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sogenannte Galgenhügel, ebenfalls ein alter Tumulus mit den Resten eines Grabens und eines Walles.

Südöstlich von der Eisenbahnstation Marchegg an der Strasse gegen Schlosshof befindet sich der „Gescheibte Berg", ein Tumulus von viereckiger Anlage mit einem Graben und endlich nordöstlich von dem Orte Hof, unweit der March der letzte mit zwei stufenförmigen Absätzen.

Unser Tumulus liegt im Bereiche der Gemeinde Pillichsdorf, etwa zehn Minuten südwestlich von diesem Orte. Die Umgebung desselben ist flach, ein wohl cultivirtes Ackerland, hie und da mit einem Stück Weingarten besetzt. Im Herbste 1877 wurden auf einem, dem Pillichsdorfer Bauer Johann Fühacker gehörigen Grunde einige hundert Schritte südöstlich von unserem Tumulus beim Setzen von Weinstöcken mehrere Urnen aufgefunden, von denen einige mit Brandknochen erfüllt waren. Eine derselben (siehe Tafel I Fig. 1) hat sich erhalten. Dieselbe ist aus feinem Thon aus freier Hand gearbeitet, hat am Rande drei Henkel und 72 Mm. starke Wände. Das Gefäss ist ungemein fest; widerstand es ja den auf seine Zertrümmerung abgesehenen Stössen der Bauern, so dass diese für werth hielten, es nach Hause zu nehmen und zum Aufbewahren von Asche zu verwenden. Dasselbe soll Brandknochen enthalten haben; auch wurden mir einige schlecht erhaltene Bronzebleche übergeben, mit einer Eisenschliesse an einem derselben, die sich in einer der Urnen vorgefunden haben sollen. Ebenso wurde eine 35 Cm. lange Lanzenspitze aus Eisen, in der Nähe der Urnen liegend, herausgegraben; dieselbe ist schlank und schön geformt. Die anderen Gefässe giengen leider zu Grunde. Auch soll ein Bauer aus der benachbarten Ortschaft Obersdorf auf seinem Felde im Westen des Calvarienberges eine ähnliche Urne mit Brandknochen gefunden haben; dieselbe war von Steinplatten umgeben. Wir haben es also hier mit Flachgräbern zu thun. Welcher Zeit und welchem Volke sie angehört haben mögen, ist unbestimmt. Die Urne zeigt in der Arbeit keine Aehnlichkeit mit den Gefässen aus dem Tumulus, denn letztere haben trotz ihrer manchmal viel bedeutenderen Grösse keine so starken Wände, und sind durchweg alle aussen mit einem Graphitüberzuge versehen. Auch zeigte sich im Tumulus keine Spur von Eisen; Metall war nur durch die unbedeutenden Bronzen vertreten.

Die Grundform des Tumulus ist ein Trapez, dessen zwei längere Seiten nahezu parallel sind. (36 und 30, 24 und 22.5 Meter). Dieselben sind NON-SWS orientirt. (Siehe untenstehendes Croquis). Die Grundfläche beträgt beiläufig 770 Meter, die Höhe etwa 3.24 Meter; der östliche Fuss des Hügels liegt nämlich um ein Beträchtliches höher als der westliche, weil der

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Tumulus am westlichen Ende einer ganz flachen Bodenwelle steht, wie solche im Marchfelde mehrfach vorkommen. Seine Form gleicht einem vierkantigen Pyramidenstutz, dessen Kanten, obzwar abgerundet, dennoch deutlich hervortreten. Die Felder reichen bis an seinen Fuss heran, welchem Umstande auch die scharfe Begrenzung der Grundfläche zuzuschreiben ist. Die westliche und östliche Böschungsfläche (namentlich die

erstere) sind steiler als die beiden anderen. Oben befindet. sich eine kleine Plattform von trapezförmiger Gestalt; in der Nähe des westlichen Randes steht ein 4.2 Meter hohes Holzkreuz und zu dessen Seiten zwei lebensgrosse Heiligenstatuen aus Stein; vor dem Kreuze befindet sich ein Opferstock und ein Gebetschemmel. Alle diese Objecte mussten wegen der Durchgrabung entfernt werden und wurden nach der Beendigung derselben und Zuschüttung des ausgegrabenen Theiles wieder an ihre alte Stelle gesetzt.

Die Durchgrabung des Tumulus, auf den Herr Dr. Much freundlichst aufmerksam gemacht hatte,1) geschah in der Zeit vom 26 Juni - 18 Juli 1878 im Auftrage des Obmannes der prähistorischen Commission der k. k. Akademie der Wissenschaften, Herrn Hofrathes von Hochstetter auf Kosten der Akademie. Das Resultat war ein recht befriedigendes, indem die Gesammtausbeute etwa 25 Gefässe ergab, welche jedoch fast alle zerdrückt waren, so dass sich nur etwa 17 Stücke zusammensetzen und restauriren liessen, was besonders bei den grösseren Gefässen unendlich mühsam und zeitraubend war. Namentlich die grösseren Gefässe waren in Hunderte von Stücken zertrümmert und die Scherben in einer so bedeutenden Erdmasse zerstreut, dass sich von fünfen nur zwei zusammensetzen liessen. Die Anzahl der Scherben überhaupt belief sich auf circa 2000.

Ein Durchschnitt durch den Tumulus zeigt von oben nach unten etwa folgende Verhältnisse:

1. 06-12 Meter mächtig staubtrockene Erde mit jüngeren Scherben (von Drehscheibengefässen).

2. 1.5-2.5 Meter mächtig ein gelber, etwas sandiger Letten, untermischt mit kleinen Erdstückchen, welche deutlich die Art und Weise der Entstehung des Hügels verrathen; dieses Material enthielt ausschliesslich die eigentlichen Fundobjecte und war in der weiteren Umgebung der Fundstelle (namentlich über derselben) mit kleinen Holzkohlenstückchen untermengt und von kleinen Nestern vollkommen staubiger Knochenasche durchsetzt.

3. Dunkle Humuserde ohne Scherben, 0.5-1 Meter mächtig.

1) Mittheil. d. anthrop. Ges. Bd. V. S. 180.

4. Reiner gelber Sand, dicht und unvermischt, in etwa 4 Meter Tiefe beginnend, wie er sich überall in der Umgebung unter der Ackerkrume vorfindet.

Die eigentliche Fundstelle lag nicht wie gewöhnlich in der Mitte, sondern gegen die südöstliche Ecke des Hügels auf einem Flächenraume von etwa 3 Meter in einer Tiefe von 3.5 Meter. Auf einer weit grösseren Fläche, namentlich oberhalb der ersteren fanden sich von 1.2 Meter Tiefe an Scherben zerstreut vor, welche einigen grossen, aussen mit Graphit überzogenen Gefässen und einem sehr schön ornamentirten und gefärbten Prachtgefässe angehörten, sowie Scherben von kleinen verzierten Näpfen. Einige unregelmässige kleine Bronzestückchen zeigten sich hie und da frei liegend im Erdreich. Bald fingen einige Holzbalken von 25-30 Cm. Stärke an, die senkrecht in die Tiefe gingen und ganz vermodert waren; unten schlossen sie sich an andere, wagrecht liegende an, so dass sie zusammen einen sehr grossen, freilich nur durch einige Balken angedeuteten Kasten bildeten. In der Mitte desselben standen aufrecht und nur zerdrückt durch das darüber lastende Erdreich einige Gefässe mit eigenthümlich verzierten Deckeln und flache, schüsselförmige Gefässe in zwei Gruppen. Bei denselben fanden sich auch ein halber, massiver Armring aus Bronze, so wie einige unbedeutende Bronzefragmente. Die Gefässe standen vollkommen frei in dem Erdreich, ohne Unterlage und ohne darüber gelegte Hölzer und enthielten weder Brandknochen, noch Asche von solchen, sondern waren alle mit dem sandigen Letten erfüllt, der ihre Umgebung ausmachte.

An einer zweiten Stelle, im Westen von der vorigen, fand sich in etwa 3 Meter Tiefe ein Haufe von Holzkohle, Knochenasche und kleinen Scherben von ziemlich roh gearbeiteten Gefässen vor, eine Kreisfläche von 0-8 Meter im Durchmesser einnehmend. Dieselben lagen vollkommen frei in der Erde. Der ganze Fund wurde sorgfältig untersucht und constatirt, dass die Scherben mehreren Gefässen angehört haben müssen, die schon in zerbrochenem Zustande eingegraben wurden, denn die Bruchflächen sind alle alt, und von den zahlreichen Scherben gehörten nur immer wenige zu ein und demselben Gefässe.

An einer dritten Stelle endlich, im Nordwesten, wurden ebenfalls in einer Tiefe von 3 Meter in einem Häufchen liegend etwa 20 abgekaute Backenzähne vom Rinde gefunden, ohne

dass in der Umgebung etwas weiteres zum Vorschein kam. Alle weiteren Nachforschungen, vielleicht in einer anderen Ecke einen ähnlichen Fund wie den ersten zu machen, waren vergebens; der eigentliche Fundplatz beschränkte sich auf den zuerst erwähnten, gegen die südöstliche Ecke des Hügels gerückten Ort. Die eigentliche Mitte war ganz leer; hier wurde bis in eine Tiefe von nahezu 5 Meter gegraben, ohne dass irgend eine Spur zum Vorschein gekommen wäre.

Es ist zu bemerken, dass bei den zuerst erwähnten Gefässen, deren Scherben sich vollkommen zerstreut fanden, nicht daran gedacht werden kann, dass dieselben etwa ursprünglich ganz eingesetzt wurden und erst nachträglich bei irgend einer Gelegenheit zerschlagen und verstreut worden wären. Dieselben sind jedenfalls in schon zerbrochenem Zustande hereingekommen. Die Bruchflächen sind durchwegs alte und doch zeigen die Scherben (bei der Trockenheit des Erdreiches im Tumulus) einen so guten Erhaltungszustand, dass sie im geputzten Zustande aussehen, als wären sie erst kürzlich verfertigt worden. Eine schon einmal stattgefundene Nachgrabung aus irgend welchem Grunde ist unwahrscheinlich, denn die obere Schichte des Tumulus zeigte sich vollkommen ungestört, was bei einer schon einmal erfolgten Nachgrabung nicht der Fall sein könnte. Noch weniger ist an ein Zertragen der Scherben durch Erdzeiseln zu denken, die gewiss nicht im Stande sind, hunderte von Scherben, von denen viele eine Fläche von 100 Cm. und darüber haben, derart auseinanderzutragen, denn die Masse des Erdreiches, in welcher dieselben zerstreut waren betrug etwa 20 Cubikmeter. Wir müssen also annehmen, dass diese Gefässe zerschlagen und mit vielem Erdreich untermengt hineingekommen sind, denn nirgends fanden sich zwei oder mehrere zusammenpassende Stücke nebeneinander vor.

Vor der näheren Beschreibung der eigentlichen Fundobjecte ist noch der wenigen Scherben zu gedenken, die aus der obersten Schichte (der Humusschichte) des Tumulus stammen und die einen ganz anderen Charakter an sich tragen. Bei den meisten erkennt man die Anwendung der Drehscheibe, während die Gefässe im unteren Theile des Tumulus alle aus freier Hand gearbeitet sind. Zwei andere Stücke sind besonders bemerkenswerth; sie gehören verschiedenen, aus stark graphithältigem, groben Thon gefertigten Riesengefässen an und sind

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