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othecarius zu Breslau unter dem Wuste von Büchern, welche aus den Schlesischen Stifts- u. Kloster-Bibliotheken in die gegenwärtige Königl. u. UniversitätsBüchersammlung vereinigt wurden, einen Band von Hahnischen Drucken einzelner Ciceronischer Schriften entdeckte u. mir denselben zur Durchsicht u. kritischen Benutzung anvertraute. Bei der aufserordentlichen Seltenheit dieser Drucke, zumal in unserm vielfältig geplünderten Vaterlande, glaubte ich die Vergleichung auf das sorgfältigste u. gewissenhafteste veranstalten zu müssen, wozu sich im Verlaufe der Arbeit eine neue noch dringendere Veranlassung in dem Umstande fand, dafs eben dieser kostbare Band, mit Allem, was er enthielt, unter vortheilhaften Bedingungen an die Sammlung des Lord Spencer verhandelt werden sollte, wo er sich gegenwärtig auch wirklich befindet.n

Das Volum, dessen Umfang keinesweges sehr bes trächtlich ist, enthält erstens den Hahnischen Druck der Schrift de Oratore v. J. 1468, mit dem ich es in den folgenden Blättern zunächst allein zu thun habe. Diesem Druck war bisher, wenigstens in der philologisch - kritischen Welt, nur aus unsers Panzer's Ann. Typo graph. Vol. 11. p. 209 u. den andern bibliographischen Werken, worauf sich die Jahrbücher beziehen, mithin blofs rücksichtlich seiner historischen Existenz bekannt. Das Äufsere ist, so wie es dort angegeben wird: Druck u. Papier ausnehmend schön, und die Latein. Schrift von zierlicher Form fällt gut ins Auge. Nur was am Ende steht, die Notiz des Druckers, bedarf der Berichtigung, weil sie offenbar nur aus untreuer Überlieferung aufgefafst ist. Es lauten aber die Worte in Deutscher Schrift (charactere Gothico), sechs Zeilen, buchstäblich wie folgt: Finiti et cōtinuati sunt supradic || ti libri M. T. C. Rome per me | Ulricum. Han, de wirna. Anno domini. Millesimoquadringente || simosexagesimo • octauo Die. Quin || ta. Mensis. Decembris (kein Schlufspunkt).

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Bekanntlich ist dieser Hahnische Druck die zweite oder dritte gedruckte Ausgabe der Schrift de Oratore. Aber weder die angenommene editio princeps v. J. 1467 (in dem Exemplare der Spencerischen Sammlung, Cicero Nr. 175, ist gar kein Jahr angegeben, without date), noch diese Hahniana a. 1468. ist bisher von irgend einem Hgbr. des Cicero, auch nicht von dem Unternehmer der jüngsten Leipziger Ausgabe, die sich als Recognition ankündigt, für die Kritik des Textes benutzt

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worden. Man höre Ernesti Praefat, ad Opp. Rhet. p. IX sq. Exempla horum librorum (der Schrift de Oratore) typographica - prima - facta sunt a Sweinhemio et Pannartio Germanis anno quintidecimi saeculi primum septimo et sexagesimo, in claro monasterio SublaRomae, ut bene demon

censi, mox anno sequente, iter no quintio weinhe

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stratum est a Mermanno p. 246. eruditi Operis de Origg. Typographicis. Eos secutus est in eadem urbe Roma UIricus Han Vindobonensis (er war kein geborner Wiener, sondern aus Ingolstadt, civis Viennensis. S. Panzer Ann. Typograph. Tom. II. p. 458) a. duodeseptuagesimo; cuius exemplum fuit in eiusdem de Boze Bibliotheca. Neutrum mihi videre spiam contigit: qui autem vidisse se profitentur qui sunt valde pauci, ii, de more superiorum temporum, nihil quod cuiquam prosit de is tradunt, contenti de forma externa, h. e. modulo, chartis, figuris literarum prodidisse. Das Breslauische Exemplar, von dem ich spreche; befand sich früher in der Büchersammlung der Augustiner - Chorherren zu Sagan in Niederschlesien, unter andern typographischen Schätzen der Sammlung verborgen u. ungekannt. Die K.K. Bibliothek zu Wien besitzt, wenn ich nicht irre, ebenfalls ein Exemplar dieses Druckwerkes, wahrscheinlich das einzige in ganz Deutschland.

Die zweite Hälfte des Volums umfafst eine Reihe philosophischer Schriften des Cicero in folgender Ordnung: Officia, Paradoxa, Somnium Scipionis, Laelius, Cato Mawr, Tusculanae. Am Ende von diesen ist das Jahr 1469 angegeben, was ohne Zweifel auch für die Übrigen gilt. Man s. Panzer's Ann. Typograp. vol. II. P. 414. Sie finden sich aber auch vereinzelt in der Spencerischen Sammlung, die Tusculanae Cic. Nro. 182, de Amicitia, de Senectute, Somnium Scipionis (also in einer andern Ordnung), das. Nro. 210. Auch auf diese Drucke, die für die Kritik u. die Geschichte des gegenwärtigen 'Textes manches Interessante liefern, hoffe ich gelegentlich zurückzukommen,

Was ich nun in den folgenden Blättern für die Bücher de Oratore theils aus dem obgedachten Hahnischen Drucke, theils aus andern Quellen beibringe, die ich überall selbst untersucht habe, war ursprünglich ganz anders überlegt u. berathen. Ich machte damals im Intelligenzblatte der Jenaischen A, L. Z. auf den litterarischen Fund aufmerksam, u. versprach über die Beschaffenheit desselben ausführlicheren Bericht in einer besonderen Schrift, mit welcher ich mich beschäf

tigte. Ich hatte mancherlei Handschriftliches u. aus den ältesten Drucken gesammelt, u. der Vorrath wuchs bei jeder neuen Bearbeitung des bereits Gewonnenen; aber die Sache kam endlich doch ganz anders. Eine Vergleichung der Hahnischen Varianten mit denen der editio princeps war unerlässlich, um zu einem bestimmtem Resultate zu gelangen. Aber hier zeigten sich in der Ausführung Schwierigkeiten, die ich bis jetzt nicht habe überwinden können. Ich gebe demnach, was ich eben habe, oder vielmehr einen Auszug aus meinen Sammlungen, der sich unmittelbar auf die Hahnischen Drucke bezieht. Die Vergleichung ist nach der gröfseren Ernestinischen Ausgabe v. J. 1772 gemacht. Der Gudischen Handschriften, die ich ebenfalls selbst verglichen habe, rufe ich in der Ordnung auf, die ihnen Heusinger in seinen von dem jüngsten Hgbr. des Cicero benutzten Papieren angewiesen hat; Gud. 2. (A.), 38. (B.) u. August. XII, 13 (C.).

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P. 264. C. I. §. 1. ac nunc quidem mihi quoque. §. 1. flexu. Pro, Cael. c. 31. §. 75. p. 1238. Fluxu steht in der dritten Gudischen, am Rande jedoch flexu als Variante bemerkt. Lambin. §. 3. et a Consulatu. Ausg. v. 1566. et in C. redundarent. - eis. §. 4. quisquam. Pro Rosc. Amer. c. 12. §. 33. gibt der Venedische Druck v. 1472 ebenfalls quisquam. S. Heindorf zu III. de N. DD, c. 4. §. 11. p. 290.- P. 266. C. 2. §. 5. hisdem de rebus. §. 6. at mihi quidem. quod es set. et excellentes in quocunque genere. §. 7. quis est enim. Diefs ist überall das Richtige, u. von den Handschriften u. den übrigen alten QueHen fast immer be stätigt. Man s. Schäfer bei Plinius Praefat. p. XI. sq. u. Heindorf zu I. de N. DD. c. 4. §. 9. p. 9.ex hac una civitate praestantissimos. - possint. at ne quis forte. Codd. Gudd. B. C. qui. Man s. die Heusinger bei III. de Off. c. 4. §. 19. p. 599. Die Verwechselung von at u. ac ist häufig bemerkt. S. Ebendieselben zu I. de Off. c. 32. §. 115. p. 271. reconditis artibus. qui convertat. in his floruerunt. sint facillime. c. 3. §. 9. omnium laudatarum artium. - ab omnibus. S. die Heusinger bei III. de Off. c. 12. §. 52. p. 658, u. Görenz zu III. de Fin. c. 19. §. 64. opp. Cic. Philos. vol. 3. p. 394.numerare. §. 10. hi qui. P. 267. nemo forte. mu-" sicus. Bei Lambin aus einer Handschrift, se dedit, quin omnium illarum artium paene infinitam vim et materiem (dieses mit Cod. Gud. A.) scientia et cognitione (beides zum Theil in Codd. Gudd. B. C.) durchaus empfeh

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lenswerth u. von Lambin gewürdigt. Über die Verwechselung von cognitio und cogitatio mehr zu III. de Orat. c. 10. §. 38. und Görenz zu II. Acadd. c. 47. §. 142. - §. 11. ex nostrorum et Graecorum copia. - §. 12. abditis fontibus. Auch aus Cod. Gud. A. vitium vel maximum est a vulgari atque a consuetudine abhorrere. S. Jac. Fr. Heusinger zu I. de Off. c. 3. §. 8. C. 14. §. 13. plus ceteris. ut spe. S. die Varianten zu I, de Off. c. 12. §. 37. inventa et perfecta est. orationis.

P. 268. ullam vim. §. 15. ac varietas. Eben so, u, wol nicht übel, Codd. Gudd. B. C. - C. 5. §. 16. quis enim artibus. §. 17. sine verborum. §. 18. tenenda praeterea omnis antiquitas. - neque ius legum. - P. 269. laborent. Über die Verwechselung s. Heusinger bei I. de Off. c. I. §. 3. p. 11. u. Görenz zu I. de Finn. c. 4. § 10. Eben so aus Handschriften u. ältesten Drucken de Sen. c. 7. §. 24. und c. 8. §. 26. verbis et rebus. Bei Vincentius v. Beauvais Spec. Doctr. IV. c. 100. fehlt verbis. Eben so Spec. Nat. XXVI. c. 100, woselbst aufserdem die Ordnung der Wörter verändert und ein Glossem in den Text aufgenommen ist: qui nisi custos cogitatis inventis dispositisque rebus adhibeatur. - §. 19. in ·quibus singulis. C. 6. §. 20. oportet fehlt, quae nisi sit. Cod. Gud. A. sint. Schreibe mit Lambinus, wie der Sinn fordert: quae, nisi subsit res ab oratore percepta et cognita, inanem quandam habet elocutionem. - §. 21. hoe ego.videatur. - ut omni de re, quaecunque res sit proposita, ornate ab eo copioseque dicatur. S. Quintilian II. Iust. Orat. c. 21. §. 5. §. 22. versaretur fehlt.- P. 270. requisitum et multum disputatum. - §. 23. disputationibus. quoniam illa pateant. C. 7. §. 24. memini dici mihi. Mit Cod. Gud. A. - §. 26. autem und duo fehlt. - . C. •Cocta qui. tr. potebatur. - P. 271. §. 26. quo quidem sermone. §. 27. in loquendo lepos §. 28. Nach quies sent fehlt et. ad occupandum hunc locum patulis diffusa est ramis. aquila. Cod. Gud. A. acula. Dagegen Cat. Mai. c. 17. §. 59. aus dem Hahnischen Drucke vom J. 1469. equonomicus. ut se abiceret (s. Heusinger bei -Mallius S. 46) in herba. Auch aus den Gudischen Handschriften bemerkt u., wie billig, empfohlen. illa, fehlt; mit Zustimmung der Ersten Gudischen. Eben so est vor arquius. - §. 29. in his sedidus (so). Cod. Gud. A. in suis sedihus. - C. 8. §. 3o. comparentur. - mihi vero. . P. 272. §. 31. atque magnificum. iudicium religiones. §. 34. paene fehlt. Man s. Charisius Instit. Gr. II. p. 176. Putsch.. et plurimorum. P. 273. c. 9. §. 35. et ab

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initio. Senatus. §. 36. aut in instituendis aut in conServandis civitatibus. Die Präposition zu wiederholen, ist dem Sprachgebrauche des Cicero gemäfs. Pro Rosc. Amer. c. 29. §. 81. aus dem Venedischen Drucke vom J. 1472. qui omni tempore in praeda et in sanguine versa. ' bantur. II. Catil. c. 9. §. 19. aus der Gudischen Handschrift Nr. 2, u. einem ältesten Drucke, dessen nähere Beschreibung ich mir vorbehalte, in cinere urbis et in sanguine civium. Lael. c. 17. §. 61. aus dem Hahnischen Drucke, in quibus eorum aut de capite agatur aut de faSomn. Scip, c. 1. §. 1. aus demselben u. einem Venedischen Drucke v. J. 1496,"in meo regno et in his tectis. ornateque. §. 37. vero fehlt. - reprexisse. Tullio. quod fehlt. ipsa. §. 38. et fehlt vor nostrae. P. 274. c. 10. §. 39. Crasse fehlt. - §. 40. pers pulisti. S. Lambinus bei Horaz V. Carmm. 11, 2. p. 223 der Vened. Ausg. v. 1566. §. 41. pro tuo iure. By versari posse. §. 42. Democratici (so) ceterique in suo physici vindicarentque ornati in dicendo et graves. S. Lange zu Lael. c. 21. §. 79. u. Jac. Fr. Heusinger zu I. de Off. c. 1. §. 2. p. 9. nihil de bonis rebus. - P. 275.coniungerent. - §. 43. etiam fehlt. - putés esse. Cod. Gud. A. putasses. B. C. putas esse. - a se.- Theophrastum.. §. 44. coniungitur. - vere videaris dicere. Cod. Gud A. videare dicere. - nominis mihi videbitur. - C. 11. §. 45. Carneades. Gewöhnlicher Irrthum. S. die Varianten zu II. Acadd. c. 6. §. 16. V. de Finn. c. 2. §. 4. I. Tusc. c. 24. §. 59,- erat. una etiam ipsum illum. P. 276. ut ferebatur. Critolaus et Diodorus. Mit Codd. Gudd. B. C. §. 46. civitatis. §. 47. Carneade. ho. mines Graeculos. Auch aus Cod. Gud. A. - §. 48. conceditis. Auch in den Gudischen Handschriften, nur in B. verbessert durch beigesetzte Punkte. S. Conrad Heusinger Praef. ad Cic. Off. p. XLVII. ei qui dicet et ea de quibus dicet. - §. 49. sicut et ferunt. materia. S. Conr. Schneider's Formenlehre der Lat. Sprache, Bd.. S. 483 ff. oratorum idem. 277. §. 5o. quod non habuerit - ex arte alienam hanc dicendi facultatem. Auch die Handschriften irren auf ihre Weise. C. 12. §. 50. in dicendo ubertatem. - afferunt propriam. expositione. - laudatur. Auch in Codd. Gudd. A. und C.§. 51. orator si id. ipse ille. § 52. et ceterarum artium multa sunt quae ipsi magistri. §. 53. vel ad odium. isdem (Priscian. VII. p. 737) permonicionibus.P. 278. §. 54. atque.. hoc enim proprium oratoris. Cod. Gud. A. Ohne Zweifel, hoc est hoc est proprium. (Miscell. Vol. I. P. II. 1822.)

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