Page images
PDF
EPUB

Prophetische Stimmen aus Nom,

oder

das Christliche im Tacitus

und

der typisch prophetische Charakter seiner Werke

in Beziehung auf

Rom's Verhältniß zu Deutschland.

Ein Beitrag zur Philosophie der Geschichte und zur tieferen
Würdigung des römischen Geschichtschreibers

[ocr errors][merged small][merged small]

Hamburg und Gotha,

bei Friedrich und Andreas Perthes.

Facta sind in den Büchern, der Schlüssel ist in dem Herzen und in der Welt Lauf.

J. v. Müller,

Zweiter Theil.

Die Weltanschauung des Tacitus

und

ihre Deutung.

Drittes Kapitel. 1)

Grundzüge der taciteischen Weltanschauung, das Christliche in derselben und der typisch prophetische Cha= rakter der Werke des Tacitus im Allgemeinen.

Die Welt ist Resultat eines unendlichen Einverständnisses, und unsre eigne innere Pluralität ist der Grund der Weltanschauung.

Novalis II. S. 152.

Was machte Tacitus fähig und würdig, die Geschichte des Jahrhunderts, in welchem das Christenthum erschien und seine erste Begründung erhielt, der Nachwelt auf eine für alle Zeiten so bedeutsame und wunderbar großartige Weise zu überliefern? Wie entstand in seiner Seele ein so tiefes, ein so lebendiges Bewußtsein von der Entartung der ganzen civilisirten Welt, von dem, was sie gewollt und erstrebt hatte, und von dem, was sie geworden war? Was ließ ihn den höchsten Beruf seines Lebens darin finden, dies Bewußtsein in der Gestalt der Geschichte mit einer in subjectiver wie in objectiver Hinsicht gleich bewundernswürdigen Wahrheit auszusprechen? Was lenkte seinen Blick auch über die Schranken der römischen Welt hinaus, und erhob ihn mit seiner Betrachtung, ohne daß er aufhörte Römer zu sein, oft auf

1) Um die Continuität des Ganzen auch dadurch anschaulich zu erhalten, haben wir dies Kapitel nicht als das erste des 2ten Theils, sondern als das dritte des ganzen Werks bezeichnet.

« PreviousContinue »