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und v. Vangerow' a. a. D. I. S. 513., diese Constitution Justinian's blos von der Klagenverjährung verstehen zu dürfen; allein um so ungerechtfertigter, je unzweideutiger die Worte Temporalis exceptio auch in L. 30. C. de iure dot. (5. 12.) sowohl zur Bezeichnung der Usucapio als Longi temporis praescriptio gebraucht werden. Die Reception der von Usucapio der Mündelssachen handeln den Stellen in die justinianeische Compilation, und daneben sogar die. Aufnahme eines eigenen Titels in den Cover II. 36: Si adversus usucapionem (i. i. restit. postuletur), an welcher gedachte Gelehrte so großen Anstoß nehmen, erklärt sich einfach daraus, weil für die Zukunft die Sammlungen Justinian's die einzigen Recht 8quellen sein sollten. Const. Tanta §. 23. Dedit nobis §. 23. War dies aber der Fall, so würden möglicher Weise eine ganze Anzahl Minderjähriger, deren vierjährige Restitutionsfrist (L. 2. Th. C. de in integr. rest. 2. 16. L. 7. I. C. de temp. i. int. rest. 2. 53.) in Folge einer gegen sie bereis vollendeten Usucapio im Erlaßjahre jener L. 5. C. cit. (a. 531.) zu laufen begonnen, ihres durch dieses Gesez doch unmöglich beeinträchtigten Beneficium restitutionis in integrum verlustig ge= gangen sein, wären nicht die alten Grundsäße darüber in die Pandecten und den Coder aufgenommen worden, um dem Nichter für die nach deren Publication vor abgelaufenem Quadriennium (vom J. 531. Cal. Nov. abwärts) eingereichten Restitutionsgesuche der Minderjährigen gegen Usucapiones eine Norm an die Hand zu geben. Zu dem hier vertheidigten Resultate gelangt auch neuerdings Arndts in der Zeitschr. für Civilr. u. Pr. XX. S. 389 ff.

S. 29.

Fortseßung.

4. Von legirten Sachen, die der Onerirte veräußert, und 5. von Rebus litigiosis.

4. Legirte vom Onerirten veräußerte Sachen sind der ordentlichen Ersigung entzogen. L. 3. §. 3. C. Commun. de leg. (6, 43.) Iustinian. verb.: caveat (legatarius) ab omni venditione vel hypotheca; si autem ad venditionem vel hypothecam prosiluerit, sciat, quod .. ab initio causa in irritum devocetur, et ita intelligenda est quasi nec

scripta,.. ut nec usucapio nec longi temporis praescriptio contra legatarium vel fideicommissarium procedat; cet.

5. Res litigiosa e. Das zuerst durch ein Edikt des Augustus ins Leben gerufene Verkaufsverbot im Rechtsstreite befangener Sachen bezweckte nur den besigenden Beklagten für die Dauer des anhängigen Prozesses gegen neue Veräußerungen durch Mancipatio und darauf gegründete neue Vindicationen sicher zu stellen, vergl. Bach of en, das Veräußerungsverbot der Res litigiosa, a. a. D. S. 57. ff.; daher traf es zunächst den Beklagten gar nicht, und selbst den Kläger nur in Prozeffen über Eigenthum an Praediis in italico solo. Fragm. de iure fisci. §. 8. cf. Gaius. IV. 117. Vergl. Nov. 112. c. 1. Erst die spätere Jurisprudenz und Legislation hat das Verkaufs-Verbot litigiöser italischer Grundstücke auf alle Alienationes aller Sachen, aber auch auf die Person des Beklagten ausgedehnt, und zwar in der Art, daß im Contraventionsfalle die Veräußerung nicht nur ipso iure nichtig ist, sondern auch noch überdies Strafe nach sich zieht. Fragm. de iure fisci §. 7. L. 3. D. de litig. (44. 6.) L. 13. D. fam. erc. (10. 2.) L. 27. §. 1. D. ad S. C. Vell. (16. 1.) L. 2. 4. C. de litig. (8. 37.) Bach vfen a. a. D. S. 68. ff. Die Litigiosität einer Sache beginnt aber mit der Litiscontestation *) und erreicht nach der Natur der Dinge entweder mit dem Urtheile oder im Momente des aufgegebenen Prozesses wieder ihr Ende. Wird sie, bevor dieses Ende erreicht, also während der Dauer des Prozesses, durch eine der Partheien veräußert, so kann auf eine solche gefeßlich verbotene Alienatio hin die ordentliche Ersizung nicht gegründet werden; dagegen steht leßterer natürlich nichts im Wege, wenn die Veräußerung erst nach gefälltem Urtheile oder post omissam quaestionem geschieht, weil unter dieser wie jener Voraussetzung von Res litigiosa keine Rede mehr ist Einen Fall der

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*) Fragm. de iure fisci. §. 8. Res autem litigiosa videtur, de qua apud iudicem causa delata est; vergl. m. L. un. C. de lit. cont. (3. 9.) Res in iudicium deducta non videtur, si tantum postulatio simplex celebrata sit vel actionis species ante iudicium reo cognita. Inter lite menim contestatam et editam actionem permultum interest. Lis enim tunc contestata videtur, cum iudex per narrationem negotii causam audire coeperit. Nov. 112. c. 1.

leßteren Art enthält L. 1. C. de praescr. (7.33.) Severus et Antoninus: Cum post motam et omissam quaestionem res ad nova dominia bona fide transierint, et exinde novi viginti anni intercesserint sine interpellatione, non est inquietanda, quae nunc possidet, persona. Und daher leuchtet denn nach Vorstehendem ganz von selbst ein, wie v. Wening-Ingenheim Civilrecht II. §. 41, v. V a ngerow Leitfaden I. S. 520., Rudorff Grundriß über das gemeine Civilrecht. S. 127 u. A. Unrecht thun, wenn sie sich auf vorstehende L. 1. C. cit. berufen, um zu beweisen, daß Res litigiosae gegen die regelmäßige Wirkung geseßlicher Veräußerungsverbote der ordentlichen Ersigung nicht entzogen seien.

S. 30.

IV. Der Vindication entzogene Sach e n.

IV. Die vierte und legte Klaffe der aus allgemeinen Gründen ufucapionsunfähigen Sachen bilden solche, deren Vindication von den Gesezen untersagt, und bei welchen folgeweise dem Eigenthümer das Mittel vom Staate selbst genommen ist, unter dessen Mitwirkung deren Bestß vor Ablauf der Usucapionszeit wieder zu erlangen. Vergl. L. 1. §. 2. C. de ann. exc. (7. 40.) Iustinian. verb. Nullam temporalem exceptionem [sive per usucapionem inducta(m) sive per decem sive per viginti annorum curricula L. 30. C. de iure dot. (5. 12.)] opponi, nisi ex quo actionem movere potuerunt. cet. Quis enim incusare eos poterit, si hoc non fecerint, quod, etsi maluerint, minime adimplere lege obviante valebunt.

Unter diese Klaffe von Sachen gehören im Einzelnen :

1. fremde Baumaterialien, die so lange sie mit dem Gebäude verbunden sind, Tignum iunctum, nicht erseffen werden können. L. 23. §. 2. D. de usurp. (41. 3.) L. 7. § 11. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Davon war indessen schon weiter oben S. 136. Ad b. ausführlich die Rede.

2. Dotalfachen können nicht zum Nachtheile der auf Restitution zu klagen berechtigten Frau erseffen werden, so lange diese außer Stande ift, ihr Rückforderungsrecht geltend zu machen, also, den Fall eintretender Insolvenz des Mannes abgerechnet, während der ganzen Dauer der Ehe. L. 30. C. de iure dot. (5. 12.)

S. 31.

CC. Specielle Ufucapionsverbote.

I. Vitia ex persona.

Die speciellen Ufucapionsverbote beziehen sich entweder 1. auf die Person des Eigenthümers, in welchem Falle die Gesetze von einem Vitium, quod obstat ex persona reden, L. 24. §. 1. D. de usurp. (41. 3.), oder:

II. auf die zu ersißende Sache, Vitium ex re. L. 24. §. 1. D. cit. Beide Arten der Vitia machen die ordentliche Erfizung unmöglich. S. 10. I. de usuc. (2. 6.) Novissime sciendum est, rem talem esse debere, ut in se non habeat vitium, ut a bonae fidei emptore usucapi possit vel qui ex alia iusta causa possidet.

Ad I. Unter die erste Kategorie fallen:

1. Sachen des Fiscus*), als welche Bona vacantia indessen erst vom Momente der Denuntiation [L. 1. §. 2. D. de iure fisci (49. 14.) L. 10. §. 1. D. de div. temp. praescr. (44. 3.)] erscheinen. §. 9. I. de usuc. (2. 6.) L. 18. D. de usurp. (41. 3.) Seneca Ep. LXXIX. 6. Iurisconsulti negant, quidquam publicum usucapi. Trägt eine Sache des Fiscus in den Händen eines Dritten Früchte, so find auch diese der Ersizung entzogen. L. 2. C. Commun. de usuc. (7. 30.) Purgirt wird der gedachte Fehler dadurch, daß die Sache aufhört dem Fiscus zu gehören. L. 24. i. f. D. de usurp. (41. 3.)

2. Gegenstände des Privatvermögens des Regenten im Allgemeinen, Res dominica e, nicht blos Praedia rei dominicae, wie Göschen Vorlesungen II. 1. §. 264. will. Cod. VIII. 38. Ne rei dominicae vel templorum vindicatio temporis praescriptione submoveatur. L. 2. C. de fundis et saltibus rei dominicae (11. 66.)

*) Darunter sind die dem Staate als juristischer Person zustehenden Sachen zu verstehen, die ihrem Wesen nach ebensogut im Privat-Eigenthume sein können, Pecun'a populi, L. 6. pr. D. de contrah. empt. (18. 1.), Patrimonium fisci. L. 72. §. 1. D. eod. L. 2. §. 4. 5. D. ne quid in loc, publ. (43. 8.) Die Res publicae i. e. S. find schon als Res extra commercium der Ufucapion entzo= gen, und fallen daher unter die erfte und zweite der §. 25. sub BB. angeführten Klassen usucapionsunfähiger Sachen.

3. Sachen der Städte, Res civitatium*). Während nach classischem Rechte, von den Fällen obrigkeitlicher Einweisung abgesehen**), feine Usucapio der Städtesachen möglich war, L. 9. D. de usurp. (41. 3.) L. 12. §. 2. D. de Publ. i. r. act. (6. 2.) L. 2. C. ne rei domin. (7. 38.), konnte eine zwanzigjährige Präscription derselben einem Zeugnisse des Paulus zufolge ***) unbedenklich vorkommen. Vergl. auch L. 1. i. f. C. de praescr. 1. t. (7. 33.) Durch Justinian's Vereinigung und Verschmelzung der Usucapio mit der Longi temporis praescriptio in L. 1. C. de usucap. transform. (7. 31.) a. 531. mußte sich dieser Zustand nothwendig ändern, und zwar entweder so, daß den frü

*) Auch hierher gehören, analog den Sachen des Staates, nicht die Res universitatis i. e. S. z. B. theatra, stadia,. et si qua alia sunt communia civitatium, §. 6. I. de rer. div. (2. 1.) L. 6. §. 1. D. de div. rer. (1. 2.), weil diese schon als Res extra commercium der Usucapion entzogen sind, L. 9. D. de usurp. (41. 3.), sondern das Patrimonium universitatis.

**) Hieraus erklärt sich L. 15. §. 27. 1). de damn. inf. (39. 2.) Ulp. Sed in vectigali praedio, si municipes non caverint: dicendum est, dominium per longum tempus adquiri. Wie oben S. 36 unter Bezugnahme auf diese Stelle bereits angeführt, wurde durch die Immissio ex secundo decreto damni infecti causa nur ein In bonis begründet, das von dem Missus erst durch Longi temporis praescriptio in Dominium verwandelt werden mußte. Dies ist der ursprüngliche Bezug obiger Stelle. Daß sie troß der wahrscheinlich schon dem Anfange des Jahres 531 angehörigen L. un. C. de nudo iure Quir. (7. 25.) (vergl. v. Buchholz in den Sell'schen Jahrb. II. S. 123.) noch in den Pan= decten Aufnahme gefunden hat, da doch seit dieser Constitution der Missus ex secundo decreto sofort Eigenthümer wird, wenn es die Stadt war, erklärt sich daraus, weil obigen Worten noch praktische Bedeutung abzugewinnen war, insoferne man nur dabei an ein der Stadt nicht eigenthümliches, sondern von ihr bona fide besessenes Grundstück dachte, das dann erst von dem Missus ersessen werden muß.

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***) Paulus Sent. rec. V. 2. 4. Viginti annorum praescriptio`etiam adversus rempublicam prodest ei, qui iustum initium possessionis habuit nec medio tempore interpellatus est. Cf. L. 1, i. f. C. de praescript. 1. t. (7. 33.) — Wenn Unterholzner (a. a. D. I. S. 192. a. E. vergl. m. S. 155.) — und ihm neigt sich Puchta Cursus der Inst. II. S. 633. Note aaa zu, diese Stelle des Paulus gar nicht von städtischem Befißthum versteht, sondern von Pfandansprüchen, welche von einer Stadtgemeinde geltend gemacht werden, und folgeweise gar keine Longi temporis praescriptio der Städtegüter als früher bestehend zugiebt, so ift dies rein willkührlich.

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