Page images
PDF
EPUB

Die City of Washington der Liverpool-, New-York- und Philadelphia-Linie machte die Ueberfahrt nach Liverpool in 9 Tagen und 22 Stunden. Diese Linie hat 8 Dampfer, die Cunard 6, aber sie fährt bei Weitem die meisten Passagiere, nämlich fast aller.

Die ehemals zwischen New-York und Havre fahrenden Fulton und Arago sind von der Bundes - Regierung verwendet worden.

Wenig andere Dampfer haben 1862 eine oder mehrere Reisen gemacht, z. B. die Stella, der Congrefs, Melita u. s. w.

Der Great-Eastern machte vier Fahrten. Die längste, nach Westen, dauerte 11 Tage 3 Stunden; und die kürzeste, nach Osten, 9 Tage 20 Stunde. Er erhielt also den auf seine Gröfse gegründeten Ruf nicht aufrecht, dafs er im Stande sein werde, die kürzesten Fahrten zu machen. Im October fuhr er auf einen Felsen an der Küste von Long-Island auf, so dafs seine Eisenplatten auf 16 Fuls zerbrochen wurden, etwa 25 Fufs unter der Wasserlinie Da kein Dock grofs genug ist, das gewaltige Schiff aufzunehmen, so war die Reparatur eine schwierige Aufgabe; dieselbe wurde jedoch in glücklichster Weise gelöst.

v. K.

Die italienische Auswanderung nach Süd-Amerika,

nach einer brieflichen Mittheilung.

Die italienische Regierung hat in der letzten Zeit ihre Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse ihrer Unterthanen, in Süd-Amerika gelenkt, wo dieselben sehr stark vertreten sind. So ist vor Kurzem der Kriegsdampfer „Fulminante als Stationsschiff dahin abgegangen, und jetzt ist auch der bisherige Geschäftsträger am copenhagener Hof, Marquis Migliorati, zum Minister des Königreichs Italien in Peru und Chili ernannt. Der Marquis wird seinen bleibenden Aufenthalt in

Lima nehmen.

Die Auswanderung aus Italien nach Süd-Amerika, namentlich aber nach La Plata, hat einen sehr bedeutenden Höhepunkt erreicht, und der italienische Schiffsverkehr mit jenem Welttheil ist ein äusserst belebter. Etwa der Schiffe, welche dahin fahren, berühren Santa Croce auf Teneriffa; die übrigen, nämlich diejenigen, die gute Seefahrer sind und sich bereits in Malaga, Gibilterra, oder in Cadix aufgehalten haben, reisen direct nach Süd-Amerika.

Im Jahre 1861 langten 29 italienische Schiffe in Brasilien an, 23 in Montevideo und 82 in Buenos-Ayres. Nur 50 hatten Santa Croce besucht, wovon 41 direct aus Genua gekommen waren. Im Durchschnitt hatte jedes Fahrzeug einen Tonnengehalt von nicht mehr als 255 Tonnen. Die Gesammtzahl der Mannschaft betrug kaum 676 Köpfe, jene der Passagiere dagegen stieg auf 4334. 4115 gingen nach La Plata, 88 nach Guayra, 84 nach Rio-Janeiro u. s. w. Die Reisekosten sind so mäfsig, dafs sie oft nicht 220 Francs übersteigen; freilich ist die lange Fahrt mit manchen Entbehrungen verbunden; man giebt auch in dieser Hinsicht den genueser Schiffen den Vorzug, weil man an ihrem Bord etwas besser gepflegt wird.

Alle, oder doch fast alle der auf diese Weise nach Süd-Amerika beförderten Reisende sind Auswanderer. Sie lassen sich dort nieder und treiben Landwirthschaft in der blühenden valdesischen Colonie del Rosario, sonst aber Horticultur, Kleinhandel und Baukunst. Der Hafen- und Pilotendienst ist beinahe ganz in ihren Händen, und die Eigenthümer, die Capitäne und die Mannschaft der dortigen Küstenfahrer, zumal auf den Flüssen, gehören ebenfalls zum gröfsten Theil der italienischen Nationalität an.

Einige erwerben sich mitunter ein nicht unerhebliches Vermögen, die Meisten leben überhaupt bequem. Viele übersenden Geld den zurückgebliebenen Verwandten, und die italienischen Consuls in Montevideo und Buenos-Ayres vermitteln jährlich an 300,000 Francs dergleichen Geldunterstützungen nach Italien. In dieser Beziehung verdienen besonders die Auswanderer aus Cuneo, Mondovi und Ceva Anerkennung. Süd-Italien liefert gleichfalls sein Contingent zur Auswanderung nach Süd-Amerika, und auch seine Vertreter daselbst führen im Allgemeinen ein ebenso thätiges als sittliches Leben. Wenige von den ausgewanderten Italienern kehren wieder nach der Heimath zurück. Durchschnittlich ist die Zahl der Heimkehrenden wenigstens 6 Mal kleiner als jene der Auswanderer, so dafs z. B. nur 15 italienische Reisende auf jedem von Amerika, und 87 auf jedem von den italienischen Häfen absegelnden Schiffe anzutreffen sind. Ja es kommt mitunter vor, dafs ein einziges Fahrzeug aus Italien 500 Passagiere zugleich nach Montevideo bringt.

Zwar ist es bis zur Zeit kaum möglich gewesen, die Zahl aller italienischen Auswanderer jährlich genau festzustellen, doch glaubt der bekannte und verdienstvolle Chef der Consular - Abtheilung im italienischen Ministerium des Auswärtigen, Comthur Christoph Negri, dieselbe auf 8000 anschlagen zu dürfen, wovon männlichen Geschlechts. Viele Umstände tragen dazu bei, die Auswanderung aus Italien zu begünstigen; es giebt übrigens sehr thätige Comités in der Schweiz, ja selbst am Comersee und in den früheren piemontesischen Provinzen. Es kommt auch nur zu häufig vor, dafs ganz junge Leute sich heimlich nach dem neuen Welttheil begeben.

In den letzten 25 Jahren, bemerkt ferner Comthur Negri, dem wir die angeführten Zahlen verdanken, sind vielleicht 100,000 Italiener nach La Plata ausgewandert, und sollte die Auswanderungslust nicht abnehmen, so dürfte Italien in den nächsten 10-12 Jahren eben so viele seiner Söhne vermissen.

Damit aber dieselben für das Vaterland eben nicht ganz verloren gehen, und um deren ziemlich, raschen Verschmelzung mit den einheimischen Einwohnern in Süd-Amerika vorzubeugen, schlägt der genannte ehrenwerthe Staatsbeamte verschiedene Massregeln vor. Seiner Ansicht nach sollen namentlich die diplomatischen Vertreten Italiens in Amerika durch die Gründung permanenter Kriegsschiffsstationen in die Lage versetzt werden, ihren Landsleuten im Nothfall stets kräftige Unterstützung zu gewähren; ferner sei es rathsam, die Consular-Posten daselbst zu vermehren und deren Wirkungskreis zu erweitern. Die italienische Regierung scheint nun wirklich den vorgeschlagenen Plan verfolgen zu wollen.

Wir werden uns schliesslich nur eine Bermerkung erlauben: Mit dem Aufblühen des Handels und der Industrie im jungen Königreich Italien, und Dank den veränderten Umständen, die allmälig den allgemeinen Wohlstand heben wer

den, wodurch jedem Landeskinde die Möglichkeit geboten wird, ohne das geliebte Vaterland zu verlasen, sein tägliches Brod leichter zu verdienen, darf man wohl annehmen, dafs das Bedürfnifs, oder die Lust zum Auswandern nach und nach bedeutend abnehmen wird.

Neuere Literatur.

M. Vivien de Saint-Martin. L'année géographique. Revue annuelle des voyages de terre et de mer ainsi que des explorations, missions, relations et publications diverses relatives aux sciences géographiques et ethnographiques. 1ère année. Paris, Hachette, 1863.

Es ist unstreitig ein vortrefflicher und ein verlockender Gedanke, die Fortschritte, welche die Geographie im Laufe eines Jahres gemacht hat, in einem übersichtlichen Gesammtbilde dem weiten Kreise des an der Erdkunde Antheil nehmenden Publikums vor Augen zu legen. Mehr als Einer ist schon auf diesen Gedanken gekommen und hat auch wohl Hand ans Werk gelegt, einem so allgemein gehegten Wunsche, ja einem so unzweideutigen Bedürfnisse zu entsprechen. Leider ist noch immer nicht der Beweis geliefert, dafs die Sache überhaupt ansführbar ist. Zunächst gehört doch wohl ohne Zweifel dazu ein Geograph, welcher mit allen bisherigen Leistungen auf diesem Gebiete, mit allen Entdeckungen und dem für jedes einzelne geographische Objekt erreichten Stadium, mit den Fortschritten auf den Gebieten der Hülfswissenschaften der Geographie, sowie mit der früheren und gegenwärtigen Cartographie hinreichend vertraut ist, um jede neue Arbeit in richtigem Lichte und ihrer wahren Bedeutung für das Ganze der Wissenschaft, sowie für das besondere, von ihr behandelte Objekt würdigen zu können. Einem solchen nun mufs ferner jede veröffentlichte Arbeit nicht nur dem Titel nach bekannt werden, sondern auch zugänglich sein; und endlich, was wahrlich nicht die kleinste von den Bedingungen ist, er mufs im Laufe eines Jahres sich des wesentlichsten Inhaltes einer jeden dieser Arbeit bemächtigen, also gewifs seine Zeit und Kraft nur und ausschliesslich dieser einzigen Arbeit widmen. Wir wollen nun von dem Verfasser des genannten Werkes Grofses sagen und ihn für den Geographen gelten lassen, welcher an ein solches Unternehmen gehen darf; wir wollen auch die zweite Bedingung, mit der Restriction, dass wenigstens alle Werke von Bedeutung ihm zugänglich werden, als erfüllt betrachten: dann bleibt immer doch die dritte, nämlich die Ausführung der Sache selbst, nicht eben so leicht thunlich. Ein so fleifsiger, vielbeschäftigter Mann, wie Herr Vivien de St. Martin, kann im Laufe eines Jahres viel leisten, aber nicht eine solche Arbeit nebenher zu Stande bringen. Das beweist der vorliegende Band.

Können wir nun also das vollendete Ideal nicht haben, so lassen wir uns an dem Möglichen genügen; auch in seinem relativen Werthe bleibt das Werk

ein anerkennungs- und schätzenswerthes. Der Verfasser gesteht in der Vorrede es selbst zu, dass die Franzosen in der wissenschaftlichen Erdkunde von dem hohen Standpunkte herabgestigen sind, welchen sie noch vor etwa 80 Jahren einnahmen; dafs dagegen die Deutschen seit 100 Jahren in dieser Beziehung eine Höhe erreicht haben, von welcher sie mit einiger Mifsachtung auf die Franzosen herabsehen. Den Grund sucht er in der geringen Verbreitung des geographischen Wissens unter den Franzosen und in dem daher rührenden Mangel an Interesse. In der That, Kenntnisse und Interesse sind selbst in Paris so wenig verbreitet, dafs zwei Dutzend anwesende Mitglieder in der geographischen Gesellschaft schon eine ansehnliche Zahl sind. Diese Lage der Dinge zu ändern, ist des Verfassers Absicht; und der Erfolg, welchen er durch die Publication seines Tour du monde erreicht hat, berechtigt ihn zu der Hoffnung, dafs Kenntnisse und Interesse in erfreulichster Weise unter seinen Landsleuten zunehmen, und hat ihn zu diesem neuen Unternehmen angetrieben, für welches er das Programm in folgende Worte faist: Nous voulons raconter tout ce qui se fait et dine tout ce qui se publie. Nous voulons suivre les voyageurs dans leurs courses, les explorateurs dans leurs recherches, les savants et les observateurs dans leurs études et dans leurs investigations; nous voulons surtout dégager de cette masse de travaux et de publications ce qui constitue, enfin de compte, la connaissance acquise et le progrès accompli.

Die ersten 10 der 23 Bogen des Werkes behandeln Afrika, und die ersten drei von diesen zehn die Unternehmungen zur Aufsuchung der Nilquellen, einschliesslich einer 6 Seiten umfassenden kurzen Analyse unserer Kenntnifs von der Geographie und Ethnographie der südlichsten Gegenden am Nil. Die Arbeiten, auf welche dabei Rücksicht genommen worden ist, sind aber keinesweges nur die im letzten Jahre publicirten, sondern greifen bis zum Jahre 1856 zurück; dadurch werden die einzelnen Abschnitte natürlich nicht zu einem Bilde der innerhalb eines Jahres gemachten Fortschritte, sondern nähern sich dem von unseren gegenwärtigen Kenntnissen. Dafs dabei von einer Vollständigkeit nicht die Rede sein kann, vielmehr nur Andeutungen gegeben werden können, versteht sich wohl von selbst; aber auch diese werden, in so guten Zusammenhang gebracht und in guter Darstellung, auch für gar manchen Nicht-Franzosen sehr belehrend sein. Der Algier behandelnde Abschnitt ist, wie sich erwarten läfst, mit Liebe behandelt, und gewährt einen erwünschten Ueberblick; eine 8 Seiten umfassende kleine Monographie über die Tuâregs ist demselben angehängt.

[ocr errors]

Die folgenden 8 Bogen behandeln Asien nach seinen einzelnen Theilen. Bei Gelegenheit der Euphrat- und Tigrisländer erhalten wir einen Ueberblick über die Geschichte des Studiums der Keil-Inschriften, die gewifs auch gar Manchem eine gewünschte Belehrung verschaffen wird, wenngleich dieselbe als aufserhalb des Zweckes liegend bezeichnet werden mufs, welchen das Buch erreichen will. Ich erwähne beispielsweise, um zu zeigen, was der Leser zu erwarten habe, dafs für Japan 9 Titel von Arbeiten aufgeführt werden, und dafs darauf 3 Seiten über Japan handeln, aber weder über diese Arbeiten Bericht geben, noch etwa das in denselben enthaltende für die Wissenschaft Neue resumiren. Zehn weitere Seiten behandeln Oceanien, vierzig andere Amerika, und endlich sind auf vierzig Seiten die Titel der Europa betreffenden Arbeiten aufgeführt, hie und da mit Zeitschr. f. all.g Erdk. Neue Folge. Bd. XV. 29

einer kurzen, dazwischen gestreuten Besprechung, wie wir es in Petermann's Mittheilungen finden. Afrika und Asien nehmen sonach reichlich drei Viertel des ganzen Jahresberichtes ein, der eben in der angelegten Art nicht durchzuführen war; Zeit und Kraft eines Einzelnen kann selbst für eine in dieser Weise gefafste Uebersicht nicht zu reichen.

Bei alle dem können wir uns über diesen Versuch nur anerkennend anssprechen. Wir wiederholen, wir lassen uns an dem Möglichen genügen, und erkennen gern an, dafs sich der Verfasser für seine Landsleute ein entschiedenes Verdienst erworben hat.

v. K.

Dr. A. E. Brehm: Ergebnisse meiner Reise nach Habesch im Gefolge S. H. des regierenden Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha Ernst II. Hamburg (Meifsner) 1863. 439 S. 8.

Alfr. Brehm, dieser unermüdlich thätige Schriftsteller, nimmt unter den lebenden Zoologen eine eigenthümliche Stellung ein. Gegenwärtig wählen die meisten Pfleger der Thierkunde, nach dem Vorgange eines G. Cuvier, K. E. v. Bār, J. Mueller, R. Owen, H. Rathke, C. Th. v. Siebold u. A., die Erforschung des Baues und der Gesammtheit der Lebenserscheinungen, besonders aber auch die Entwickelungsgeschichte der Thiere, zum Hauptgegenstande ihrer Arbeiten. Brehm dagegen gehört noch zur geringen Zahl derer, welche, der vergleichenden Anatomie und Physiologie fern stehend, sich damit begnügen, den Thierleib nur nach rein aufserlichen Merkmalen, nach Gröfse, Färbung und allgemeiner Gestaltung zu schildern und dann einige Bemerkungen über geographische Verbreitung, Jagd, Benehmen in der Gefangenschaft u. s. w. der einzelnen Thierformen anzufügen. Brehm vertritt also hauptsächlich nur einen Zweig der Zoologie, nicht aber die Zoologie als Wissenschaft im Grofsen und Ganzen. Er ist sich des bestimmenden Einflusses der vergleichenden Anatomie und der Paläontologie auf die Systematik wenig oder gar nicht bewusst. Solange es sich nun darum handelt, dem Laienpublikum interessante Anekdoten über dies und jenes Thier vorzuerzählen, ihm eine anziehende Unterhaltungslektüre aus dem Gebiete der Zoologie zu schaffen, mag das recht wohl angehen '). Unzureichend aber und durchaus nicht rathsam, ist das Verfahren derartiger Naturforscher da, wo dieselben, ihren Gesichtskreis verlassend, umgestaltend oder verbessernd in die von competenterer Seite geordneten, zoologischen Systeme eingreifen wollen. Um darin Erfolge zu erringen, dazu bedarf es gründlicher anatomisch-physiologischer und besonders auch paläontologischer Kenntnisse. Brehm

99

1) So ist z. B. Brehm's Illustrirtes Thierleben", welches gegenwärtig im Verlage des bibliographischen Instituts zu Hildburghausen erscheint und von der Hand des genialen R. Kretschmer mit überaus trefflichen, höchst naturgetreuen Thierbildern ausgestattet wird, ein recht guter Führer durch zoologische Gärten und eine interessante Lektüre für Laien.

« PreviousContinue »