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die aber bei unserem Anblicke sofort die Flucht ergriffen; dies hatte meine Wadshagga vermuthen lassen, dafs wahrscheinlich Bienenstöcke in der Nähe seien, und sie wollten sich unterwegs, wo möglich, in Besitz des Honigs setzen. Wir fanden auch richtig zwei Stöcke voll des schönsten Honigs, doch erlaubte ich den Führern zur Strafe für ihre Lügen nicht, denselben auszunehmen. Bis 3 Uhr irrten wir umber, dabei regnete es heftig und das Terrain wurde immer schlechter, als auf einmal in unserm Rücken und auf beiden Seiten Schlachtgeschrei ertōnte. Unsre Dshaggaführer verschwanden augenblicklich, ebenso war es mit den muthigen Elephantenjägern, die sofort ihre Gewehre fortwarfen und das Weite suchten. Ich mufs gestehen, dafs ich nahe daran war, ihrem Beispiele zu folgen, wenn nicht Anamuri, ein 14jähriger Waseguaknabe, den ich im Dienst habe, mich ganz kaltblütig gefragt hätte, ob er nicht feuern solle, und mich so gewissermassen beschämte. Ich eilte sofort, von ihm begleitet, den Wadshaggas entgegen, setzte mich wieder in Besitz der weggeworfenen Gewehre und bedrohte die feindliche Parthie, sofort zu schiefsen, falls sie einen Versuch machen sollten vorzudringen; dagegen forderte ich sie auf, zwei Mann vorzuschicken um zu unterhandeln. Nach einer halbstündigen Unterhandlung, an der meine Leute, die sich, bis auf die beiden Wamossi, nun auch wieder eingefunden, Theil nahmen, erklärte endlich die feindliche Streitparthie, dafs sie von Uru sei, uns aber gegen ein gutes Geschenk auf den richtigen Weg weisen wolle. Dies wurde natürlich zugesagt, falls Einige von ihnen uns bis nach Mossi begleiten wollten, und wir setzten uns, von mehr als 50 Leuten, die Alle Führer spielten, begleitet, wieder in Marsch. Nach 2 Stunden trennten sich unsere Wege und da Keiner es wagen wollte, mich nach meinem Lager zu begleiten, ich aber kein passendes Geschenk zur Hand hatte, so musste ich sie ohne Belohnung gehen lassen, feuerte aber ihnen zu Ehren drei Schüsse ab, womit sie höchlich zufrieden gestellt mich wieder der Führung meiner dummen Wamossi überliefsen. Trotz der erneuerten Versicherung der Letzteren, dafs wir ganz dicht beim Lager seien, liefs ich gegen 5 Uhr in der Nähe eines kleinen Baches Halt machen. Wir hatten einen tüchtigen, anstrengenden Marsch gemacht, waren bis auf die Haut durchnäfst, hatten gewaltigen Hunger, und sehnten uns nach ein paar Stunden Ruhe. Trotz des nicht sehr bequemen Terrains (ein ziemlich steiler Abhang), so dafs man halb stehend schlief, brachten wir die Nacht, in der sich auch das Wetter wieder aufklärte, vortrefflich zu. Am andern Morgen 5 Uhr waren wir wieder unterwegs und gegen 10 Uhr zogen wir unter dem Jubel der Bevölkerung und von den Freudensalven meiner Träger begrüfst, wieder in unser Lager ein.

Ich würde gerne noch einige Zeit in Mossi geblieben sein, aber Ki

mandara belästigte mich fortwährend, ich solle in Gemeinschaft mit ihm seine Nachbaren bekriegen, wozu ich durchaus keine Lust und Veranlassung hatte, und so verliefs ich ihn am 4. December. Ich umging Dafféta, da sich dessen Bewohner voriges Jahr so schlecht gegen mich benommen, und lagerte am 6. an der Süd-Ost-Spitze des See's. Meine Absicht war, hier acht Tage zu verweilen und der Jagd obzuliegen. Freilich dauerte auch in der Folge mein Aufenthalt in Wirklichkeit acht Tage, von guter Jagd aber war nicht die Rede. Wild war diefs Mal so spärlich und so scheu, dafs ich keinen Schufs abfeuerte und so war ich froh, als die von mir, um Proviant zu kaufen, nach Ugono abgesandten Träger zurückkamen, am 14. aufzubrechen.

Meine Leute wären gern über Wanga zurückgegangen, ich aber beschlofs, mich nördlich nach den Bura-Bergen zu wenden, theils um diese mir noch unbekannte Gegend näher kennen zu lernen und aufzunehmen, theils um eine Einsicht in die Landschaft nach Norden (Ukambāni) zu gewinnen. Am 16. langte ich bei den Bura-Bergen an, blieb aber nur den 17., da kein Proviant zu kaufen war, auch die Leute nicht übermässig höflich waren. Am 19. erreichte ich Endana. Es ging mir hier grade so wie bei den Wabura und ich war froh, unbelästigt am 21. wieder aufbrechen zu können. Den Kassigan südlich liegen lassend erreichte ich Kiriama am 24. zum Weihnachtsabend und zog am 26. desselben Monats wieder in Mombas ein.

Am 30. safs ich wieder am gastlichen Tische der Herren O'Swald in Zanzibar, deren freundliche Unterstützung meiner Unternehmungen ich nicht genug loben kann.

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IV.

Ueber einige gleichlautende Bezeichnungen verschiedener Oertlichkeiten in der Brasilianischen

Geographie.

Von Dr. Robert Lallemant in Lübeck.

Einzelne Ortsbezeichnungen in der Beschreibung Brasiliens wiederholen sich so oft und in so verschiedenen Gegenden, dafs der von Europa kommende Reisende, mag er sich auch recht gründlich zu seiner Excursion durch das Land vorbereitet haben, verwirrt und zuletzt angeduldig wird, wenn ihm ein bekannter Name, dessen Oertlichkeit er vollkommen genau zu kennen glaubt, in einer Gegend auftaucht, wo er denselben nimmermehr vermuthete. Ich denke dabei etwa nicht an die Namen von Städten, Flüssen, Buchten und Bergen, bei denen irgend ein guter katholischer Heiliger Gevatter gestanden hat, -- an alle S. Anna's, S. Maria's, S. Jozé's, S. Jeronimo's und S. Francisco's, von denen das Land wimmelt, sondern vielmehr an die echten, urwüchsigen Namen Indianischen Stammes, die man gewils mit dem besten Recht so häufig beibehalten hat und in neueren Zeiten selbst wieder herzustellen sucht. Wir wollen Einige derselben durchgehen.

Itacolumi.

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Ita bedeutet im Brasilianischen: Stein; columi, culumi, curumi: Bursche, Sohn, Kleiner; Itacolumi demnach ein Stein mit einem Kleinen neben sich.

Der Itacolumi, in der Provinz Minas gerães, von dem uns Prof. Burmeister im Atlas zu seiner Brasilianischen Reise eine ausgezeichnete Abbildung gegeben hat, ein Berg von etwa 7000 Fufs Höhe, wahrscheinlich der höchste Brasiliens, wenn die Serra da estrella bei Rio ihm nicht etwa gleich kommt, ist den Geographen zu bekannt, und das nach ihm benannte, eigenthümlich biegsame Itacolumitgestein in allen Mineraliensammlungen zu sehr verbreitet, als dafs ich etwas weiteres darüber sagen dürfte.

Für die angewandte Geographie und Nautik sind einige andere Itacolumi's viel wichtiger. Diese wollen wir nach der Reihe durchgehen, und dabei mit dem nördlichsten beginnen.

Der Itacolumi auf 2° 8' 38" südl. Br. und 44° 24' 26" westl. L. Greenw. ist unbedingt von allen Namensvettern der wichtigste. Als ein mässig ansteigendes Kap von 70 Fufs Höhe, aber dennoch nahe zu 4 deutsche Meilen weit in die See hinaus sichtbar, bezeichnet dieser Itacolumi den nördlichen und westlichen Directionspunkt für die Schifffahrt mit der wichtigen und höchst interessanten Bucht von S. João Marcos oder Maranhão, gerade wie die Insel S. Anna (2° 16′ 18' südl. Br. und 43° 41' 28" westl. L. Greenw.) den südlichsten und östlichsten Directionspunkt für die angedeutete Schifffahrt bezeichnet, wefswegen auch Beide mit einem Leuchtfeuer versehen sind. Der Leuchtthurm auf dem Itacolumi von Maranhão ist ungefähr eben so hoch wie das Kap selbst, so dafs sein Feuer 140 Fufs hoch über der Meeresfläche brennt, ein Drehfeuer mit einem weifsen und einem rothen Licht, die immer auf 2 Minuten sichtbar werden und auf eben so viel Zeit verschwinden. Die complicirte Schifffahrt zur Bucht von S. João Marcos, zu deren möglichsten Sicherstellung die beiden Feuer, das des Itacolumi und das auf S. Anna angezündet sind, kann ich hier nicht weiter beschreiben, obwohl sie eine sehr wichtige ist, und eine bedeutende Zukunft bieten mag.

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Der zweite Itacolumi, eine ganze Gruppe von Felsen und Untiefen liegt gerade unter 17° südl. Br. und zu beiden Seiten derselben 38° 54' westl. Länge Greenw. eine Art von Vorposten des etwas im Innern des Festlandes gelegenen und zur Orientirung der Küstenschifffahrt von Porto Seguro, Caravellas und den Abrolhos - Inseln höchst wichtigen, und weit in das Meer hinaus sichtbaren Monte pascoal, des ersten Punktes, welchen Cabral bei der Entdeckung Brasiliens erblickte. Diese Itacolumigruppe liegt 5-10,000 Klafter vom Ufer entfernt, und bildet bei einer Ausdehnung von etwa 2 Meilen von Norden nach Süden eine Art von Bucht, von unvollständigem Hafen mit südlicher Einfahrt, während die Gruppe auf ihrem Nordende mit dem Festlande durch eine sandige Untiefe zusammenhängt und keine Durchfahrt erlaubt. Die mit Porto Seguro und Caravellas verkehrenden Schiffe, und besonders die diese Häfen anlaufenden Küstendampfboote halten deswegen auf dem 17° südl. Br. gute 3 Meilen vom Festlande ab. Beim Verkehr mit dem zukunftsreichen Hafen von Caravellas kommt noch die Vorsicht hinzu, welche in der Nähe der Abrolhos-Inseln, und besonders in dem Wasser zwischen den Inseln und dem Festlande anzuwenden ist. Bestimmt mufs dort, wenn der Hafen von Caravellas sich entwickeln und aufblühen soll in directem Verkehr mit dem Auslande bis jetzt darf er nur mit Brasilianischen Plätzen Handel treiben

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eine genaue Bezeichnung der einzelnen Felsgrup

pen und Untiefen vorgenommen, und ganz besonders auf den Abrolhos ein Leuchtfeuer angesteckt werden.

Ein dritter Itacolumi im Salzwasser, ebenfalls eine Gruppe von Felsen, liegt unter 25° 50' 20" südl. Br. und 48° 25' 38" westl. L. Greenw., der höchste Felsen etwa 20 Fufs hoch aus dem Wasser herausragend, ziemlich gerade vor der Mündung des Flusses von Guaratuba. — Für den Verkehr mit Paranagua und mit S. Francisco, zwischen welchen diese Itacolumifelsen nebst der kleinen Ilha do coral gerade in der Mitte liegen, müssen sie wohl berücksichtigt werden.

Fast einen vollen Breitengrad südlicher und ziemlich auf demselben Längengrade mit diesem Itacolumi von Guaratuba liegt ein vierter Itacolumi, eine kleine Gruppe dicht an der Küste des Festlandes eben nördlich oder nordwestlich vom Vorsprung von Itayocoroia (26° 47′ 18′′ südl. Br. und 48° 37' 5" westl. L. Greenw.). Diese Itacolumifelsen ragen 15 Fufs aus dem Wasser hervor, interessiren aber nur für die kleine Küstenschifffahrt und Fischerei des Oertchens Itayocoroia, wo man sie genau kennt und zu vermeiden weifs.

Der fünfte und letzte Itacolumi ist bemerkenswerther, weil gefährlicher für die Schifffahrt. Die aus der schönen Lagune zwischen der Insel S. Catharina und dem Festlande nach Süden hin auslaufenden Dampfschiffe, und die Küstenfahrzeuge, die den Hafen von Laguna (28° 28' 23" südl. Br. und 48° 47' westl. L. Greenw.) aufsuchen, treffen unter 28° 19' 29" südl. Br. und 48° 32' 6" westl. L. Greenw. einen ganz einsamen, hohen Felsblock aus dem Wasser herausragen, den einzelne Karten gar nicht aufführen, andere als I. Pocoromi bezeichnen. Sein rechter Name ist aber Itacolumi. Er liegt weiter ab vom Festlande als einige andere kleine Felsinseln derselben Gegend, welche schon deswegen leicht vermieden werden, weil kein Schiff überhaupt jener Küste so nahe kommt. Der Itacolumi nördlich von Laguna aber befindet sich recht mitten im Fahrwasser und bietet eine grofse Gefahr für die Schifffahrt, wie es denn zu vermuthen steht, dass das Brasilianische Dampfpacketschiff Guanabara, welches ich denke im Jahre 1855 mit zahlreicher Besatzung und Passagieren auf der Fahrt von Rio de Janeiro nach Rio Grande über S. Catharina zwischen dieser letzteren Station und Rio Grande spurlos verschwand, in der Nacht nach dem Auslaufen von Desterro nach dem Süden gegen diesen Itacolumi gerannt und augenblicklich gesunken ist.

Möglich ist es, dafs es noch einen Itacolumi an der Brasilianischen Küste gebe, obwohl ich, bei meiner einigermafsen genaueren Kenntnifs der Küste, es nicht glaube. Die genannten fünf Namensvettern habe ich alle selbst gesehen, theils von Schiffen aus, theils vom Festlande.

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