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heren Grundsägen der Usucapio, oder denen der Praescriptio der Vorzug ertheilt wurde. Wäre leßteres geschehen, so würde auch nach neuestem römischem Rechte an Sachen der Städte die zwanzigjährige Präscription fortbestehen. So aber hat Justinian durch Uebergehung dieser Praescriptio in seiner Compilation und Aufnahme der Grundsäße der Usucapio [L. 9. D. cit. L. 12. §. 2. D. de Publ. act. (6. 2.)] gerade umgekehrt bethätigt, daß es seine Absicht war, in dem fraglichen Punkte den Grundsägen der früheren Usucapio den Vorzug zu geben und daher ist denn für das justinianeische Recht die einzig richtige Entscheidung die, Sachen der Städte auf den Grund der angeführten Gesegesstellen hin als der ordentlichen Ersigung entzogen zu betrachten.

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4. Unbewegliche Sachen der Kirchen und milden Stiftungen. Nov. 111. c. 1. Nov. 131. c. 6. Can. 16. §. 5. Caus. XVI. Qu. 3. Cap. 8. X. de praescr. (2. 26.) Wenn v. Vangerow Leitfaden I. S. 512, Rudorff Grundriß S. 127. u. A. das vorstehende Usucapionsverbot durch's canonische Recht auch auf bewegliche Sachen ausgedehnt erachten, so beruht dies auf der zu verwerfenden Lesart: triennalem praescriptionem in Cap. 4. i. f. X. eod., statt deren in Uebereinstimmung mit Can. 16. §. 5. cit. tricennalem zu lesen ist.

5. Sachen der Abwesenden, auf einem Feldzuge Be= griffenen und Kriegsgefangenen sind der wirksamen ordentlichen Erfizung entzogen. L. 1. 2. 4. 6—8. C. Quib. non obiic. I. t. praescr. (7. 35.) Das heißt aber nicht soviel, daß gar keine Verjährung gegen sie laufe; vielmehr verstatten ihnen die Geseze das Rechtsmittel der Restitutio in integrum. L. 6. 7. C. cit. Unterholzner a. a. D. S. 492. Note 493. Daß Sachen der Wahnsinnigen der Usu capion entzogen seien, wie wohl behauptet wird, davon wissen die Ges feße nichts.

S. 32.

II. Vitia ex re.

Ad II. Mit Bezug auf die Eigenschaft der zu ersißenden Sache, ob vitium ex re, sind der Usucapion entzogen:

1. Res furtivae. Waren diese schon durch die XII Tafeln, der Ersizung entzogen, Gaius II. 45. 49. §. 2. I. de usuc. (2. 6.),

S.

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so wurde das desfallsige Usucapionsverbot auch noch durch die wahrscheinlich aus dem Jahre der Stadt 557 stammende Lex Atinia *) wiederholt, von der uns Gellius (XVII. 7.) die Worte referirt: Quod subreptum erit, eius rei aeterna auctoritas esto, §. 2. I. de usuc. (2. 6.) L. 33. pr. D. de usurp. (41. 3.), und in Betreff deren Paulus in L. 4. §. 6. D. eod. berichtet, sie habe den (sicherlich durch sie erst eingeführten) Saß ausgesprochen, ut res furtiva non usucapiatur, nisi in potestatem eius, cui subrepta est, revertatur. Vergl L. 215. D. de V. Was zunächst den Begriff einer Res furtiva anlangt, so versteht man, seitdem der Streit darüber, ob auch an beweglichen Sachen ein Furtum möglich sei, verneinend entschieden ist**), folche Res mobiles darunter, an de nen in gewinnsüchtiger Absicht eine fraudulose Contrectation vorgenommen worden. §. 1. I. de obl. q. ex del. nasc. (4. 1.) Und nur eine Folge dieses Begriffes ist es, daß schon die von einem Malae fidei_possessor veräußerten Sachen zu den Rebus furtivis gehören. Gaius. H. 49. 50. §. 2. 3. I. de usuc. (2. 6.) Furtivae quoque res, nec si praedicto longo tempore bona fide possessae fuerint, usucapi possunt. Nam furtivarum rerum Lex duodecim tabularum et Lex Atinia

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inhibet usucapionem . . . Quod autem dictum est, furtivarum . . rerum usucapionem per legem prohibitam esse, non eo pertinet, ut ne ipse fur, quive per vim possidet, usucapere possit, (nam his alia ratione usucapio non competit, quia scilicet mala fide possident); sed ne ullus alius, quamvis ab eis bona fide emerit, vel ex

*) Bei Theoph. II. 16. §. 2. Atíkos vóμos; bei Psellus Synops. v. 640. Aoyμa Arielov. Ueber diese Lex Atinia vergl. Pulva ei ad leg. Atin. lib. sing.; in Otto Thesaur. IV. p. 326. ff. de Retes ad leg. Atin. Iul. et Plaut.; in Meermann Thesaur. VI. p. 378 ff.; a Dittmar Comm. iur. ad legis Atiniae de rerum furtivar, usucapione historiam et interpretationem observationes continens. Heid. 1818. Wetzell, Lex XII Tabularum rerum furtivarum usucapionem prohibet. Monachi. 1840.

**) §. 7. I. de usuc. (2. 6.) Abolita est enim quorundam veterum sententia existimantium, etiam fundi locive furtum fieri cet. Gaius II. 51. Cf. Gellius XI. 18. verb. inveniet Sabini librum, cui titulus est, de furtis, in quo scriptum est, quod vulgo inopinatum est, non hominum tantum neque rerum moventium, quae efferri occulte et surripi possunt, sed fundi quoque et aedium fieri furtum.

alia causa acceperit, usucapiendi ius habet. Unde in rebus mobilibus non facile procedit, ut bonae fidei possessori usucapio competat. Nam qui alienam rem vendidit, vel ex alia causa tradidit, furtum eius committit. L. 16. C. de furt. (6. 2.)

Hat einmal eine Sache die Eigenschaft einer Res furtiva, so verliert fte dieselbe auch nicht dadurch, daß sie in Folge Kaufs oder sonst wie in die Hände eines Bonae fidei possessor fommt, Gaius 1. c. §. 3. I. cit., vielmehr muß, damit sie wieder der ordentlichen Erstzung unterliege, vorher eine Purgatio vitii rei furtivae Statt gefunden haben; tunc enim, vitio rei purgato, procedit eius usucapio. §. 8. I. eod. §. 12. I. de obl. q. ex del. (4. 1.) Diese Purgatio vitii einer entwendeten Sache findet aber dadurch Statt, daß sie wieder in die Gewalt des Eigenthümers zurückkehrt *). Was dies heiße, sagt uns Paulus in L. 4. §. 12. D. de usurp. (41. 3.) mit den Worten: tunc in potestatem domini rediisse dicendum est, cum possessionem eius (rei) nactus sit iuste, ut avelli non possit; sed et tanquam suae rei: nam si ignorans rem mihi subreptam emam, non videri in potestatem meam reversam. L. 12. C. de furt. (6. 2.) Man merke also wohl: erst dann wird die Res furtiva ersigungsfähig. wann der Eigenthümer (Dominus) vom Furtum unterrichtet den Besiz der als die seinige erkannten Sache [L. 7. §. 7. D. pro empt. (41. 4.) L. 86. D. de furt. (47. 2.)] in einer Weise wiedererlangt hat, die es jedem Anderen unmöglich macht, sie ihm gerichtlich zu entziehen. Vergl. L. 4. §. 26. D. de usurp. (41. 3.) Ob übrigens der Eigenthümer selbst oder der deffen Eigenthum anerkennende Stellvertreter mit Wissen jenes **) den Besiz der entwendeten Sachen wiedererlangt, muß

*) Steht der Eigenthümer unter Vormundschaft, so vertritt ihn darin der Vormund, quia tutor domini loco habetur, L. 56. §. 4. D. de furt. (47. 2.) L. 4. §. 11. D. de usurp. (41. 3.); nur darf der Tutor nicht selbst das Furtum begangen haben. Usucapio, sagt von diesem Falle Julian in L. 7. §. 3. D. pro empt. (41. 4), non contingit, priusquam res in potestatem pupilli redeat; nam tutor in re pupilli tunc domini loco habetur, cum tutelam administrat, non cum pupillum spoliat.

**) Für den Besizerwerb des Prinzipals durch den Procurator erscheint es im Allge= meinen allerdings gleichgültig, ob ersterer von der Befißergreifung des leßteren Kunde erlangt hat oder nicht, wenn nur speciell Auftrag dazu gegeben war. §. 5. I, per quas pers. (2. 9.) L. 1. C. de adq v. ret. poss. (7. 32.) Von einem

für den Begriff des Reverti in possessionem domini schon nach allgemeinen Rechtsgrundsägen von demselben Erfolge sein*). _Der_wirk

folchen speciellen Auftrage kann aber in unserm Falle der Natur der Sache nach keine Rede sein, weil, wenn der Dominus den Besißer der Res furtiva fennt, er auch die Rei vindicandae potestas hat und damit schou ohne vorherige Besizerlangung die Res furtiva cufhört dies zu sein. L. 215. D. de V. S. (50 16.) Der Auftrag könnte also nur ein ganz allgemeiner sein, und bei einem solchen wird überhaupt Wissenschaft des Besizerwerbes auf Seiten des Prinzipals erfordert. L. 42. §. 1. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) Paulus S. R. V. 2. 2. *) Faßt man den angegebenen Begriff des Reverti in possessionem domini als Erforderniß der Purgatio vitii rei furtivae unter Berücksichtigung der die Stellvertretung betreffenden Bemerkung scharf ins Auge, so lassen sich die hierauf bezüg= lichen, theilweise in Widerspruch mit einander zu stehen scheinenden Quellenaussprüche recht wohl vereinigen. Nur unterscheide man zu diesem Behufe die folgenden Fälle;

1. Entwendet der wirkliche Eigenthümer (Dominus) dem Usufructuare, Bonae fidei possessor, Psandgläubiger, Commodatare feine eigene Sache, so ist ste als in potestaten domini revertirt usucapionsfähig, wenngleich gegen den Eigenthümer die Actio furti begründet erscheint. L. 20. §. 1. D. de furtis (47.2.) Paulus: Si bona fide rem meam emeris, eamque ego subripuero; vel etiam tuus ususfructus sit et eam contrectavero: tenebor tibi furti actione, et si dominus rei sum; sed his casibus usucapio quasi furtivae rei non impedietur; quoniam et si alius subripiat, et in meam potestatem reversa res fuerit, usucapiebatur. Vergl L. 12. §. 2. L. 15. §. 1. 2. L. 19. §. 5. 6. L. 66. pr. L. 79, 87 D. eod. L. 4. §. 21. D. de usurp. (41. 3.) L. 5. D. pro empt. (41. 4.) 2. Hat dagegen Jemand eine fremde Sache verpfändet, und entwendet sie nun, so erscheint dieselbe unter allen Verhältniffen als Res furtiva der Usucapion entzogen. §. 1. I. de obl. q. ex del. (4. 1.) L. 49. D. de usurp. (41. 3.) Die Art und Weise, wie fich die Purgatio vitii hier geltend macht, ist übrigens verschieden, jenachdem der Verpfändung schon ein Furtum vorausgegangen ist oder nicht. Ist die wissentlich fremde Sache vor der Verpfändung animo lucri faciendi contrectirt, so bleibt sie in den Händen des Pfandgläubigers, was sie in denen des Verpfänders war, Res furtiva, und kann nur dadurch von dem ihr anklebenden Vitium purgirt werden, daß fie in die Poteftas des wirklichen Eigenthümers revertirt. L. 4. §. 6. D. cod. Hat dagegen der Verpfänder bona fide gehandelt, sei es nun, daß er die Eigenschaft der Sache als eine fremde gar nicht gekannt, §. 4. I. de usuc. (2. 6), sei es, daß er vor und mit der Verpfändung der wissentlich fremden Sache keine Contrectation animo lucri faciendi begangen bat, weil er glaubte, mit Einwilligung des Eigenthümers zu handeln, u. dergl. m., L. 46. §. 7. L. 76. pr. D. de furt. (47. 2.), so ist die Sache in den Händen. des Pfandgläubigers noch keine Res furtiva, sondern sie wird es erst durch die Entwendung des Verpfänders, [vergl, L. 49. D. de usurp. (41, 3.) verb. nam

lichen Wiedererlangung des Besizes steht übrigens gleich: a) der Fall der durch den belangten Besizer gezahlten Litis aestimatio, L. 4. §. 13.

si id, quod mihi pignori dederis, subripueris, erit ea res furtiva facta], und daher das Vitium in diesem Falle dadurch purgirt, daß der keinen Anspruch an das fremde Eigenthum machende Pfandgläubiger L. 13. pr. D. eod. den Besiß der Sache wiedererlangt. Denn hierdurch ist nicht nur die Befißlage vor der Furtivität der Sache gegenüber dem Eigenthümer wiederhergestellt, vergl. L. 4. §. 9. D. eod., fondern möglicher Weise noch verbessert, nämlich dann, wann der Verpfändende vor der Subreptio in conditione usucapiendi war, weil dessen Usucapion jezt unterbrochen ist. Aus dem · Gesagten erklären sich die folgenden vielbesprochenen Stellen, in denen die Verfaffer nach Vorstehendem mit Absicht nicht, wie in der L. 20. §. 1. D. cit. u. a., vom Dominus als Verpfänder der Sache reden. L. 49. D. cit. Labeo: Si quid est subreptum, id usucapi non potest, antequam in domini potestatem pervenerit. Paulus: Imo forsitan, et contra. Nam si id quod mihi pignori dederis, subripueris: erit ea res furtiva facta; sed, simulatque in meam potestatem venerit, usucapi poterit; und L. 6. C. de usuc. pro empt. (7. 26.) Philippus: Cum sit probatum, rem pignori fuisse obligatam et postea a debitore distractam: palam est non potuisse eam quasi furtivam usucapi. Vergl. Unterholzner a. a. D. I. S. 239. v. Vangerow Leitfaden I. S. 517. Puchta Pandecten S. 158. Note 1. Andere Erklärungen der L. 49. D. cit, geben Mühlenbruch Pand. II. §. 261. Note 14., der darin einen Fall steht, wo durch contracta fiducia Eigenthum auf den Pfandgläubiger übertragen war, und Nudorff Grundriß S. 124., der eine Uebertragung des Nechtes der Fiducia auf das Pignus annimmt. Selbst ersterer neigte indessen zuleßt der obigen Auffassungsweise zu. S. Mühlenbruch Ausg. v. Madai. 3. Wird das Furtum weder vom Dominus, noch von demjenigen begangen, der die fremde Sache bona fide auf einen Andern übertragen, sondern von einem Dritten, und zwar an dem Inhaber einer Sache, welcher das Eigenthum des Dominus anerkennt, so kommt es nun darauf an a) ob dieser Inhaber eine Persona extranea ist, wie der Mandatarius, Pfandgläubiger, Ufufructuar, oder b) ein in potestate domini Befindlicher, ein Sclave, Haussohn. Ad a) Im ersteren Falle wird die Res furtiva noch nicht dadurch von diesem ihrem Vitium purgirt, daß sie ohne Wissen des vom Furtum unterrichteten Dominus in den Bestß des Procurators, Ufufructuars, 2c. zurückkehrt. Hieraus erklärt sich L. 4. §. 6. D. de usurp. (41. 3.) Paulus: Quod autem dicit Lex Atinia, ut res furtiva non usucapiatur, nisi in potestatem eius, cui subrepta est, revertatur, sic acceptum est, ut in domini potestatem debeat reverti, non in eius utique, cui subreptum est. Igitur creditori subrepta, et ei, cui commodata est, in potestatem domini redire debet; vergl. m. L. 41. D. eod. Wohl aber ist die Res furtiva als in potestatem domini reversa zu betrachten, wenn der Eigenthümer von der Wiedererlangung des Befißes seiner Sache Seitens des sein Eigenthum Anerkennenden Kunde erlangt hat. Arg.

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