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der ist dieses, dafs, je nachdem der Vortrag belehrend oder affektvoll ist, in der ganzen Rede bald eine gröfsere Summe von kurzen, bald eine gröfsere Menge von langen Perioden. Statt findet; jede vorhergehende Periode bereitet die folgende vor, u. gibt ihr gleichsam den Takt oder Gehalt; die Anfangsperiode der ganzen Rede gibt den Ton u. das Richtmaals an, nach welchem die übrigen Perioden beschaffen seyn müssen; die Perioden zusammen bilden ein Ganzes, gleichsam eine Kette, in welcher die einzelnen gröfsern oder kleinern Glieder mit ihren geschickt eingreifenden Fugen sich in gehörigem Ebenmaafse aneinander schliefsen. Dieser Absprung auf den Periodenbau soll eben auf den rhythmischen tenor hinweisen. Was die Schlufsperiode des ganzen Vortrags anlangt, so findet von ihr u. von ihr u. von ihrer Wichtigkeit das Statt, was ich oben Von dem Schlufsfall einer Periode gesagt habe; sie soll, wie da der Redner nach dem Ausspruche der alten Rhetoren durch die kräftigsten Vorstellungen aculeos in animis auditorum zurücklassen mufs, so durch den volltönendsten Rhythmengang einen tiefen Eindruck machen.

fern die Rhythmen

Das dritte u. letzte Stück des Numerus ist das Bezeichnende a. Malerische des Einzelnen u. Ganzen in der Darstellung. Blair Vorlesg. XIV u. Gräffe S. 173186 haben darüber am besten gelehrt, wenn gleich von dem letztern noch mehr Ausführung der Sache zu wiinschen gewesen wäre. Beides, das Bezeichnende oder Ausdruckende u. das Malerische, geht auf den Sinn u. Gehalt der Rede, u. ist nur durch Grade von einander verschieden; das Malerische ist der höhere Grad, soden Gegenstand oder den Gedanken u. das Gefühl durch die ihm ähnliche Töne schildern. Allerdings müssen die Ideen gleichsam den Takt u. das Tunmaafs angeben; der Redner mufs den Geist u. Charakter oder, wie Klopstock in seinen Fragmenten über Sprache u. Dichtkunst sich ausdruckt, den Tonverhalt der Rhythmen genau kennen, um zu wissen, welche dem Inhalte seines Vortrags am besten anpassen; s0 verschieden der Gegenstand ist, welchen er behandelt, so verschieden wird auch der Numerus, wie der Perio denbau seyn. Wenn gleich das Bezeichnende u. beson ders das Malerische, wovon Gräffe S. 41 zwei passende Beispiele aus Göthe's neuen Schriften anführt, mehr von der poetischen Schreibart gilt; so findet es doch auch bei der prosaischen Statt. Voller u. stärker sind (Miscell. Vol. I. P. II. 1822.)

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die Rhythmen in der feierlichen Rede, leichter u fliessender im didaktischen Vortrage, majestätischer u. stürmischer im Ausdruck, des Pathos u. der Leidenschaft, freier u. ungezwungener im Tone der Untersuchung u. vertraulichen Sprache. Was aber das Malerische anlangt, so ist unstreitig eine Ähnlichkeit zwischen Schall u. Idee, wenn ich gleich weifs, dafs hier uns oft die Einbildungskraft täuscht, dafs, wenn wir bei Lesung einer Stelle eine melodische Zusammenstimmung des Sinnes mit den Tönen zu finden wähnen, oft nur unsre, von der Sache gerührte Empfindung uns zu diesem Urtheile verleitet. Diese Ahnlichkeit liegt in dem Ursprunge u. Baue jeder Sprache, da die Wörter zuerst eine sinnliche Bedeutung hatten, von dem Schalle des Gegenstandes, welchen sie bezeichnen, entlehnt waren. Man denke an das Brausen des Sturmes, an das Rollen des Donners, an das Säuseln des kühlenden Abendwindes, an das Klirren der Ketten. Blair nimmt dreierlei Gattungen von nachzuahmenden Gegenständen an, nämlich die der Sache gleichklingenden Töne, die Bewegung, die Empfindungen u. Leidenschaften der menschlichen Seele. Aller

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dings, um nur bei der Bewegung stehen zu bleiben, werden mehrere einsylbige Wörter eine ununterbrochene mühsame Bewegung, werden rauhe Töne eine starke u. lermende, werden sanfte Töne eine gelinde, werden lange Töne eine langsame, werden kurze Syl ben u. Töne bald eine hurtige Bewegung, bald Ernsthaftigkeit u. Majestät ausdrucken. Was hier von den Rhythmen der einzelnen Periode gilt, das gilt auch von den Rhythmen der ganzen Rede.

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Nach den bisher angegebenen Kennzeichen oder Bestandtheilen des Numerus würde ich ihn kurz etwa so erklären: Rhythmus ist die wohlklingende (melodische), takthafte u. dem Sinne angemessene Darstellung der Rede. Übrigens wird hier immer eine Hauptregel bleiben, dafs der Redende ja die Kunst verbirgt, jeden Schein des peinlichen Strebens nach dem Numerus vermeidet, u. so vorträgt, als wenn Periodenbau u, Rhythmus natürlich, ohne alle Mühe, wie von selbst, als wenn eben die Sache so etwas wirkte, sich ungezwungen anschliefsen. Nirgend ist das Hervorleuchten eines zu sorgfältigen Haschens nach aufserem Putze, nach Bildern u. Gleichnissen, nach Periodenrundung u. Numerus widriger, als in einer geistlichen Rede, wo die Seele nur von Wahrheit Pflicht voll seyn, wo der

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Redner nur belehren, erbauen, vom Herzen zum Herzen sprechen soll. Daher ist es doppelt, in Ansehung der Sache u. der Kunst, fehlerhaft, wenn man nichtssagende Flickwörter wegen des Namerus anbringt, wie Cicero seiner geliebten plena numerosaque oratio oft die logische Richtigkeit, die Präcision, Bestimmtheit, Energie u. andre höhere Eigenschaften des Stils aufopfert; daher eben wegen des Natürlichen bisweilen der Verstofs gegen den Numerus, ein scheinbarer Mifslaut einen angenehmen Eindruck macht; daher die grata negligentia bei den Alten. Nur spöttle man nicht über den Numerus, als über eine nutzlose, wol gar schädliche Künstelei, wenn man nicht an das Mittelalter erinnern will, wo man die ignorantia selig pries; nur bedenke man, dass eine Predigt mehr, als ein Vortrag auf der Griechischen u. Römischen Rednerbühne, mehr, als eine Englische Parlamentsrede, es verdient, nicht nur mit Würde u. Wärme, sondern auch mit Anmuth u. Schönheit zu erscheinen zumal da die letztern Eigenschaften der Belehrung u. Erbauung noch mehr verstärken. Ich füge daher den lebhaften Wunsch hinzu, dafs die vortrefliche Gräffe'sche Schrift nicht nur fleifsig gelesen, sondern recht eigentlich studirt werde, u. ich bin schon zufrieden, wenn die gegenwärtige Abhandlung nur das Verdienst hat, von neuem auf die Sache, wie selbst auf jene Schrift, aufmerksam zu machen.

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Quidquid sub terra est, in apricum proferet aetas.

HORATIVS.

Celebratissimum epigramma, quod hanc dicendi opportunitatem dedit, hodie in Museo Britannico asservatum,

1) Commentationem hanc epigraphicam speciminis loco simul auctor esse voluit corporis titulorum antiquorum ab hoc anno 1822 singulis formae maximae fasciculis propediem prodituri, ita inscriptis

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licet a viris eruditis ") certatim repetitum sit, tamen tantum abest, ut id qua par est diligentia descriptum adhuc sit, ut potiùs novo opus sit editore, qui collato iterum marmore genuinam tandem tituli lectionem eruat. Quo munere ipsi nos, quum Londini quinque ante annis versaremur, functi hoc in schedas conieci mus apographum

ΟΥΡΙΟΝΕΚΠΡΥΜΝΗΣΤΙΣΟΔΗΓΗΤΗΡΑΚΑΛΕΙΤΩ 100
ΤΗΝ ΚΑΤΑΠΡΟΤΟΝΩΝΙΣΤΙΟΝΕΚΠΕΤΑΣΑΣ
ΕΙΤΕΠΙΚΥΑΝΕΑΣ ΙΝΑΣ ΔΡΟΜΟΣΕΝΘΑΠΟΣΕΙΔΩΝ
ΚΑΜΠΥΛΟΝΕΙΔΙΣΣΕΙΚΥΜΑΠΑΡΑΨΑΜΑΘΟΙΣ
ΕΙΤΕ ΚΑΤΑΙΓΑΙΗΝ ΠΟΝΤΟΥ ΠΛΑΚΑΝΟΣΤΟΝΕΡΕΥΝ
ΝΕΙΣΘΩΤΩΙΔΕΒΑΛΩΝ ΨΑΙΣΤΑ ΠΑΡΑΤΡΑΝΩΙ
ΩΔΕΤΟΝΕΥΑΝΤΗΤΟΝ ΑΕΙΘΕΟΝ ΑΝΤΙΠΑΤΡΟΥΠΑΙΣ
ΣΤΗΣ ΕΦΙΛΩΝ ΑΓΑΘΗΣΣΥΜΒΟΛΟΝΕΥΠΛΟΙΗΣ

1

Inscriptionem hanc in agro Chalcedonico repertam statuae Iovis Urii in templo ad Bosporum Thracium sito subiectam fuisse, ipse lapis testatur. Hic enim Iuppiter Urius, quem cave ne cum Iove Termino, "Ogiw

A

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eam

Sylloge inscriptionum antiquarum Graecarum et Latinarum, quas in itineribus suis per Italiam, Galliam et Britanniam factis exscripsit partimque nunc primum edidit Fridericus Osann, Ienae in libraria Croeckeria. De qua Sylloge hoc unice praefari mihi hic liceat, si non ab alia re, ab hac profecto viris doctis probatum iri ac commendatum, quod qui ad hunc usque diem innotuerunt tituli tam a vetustate quam ab arguimento eximiores, syntagmate hocce aut primum editi, aut iterum summa cum cura et diligentia de lapide a me descripti comprehendantur. Continebitur autem eo, ut de singulis dicam, pars titulorum in Museo Britannico asservatorum maxima, quos inter marmora ab Elgino comite illustri dicta primum locum occupant: quae sequi iubeo ex Museo Parisiensi nonnullos cum Fourmontianorum parte. Ad haec denique accedent inscriptiones, quae in Museis Romanis, Florentinis, Venetis, Mediolanensibus, Neapolitanis, aliis exstant, omnes diligenter a me exscriptae. At haec sufficiant de novo hoc inscriptionum antiquarum corpore indicendo, cuius accuratiorem notitiam iis, quorum Interest, conspectus in quavis Germaniae taberna libraria gratis distribuendum exhibebit.

2) Chishull. Antiq. Asiat. p. 59. Spon. Miscell. erud. antiq. p. 232. Wheler Itiner. p. 209 (179) Miscell. Observ. 1733 September p. 205. Bonada Carmin. antiq. ex lapidibus To. 1. p. 73. Fleetwood, Inscription. antiq. sylloge p. 53. Taylor Comment. ad teg. Decemviral p. V. et p. 23. Donati Suppl. Muratori T. 4. p. 7. Dopius p. 38.

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dicto, in Chersoneso inter Πτέλεον et λευκὴν ἀκτὴν δε crum habente 3) confundas, nautarum est deus, > cuius celeberrimum erat templum in ipso Bospori ore Byzantio viginti et centum stadia distans, 4) nautarum lingua to Isoov vulgo appellatum:) de quo plura conferant Chishullus Antiqi Asiat, p. 62 et Wolfius ad Demosth. Lept. p. 259. Imperatorem Iovem Latini ) nuncupabant, qui a Graecis veluti deus serenus ventis imperans Ovetov nomine colebatur, et ab iis maximopere qui mare Aegaeum, Propontida et Pontum perna vigabant. Vide de hoc love, qui a vento secundo dictus est 7) Jablonski Opusc. p. 72, c. not, Te Wateri,

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3) Demosth. de Haloneso p. 86.

4) Arrian. Peripl. p. 12. ed. Oxon.

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5) Menippus Peripl. p. 69. ed. Oxon. xata to σπορον καὶ τὸ ςόμα τοῦ Εὐξείνου πόντου ἐν δεξιοῖς τῆς Ασίας μέρεσιν - κεῖται χωρίον Ἱερὸν καλούμενον. Adde Demosth. in Lacritum p. 926, 5. 936, 5. tav dè per άọn. τοῦρον ἐκπλεύσωσιν ἐκ τοῦ πόντου ἐφ' Ιερόν. Idem in Polyclem p. 1211, 25. προςτάξαντος πλεῖν ἐφ ̓ ἱερόν: cui loco alium p. seq. iunge, ubi eodem sensu to Isoov

recurrit.

6) Cicero II. Verr. 4, 57, 193. Quid? ex aede fovis religiosissimum simulacrum Iovis Imperatoris, quem Graeci Olov [ita Graecis scribendum litteris] nominant, pulcherrime factum, nonne abstulisti? Quo loco si Gruteri coniecturam Imbricitoris pro Imperatoris non probo, tamen haud assentior Chishullo p. 02. Impuberis reponenti. De quo Ciceronis loco disertius sententiam meam interponere, quum huc non attineat, hoc tamen adiectum velim, Chishulli commentum ideo nauci esse videri, quòd a Cicerone eodem Joco Bosporanus hic Iuppiter Urius cum Syracusano et Macedonico nescio quo comparetur, quorum Syracusanum, hoc est celeberrimam illam Iovis Olympii Statuam tantum abest ut Jovem impuberem exhibere potuisse credamus, ut potius Fulguratoris nomine Syracusis cultus sit. V Principis eruditissimi Biscari Viaggio per tutte le antichità della Sicilia, Palermo 1817. sec. edit. p. 318. 7) Etymolog. Μ. p. 104, 3. Ανεμούριον καὶ ἀνεμοδούριον, παρὰ τὸ καὶ τὸ οὖρος, ὅ σημαίνει ἐπιτήδειον ἄνε 57. παρὰ τὸν οὐρον, ὅ σημαίνει τὸν μου. Τα ανεμος. φορὸν ἄνεμον, ubi tentare posses εὔφορον pro φορόν. Xenoph. Hell. 6, 2, 27. εἰ εὔφορον πνεύμα εἴη. Euma thius de amor. Ismen. 11. p. 484. ed. Lips. sopógov ἐτυγχάνομεν πνεύματος.

M.

T

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εὐφόρου

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