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Gramina. 31. Eragrostis cynosuroides, Beauv. Auf sandigsalzigem Boden bei Meshita massenhaft und charaktergebend. 2. Juli 1862. fr.

Gramina. 32. Pennisetum cenchroides, Rich. Häufiges Gras bei Belka - Schifarri [Belkaschi farri] in Kanem, 16. Aug. 1862. fr.

XIII.

Beschreibung einer Reise queer durch das Innere der Europäischen Türkei

von Rustchuk über Philippopel, Rilo Monastir, Bitolia (Monastir) und den Thessalischen Olymp nach Selanik oder Thessalonike im Herbst 1862.

Von Dr. H. Barth.

(Hierzu 1 Tafel.)

Auf meiner Reise durch die Küstenländer des Mittelmeeres in den Jahren 1845-1847, die sich von Westen nach Osten an jenen Gestaden hinumzog, war ich nach langsamer und vielfach gewundener Durchwanderung des Klein-Asiatischen Vorlandes erst ganz zum Schlufs an die Griechisch-Türkische Halbinsel gelangt und hatte von ihrer breiteren Basis, ihrem eigentlichen Wurzelstock, nur eben die Perle, die Orientalische Welthauptstadt Stambul selbst kennen gelernt; auch auf meinem Ausfluge nach Klein-Asien im Herbste 1858 hatte ich jene südöstliche Europäische Halbinsel nur gestreift, da ich in bequemer ThalFahrt der mächtigen Ost-Europäischen Wasserader folgte und nur auf einem interessanten Ausfluge von der Hauptstadt der Wallachei aus das Ufer jenes gewaltigen Stromes mit dem Kamme des sein weites Frucht-Thal auf der Nordseite umschliefsenden Transsylvanischen Gebirges in Verbindung setzte. So beschlofs ich denn im vorigen Jahre (August 1862) eine kurze Rundreise durch eben jenes südöstliche Glied des Europäischen Festlandes zu machen und dasselbe durch lebendige Erkenntnifs seiner inneren Gliederung, so wie durch einen Einblick in das Leben seiner Bewohner in das gewonnene Bild der Nachbarländer einzureihen. Ich folgte also dem an die centralen Gebirgsgruppen

Deutschlands sich anschliessenden und dieselben mit dem Gebirgsgerippe jener südöstlichen Europäischen Halbinsel vermittelnden, von Nord-West nach Süd-Ost gestreckten Gebirgszuge, indem bei meinen zuerst in die weite Ferne gerichteten Reisen selbst das so nahe gelegene Riesengebirge früher von mir unbesucht geblieben war. Nachdem ich dann unter dem gastlichen Dache eines befreundeten Bewohners des fernsten Grenzbezirkes Preussisch-Schlesien's, ohne einen einzigen Blick in die nahe gelegene Gebirgswelt, ein andauerndes gewaltiges Regenwetter abgehalten, besuchte ich, vom herrlichsten Wetter begünstigt, den in seinem Gesammtbilde, wie er als fast vereinzelte Gruppe aus flacher Thalebene aufsteigt, überaus heeren und grofsartigen') Central-Karpathischen Knoten des Tatra, zuerst an der Nordseite von Zakopana und Koscielisko aus und auf dem unübertrefflich grofsartigen Wege durch das Sieben-Seenthal, dann über den nicht unbeschwerlichen Scheidekamm des Sabrat in das Fünf-Seen-Thal und aus ihm nach dem Fisch-See-Thal und Javorino; später auf der Südseite von der lieblichen Wasserheilanstalt Schmöks aus mit einer Besteigung der Lomnitzer Spitze am 21. August bei leider von Nebeln etwas getrübter Aussicht. Durch das Ungarische Erzgebirge, Schemnitz, Pesth und Grofs-Wardein wandte ich mich dann nach Siebenbürgen und umkreiste den Gebirgs-Rand dieses in mehrfacher Beziehung so interessanten frucht- und erzreichen Bodens auf der West- und Südseite, von Klausenburg über Abrudbanya und das Hatzeger Thal nach Hermannstadt) und dem in so reich gegliedertem und geschmückten Thalwinkel gelegenen Kronstadt, worauf ich auf dem malerischen Tomöser Pafs das Gebirge durchschnitt, an dessen frischen südlichen Thaleinschnitten ich mich schon früher ergötzt hatte. In Bukurešt weilte ich nur so lange, als es die zur Zeit dort überaus strengen und schnellen Verkehr höchst störenden Passreglements erheischten und eilte dann der Donau zu.

Am Sonnabend den 13. September passirte ich nach langem Warten den Flufs in kleinem Walachischen Fährschiff von Djurdjewo nach Rustchuk hinüber, zuerst am Walachischen Ufer, mit den in dem Kanal sich erfrischenden Büffeln an der Leine entlang gezogen, dann mit Hülfe des Segels durch den Strom hinüberschneidend und am jenseitigen Hochufer entlang, unterhalb der Festung mit den

Ich habe selten ein Gebirge gesehen, das ein so majestätisches Bild ge währt, wie die Centralkarpathen auf der Strafse von der Sobornie nach Neumarkt. 2) In Hermannstadt konnte ich zu grofsem Nutzen unter der freundlichen Leitung des Herrn Neugebohren und des Herrn Finanzkommissärs Bielz, wenn auch nur flüchtig, die schöne und für Siebenbürgen selbst so reiche mineralogische Sammlung inspiciren; daneben auch die von Herrn Binder am Oberen Nil gemachte reiche ethnographische Sammlung.

stinkenden Resten des zahlreich hier geschlachteten Viehes abwärts treibend. Um 11 Uhr landeten wir und die Türkischen Zollbeamten machten sich einen Spafs daraus, mein in ungewöhnlicher Form gepacktes und manches Ungewöhnliche enthaltende Reisegepäck recht durch und durch zu wühlen. Als ich dann den steilen Pfad in die Stadt hinaufgestiegen, wandte ich mich, anstatt in die vor einiger Zeit etablirte Italiänische Lokanda, von der ich wenig Rühmens hörte, besonders nicht in Bezug auf Reinlichkeit, nach einem Privathaus, genannt Casa Angelciu, und miethete hier ein kleines, allerdings sehr unansehnliches Zimmer. Nachdem ich hier mein Gepäck deponirt hatte, liefs ich mich sogleich zum Preufsischen Konsul, Herrn Kalisch führen, der in Folge seines vieljährigen Aufenthaltes in dieser Stadt eine angesehene Stellung und einen ansehnlichen Einfluss auf die jedesmalige Regierung sich erworben hat. Da er gerade abwesend war, hatte ich einige Zeit zu warten, bis er kam; dann aber ging es gleich zur Sache, er verhiefs mir sofort einen Buyurdī zu besorgen und ausgedehnte Reisepläne wurden geschmiedet. Da ich nun aber aufser einem zuverlässigen und der verschiedenen Sprachen kundigen Diener und vier Pferden auch eine kleine Eskorte während der ganzen Reise zu bezahlen hatte, stellte sich sogleich heraus, dafs der Rest meines Reisegeldes nicht reichen würde und ich beschlofs auf der Stelle zu schreiben, um mir weitere Mittel nach Sélanik, dem Endpunkte meiner projektirten Landreise, nachsenden zu lassen. Ich miethete nun für die Dauer der ganzen Reise einen Súrudjī mit vier Pferden, um nicht auf Post- oder Miethspferde während derselben angewiesen und so wegen zu wählender Seitenstrafsen abhängig zu sein. Auch war ich so glücklich, an Rossi einen des Landes und seiner verschiedenen Sprachen kundigen und in Beziehung auf seinen Charakter verlässlichen Dragoman und Begleiter zu erlangen. Aus Enos gebürtig, war er längere Zeit Dragoman des früheren Pascha Ismail gewesen und hatte dann als Agent eines Seidenhändlers mehrere Reisen gemacht; sein Hauptfehler bestand darin, dafs er das Türkische zwar fliefsend sprechen, aber weder schreiben noch lesen konnte, was für die genaue Wiedergebung der Namen der Orte der zu durchreisenden Landschaften mir einen nicht unbedeutenden Nachtheil brachte.

Nachdem so Alles mit gröfster Schnelligkeit betrieben und die Abreise auf den folgenden Tag festgesetzt war, machte ich einen Spaziergang durch die Stadt und erfreute mich ihres äufserlich bei schönem Wetter recht netten Anblickes. In der That machte sie jetzt, wo alle ihre Pfade trocken waren, einen ganz behaglichen Eindruck mit ihren vielen kleinen Gärten, ihren an den Kreuzwegen hübsch und hervorragend gelegenen Moscheen und den gelegentlichen Blicken in

die Tiefe auf den Flufs hinab. Später am Nachmittag ward noch der Bazar besucht, der gut versehn ist. Alles in Allem genommen ist Rustchuk selbst für den Europäer immer einer der wichtigsten und interessantesten Plätze an der Unteren Donau.

Sonntag, den 14. September, trat ich nun meine kleine Landreise durch das Innere der Türkei an. Leider hatte ich mich bereden lassen, die Strecke bis Trnowa zu Wagen (von der in der Walachei üblichen Art) zurückzulegen und die vier Pferde, die mir von da an als Reit- und Packthiere dienen sollten, davor zu spannen; denn, hätte ich gleich von Rustchuk an von freiem Sattel aus die durchreisten Landschaften nach Zeitmaafs und Kompasswinkeln niedergelegt, so würde ich einen ungleich mehr sicheren Ausgangspunkt für meine Aufnahme gehabt haben, da Rustchuk durch gute astronomische Beobachtung bestimmt ist. Auch zeigte sich bald genug, dafs selbst auf dieser Strecke bis Trnowa manches Einzelne in den Karten zu berichtigen sei und dazu war von einem bedeckten Wagen aus ohne Sitze, in dem man in Folge dessen ziemlich unbequem safs, nur unvollkommene Gelegenheit.

Um 9 Uhr Morgens ging es bei bedecktem Himmel und leichtem Regen unter Geleit eines Zabtié zur Stadt hinaus. Wir hatten das kleine Flüsschen Lōm, das hart an der westlichen Seite der Stadt in die Donau mündet, offenbar schon innerhalb der Befestigungen passirt, und hielten uns nicht auf der gewöhnlichen Strafse auf der östlichen, oder rechten Seite des Flüfschens, sondern liefsen alsbald die kleinen Ortschaften Gúleli, Ortá-tschiftlik und Doláb in der Flufs - Senkung z. L., während zur Rechten eine Kirche und Kaserne in weifsschimmernder Tünche von jenseit der Donau herschaute. Um 10 Uhr, wo wir uns auf nacktem Hochrücken hinhielten und einen weitern Umblick gewannen, hatten wir dann, ebenfalls z. L. ein von meinem Begleiter Móstraba genanntes Dorf, das unzweifelhaft dasselbe ist mit dem Basáraba anderer Reisenden; etwas zurück von Móstraba sahen wir Kadiköi liegen, das ebenfalls an der westlichen Strafse angesetzt wird. Ueberhaupt ward die Landschaft nun freier und nur ganz vereinzelte Baumgruppen belebten die nackte, grasreiche, stark gewellte Fläche. Dieser Charakter der Landschaft veränderte sich erst gegen 11 Uhr, wo der Boden besser wurde und wo, in der Nähe des jenseit der Hügel zur Rechten nach der Donau zu, gelegenen Dorfes Pyrgas oder Burgas mehr Acker auftrat. Kokorutsch (Zea Mais) war die ausschliefslich gebaute Frucht; sie war noch grün und stand recht gut. Der leichte Regen, der uns bisher begleitet hatte, war aber nicht stark genug, um die Fliegen zu verscheuchen, die auf dem ganzen Wege die Pferde in arger Weise belästigten.

Um 11 Uhr 15 Minuten stiegen wir in eine Senkung hinab, in

der zur Rechten Kóschula liegt (wahrscheinlich das Koschowa auf Kiepert's Karte, das aber zu weit nach Norden angesetzt ist) in einer für Schaafzucht sehr günstig geltenden Umgebung. Erst jetzt, bei dem Ansteigen aus dieser Senkung aufwärts, erblickten wir das durch hervortretende Kalkformation gekennzeichnete Steilufer des Lōm in einer Entfernung von etwa 1500 Schritt z. L. mit ansehnlichen Windungen, und jenseit desselben zeigte sich das Dorf Bódishma. Wie wir dann um 12 Uhr die Kante des Anstiegs erreichten, erweiterte sich der Umblick, besonders in südöstlicher Richtung, aber weder Charakteristisches noch Schönes war zu bemerken. Von diesem Rücken zog sich 124 Uhr eine Senkung, die wol gelegentlich zum Wasserabflufs dient, zur Rechten hinab nach Pyrgos, das wir schon vor mehr als einer Stunde immer zur Rechten gehabt hatten, dessen Bäume aber von hier aus sichtbar waren. Fünf Minuten weiterhin erreichten wir den nach einem nahen Quellborn Göl tscheschme ,,Rosenborn" genannten kleinen Khan und machten hier einen kurzen Halt.

Um 1 Uhr 15 Minuten setzte ich meine Fahrt fort durch die einförmige und ziemlich langweilige Gegend und liefs nach einer Stunde das Dorf Tékerek zur Rechten, einen Grabhof zur Linken. Der nach kleiner Unterbrechung jetzt wieder anfangende Regen, der die vor uns liegenden Abhänge schwierig zu machen drohte, beeilte unsere Fahrt ein wenig. So liefsen wir um 1 Uhr 45 Minuten, noch oben auf der Hochebene, das Dorf Brétanonk zur Rechten, Tomásnik zur Linken, stiegen dann in eine Senkung hinab und hielten uns in ihr entlang. Das vorher sehr öde Land belebte sich hier etwas durch grosse Rinder-Heerden, unter denen sich auch Büffel befanden. Im Winter aber ist dieser Weg fast unpassirbar und die Schwierigkeit des Verkehrs bei starkem Schneefall war durch die der Strafse sich entlang ziehenden Schneestangen genugsam angezeigt. In jener Jahreszeit wird diese Strafse auch nur zum Lokalverkehr benutzt, indem man von Rustchuk aus der östlichen Strafse folgt, zumal mit Pferden. Wir hatten dann einen kleinen Hügelzug hart zur Linken und liefsen auf ihm um 3 Uhr das Dorf Domógifeh mit einem gleichnamigen Quellborn an seinem Abhange. Hier tritt allmählig besserer Ackerboden auf und das Land nimmt einen wohnlicheren Charakter an. Wir fuhren gut. So liefsen wir um 4 Uhr 20 Minuten nahe zur Linken das Dorf Patitscha und etwa Meile dahinter das Dorf Tschernowo an der Vereinigung der beiden Arme des Lōm, des weissen (ak Lōm) und des schwarzen (kara Lōm), wie sich so oft an dergleichen kleinen Strombetten ein solcher charakteristischer, zuweilen allerdings eingebildeter, Unterschied ihrer Färbung in Folge der verschiedenen Art des von ihnen entwässerten Bodens bemerkbar macht.

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. XV.

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