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Erstes Buch.

Jugend und Wanderzeit.

1762-1794.

Noack, Fichte.

1

1. Jugend und Schuljahre.

Es war im Sommer 1770 oder 1771, an einem Sonntag

vormittage, als ein sächsischer Freiherr von Miltig von seinem bei der Stadt Meißen gelegenen Schlosse Siebeneichen nach dem zwischen Pulsnig und Bischofswerda gelegenen Oberlausißer Dörfchen Rammenau fuhr, um die ihm befreundete gräfliche Familie von Hoffmannsegg auf ihrem dortigen Gute zu besuchen. Die Paar Meilen Weges bis dahin konnten bald zurückgelegt sein, und er hatte noch vor'm Beginne der Kirche einzutreffen gehofft, um auch die Predigt des wackern Rammenauer Pfarrers Diendorf hören zu können. Aber der Zufall wollte, daß er wider Willen und Absicht sich auf dem Wege verspätete und für den Kirchgang zu spät auf dem gräflichen Gute eintraf. Als nun der Freiherr gegen seine Gastfreunde im Verlaufe des Gesprächs sein Bedauern äußerte, durch den nicht vorhergesehenen Zwischenfall um die Predigt gekommen zu sein, wurde ihm halb scherzweise bemerkt, dem Schaden sei einigermaßen abzuhelfen; denn unten im Dorfe besige ein Knabe des Leinwebers Fichte die Habe, eine gehörte Predigt aus dem Gedächtniß ziemlich treu wiederzugeben. Den Jungen möcht' ich sehen! rief Herr von Miltig, und nachträglich ein Stück aus der Predigt hören, durch die sich euer guter Diendorf aus dem Munde der Unmün

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