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dung haben wir bei den Kirchen und Häusern gehandelt. In grober rother Thonwaare zeichnet sich Puebla besonders aus: sowohl durch Zierlichkeit der Formen und Muster als durch Gröfse und Leichtigkeit; dieser Artikel ist um so wichtiger, als das Kochgeschirr in Mexico aus irdener Waare, die auch sehr billig ist, besteht, und metallenes Geschirr in den Küchen unbekannt ist. Mit diesen Artikeln versorgt es das Land weithin, und sie wurden bis 1710 auch über Acapulco nach Guayaquil und Peru verführt. Auch Glas und Glaswaaren werden verfertigt. 3) Der dritte Hauptgegenstand ist die Fabrication der Seife; die Seifensiedereien Puebla's lieferten nach Humboldt 1802 jährlich 200,000 arrobas Seife (1 arroba 25 Pfund). Die Stadt versorgt damit die meisten andren Städte und sie bildet einen Haupt-Handelsartikel. Die Seife wird gemacht in der Gestalt von Vögeln, Fischen, vierfüfsigen Thieren und in unzähligen andren. 4) Puebla war von je her bedeutend und berühmt durch seine Eisen-Fabrication (herrerias): die Verfertigung von eisernen Werkzeugen (herramienta) und Eisenwaaren verschiedner Art, vorzüglich von Acker- und häuslichen Geräthschaften (herramientas de labranza; herramienta para proveer la labranza, rancherías y haciendas), als da sind: Pflugscharen; kurze Säbel, Messer; Hufeisen, Sporen und Steigbügel (rejas; machetes, cuchillos; herrages de bestias, espuelas y estribos). Geschätzt, als die besten Mexico's, sind auch seine Waffen, vorzüglich Säbel u. ä. (armas blancas): sowohl wegen der Härte, welche man ihnen zu geben weifs, ähnlich wie in Toledo; als auch wegen ihrer vorzüglichen Arbeit. Auch kleine Eisenwaaren und Kupferwaaren (cobre labrado) werden verfertigt; auch Gold- und Silberwaaren; ein deutscher Juwelier aus Braunschweig, Eduard L'Enfer, hat jüngsthin viele Jahre in Puebla gelebt. 5) Es sind hier Gerbereien, liefernd gegerbte Häute (curtidos; nach Humboldt 1802 jährlich 82,000 Kuhhäute; aber durch Veracruz wurden Seife und Häute wenig ausgeführt); es werden gearbeitet Schuhe, Hüte, Riemer- und Gürtler - Arbeiten (obras de talabartería). 6) Puebla liefert Tauwerk (xarcia), Matten (petates), bemalte Trinkschalen (ricura pintada); Talg (sebo), Artikel in Wachs (cera labrada), Zuckerwaaren und in Zucker eingemachte Früchte (azucares, dulces), Branntweine (aguardientes). 7) Die Lebensmittel sind in Puebla sehr wohlfeil und von ausgezeichneter Güte; besonders zu erwähnen ist das vorzügliche feine und weifse Weizenbrodt.

Der Handel Puebla's hat einen grofsen Umfang. Jene vielen Fabricate der Stadt, mit denen sie zum Theil das ganze Land versorgte, bilden an sich schon einen lebhaften Verkehr; dazu kommen noch die Gegenstände, welche aus andren Provinzen jährlich zur eignen Versorgung und zu ihrem Gebrauch eingehn; ferner die günstige Lage

der Stadt ziemlich in der Mitte auf der grofsen Strafse von Veracruz nach Mexico, wodurch sie zum Mittelpunkt des Producten - Handels zwischen beiden wird; besonders stark ist der Korn- und Mehlhandel. In früherer Zeit schon werden Zeuge, auch viele chinesische (ropas de China), und spanische Früchte (frutos de Castilla) als Haupt-Handelsartikel genannt. Mit dem Jahre 1710 trat im vorigen Jahrhundert im Handel wie in anderen Verhältnissen der Stadt eine bedeutende Abnahme ein (s. S. 195), welche noch 1746 dauerte; in jenem Jahre hörte auch der Verkehr Puebla's mit Peru in Hüten und Fayence auf.

VII.

Ueber die Volksstämme Birma's.

Von Adolf Bastian.

Die Birmesen rechnen 101 Volksraçen, und ich fand in einem Buche die folgende Aufzählung: Birmesen, Talein, Yün, Gwun, Swun, Tschwun, Kala (Kula), Yeitajah, Patikkajah, Rakein (Arracanesen), Dapaeh, Inschin, Tanatanrih, Sogih, Tschinjoh, Teyop (Chinesen), Tajek, Lintet, Pantaeh, Palaeh, Walaun, Thulaun, Thulih, Tapathih, Tarib, Zanda, Panlaha, Drawah, Zein, Zin, Lahu, Danu, Karen, Lamiin, Zinjan, Kiantan, Utta, Lindikah, Miun, Kun, Pattukai, Thutaeh, Lintaun, Thujaun, Itta, Utah, Pangah, Lahet, Saemihkwuet, Kazet, Toungthoo, Pyu, Wokatan, Kanian, Kanmiin, Katschin, Thukkataeh, Labaeh, Hidu, Haetbu, Pinwa, Meizza, Lawa, Yaezwoa, Linthaeh, Pitoh, Kangoh, Theingoh, Kamtih, Dsapih, Dsaekah, Tohjah, Dsaetut, Zatut, Thajet, Thet, Loha, Taunlah, Katih, Mietnamih, Tschin, Ponah, Bodih, Eitbet, Kadoh, Kintschin, Linthae, Tajoh, Tatun, Langnu, Lajauk, Piniah, Yandan, Piawah, Sin, Pioh, Lapeit, Thuttan, Panteip, Maleim und Lin. Ein anderer Verfasser läfst einige der obigen Namen aus und hat dafür: Kujan, Obah, Mahallaka, Nabaeh, Atschin, Puttajah, Pagoh (Pegu), Tschinoh u. A. m.

Die Zusammensetzung dieser Tafel ist eine ziemlich willkürliche, und von den wenigsten dieser Stämme würde der Wohnplatz anzugeben sein. Und während einige der wichtigsten im Lande selbst lebenden Racen unberücksichtigt sind. finden sich manche ungehörige Anführungen, z. B. Sogih (Segih) oder Ponah (Bramanen), oder es sind Städtenamen

eingemischt, wie Toungnu, dessen Bevölkerung (wenigstens jetzt) zu den Birmesen gehört, oder Pegu, das von Talaing bewohnt wird.

Die Menge der Birma bewohnenden Volksstämme ist eine fast unzählige, besonders in dem östlichen Theile der Shan-Staaten an der chinesischen Grenze, sowie in andern bergigen Gegenden. Ein Offizier, der eine militärische Expedition den Koladyne - Flufs aufwärts begleitet hatte, erzählte mir, dafs sie innerhalb 24 Stunden durch sechs verschiedene Stämme passirt seien, die gegenseitig ihre Sprache nicht verstanden und deren jeder einen Dollmetscher nöthig machte, was an die griechischen Handelsreisen am schwarzen Meere erinnert.

Die civilisirten Racen des eigentlichen Birma's sind die Birmesen (Myamma und Byamma) und die Talaing (Mon), sowie bis zu einer gewissen Grenze die Toungthoo (Pa-loh). Diese Racen haben den Buddhismus angenommen und erhielten mit demselben ihr Alphabet, eine Literatur und das Buch (Pitagat ton pon). Die Birmesen unterscheiden vielfach zwischen Racen mit und Racen ohne Buch, und es ist wahrscheinlich die Verachtung, worin die letzteren gehalten werden, was unter den Karen die Tradition eines verlorenen Buches erzeugte und sie so eifrig das von den Missionären dargebotene annehmen liess. Das Alphabet der Shans, die gleichfalls Buddhisten sind, scheint von dem birmesischen (oder vielleicht dem Talaing) abgeleitet zu sein.

Die Grenze zwischen den Birmesen und Talaing ist unterhalb Prome, wo der Akouktoung-Felsen in dem Irawaddi vorspringt. Die Birmesen haben ihre Tradition einer Einwanderung von Norden, aus dem heiligen Mizzimadetha, bewahrt, wogegen die Talaing oder Peguer von jeher Ansiedler an der Meeresküste gewesen zu sein scheinen. Doch existirt eine Tradition, nach welcher die Tali in Huethlay (Böten) auf dem Kayamiet von Tet nach Wageru gekommen sein sollen. Talaing ist der von den Birmesen gegebene Name, wogegen diese von den Talaing Camaeh" genannt werden, ein Wort welches bedeutet: auf Händen und Füfsen gehen, wie ein Hund, und die Legende sagt, dass, als Gaudama zuerst in dem Lande erschien, die Birmesen sich ihm zu nähern fürchteten und ihre Gaben in jener demüthigen Stellung darbrachten. Die Talaing bezeichnen sich selbst als Mon (in der Sprache der Toungthoo, Shan und Yun heifsen die Birmesen Man") und unterscheiden die Mon-thu (in Bassein oder Pathen), die Mandein (in Pegu), die Man-nia (in Martaban) und die Mon-wae, eine Mischung mit den Lawas, jenem alten Volke (wahrscheinlich identisch mit den Laos unter den Shans), das die frühesten Ureinwohner zu repräsentiren scheint, sich jetzt aber überall innerhalb der birmesischen Gebiete in die wilderen Wälder zurückgezogen hat. Andere unterscheiden die Montay (in Pegu), die Monya (in Thatung), die Montein

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(an der chinesischen Grenze), die Moniu oder Shan. Die Talaing, als Küstenanwohner, scheinen frühzeitig in Verbindung mit den gegenüberliegenden Häfen Indiens gestanden zu haben und haben wahrscheinlich von dort ihre erste Civilisation erhalten. In den meisten ihrer Traditionen über alte Städtegründungen treten die Kala oder Barbaren auf, ein Name der jetzt jedem Ausländer (mit der Unterscheidung zwischen schwarzen und weifsen Kala) gegeben wird, der aber ursprünglich wahrscheinlich nur die Eingeborenen Indiens begriff (Kula oder Kaste). Hinsichtlich der Gründung von Thuounnabummih (später Thudammawutti) oder Thatung heifst es, dafs zwei Kalas, Söhne des Königs von Karannakatein, die sich dem Eremitenleben ergeben und die Macht durch die Luft zu fliegen erlangt hatten, sich auf dem Gipfel des Thatung-Berges niederliefsen und dafs der eine derselben, an der Küste umherwandernd, dort ein Ei fand, aus welchem zwei Knaben geboren wurden. Diese erzog er und der eine derselben, Tihajadsamin, erbaute nachher mit Hülfe des Thagia-min (des Königs der Nat oder Götter) die oben erwähnte Stadt '). Dann wird von der Gründung Henthawuddi's oder Pegu's, der berühmten Hauptstadt des gleichnamigen Reiches gesagt, dafs die durch das zurücktretende Meer allmälig gebildete Insel zuerst durch das Schiff des Kalakönigs von Sattulatein entdeckt worden, welches derselbe ausgesandt hatte, um die Grenzpfähle seines Reiches zu setzen. Die Grundsteinlegung zur DagonPagoda Rangoons, der heiligste des Landes, auf Tingohteahtaun, wird zwei fremden Reisenden aus dem Kalalande, Tapoka und Pilika, zugeschrieben.

Das Talaing - Alphabet ist nur in einigen unwesentlichen Veränderungen, die durch die mehr gutturale Aussprache benöthigt wurden, von dem birmesischen verschieden. Die Buchstaben sind rund und

1) Eine andere Tradition, um den Gebrauch der Talaings in Hosen (wie die Shans) begraben zu werden, während sie im Leben den birmesischen Patzo tragen, zu erklären, ist die folgende: „Nach dem Tode des Königs von Kamtih-myoh brach ein bürgerlicher Krieg aus zwischen seinen Söhnen. Gaudama war damals Minister des älteren Sohnes, und besiegte als Befehlshaber seiner Armee den jüngeren Sohn. Gaudama schlug darauf dem Sieger vor, die Gefangenen aus dem übervölkerten Lande zu senden und so wurden sie auf 999 Flösse gesetzt, ohne Segel und Ruder und ohne Kleider, aber mit Lebensmitteln für drei Jahre. Auf ihre Bitte um wenigstens ein Gewand, dafs sie darin begraben werden könnten, erlaubte der König jedem ein Paar Hosen. Sie trieben nach einer nur von einem Fischer Posuwanah bewohnten Insel, der von Ginjawuddi (einer Stadt der eingeborenen Talaings) am Gyne gekommen war. Auf dieser Insel, die später mit dem Festlande sich vereinigte, erbauten sie Thatung.

In den Shan - Staaten existirt jetzt eine von Thoungthoos bewohnte Stadt, Thatung, die zur Unterscheidung von jenem Thatung-ghee (Grofs - Thatung), Thatunggnay (Klein-Thatung) heifst.

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nicht unähnlich denen der Tamulier und Telinger an der östlichen Küste des Deccan. Ihre Form scheint von dem viereckigen Pali abgeleitet zu sein, das, wie es heifst, bis um's fünfte Jahrhundert im Gebrauch war.

Es existiren eine Menge Sagen, wie Gaudama mit seinen Schülern die Länder der Birmesen und Talaing besuchte und auf den Plätzen, wo später Residenzstädte sich erheben sollten, die künftige Gröfse prophezeite, wie er vielfachen Belästigungen Seitens der Beluh (Ungeheuer), der damaligen Bewohner, zu erdulden hatte, wie er Geschenke empfing von fremden Durchreisenden und wie er Reliquien auf den heiligen Stellen, den nachherigen Pagoden, niederlegte, aber die historischen Data beginnen erst später. Es heifst zwar, dafs nach dem dritten Concil (308 v. Chr.) Ouktara und Sauna als Missionäre nach Thuvanna-bummih (das goldene Land) oder Thatung geschickt wurden, und die Geschichte Thatung's erwähnt selbst eines Königs Theremathoka, der während Gautama's Aufenthalt im Lande regierte und ihn, als er von den Martaban Beloos mit Steinigung bedroht wurde, bei sich aufnahm; doch geschichtlicher Boden wird erst mit Bodhoghoso ') erreicht, dem Bramahnen Magadhas, der 387 n. Chr. die heiligen Schriften Tiho's oder Ceylons in die Pali-Sprache zurückübersetzte und ihre Sammlung nach Thatung unter König Malemin brachte. In Pagon scheint. damals Nat-Verehrung geherrscht zu haben und die Thatanatha, heifst es, war dort noch nicht bekannt, obwohl die Birmesen sie seit ihrer Auswanderung von Kapilawut bewahrt zu haben behaupten. Indess nach ihrer eigenen Geschichte, verlangte König Anohrahtahgo eine Copie des verbesserten Pitagat aus Ceylon von König Manujah (1057 n. Chr.) von Thatung und als er eine ausweichende Antwort erhielt, kam er mit seinem Heere und zerstörte die Stadt, die damals den classischen Namen Wetalipyee trug. Die Pogoden Pagan's wurden dann nach dem Modell deren in Thatung erbaut, und 1181 n. Chr. schickt der König Narapadisaethu einige Gelehrte direct nach Ceylon, um die dortigen Bücher für zweifelhafte Lesarten zu consultiren.

1) Ueber Buddhaghoso's (die Stimme Buddha's) Nationalität ist vielfach gestritten worden, aber das Folgende ist die Version des Mahawanso. Er war ursprünglich ein berühmter Disputant in Magadha und ein schismatischer Ketzer, der alle Religionen angriff. Eines Tages jedoch, wo er mit dem Thero Rewato in einen Streit über das Schreien der Esel verwickelt war und selbst die gestellten Fragen nicht lösen konnte, gab sein Gegner die Erklärung. Als er ihn fragte, durch das Studium welches Buches er seine Weisheit erlangt hätte, und von Buddha's Abhidhamma hörte, wurde er durch das Vorlesen einiger Stellen aus demselben bekehrt und nahm das priesterliche Kleid. Dann begab er sich nach Ceylon und übersetzte mit Hülfe der Dewas in dem Ganthakaro viharo (Kloster) zu Anuradhupura die Athagatha nach den grammatikalischen Regeln der Magadha-Sprache.

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