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Die erhaltenen Werte für die Dauer sind sonach für den Chiemsee in der Richtung Urfahren und für den St. Wolfgangsee sehr nahe gleich der beobachteten Dauer. Auch bei dem ungewöhnlich stark eingeschnürten WagingerTachingersee kommt die berechnete Dauer der beobachteten viel näher als nach den oben angewendeten Berechnungsmethoden. Die Dauer für den Plattensee nur bleibt un 26 Proz. unter der beobachteten, wohl nur aus dem Grunde, weil dort die mittlere Tiefe an der Enge Tihany-Szántód diejenige des übrigen Sees fast erreicht.

Aus obigen Betrachtungen lernen wir einen Weg kennen, für einen beliebig geformten See aus seiner Tiefenkarte angenähert die Periodendauer der uninodalen Seiche zu bestimmen. Man berechnet hiernach zuerst nach der P. Du Boysschen Methode die Dauer und erhält sofort auch die Lage des Knotens. Falls derselbe an eine tiefe, breite Seestelle fällt, ist die Dauer nach Du Boys bedeutend zu groß, und durch parabolische Annäherung erhält man einen gut brauchbaren Wert. Die dazu benötigte Länge des Talwegs ist bereits aus der Du Boysschen Berechnung bekannt. Kommt dagegen der Knoten an das seichtere Ende eines sonst konkaven Sees zu liegen oder fällt derselbe mit einer nicht zu starken Seeeinschnürung zusammen, so kann der Wert nach Du Boys als gute erste Annäherung gelten. Befindet sich der Knoten endlich an einer konvexen Seestelle, welche noch dazu stark eingeengt ist, so läßt sich die Dauer annäherud bestimmen, indem man den See als konvex parabolisches Becken betrachtet, das eine Länge gleich der Talwegslinie und am Scheitel eine Tiefe gleich der mittlern Querschnittstiefe der eingeengten Seestelle besitzt. Die übrigen Annäherungsformeln versagen hierbei vollständig, da die Dauer nach denselben kaum die Hälfte der beobachteten erreicht.

Die Zusammenstellung der Dauer der binodalen Seiches, ausgedrückt in Prozenten der uninodalen in der letzten Rubrik der Tabelle II auf S. 43, läßt übereinstimmend ersehen, daß die binodale Schwingungsdauer in konkaven Seen größer und in konvexen Seen kleiner als die Hälfte der uninodalen Periodendauer ist. Dabei hält sich der Verhältniswert bei den ersten Seen der Tabelle über 58 Proz. und geht bei den letzten Seen mit Zunahme der Konvexität der Normalkurve am Knoten immer weiter unter 50 Proz. herunter. Bei den Seen mit konvexkonkaver Normalkurve endlich, wie beim Attersee, Tachinger See, Thuner See, kommt die Dauer nahe der Hälfte der uninodalen Schwingungsdauer. Das sind Ergebnisse, welche in vollständiger Übereinstimmung mit Chrystals hydrodynamischer Seichestheorie stehen.

Bei den Verhältnissen der mittlern Gruppe der Seen in genannter Tabelle dagegen finden wir bei direkt nebeneinanderstehenden Seen bedeutende Unterschiede; so ist das Verhältnis beim Bodensee 70 und beim Loch Earn 56, beim Genfer See 48 und beim Chiemsee 77. Ganz ähnlichen Gang weisen die in Tabelle III auf S. eingefügten Verhältniswerte auf. Bei den ersten zehn Seen sind die Verhältniswerte größer als 56, bei den mittlern stark schwankend und bei den letzten unter 50. Um die so verschiedenen Verhältnisse von Grund- und erster Oberschwingung miteinander vergleichen zu können, ordne ich in einer weitern Tabelle die Seen nach der Größe dieser Verhältnisse; zugleich füge ich unter T, die Dauer der uninodalen Seiche und unter T diejenige der binodalen

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Tabelle V.

1

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in Minuten an. In der Tabelle V sind weitere Seen aufgeführt, von denen ich die Periodendauer der Schwingungen kenne, aber keine Tiefenkarte erhalten konnte.

Aus dem allgemeinen Gang der Zahlen finden wir ebenfalls deutlich die Chrystalsche Theorie bestätigt für konkave oder konvex-konkave und konvexe Seen. Außerdem aber treten jetzt bestimmte Gruppen von Seen mit ihren stark abweichenden Verhältnissen deutlicher hervor. Die fünf Seen mit den größten Verhältniswerten, nämlich der Chiemsee, Waginger See, Bodensee, Würmsee und Mondsee haben nach den frühern Zusammenstellungen zum Teil ganz verschiedene Beckenverhältnisse. Der Waginger und der Würmsee gehören zu den stark konkaven symmetrischen, der Chiemsee dagegen zu den flachen, asymmetrischen Seen. Wie ich bei den Beobachtungsergebnissen am Chiemsee bereits betont habe 1), haben die genannten Seen die gemeinsame Eigentümlichkeit, daß einer der Knoten der binodalen Seiche oder beide mit starken Beckeneinschnürungen zusammenfallen, und diese bewirken, wie wir schon bei den uninodalen Seiches gefunden haben, nach Chrystal eine so bedeutende Verlängerung der betreffenden Schwingungsdauer. So fällt der westliche Knoten der 29 Minuten-Seiche des Chiemsees an den nur 150 m breiten und 15 m tiefen Eingang der westlichsten Ausbuchtung, Schafwaschener Winkel genannt, der nördliche Knoten des Waginger Sees an die Einschnürung bei Horn von 270 m Breite und 13 m größter Tiefe; am Würmsee befindet sich der südliche Knoten an der Einengung bei Unterzaismering auf 24 km (von 5 km) und am Mondsee an der plötzlichen Verengung durch den Attersbach auf 400 m. Auf die Schwingungsverhältnisse des Bodensees möchte ich später ausführlich zurückkommen.

Bei der letzten Gruppe der Tabelle vom Thuner See bis zum St. Wolfgangsee befindet sich dagegen eine Einengung am Knoten der uninodalen Seiche und verlängert die Dauer derselben, während die beiden Knoten der zweiknotigen Seiches an tiefe und breite Seestellen fallen. Am besten können wir die Schwingungsverhältnisse am kleinsten bis jetzt gefundenen Verhältnis des St. Wolfgangsees uns klar machen. Wie eine Saite mit größerer Dichtigkeit am Knoten eine große uninodale, aber geringe zweiknotige Schwingungsdauer hat, so hat der St. Wolfgangsee infolge der Einschnürung durch die Anschwem

1) Endrös, A.: Die Seeschwankungen des Chiemsees, S. 335, zitiert S. 41.

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mungen des Zinkenbaches eine große uninodale Periodendauer (vgl. die kleine Ordinate 0,25! Fig. 2b), aber da die binodalen Knoten inmitten der breiten Teilbecken zu liegen kommen (vgl. 3,4 65 11. 11 30! Fig. 2b), eine so kleine binodale Schwingungsdauer, daß fünf Oberschwingungen auf eine Grundschwingung kommen. Bei den übrigen regelmäßigen, konkaven Seen bleibt das Verhältnis zwischen 50 und 60, ganz entsprechend der Chrystalschen Theorie für konkave Seen, und bei den konvex-konkaven Seen nähert es sich dem Werte 50, ebenso wie bei Seen von nahe gleichmäßiger Tiefe.

Die binodale Schwingung ist eben, wie Chrystal in seiner Theorie uns lehrt, nur die uninodale Seiche der beiden Teilbecken zu beiden Seiten des mittlern Schwingungsbauches. In manchen Fällen kann man daher auch die binodale Schwingungsdauer angenähert aus den Dimensionen eines der Teilbecken berechnen, wenn dasselbe eine der oben besprochenen regelmäßigern Beckenformen hat. Es gibt z. B. die parabolische Annäherung für beide Teilbecken des St. Wolfgangsees 6,72 Minuten, also um 8 Proz. zu großen Wert, jedenfalls nur, weil die Normalkurven der Teilseen stark konkav sind, wie aus der Fig. 2b zu ersehen ist. Berechne ich die Dauern aus der Normalkurve selbst, indem ich beide Teile durch eine symmetrische Parabel ersetze, wie auch in der Fig. 2b in Gestalt der ausgezogenen Kurve wirklich geschehen ist, so erhalte ich für den Untersee aus T 0,709 mit Benutzung

=

=

1

der Werte 1 und h einen Wert T2 6,17 Minuten und für den Obersee T2 6,10 Minuten, also Werte, welche nur um wenige Prozente gegenüber der beobachteten Dauer T. 6,24 Minuten zu klein sind.

2

=

Dabei ist angenommen, daß hier der mittlere Schwingungsbauch mit dem berechneten Knoten (bei Punkt 9 der Normalkurve) genau zusammenfällt. Dies trifft aber in unregelmäßigen Seen nur selten zu, es wird vielmehr, wie Chrystal theoretisch abgeleitet hat und ich am Chiemsee und Waginger See wirklich beobachten konnte, der mittlere Schwingungsbauch der Binodalschwingung nicht notwendig mit dem Knoten der Uninodalschwingung genau zusammenfallen 1), sondern es wird der genannte Schwingungsbauch gegen dasjenige Teilbecken verschoben sein, das eine längere uninodale Teilschwingung für sich allein schwingend haben würde.

1) Chrystal, G.: H. T. S., S. 606.

(Schluß folgt.)

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Amerika.

Als Alfred H. Harrison, der ebenso wie der Däne Mikkelsen die Auffindung von vermutetem Lande in der Beaufort-See sich zur Aufgabe gestellt hatte, die Sicherheit gewonnen hatte, daß dieser früher das gemeinsame Forschungsgebiet erreicht habe, stand er von einer nutzlosen Konkurrenz ab und verwendete seine Zeit zu Vermessungen an den noch mit geringer Zuverlässigkeit aufgenommenen Küsten des nordwestlichen Kanada. Im Sommer 1906 hatte er nachdem er die Inseln Henschel und Baillie aufgenommen hatte, an Bord eines Walers eine Fahrt bis zum Kap Kellett auf Banks-Land ausgeführt und während derselben eine Reihe von Lotungen vorgenommen. Den Winter 1906/07 verbrachte er mit Aufnahmen östlich von der Mackenzie-Mündung bis zur Liverpool-Bai, in welchem Gebiet er an vielen Stellen die Karten berichtigen konnte.

Die durch Abtretung des Acre-Gebiets an Brasilien notwendig gewordene neue Grenzfeststellung wird auf Seite von Bolivien von dem englischen Major P. II. Fawcett geleitet, der seit 1906 auf den Flüssen Aquiry und Beni Aufnahmen macht, die sich der üppigen Vegetation wegen auf astronomische Ortsbestimmungen und Kompaßpeilungen auf den Flüssen und den wichtigsten Verbindungen zwischen diesen beschränken müssen. Mehrere wichtige Positionen, welche eine auch auf Übersichtskarten schon bemerkbare Verschiebung der Madre de Dios, Beni und Aquiry herbeiführen, führt Fawcett in seinen Berichten an die Londoner R. Geogr. Society an (G. J., Mai n. Aug. 1907).

«

Polargebiete.

Am Neujahrstag 1908 hat Leutn. Shackleton auf dem >> Nimrod << von Littleton in Neu-Seeland seine SüdpolarExpedition, deren erstes Ziel das Süd-Victorialand ist, angetreten. Bis zur Eiskante, eine Strecke von 1500 Seemeilen, wurde der »Nimrod vom Dampfer »Koonya geschleppt; am 15. Januar, als der » Koonya«, der am 22. Januar in Wellington eintraf, die Rückfahrt antrat, war an Bord des >> Nimrod« alles wohl.

Die zweite französische Südpolar-Expedition, die wiederum von Dr. Charcot geleitet werden wird, ist soweit vorgeschritten, daß ihr Aufbruch im Juli als gesichert erscheint. Das Expeditionsschiff wird in St. Malo erbaut und nimmt Proviant für drei Jahre für zweiundzwanzig Mann Besatzung mit. Als Wirkungskreis ist in erster Linie das von Charcot entdeckte Loubet-Land, die südliche Fortsetzung von Grahamland, ausersehen; wenn sich hier ein Vorstoß nach S nicht ermöglichen läßt, will Charcot Alexander I.-Land oder die im S des Großen Ozeans gelegenen Teile des südlichen Kontinents zu erreichen suchen, um die Fahrt zu Lande nach dem Südpol anzutreten. Große Hoffnungen setzt er für diese Fahrt auf einige Motorschlitten, die nach den Angaben des bekannten Motorfahrers Marquis de Dion für ihn erbaut werden.

Die zweite belgische Südpolar - Expedition dagegen, die von Dr. H. Arctowski geplant wurde, scheint aus Mangel an ausreichenden Mitteln nicht zustande zu kommen, denn die belgische Regierung, deren Interesse sich gegenwärtig der Frage der Annektion des Kongostaates zuwendet, hat finanzielle Unterstützung abgelehnt, und Arctowski hat durch freiwillige Beiträge die Kosten nicht decken können.

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Die Absicht der argentinischen Regierung, eine meteorologische Station weit nach S vorzuschieben in Aussicht genommen war die Wandel-Insel am westlichen Eingang des Belgica-Kanals hat eine Verzögerung um mindestens ein Jahr erfahren, da der Dampfer » Austral« (der umgetaufte Français der ersten Charcotschen Expedition) Mitte November bei der Ausfahrt aus Buenos Aires auf der berüchtigten Ortis-Bank gescheitert ist. Die Ablösung für die Station auf den Süd-Orkney-Inseln wird nunmehr durch den Dampfer »Uruguay, der seinerzeit die Nordenskjöldsche Expedition auf Louis Philippe-Land erlöste, an Ort und Stelle gebracht werden, während die Station in Südgeorgien durch einen Dampfer der Agentinischen Fischerei-Kompanie erneuert werden wird.

Die Rundreise zu Schlitten, die Kapt. Mikkelsen vom 17. März bis 15. Mai in der Beaufort-See unternommen hatte, erbrachte als wichtigstes Ergebnis den Nachweis, daß Land, wie Mikkelsen erwartet hatte, im N von Point Barrow nicht vorhanden ist und auch weiter im N nicht zu erwarten ist, denn unter 71° 12' N wurde der nördliche Rand des Festlandssockels festgestellt; am 22. April wurden 63 m Tiefe gelotet, 1300 m nördlich davon 220 m und noch 3500 m nördlicher 519 m. Bereits am

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7. April war unter 71° 55′ die größte Tiefe 620 m, ohne den Meeresboden zu erreichen, gefunden worden. Die nördlichste Breite, die erreicht wurde, war 72° 20'. Während der Abwesenheit Mikkelsens war sein kleines Schiff >> Duchess of Bedford bei der Flaxmann-Insel gesunken, doch hatten sämtliche Vorräte an Land gerettet werden können und ein Teil des Schiffsholzes wurde als Banmaterial gewonnen. Im Laufe des Sommers 1907 wollte wollte Mikkelsen mit einem Walfänger nach O fahren, um Lotungen auszuführen. Im Frühjahre 1908 will er sodann nochmals einen Vorstoß nach N unternehmen, um den weitern Verlauf des Festlandssockels zu erforschen.

Am 19. Oktober traf der kanadische Staatsdampfer >> Arctic<< (der >>Gauß« der deutschen Südpolarexpedition) unter Kapt. Bernier in Quebec ein nach einer 15monatigen Fahrt durch die kanadischen Polargebiete; die durch die Franklin-Suche bekannt gewordenen Inseln Melville, Byam Martin, Bathurst, Somerset, Coburg und Nord-Lincoln wurden besucht und durch Hissen der englischen Flagge für Kanada annektiert; aus manchen Cairns wurden die von McClure, Peary und Sverdrup hinterlegten Dokumente zurückgebracht. Überwintert wurde wie zwei Jahre früher in Ponds Inlet im nördlichen Baffinland. H. Wichmann.

(Geschlossen am 10. Februar 1908)

Das nordafrikanische Tripolis und seine Mnschîa.')

Von Ewald Banse.

Sieht man die über Tripolis so zahlreich vorhandene Literatur durch, so findet man sich auf der Suche nach einer brauchbaren geographischen Monographie bitter enttäuscht. Die klassischen Forscher Barth, Rohlfs, Nachtigal und die anderen haben sich nicht allzu ausführlich über den Ausgangspunkt ihrer großen Reisen verbreitet, ihr Sinn war auf entlegenere Länder gerichtet. v. Maltzan lieferte zwar in Bd. III seiner 1870 erschienenen >> Reise in den Regentschaften Tunis und Tripolis« die beste Schilderung des Straßen- und Kulturbildes der Stadt, ging aber gerade wie G. Rohlfs in der Reise »von Tripolis nach

Alexandria und H. Grothe in seinem ansprechenden Büchlein » Tripolitanien, Landschaftsbilder und Völkertypen«< (1898) zu wenig auf die Verhältnisse des Bodens und seine so tief in das Volks- und Wirtschaftsleben einschneidenden Faktoren ein. Die sonstige neuere Literatur ist ganz unbedeutend, teils in touristischem, teils in einseitig politischem, teils in kaufmännischem Sinne geschrieben.

Die Durcharbeitung des größten Teiles der vorhandenen Schriften und umfassende während eines einjährigen Aufenthaltes in Tripolis angestellte Studien liefern das Material der vorliegenden Arbeit. Die Karte wurde auf Grund

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einer Anzahl Itinerare angefertigt; mit dem Theodolit zu arbeiten, ist unter dem Türkenregime ein Ding der Unmöglichkeit, indem die Spionenriecherei ans Unglaubliche grenzt. Da aber die Herrschaft der Pforte in Tripolitanien wohl noch manches Dezennium überdauern wird, so erscheint die Kartenaufnahme nicht als unnütz; gibt sie doch zum erstenmal eine klare Anschauung über die Lage der Stadt und ihrer Oase.

Tripolitanien ist das Mittelland der afrikanischen 1) Ich gebe die arabischen Namen im tripoliner Dialekt und zwar in lautgetreuer Phonetik wieder; ch ist immer guttural, h selbstlautend, nie als Dehnungskonsonant, dsch weich zu sprechen. ' bedeutet einen betonten kurzen, einen betonten langen Vokal, r der Mittellaut von r und ch.

Petermanns Geogr. Mitteilungen. 1908, Heft III.

Nordküste gegenüber der wichtigsten Halbinsel Europas; nach Süden schiebt es sich wie eine Bastion dem Herzen der reichen Sudanländer entgegen. Seine drei Landseiten werden fast auf ihrer ganzen Länge von Wüstenstrecken umgeben.

Vergleicht man die Umrisse der Syrtenküsten mit dem Verlauf der inneren Gebirgsstaffeln, so kann kein Zweifel sein, daß beide genetisch miteinander verwandt sind. Die >>Gebirge am Nord- und Ostrand der Hammâda el hómra, die Dschbûl1) e'soda, schérgi und der Harudsch es sod sind die innersten Schollen eines Systems von Landstaffeln, welche den Bau des eigentlichen Tripolitanien

1) Plur von dschebél, Gebirge; ássuad, schwarz; schérgi, Ost.

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bestimmen und sich auch noch als Tiefenlinien im Mittelmeer bis Sizilien hin verfolgen lassen. Die genannten Schollenbruchseiten bilden den wahren Abfall der Hochfläche der Sahara (Wüste); nur bis zu ihnen erstreckt sich der Einfluß der winterlichen Regengüsse, sodaß dem uàdizerrissenen Norden ein uâdiarmer Süden gegenüber steht. Denn daß die sog. Uadiläufe des Oasenarchipels Fesân eigentliche Regenströme sind, ist noch nicht ausgemacht, wenigstens habe ich durch Literaturstudium mehr den Eindruck gewonnen, als ob es sich bei den Systemen des Uadi esch schâti und des Uadi ṛárbi1) eher um Grabenversenkungen handelt, deren Wasserbesitz durch Anzapfung der Quellenhorizonte der seitlich stehengebliebenen Hochflächen erworben wurde.

Jedenfalls hat man die hier skizzierte Linie unbedingt als die natürliche Südgrenze Tripolitaniens festzuhalten. Die Westgrenze bildet der Dschebél Dáhar (Rücken), also das wichtige Radâmes (radames) als echte Wüstenstadt der Wüste überlassen bleibt. Im Osten wird sich kaum eine scharfe Abgrenzung vornehmen lassen, am einfachsten ist es vielleicht, die Steppenverengerung zwischen dem innersten Winkel der Großen Syrte und den Höhen südlich von ihr als das Ostende des Landes zu bezeichnen, sodaß das tertiäre Hochland von Barka isoliert bleibt.

Dieses natürliche Länderindividuum Tripolitanien bildet ein Terrassenland, dessen einzelne Kreidegesteinstufen (wohl im Jungtertiär) von der stehenbleibenden großen Wüstenplatte im Süden absanken, während gleichzeitig jungvulkanische Lavaergüsse an den Bruchrändern emporgepreßt wurden und einzelne hervorragende Gipfel (bis über 900 m Höhe) entstehen ließen. Den größten Betrag erreichen die Verwerfungen im Nordwesten und im Südosten des Gebietes; beim Gásr Rarian (rariân) beträgt die Sprungweite etwa 450 m. Die horizontalen Ausmaße sind hier im atlasnahen Teile gering, im Südosten hingegen beträgt die Entfernung der Küste vom Harudsch es' sod 300 km.

Der tektonische (nicht geologische!) Unterschied Tripolitaniens gegenüber der Saharaplatte macht sich in mehrfacher Beziehung fühlbar.

im

Besonders in klimatischer Hinsicht ist die Abdachung des Landes zum Mittelmeer wichtig. Die milde Seeluft vermag im Winter ungehindert ins Innere des Landes hineinzuziehen, in den südöstlichen Landschaften natürlich weiter als im Nordwesten, wo die Kondensatoren Dschbûl Nefùsa und Rarian hoch genug emporragen, um den Winden die Feuchtigkeit zu rauben und einer Altertum weit mehr ausgedehnten subtropisch-üppigen Vegetation das Leben zu geben. Die weiten Gebiete an der Großen Syrte sind zu flach und niedrig gelegen, als daß sie in gleicher Weise auf die Regenwinde einwirken könnten, die erst weit im Süden von den Höhen der 1) rárbi, West.

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Schwarzen Berge an wilde Uàdischluchten in den weißen, oberflächlich sonnengeschwärzten Kalkstein einfurchen.

Der Floren- und Faunencharakter entspricht völlig der klimatischen Zweiteilung. Im feuchten Bereich der uâdizerschnittenen Schollenbruchränder des Nordwestens erinnern weite Bestände von Oliven und edlen Obstbäumen nebst Agrumen an Süditalien, bezeugt die Seltenheit der Dattelpalme das Fehlen der trockenen Gluthitze. Aber nur wenige Kilometer von der Schollenbruchkante entfernt, beweisen weite Halfabestände die nach Süden schnell zunehmende Verringerung der Niederschläge.

Die hohen Schollenflächen haben überall Steppencharakter, hierin verwandt mit den tief gelegenen Flächen nördlich und nordöstlich des großen Verwerfungszuges, die nicht zu oft von den heftigen Regengüssen der Gebirge getroffen werden und ihre Bewässerung bloß dem von letzterem im Winter ober-, im Sommer nur unterirdisch ablaufenden Uadiwasser verdanken. In jener Jahreszeit stehen beträchtliche Strecken in Meernähe, besonders an der Großen Syrte unter Wasser, da verfestigte Dünenzüge und Kalksteinbänke manchen Uàdis den Eintritt in die See wehren, Schauplätze einer allerdings dürftig entwickelten Wasservögelfauna. Gazellen, Füchse, Fenneks, Springmäuse, Kragentrappen (Otis hubâra), Warane, Schlangen und Eidechsen beleben hin und wieder das Bild dieser leichtgewellten, oft von Dünenreihen bedeckten Steppen, als deren Charakterpflanzen das harte Halfagras (Lygeum spartum), Rtàma rtém, Zizyphus lotus und der Besenginster zu gelten haben. Im Süden erscheinen schon die wertvollen Búgr uásch (Antilope bubalis) und Uadân (Antilope addax); die gefürchtete Brillenschlange (Naja haje) und die Hornviper (Vipera cerastes) sind im Dschebél häufig, für den auch neuerdings das Vorkommen der merkwürdigen aus dem Sudân zugewanderten Rüsselratte (Macroscelides rozeti Duv.) festgestellt ist.

Die Bevölkerung der Schollenflächen ist der Natur ihrer Wohngebiete entsprechend dem Nomadenleben ergeben. Mit ihren Schaf- und Ziegen-, weniger Kamelherden ziehen die Araber von einem Weideplatz und einer Wasserstelle zur andern, die festen Ansiedelungen nur besuchend, um aus ihrem lebenden Eigentum Kapital zu schlagen und im Herbst während der Dattelernte Vorräte der schmackhaften Früchte einzuheimsen; ihre aus schwarzen Ziegenhaaren gearbeiteten Zelte (bêt schaar, Hans der Haare) bilden dann ein fremdes Element im Bilde der grünen Oasen.

Wie die Perlen einer Schnur nur nicht so dicht gereiht durchziehen lange Reihen von Oasen die einsamen Steppenflächen, bedingt durch das örtliche Emporquellen von Grundwasser, das die Existenz menschlicher Seßhaftigkeit ermöglicht. Diese Herde einer urwüchsigen, besonders von Berbern repräsentierten Kultur liegen immer an natürlichen Brunnen denn mit der künstlichen

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