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gens ist bekannt, dafs die Griechen diese nachdrucklosen pronomina reflexiva nicht häufig gebrauchen, kaum anderswo, als wenn der grofse Reichthum bedeutungsvoller Formen des Zeitwortes nicht ausreicht. - Die zweite Art der Griechischen Reflexionen, welche aus der Verbindung mit dem definitum autós entstanden sind, bezeichnet schon dadurch den grössern rednerischen Nachdruck ihrer Bedeutung. Dieser offenbart sich auch dem aufmerksamen Leser überall entweder durch einen bestimmt ausgesprochenen oder durch einen leicht hinzugedachten Gegensatz, u. wenn die Akkusativen in Verbindung mit transitiven Verben, wie παραδιδόναι ἑαυτόν, diesen Nachdruck etwas verloren zu haben scheinen, so ist auch das nicht viel mehr, als ein Schein, indem die Natur der rein-transitiven Zeitwörter eigentlich ein Übergehen auf ein anderes Objekt verlangt u. somit die Rückwirkung auf das Subjekt einen heimlichen Gegensatz bildet. Übrigens begnügen sich die Lateiner in der Regel mit dem einfachen Reflexivum u. der Zusatz des besondern Wortes ipsius ff. erzeugt allerdings einen noch stärkern Nachdruck. 3. Pronomina possessiva.

ἐμός, σός, ὅς, meus, tuus, suus,

ἡμέτερος, ὑμέτερος, σφέτερος.
noster, vester, suus.

νωΐτερος, σφωΐτερος — nostras, vestras; alienus (άiλóτριος).

Hiebei habe ich für jetzt, wo ich auf die Einzelheiten des Gebrauchs nicht weiter eingehen kann, nur diefs zu bemerken. So wie die neuern Sprachen nicht nur in dem possessivum der ersten u. zweiten, sondern auch in der dritten Person, sowohl die rückwirkende (reflexive), als die auf ein anderes Aufserliche bezügliche (objektive) Bedeutung, vereinigt haben (sein, ihr, seinige, ihrige); so findet sich dasselbe im Griechi. schen u. Lateinischen zwar bei dem Possessivum der ersten u. zweiten Person, aber in der dritten Person fehlt, aufser dafs im Lateinischen suus auf den Plural u. Singular des Subjekts bezüglich ist, gerade das nach dem Geiste der neuern Sprachen unentbehrlichste Possessivum für die objektive Beziehung ein Mangel, welcher sich nur aus dem in den alten Sprachen, beson

present taste; wie ib. I laid me down. Mehreres hierüber nächstens in einer eigenen Abhandlung!

Oders in der Lateinischen, bedeutend gröfsern Wirkungskreise der Reflexivität erklären läfst. Dafs u. wie sich übrigens die Lateiner u. Griechen in dem Falle, wo unser sein, ihr, im objektiven Sinne ausgedrückt werden mufs, in der Regel leicht u. bequem zu helfen wissen, ist bekannt. Indessen zeigen doch manche in Rücksicht auf die eigentliche reflexive Bedentung von suus allerdings auffallende Stellen, dafs die Lateiner hie u. da in einige Verlegenheit gerathen u. allenfalls ihr suus auch ohne reflexive Bedeutung besonders da gebrauchen, wo eius etc. wegen seiner entfernten Beziehung zu nachdruckslos wäre: woher denn auch die abgeleitete. Bedeutung von suus für gehörig, eigenthümlich stammt. Man vergleiche nur aufser den in der Wenk-Grotefend'schen Lat. Gr. Th. I. S. 167 ff. angeführten Stellen folgende wenige: Tacit. Ann. XIV, 30, igni suo involvunt (auf faces feminarum); Sallust. Iugurth. 69. ed. Tell. Ceterum in utroque magis studia partium quam bona aut mala sua moderata; Cic. Tusc.

18. Dicaearchum vero cum Aristoxeno, aequali et condiscipulo suo, doctos sane homines, omittamus. Liv. XXI, 50. Romanis multitudo sua auxit animam; und, welche Stelle, wenn sie nicht verderbt ist, unter die merkwürdigsten gehört: Corn. Nep. Milt. I, 1. daş çives sui nach de eo.

4. Pronomen definitum.

αυτός, ipse.

ΠΟΣ

Die Benennung für dieses Pronomen, welche Thiersch, Rost u. überhaupt mehr die Verfasser Griechischer, als Lateinischer Grammatiken aufgenommen haben, scheint mir wohl gewählt, sowohl weil es dadurch am besten als Eigenthum aller drei Personen bezeichnet wird, als auch schon wegen des Gegensatzes von ris, quidam, aliquis, welche Jedermann doch wol indefinita benennt, Auch hat sich ja in autós der Begriff des Definiten (in u. durch die Rede bestimmt Bezüglichen) selbst in den, obliquen Casus erhalten, welche die Stelle des einfachen Pronomen der dritten Person versehen. Was übrigens, zumal wenn die allmählige Entwickelung des Begriffs u. Gebrauchs dieses Pronomen berücksichtigt wird, für ein reicher Stoff sich hier darbiete, hat Hermann gezeigt in seiner Fehrreichen Abhandlung de pronomine autós in den Actis seminarii regii et societatis philologicae Lipsiensis Vol. I, p. 42. sqq. Ich erinnere hier nur beiläufig, da unmit

telbar für meinen Zweck weder autos, noch ipse bedeutende Schwierigkeit darbietet, an die mannichfaltigen Verbindungen beider mit Substantiven u. Pronomen u. die daraus sowohl, als aus veränderten Stellungen bald so, bald anders nüancirte Bedeutungen. Hiebei gewährt es jedem Sprachfreunde ein inniges Vergnügen, wenn er sieht, wie besonders in der Verbindung mit den persönlichen Fürwörtern Griechen u. Lateiner ihr Definitum bis zum Ausdrucke der feinsten Unterscheidungen zu gebrauchen vermögen u. pflegen beschauend freilich oft, aber doch auch auffordernd für die neuern Sprachen, welche mit ihrem selbst u. Ähnlichem bisweilen sehr ungeschickt umlertaumeln. Übrigens sollte man nachgerade auf immer von so armseligen u. nichtssagenden Angaben ablassen, wie sie Bröder §§. 553, 556. u. auch wol anderwärts über ipse gibt, als stehe es nur zur Vermeidung der Zweideutigkeit oder wo sonst sich mit se, suus, eine Unschicklichkeit in der Konstruktion zeigen würde.

5. Pronomen reciprocum.

ἀλλήλοιν, ἀλλήλων.

Dieses eine Gegenseitigkeit u. Wechselwirkung bezeichnende Fürwort hat nur in der Griechischen Sprache eine besondere, ihre Abstammung leicht verrathende Form; im Lateinischen versiehet häufig sui etc. diese Stelle wenigstens sagt man immer da, wo der Zusammenhang jede Zweideutigkeit entfernt, z. B. amant se. Soll aber der reflexive u. reciprokale Begriff genau unterschieden werden, so wählt man wol zum Ausdrucke des erstern ein se quisque amat, des andern ein alter alterum, alius alium (einander) amat, aus welchem letztern Pronomen ja auch im Griechischen die besondere Form entstanden ist. Seltener ist inter se, wie Corn. Nep. Dío. IV, 1. ibique Interpp.

6. Pronomina indefinita.

als, o deiva; quidam, aliquis, quispiam, ullus.

7. Pronomina demonstrativa.

ὁ, ἡ, τό, ὅδε, ὗτος, ἐκεῖνος, τόσος (πόσος), τόσοςδε, του σᾶτος, τοῖος (ποιός), τοιόςδε, τοιῖτος, τηλικός (πηλι κός), τηλικόςδε, τηλικότος; is, hic, ille, istic, illic, iste, tantus, talis...

8. Pronomina relativa.

ὅς, ὅστις, ὅσος, ὁπόσος, οἷος, ὁποῖος, ἡλίκος, ὁπηλίκος; ́qui, quivis, quilibet, quicunque, quisquis, quantus, qualis.

9. Pronomina interrogativa.

τίς, πόσος, ποῖος, πηλίκος, ποδαπός, πόσος, πότερος; quis (mit seinen Zusammensetzungen), qui, quantus, qualis, cuius, cuias, quotus, uter.

Ich mufs mich, da die gegenwärtige Abhandlung schon fast über die Gebühr angewachsen ist, für jetzt hier mit der blofsen, hie u. da noch zu ergänzenden Aufstellung begnügen, die sich rechtfertigen mag, so gut sie kann. Bekannt ist, wie genau im Griechischen auch in der Form selbst diese Klassen der Pronomina korrespondiren, was jetzt auch in einigen Lateinischen Grammatiken Korrelation der Pronomen genannt wird.

10. Pronomina negativa,

ἔτις (μήτις), ἐδείς (μηδείς), ἐδέτερος (μηδέτερος), ἑκάτερος, ἕκαςος, πᾶς, ἀμφότερος, ὁ ἄλλος, ὁ αὐτος, ἕτερος; nullus, nemo, neuter, uterque, alteruter, ambo, ceteri, alius, alter, omnes, idem, quisque.

Diese Zusammenstellung mag beim ersten Anblicke sehr auffallen; indessen wird das Auffallende verschwinden, wenn man nach dem in den besondern Bedeutungen der einzelnen Wörter Übereinstimmenden sucht. Diefs ist in allen diesen Fürwörtern der Begriff des Ausschliefsenden, des Gegensatzes; z. B. in alius, ein Anderer (nicht der, welcher vorher genannt, gemeint war), quisque, ein Jeder (nicht ein Einzelner), idem, eben derselbe (nicht ein Auderer). Daher glaube ich auch, dafs selbst die Benennung pronomina negativa in diesem Sinne beibehalten werden könne. Doch

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Vive, vale! si quid novisti rectius istis, Candidus imperti; si non, his utere mecum. Bernburg.

Fr. Günther.

XIII.

Dionysii Strocchii de vita et scriptis Gasparis Garatonii commentarius, *)

Alexandro Agucchio
Dionysius Strocchius
S. P.

Libellum, quo Garatonium nostrum laudandum suscepi, ad te mitto non una de causa; sed ob eam potissimum, quod quidquid id est qualecunque est, hortante et iubente te conati sumus. Leges ipse, et siquid placuerit, erit cur mihi gratuler, sin autem: sed nolo mihi, quod non debeo, male ominari. Vale igitur, meque hoc certe nomine quod gerere tibi morem studui amare velis. Iterum vale, Apud Faventiam Idib. Maiis ciɔɔcccxv.

Veterum Scriptorum libros in multis, maximisque latebris rimari, vulneribus, quae plurima acceperunt a vetustate longaeva, et a librariorum vel inscitia vel inertia, mederi, enarrare, in apricum proferre, virtutis maiorum nostrorum post renatas litteras fuit olim solemnis exercitatio. Quod subinde studium hinc peregrinatum est ubique gentium, quot quot ingenuas per artes vitam excoluere. Extitere tamen, nec desunt, qui pristinam hanc, domesticamque laudem identidem restituerent atque instaurarent. Quorum in numero fuit Gaspar Garatonius, cuius de vita et scriptis nonnulla carptim perstringere est animus, non quia putem føre ut mansurae hominis memoriae possit aliquid ex mea diligentia accedere, sed ut qualemcumque illius tumulo coronam suspendam, quae nesciri omnino non şinat quantum in tali absentia indolui, et quantum illi pro sua in me singulari voluntate gratiam habeam, et vero etiam referre concupiscam.

Ravennae ingenuo loco ortus anno cioccxxxxIII patrem habuit Iosephum Aeneam Physicum, et Mathematicum longe probatum; quo inter adolescendum orbatus est. Illic studiorum suorum tirocinia posuit. Dehinc Bononiae optimis litterarum, et philosophiae praeceptis, institutisque tam bere et tam cito eductus est, ut, cum non amplius quam tertium, et decimum aetatis annum transmitteret a magistris recesserit, Hinc Romam concessit, iamque cum in illo Musarum, bonarumque artium sinu versaretur, et doctissimis

*) Opuscoli Letterarii. Tomo primo. Bologna per Annesio Nobili. 1818. p. 147

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153.

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