5. C. de usuc. pro. empt. (7. 26.)

3. Von einem Malae fidei possessor veräußerte Immobilien waren nicht, wie unter gleichen Verhältnissen die Mobilien, Res furtivae und daher der ordentlichen Ersigung unterworfen. Juftinian hat dies in Novelle XIX. cap. 7. für den Fall, daß der Eigenthümer des Grundstücks keine Kunde von der Veräußerung und dem Besize des Dritten hat, geändert, indem dann, aber auch nur dann, der Ablauf von dreißig Jahren um die Ersizung zu vollenden, erforderlich sein soll.

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Fortseßung.

4. Die Lex Iulia repetundarum (a. u. 695.) verbietet die Erfizung des einem Proconsul, Prätor, Provinzialvorsteher

*) Vergl. §. 7. I. de usuc. (2. 6.) verb. Abolita est enim quorundam veterum sententia cet. cf. Gell. XI. 18. Siehe oben S. 166. Note **).

gegen dieses Gefeß gemachten Geschenkes, priusquam in potestatem eius, a quo profecta res sit, heredisve eius veniat. L. 8. D. de Lege Iul. repet. (48. 11.) L. 48. pr. i. f. D. de adq. rer. dom. (41 1.) Mit Recht dehnt man heutzutage diese Bestimmung auf alle einem Beamten widerrechtlich gemachten Geschenke aus.

5. Gewöhnlich werden auch die Grenzraine, Grenzstreifen zu den der Ufucapion entzogenen Sachen gezählt *), allein in dieser Allgemeinheit mit Unrecht. Vielmehr ist es nur in Grenzstreitigkeiten nach angestellter Actio finium regundorum den Partheien untersagt, ihr Eigenthum am streitigen Grenzgebiete auf die ordentliche Ersizung zu stüßen, dagegen können sie sich darin mit Erfolg auf die Pra escriptio triginta annorum berufen, L. 6. C. fin. reg. (3. 39.), und in Prozessen, welche durch Anstellung der Rei vindicatio hervorgerufen zu ihrem Gegenstande das Eigenthum am Grenzlande haben, findet keinerlei Ausnahme Statt. Vielmehr greift dabei die Longi temporis praescriptio ganz nach den allgemeinen Grundsägen Plaz. L. 2. §. 6. D. pro empt. (41. 4.) Paulus: Si fundus emptus sit et ampliores fines possessi sint, totum longo tempore capi (potest,) quoniam universitas eius possideatur, non singulae partes. L. 7. §. 1. D. eod. Vergl. Frontin, de controv. ed. Lachm. p. 15. 16. und in Comment. ibid. — Der historische Zusammenhang vorstehender Gestaltung der Dinge ist folgender. Ob im ältesten römischen Rechte die Grenznachbarn ländlicher Grundstücke (Praedia rustica) geseßlich vers pflichtet waren, wie bei Gebäuden, (vergl. oben S. 21.), einen Raum von fünf Fuß frei zu lassen, ist zwar bestritten **), soviel aber gewiß, daß ein solcher abgesteckt mittelst entsprechender Grenzzeichen zwischen anstoßenden Feld-Grundstücken gewöhnlich freigelassen wurde, theils um darauf beim Umpflügen wenden zu können, theils zur Vermeidung von Grenzstreitigkeiten ***). Entstanden die leßteren dennoch, so kam es nun darauf an, ob ihr Gegenstand gedachter Zwischenraum von fünf Fuß

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*) Vergl. Schilling Lehrb. d. Institut. II. S. 561. Nro. 6. v. Vangerow a. a. D. I. . 519. Nro. 10.

**) Vergl. Puchta Cursus der Inst. II. S. 234. Note o.

***) Sicul. Flacc. ed. Lachm. p. 139. 140. 142. 152. Agenn. Urb. ed. Lachm. p. 73.

war oder ein größeres Stück Land. In jenem Falle lag im technischen Sinne des Wortes eine Controversia de fine vor, in diesem eine Controversia de loco*). Wichtig erschien dieser Unterschied deshalb, weil ein Grenzstreit der ersten Art nicht als ein eigentlicher, nach Rechtsprincipien zu entscheidender Prozeß behandelt**), sondern den XII Tafeln zufolge von drei Feldmessern als Arbitris ***), der Lex Mamilia zufolge von einem solchent) lediglich nach den Regeln ihrer Kunst, zunächst durch Auffindung der alten Grenzzeichen, dann nöthigenfalls durch Festsegung neuer, geschlichtet wurde. Bei Controversiis de loco entschied der gewöhnliche Richter den einschlagenden Rechtsgrundsäßen gemäß erforderlichen Falls unter Zuziehung von Agrimensoren als Sachverständigen. tt) Nur eine Folge des bisher Gesagten war, daß in Contro

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*) Frontin. de controv. ed. Lachm. p. 9. Materiae controversiarum sunt duae, finis et locus. De fine similis est controversia .. nam et eadem lege (Mamilia) continetur, et de quinque pedum agitur latitudine.... De loco controversia est, quom quid excedit supra scriptam latitudinem, cuius modus a petente non proponitur. p. 13, 37. A genn. Urbic. p. 65. 66. **) Nonius Marc. s. v. Iurgium et lis habent distantiam, quod iurgium levior res est; si quidem inter benevolos aut propinquos dissensio vel concertatio iurgium dicitur: inter inimicos dissensio lis appellatur. ... Iurgare igitur lex putat inter se vicinos, non litigare. ***) Cic. de legg. I. 21. Ex hac autem non rerum, sed verborum discordia controversia est de finibus: in qua, quoniam usucapionem duodecim tabulae intra quinque pedes esse noluerunt, depasci veterem possessionem academiae ab hoc acuto homine non sinemus: nec Mamilia lege singuli, sed ex XII tres arbitri fines regemus. Quintus: Quamnam igitur sententiam dicemus? Marcus: Requiri placere termínos, quos Socrates pepigerit iisque parere. Quintus: Praeclare, frater, iam nunc a te verba usurpantur civilis iuris et legum; quo de genere exspecto disputationem tuam : nam ista quidem magna diiudicatio est, ut ex te ipso saepe cognovi, †) Cic. I. c.

++) Vergl. Frontin. de controv. ed. Lachmanu p. 13. De loco controversia est cet. Comment. verb.; Tamen res magis esse iuris, quam nostri operis, quoniam fere usucapiuntur loca, quae biennio possess a fuerint. [Vergl. p. 15. in Comm. verb.: hoc argumentum prudentiae est quam professionis.] p. 15. verb.: de eorum (pascuorum) proprietate ius ordinarium demonstratur, ut sit assignatus ager. Frontin. p. 16. De possessione controversia est de qua ad interdictum (hoc est iure ordinario) litigatur. Comment. verb.; Hoc non est disciplinae nostrae iu

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