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Allgemeines.

Die letzten Wochen haben uns wieder ein paar hervorragende Geographen entrissen. Ferdinand Löwl, Professor in Czernowitz, verunglückte am 1. Mai bei geologischen Untersuchungen in den Salzburger Alpen, erst 52 Jahre alt, und nicht viel älter war der am 6. Juni verstorbene Rudolf Credner, der die Lehrkanzel der Geographie in Greifswald inne hatte. Löwls Arbeiten bewegten sich auf dem Grenzgebiet von Geographie und Geologie; sein Lehrbuch der Geologie (1906), voll von selbständigen Ideen und scharfsinnigen Urteilen, ist eigens für die Bedürfnisse der Geographen geschrieben, ebenso wie sein Vorläufer, >> Die gebirgsbildenden Felsarten« (1893), der eben wegen dieser Beschränkung vielfach ungerechte Angriffe zu erdulden hatte. Credners bedeutendsten wissenschaftliche Leistungen sind seine Untersuchungen über die Deltas (1878) und die Reliktenseen (1888), später widmete er sich fast ausschließlich seinem Lehrberuf, und alle seine Schüler stimmen darin überein, daß er ein unübertrefflicher Lehrer gewesen ist. Supan.

Afrika.

Der Rückgang des Tschad-Sees, der durch die Aufnahmen der Franzosen und Engländer im letzten Jahrzehnt nachgewiesen worden ist, dauert an und scheint sogar noch eine Steigerung erfahren zu haben. Kpt. Tilho, der bereits April 1904 den Tschad-See besucht hatte und jetzt als Mitglied der englisch-französischen Grenzkommission wieder dort weilt, hat festgestellt, daß in den verflossenen vier Jahren die im nördlichen Teil des Sees noch existierende offene Wasserfläche fast gänzlich verschwunden ist; die Gewässer haben sich hier um 7 km zurückgezogen. Sein Begleiter Mercadier hat ähnliche Wahrnehmungen gemacht; von Barroua am Westufer kann man trocknen Fußes nach Koulloua am Ostufer gelangen über Strecken, die vor vier Jahren noch 1-1 m Wasser hatten.

Auf Anregung der landeskundlichen Kommission und im Auftrag des Kolonialamtes bereist gegenwärtig Prof. Dr. K. Hassert in Begleitung von Prof. Dr. Thorbecke den nordwestlichen Teil des Kamerungebiets. Seine ersten Unternehmungen galten dem Kamerunmassiv, das in den verschiedensten Richtungen gekreuzt wurde. Außer einer sorgfältigen kartographischen Aufnahme ist Hassert der sichere Nachweis zu danken, daß die vulkanische Tätigkeit des Berges noch nicht völlig erloschen ist, denn aus einer Kraterschlucht fast nordöstlich vom Fako sah er dünnen, feinen Rauch aufsteigen; dieser Krater wurde nach seinem Entdecker, dem damaligen Richter in Kamerun, Robert Meyer-Krater benannt. Weiter nordöstlich fand Hassert ein mächtiges Lava- und Aschenfeld Likombe mit dem Kraterkegel Ekonda Munja, die erst vor wenigen Jahrzehnten durch einen vulkanischen Ausbruch entstanden sein können, wie das jugendliche Aussehen der

Laven, die geringe Vegetation und die Erzählungen der Eingeborenen andeuten. Weitere Ausflüge galten den Kupebergen, deren 2070 m hoher Gipfel erstiegen wurde, dann dem Bafaramigebirge mit seinem vulkanischen See, dem östlich sich erhebendem Manengubagebirge und dem noch östlicher liegenden Nlonakogebirge. Diese Teile des Kamerungebiets eröffnen günstige Aussichten für die wirtschaftliche Erschließung der Kolonie. Nach den letzten Nachrichten aus der Station Dschang stand Prof. Hassert im Begriff, die Reise nach Bamenda und Bafut fortzusetzen. Nachdem die deutsch-französische Grenzkommission die Süd- und Ostgrenze von Kamerun aufgenommen hatte, ist durch Verhandlungen in Berlin ein Übereinkommen erzielt worden, welches die Kamerungrenze endgültig feststellt. An Stelle der meist auf Längen- und Breitengraden verlaufenden bisherigen Grenze ist eine mehr den natürlichen Verhältnissen sich anschließende Grenzlinie vereinbart worden, wenn es auch nicht gelungen ist, überall die natürlichen Grenzen, Flußläufe und Wasserscheiden, die auch meistens die ethnographischen Grenzen bilden, durchzuführen. Deutsch-Kamerun gewinnt durch dieses Abkommen leichtern Zugang zum Sangha und damit zum Kongo, Erwerb von Missum-Missum, das schon einmal zu Tätlichkeiten zwischen den beiderseitigen Kolonialtruppen Anlaß gegeben hatte, Zugang zum Logone; Frankreich erhält eine Erweiterung seines Gebiets am Südufer des Ntem oder Campo, endgültige Zuweisung von Kunde und Binder, einen Gebietsteil in der Umgebung von Kunde und Lamé und endlich einen direktern Weg von Lai nach dem Schari und Tschad-See, indem der östliche Teil der nach O vorspringenden Nase am Schari Frankreich überlassen wird.

Ozeane.

Wie in den letzten Jahren, wird auch in diesem Jahre von dem Institut für Meereskunde in Bergen, Norwegen, ein Kursus in Meeresforschung abgehalten werden, welcher sowohl Vorlesungen wie auch praktische Untersuchungen im Laboratorium und auf Exkursionen umfassen wird. Für Geographen kommen besonders in Betracht die Vorträge von B. Helland-Hansen über die Grundzüge der Ozeanographie der nordeuropäischen Meeresgebiete (Methoden u. Resultate) und von Dozent C. F. Kolderup über die Ablagerungen des Meeres, ferner über die glazialen und postglazialen Ablagerungen Norwegens. Die Vorträge von Dr. A. Appellöf, Dr. D. Damas und E. Jörgensen beziehen sich auf die Fauna und vegetabilisches Plankton. Der Kursus findet vom 10. August bis 15. Oktober statt; der Preis beträgt 150 norw. Kronen. Anmeldungen werden bis 1. Juli erbeten. Die Vorlesungen werden in deutscher Sprache gehalten. Ausführliche Angaben enthält die Ankündigung auf dem Umschlag von Heft V dieser Mitteilungen. H. Wichmann.

(Geschlossen am 29. Juni 1908.)

Die natürlichen Landschaften Afrikas. Von Prof. Dr. S. Passarge, Breslau.

(Mit 7 Karten auf Taf. 13.)

Bei der Darstellung eines größern, nicht einheitlichen Gebiets sieht die moderne Geographie eine Hauptaufgabe darin, die natürlichen Landschaften herauszuarbeiten, d. h. diejenigen Regionen, die nach Bodenbeschaffenheit und Klima, nach Pflanzen- und Tierwelt, und bezüglich der Menschen und ihrer Kultur gleichartige Verhältnisse aufweisen. Die Aufgabe des Geographen ist es, innerhalb der natürlichen Landschaften die gesetzmäßige Anordnung der verschiedenen Elemente des Landes und seiner Lebewelt zu erforschen und darzustellen und ferner das gegenseitige Verhältnis der natürlichen Regionen zu erkennen. Diese Aufgabe ist leicht zu definieren, stößt aber bei der Ausführung auf erhebliche Schwierigkeiten, die der Geologe, Zoologe, Botaniker, Ethnograph usw. garnicht kennen. Sie alle haben nämlich nur ein Objekt zu behandeln, der Geograph aber muß viele gleichzeitig beachten. Nun zeigt es sich bald, daß oft, ja fast stets orographische, geologische, klimatologische, botanische, zoologische, ethnographische Gliederung gar nicht übereinstimmen. Jeder der verschiedenen Gegenstände verlangt eine besondere Einteilung. Da ist es denn Aufgabe des Geographen, abzuwägen und Mittelwege zu finden, die zu einem befriedigenden Resultat führen.

Nun fragt es sich, welche der verschiedenen Elemente sollen besonders berücksichtigt werden bei der Aufstellung natürlicher Landschaften. Es liegt klar auf der Hand, daß nicht alle gleichmäßig Beachtung verdienen. Darüber, daß der Mensch nicht so völlig im Mittelpunkt des Interesses stehen darf, ist man sich nun wohl ziemlich einig, aber so ganz beiseite schieben darf man ihn auch nicht. Statt theoretischer Erwägungen sei es versucht, den Kontinent Afrika zu gliedern und seine natürlichen Landschaften systematisch festzustellen, indem die Ergebnisse der geologischen Forschung, die Gestaltung und der Bau der Erdoberfläche, das Klima und die organische Welt der Reihe nach erörtert und ihrer Wichtigkeit nach berücksichtigt werden sollen.

Sehen wir zunächst zu, wie Hahn in seinem Werk über Afrika den Kontinent gliedert. Er teilt ihn ein in: 1. Südafrika, als dessen Nordgrenze er die Wasserscheide des Sambesigebiets und ferner den Rowuma wählt.

Petermanns Geogr. Mitteilungen. 1908, Heft VII.

2. Ostafrika, als dessen Westgrenze die Verbindungslinie zwischen dem Nyassa und dem Tanganika, der zentralafrikanische Graben und der Westrand des Gallahochlands und Abessiniens gezogen wird.

3. Kongoland mit Angola und dem Ogowegebiet (exkl. Kamerun).

4. Nordwestafrika vom Rio del Campo bis zur großen Wüste, der Sudan. In dieses Gebiet fällt also die Kolonie Kamerun, das Tsadseegebiet, der Ostsudan (bis Bagirmi inkl. gerechnet), der Westsudan (vom Mandaragebirge nach W) und die Guineaküste.

5. Das Wüstengebiet Nordafrikas.
6. Die Atlasländer.

Es läßt sich nicht leugnen, daß in mancher Hinsicht. diese Einteilung befriedigt, in andern Punkten aber ganz versagt. Denn der Verfasser hat nicht streng unterschieden zwischen geographischer und politischer Gliederung. Als Beispiel diene die Abtrennung der Kolonie Kamerun vom Gabun und ihr Anschluß an den Sudan. Zweifellos gehört doch aber die Kolonie Kamerun ein politischer Begriff ganz verschiedenen natürlichen Landschaften an.

Genau dieselbe Einwendung muß man machen, wenn die deutsch-portugiesische Grenze am Rowuma, die doch eine geographische Einheit, nämlich des ostafrikanischen Küstenvorlandes und des Hochplateaus durchschneidet, als Grenze zwischen Ost- und Südafrika gewählt wird.

I. Die geologische Gliederung.

Als ersten Faktor wollen wir bei unsrer Untersuchung die geologischen Verhältnisse ins Auge fassen. (Karte I.)

Ed. Sueß hat mit wenigen großen Strichen den Aufbau und die geologische Entwicklung des afrikanischen Kontinents gezeichnet nach dem damaligen Stand der Kenntnisse. Er unterscheidet einmal ein junges Faltengebirge, die Atlasländer, zu Eurasien gehörend, sodann die Wüstentafel, die aus flachgelagerten paläozoischen, mesozoischen und tertiären Schichten aufgebaut ist, und schließlich Südafrika, d. h. die kristalline, mit alten. Sandsteinen und permokarbonischen Ablagerungen bedeckte Masse, die einst mit Dekkan und Brasilien >>Gondwanaland<< bildete. Inzwischen sind die Kenntnisse des geo

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logischen Aufbaus und die Geschichte Afrikas vorgeschritten, so daß in mancher Beziehung die Sueßsche Gliederung modifiziert werden muß, allein im großen ganzen hat sie noch heute ihre Gültigkeit.

a) Archäische und präkambrische Gesteine. Im südlichen und mittlern Afrika bildet ein System kristalliner und klastischer Gesteine, die mehreren sehr alten, archäischen und präkambrischen Formationen angehören, den Sockel. Sie sind bisher bis zum Nordrand des Kongobeckens und zum Teil in Deutsch-Ostafrika nachgewiesen worden und bilden ein altes abgetragenes Rumpfgebirge. In Südafrika gehören hierher neben Gneisen und Glimmerschiefern die Malmesbury- und Swasischichten, die Witwatersrand-, Vaalriver- und Lydenburger-, Kap-, Ibikwas- und Nieuwerustschichten.

Die archäischen und zum Teil die präkambrischen Schichten bilden zum größten Teil den Untergrund Südafrikas, der Ränder des Kongobeckens, der Schwelle von Guinea, Ostafrikas, des mittlern und östlichen Sudans und der östlichen Sahara.

Es

b) Paläozoische Ablagerungen. Nur im S und N sind mit Sicherheit solche nachgewiesen worden. gehören hierher die Kapschichten, mit dem vielleicht silurischen Tafelbergsandstein, den devonischen Bokkeveldschichten, dem wohl karbonen Wittebergsandstein und ferner den permokarbonen untern Karruschichten.

Die Kapschichten liegen an der Süd- und Südwestküste transgredierend über den ältern Gesteinen. Wie weit sie in das Innere dringen, ist zweifelhaft, da sich die von manchen Geologen angenommene Identität des Tafelbergsandsteins mit dem Natal- und Waterbergsandstein ohne Fossilien nicht mit Sicherheit nachweisen läßt. Auch läßt sich mit Bestimmtheit nur von den Bokkeveldschichten eine marine Entstehung feststellen.

Dagegen sind wohl lakustrische Ablagerungen die Dwykaund Ekkaschichten, wenn sich auch die marine Entstehung des südlichen Dwykakonglomerats nicht völlig ausschlieBen läßt.

Die Kapschichten und mit ihnen der Rand der Dwykaund Ekkaschichten sind zu dem kapländischen Faltengebirge zusammengeschoben worden. Nördlich desselben jedoch liegt die untere Karruformation flach. Sie läßt sich mit Sicherheit bis nach Transvaal und zum Sambesi (in Kohlenablagerungen) nachweisen, dürfte sich aber auch in der südlichen Kalahari und in Großnamaland als Dwykakonglomerat finden.

Ganz eigentümlich ist das Vorkommen einer Scholle der obern produktiven Steinkohlenformation bei Tete am Sambesi.

Eine in vieler Beziehung andre Ausbildung hat das Paläozoikum in Nordafrika.

Das Silur ist in großer Ausdehnung in den Atlasländern, im Tuareghochland und im Nigerbogen nach

gewiesen worden. Dort bildet es zusammen mit den präkambrischen Schichten ein stark abgetragenes Faltengebirge. Diskordant und horizontal lagern darüber in Ägypten, im Tuareghochland und südlich Marokko devonische und karbonische marine Schichten.

Wie weit das gefaltete Silurgebirge in den Sudan hineinreicht, ist nicht bekannt. Bemerkenswert aber ist das Auftreten von harten Steinmergeln als Scholle zwischen archäischen Gesteinen am Mao Dakumé in Nordadamaua eingeklemmt, die Brachiopoden von sehr altertümlicher Schalenstruktur enthalten und nach Jaekel wahrscheinlich paläozoisch sind. Es könnte sich also sehr wohl um Reste einer silurischen Meerestransgression handeln.

c) Mesozoische Ablagerungen. Diese zerfallen in zwei verschiedene Abteilungen, einmal terrestrische Auflagerungen auf den Kontinent und zweitens marine Anlagerungen an den Kontinent.

Die terrestrischen Auflagerungen gliedern sich regional in zwei große Gruppen. Im südlichen Südafrika sind die Beaufort- und Strombergschichten entwickelt als Letten, Mergel, Kalksteine und Sandsteine mit Pflanzenresten, Sauriern usw. Das Alter ist auf Trias bis Rät geschätzt worden. Im südlichen Matabelehochland beginnt aber eine neue Fazies, nämlich Sandsteine, die nur lokal, z. B. am Nyassasee, Kohlen mit Pflanzenresten der Beaufortstufe führen, meist aber versteinerungsleer sind oder höchstens undeutliche Reste von Holz aufweisen, das Araucarien angehört zu haben scheint (Araucarioxylon), dieser Sandstein, dessen Alter zum größten Teil nicht zu bestimmen ist, bedeckt streckenweise große Teile des Kontinents, vom Senegal bis zum Somaliland, von Ägypten, wo er nubischer Sandstein heißt, bis zum südlichen Matabeleland. Wahrscheinlich hat er sich im Laufe des ganzen Mesozoikums in trocknem Klima gebildet und gleichzeitig mit ihm scheinen die Inselberge durch Wüstendenudation entstanden zu sein, die für den Sudan, Ost- und Südafrika ebenso charakteristisch sind wie für die Sahara. Dieser Sandstein sei unter dem Kollektivnamen Afrika sandstein zusammengefaßt.

Im Kongobecken liegen über den zur Serie des Afrikasandsteins gehörigen Kundelunguschichten die jüngern Lubilaschschichten, die anscheinend im Becken des Kongo selbst entstanden sind, fraglich, ob in einem See, oder durch Flüsse oder gar als Wüstensand.

Die marinen Ablagerungen des Mesozoikums setzen erst mit der mittlern Jurazeit ein, und zwar an der Küste Ostafrikas, im Osthorn und in Abessinien. In Südafrika beginnen sie erst mit in der Übergangszeit von Malm zu Neokom, an der Westküste sogar erst mit der Kreidezeit. Anscheinend begannen große Abbrüche1) im NO und setzten sich nach S und W allmählich fort. Von den

1) Vgl. den Aufsatz in Heft VI, S. 140 dieser Zeitschrift: Die Tektonik der südafrikanischen Küsten.

Abbrüchen mehr oder weniger abhängig sind wohl die vulkanischen Ausbrüche gewesen, die auf Störungszonen erfolgten und sich zusammen mit den Einbrüchen anscheinend bis in jungtertiäre Zeit fortgesetzt haben, namentlich im Innern Ostafrikas, aber auch in Süd- und Westafrika.

Eine völlige Umgestaltung erlitt in der zweiten Hälfte des Mesozoikums Nordafrika. In den Atlasländern finden sich Trias und Jura, aber in das übrige Nordafrika drang erst das Kreidemeer, besonders seit der obern Kreidezeit

vor.

Bis jetzt sind kretazische und alttertiäre Ablagerungen nachgewiesen in Ägypten bis gegen Nubien, in Bilma im Herzen der Sahara, in der Haussamulde zwischen Tsade und Ssay am Niger und ferner im Senegalgebiet bei Dakar. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Kreide- und Eozänmeer bis in das Tsadebecken reichte, dagegen spricht vorläufig nichts für einen Arm vom Tsade bis zum Guineabusen.

Jüngeres marines Tertiär findet sich nur in Nordafrika, in den Atlasländern und in der nördlichen Sahara, sonst nur stellenweise an den Küsten. Großartige junge kontinentale Ablagerungen finden sich in verschiedenen Regionen, so jungtertiäre und diluviale Ablagerungen in der algerischen Sahara, ferner Flächen rezenter Wüstensande in den Ergs und in der Libyschen Wüste, diluvialalluviale Ablagerungen im Tsade-Scharibecken, im Kongobecken und in der Kalahari.

Fragen wir uns nun, welche Gliederung man dem Kontinent auf geologischer Grundlage geben könnte, so muß man sagen, daß Sueß' Einteilung im wesentlichen noch Geltung hat.

Den größten Teil des südlichen und mittlern Afrika bildet das aus präkambrischen Schichten aufgebaute Fundament Süd- und Zentralafrikas mit seiner mehr oder weniger entwickelten Decke von Afrikasandstein oder der Karruformation.

Allein dieser großen Landmasse tritt gegenüber einmal das kapländische Faltengebirge im S und die gefalteten Silurschichten des Westsudans und der Westsahara. Die Wüstentafel von Sueß mit den marinen mesozoisch-tertiären Ablagerungen hat nach wie vor ihre Geltung und ebenso die Abtrennung der Atlasländer. Im einzelnen sind die Grenzen freilich nicht sicher zu ziehen. Als geologisch besondere Gebiete kann man innerhalb der großen Regionen noch Unterregionen deutlich erkennen, die durch geschlossene und mächtige Auflagerungen auf dem Grundgestein charakterisiert sind. Dazu gehört Abessinien mit seinen gewaltigen vulkanischen Decken, der ostafrikanische Graben mit seinen Vulkanen, das Becken des Weißen Nils mit der geschlossenen Decke des Afrikasandsteins und den Alluvien, das Tsade-, Kongo- und Kalaharibecken mit den jungen Sandstein-, Lehm- und Sandablagerungen lakustrischer, alluvialer und äolischer Natur.

II. Die orographisch-geomorphologische Gliederung. Von dem geologischen Aufbau und der geologischen Geschichte im Verein mit den seit den letzten tektonischen Veränderungen erfolgten subaerischen Einwirkungen hängt die Oberflächengestaltung eines Landes ab. Wenn irgend möglich, wird man die Oberflächenformen auf die genannten Faktoren zurückführen, allein in Kontinenten, die, wie Afrika, nur teilweise erforscht sind, muß man sich oft damit begnügen, rein beschreibend die orographische Beschaffenheit einer Region festzustellen. Allein auch das rein orographische Relief eines Landes, seine Hochflächen, Gebirge, Tiefländer, Becken und Abdachungen zu kennen, ist von größtem Wert, weil sie auf Klima und die ganze organische Welt in hohem Grade einwirken.

Wir wollen im folgenden also vorwiegend das orographische Relief Afrikas betrachten und, so weit es möglich ist, aus dem geologischen Bau und der geologischen Geschichte erklären.

Auf Karte II sind die Isohypsen von 200, 500, 1000, 1500 und 2000 m eingetragen, und zwar entsprechend dem kleinen Maßstab der Karte und unsrer noch recht mangelhaften Kenntnis ziemlich geradlinig ohne die meist so beliebten willkürlichen Buchten und Vorsprünge.

Ein Blick auf diese Karte zeigt deutlich, daß Afrika in zwei große Regionen zerfällt, einen südöstlichen Teil, der meist über 1000 m, und einen nordwestlichen, der unter 1000 m, ja sogar meist unter 500 m Meereshöhe besitzt. Die Grenzlinie verläuft im großen ganzen von S Paolo da Loanda an der Westküste nach O zum Lualaba und dann nach NNO nach Tokar am Roten Meer. Die beiden so abgegrenzten Regionen könnte man als Hochafrika und Niederafrika bezeichnen. In letzterem aber bilden die Atlasländer ein hochgelegenes Gebiet, das sich von dem umgebenden Tiefland gut abhebt und auch groß genug ist, um als selbständiges orographisches Gebiet aufgefaßt zu werden. Bekanntlich nennt man es zuweilen, nach dem Vorbild des Namens Kleinasien, Klein afrika.

Versuchen wir nun, diese drei Regionen näher abzugrenzen und morphologisch, so weit es möglich ist, zu definieren.

Die Atlasländer kann man morphologisch definieren. als das Gebiet der jungen tertiären Faltengebirge, wenn es sich auch nicht leugnen läßt, daß manche Teile des Gebirges, so z. B. der ganze marokkanische Atlas, erheblich älter sind. Wenn man also die Grenze ziehen will, so muß man die am weitesten nach S vorgeschobenen gefalteten Ketten wählen, die in der Mehrzahl der Fälle deutlich erkennbar sind. Die Grenze läuft also nördlich des Wadi Draa am Antiatlas entlang über Tafilet, Figig, Laghuat, Biskra nach dem Golf von Gabes.

Zwischen Nieder- und Hochafrika ist die Grenze zum Teil sehr natürlich, zum Teil nur künstlich zu ziehen. Abessinien besteht aus einem Sockel kristalliner Gesteine

nebst Afrikasandstein und Juraschichten, über dem gewaltige vulkanische Lava- und Tuffschichten sich auftürmen. Mit steilem Rand bricht es nach W ab gegen ein Tiefland, das im N aus einer kristallinen Inselbergregion, im südlichen Teil dagegen aus nubischem (Afrika-) Sandstein mit mächtigen alluvialen Auflagerungen besteht. Mit dem Erreichen des Karunoflußbetts, wo gleichzeitig das abflußlose Gebiet beginnt, endet das geschlossene vulkanische Hochplateau, nach O abbiegend. Nun folgt bis zum Nil bei Gondokoro ein aus Ebenen, Inselbergen und langen SO-NW streichenden Ketten bestehendes Land, dessen Erhöhungen ziemlich auf einer geraden Linie gegen das Becken des Weißen Nil enden. Ob es sich um einen Abbruch handelt, ist ebenso unbekannt, wie überhaupt die Tektonik und Geologie dieses Gebiets.

Mit dem Nil beginnt der große zentralafrikanische Graben, der am Südende des Tanganika endet. Der Westrand desselben senkt sich ganz allmählich nach dem Kongobecken hin, daher wird es zweckmäßig sein, den Kamm des Randes als Grenze gegen Hochafrika zu wählen, da ja der Graben selbst für das ostafrikanische Plateau charakteristisch ist.

Eine gute Grenze bildet weiterhin die südäquatoriale Wasserscheide zwischen Kongo- und Sambesisystem, aber zwischen dieser und dem Sambesi muß man sie künstlich suchen. Da nun die Gräben für Ostafrika charakteristisch sind und Cornet am obern Lualaba den Upembagraben nachgewiesen hat, so wird man diesen noch zu Hochafrika rechnen und die Grenze auf den Kamm der westlich dieses Grabens gelegenen Håkanssonberge legen. Nach SW hin wird man zweckmäßig die Wasserscheide zwischen Lualaba- und Kassaisystem wählen. Dagegen fehlt nach dem Tanganika zu jede natürliche Grenze und man muß sie künstlich ziehen, am besten wohl in der Richtung auf den Beginn des Lukuga hin.

Vom Dilolosee ab ist die Wasserscheide zwischen Sambesi- und Kassaisystem die gegebene Grenzlinie. Auf dem Angolahochland aber greift der Kwansa so weit nach S über, daß sich die Wasserscheide nicht als Grenze eignet und man willkürlich nach der Mündung des Tapado ziehen muß, die Sierra Lumbangande noch bei Hochafrika lassend.

Geomorphologisch ist der flache Rücken der südäquatorialen Wasserscheide und das Angolohochland nördlich und südlich der gewählten Grenzlinie anscheinend nicht verschieden, ebenso wenig zwischen den Håkanssonbergen und dem Tanganika, allein sehr bald entwickeln sich nördlich und südlich von ihr andere Ablagerungen, die den Charakter des Landes zum Teil bedingen, im Kongobecken die Lubilaschschichten und die Alluvionen der Flüsse, im Kalaharibecken aber der Kalaharisand, während in Katanga Grundgestein und Afrikasandstein (Kundelunguschichten) anhalten.

So sehen wir denn, daß die orographische Gliederung

sich morphologisch-geologisch zum Teil recht gut rechtfertigen läßt.

Hochafrika und Niederafrika zerfallen jedes für sich wieder in mehrere orographische, bzw. morphologische Abschnitte. Fassen wir zunächst Hochafrika ins Auge.

Die orographisch-morphologische Gliederung Hochafrikas.

Die orographische Karte zeigt eine Einsenkung am Rudolfsee, die in den Ebenen unter 1000 m liegt, meist sogar nur 600-700 m zu erreichen scheint, während der lange Rudolfsee sogar unter 500 m herabgeht. Einzelne Bergstücke und Massive sind der Senke, die man wohl passend Rudolfsenke« nennen kann, aufgesetzt. trennt zwei morphologisch ganz verschiedene Gebiete. Im SW steigt allmählich das mit Massiven besetzte kristalline Hochland an, im NO dagegen erhebt sich schroff das vulkanische Hochland von Kaffa und des Somalilandes, das gleichzeitig geologisch durch die weite Verbreitung jurassi scher und kretazischer Schichten ausgezeichnet ist.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Rudolfsenke einen Quergraben vorstellt, der den ostafrikanischen Graben durchsetzt, allein vorläufig ist sein Aufbau nicht bekannt. Ob man ihn zu dem NO oder SW rechnen soll, ist nach orographischen Gesichtspunkten nicht zu entscheiden, denn es ist ein Übergangsgebiet. Wir wollen vorläufig die Grenzlinie innerhalb der Senke ziehen, vom Südrand des Hogogebirges zum Nordrand des Rudolfsees, und von dessen Südrand östlich der Massive des englischen Ostafrikas zum Tanafluß und diesen abwärts zum Meer. Namentlich die letztere Grenzlinie ist künstlich, muß es sein, da sie durch eine Ebene verläuft. Allein sie ist doch gerechtfertigt, weil sich südlich und nördlich des Tanas der Charakter des Landes bald ändert.

Diese Grenzlinie scheidet Nordostafrika vom übrigen Ostafrika ab.

Werfen wir noch einen Blick auf Nordostafrika. Diese Region gliedert sich orographisch in drei Gebiete, die auch geologisch-morphologisch gut charakterisiert sind. Das >> abessinische Grabengebiet«, das sich vom Rudolfsee nach dem Tiefland Afar hinzieht und sich aus isolierten, durch vulkanische Bergzüge getrennten Becken zusammensetzt, trennt das gewaltige Hochplateau Abessiniens von der Somalitafel, die mit erhöhtem Rand gegen den Graben und den Golf von Aden steil, nach S aber in Stufen abfällt, zu einem flachen ebnen Küstenvorland. Jura, Kreide und Eozän bilden auf einen kristallinen Sockel mächtige Auflagerungen. Alicin der größte Teil ist geologisch und selbst rein topographisch völlig unbekannt, namentlich der Osten.

Nordostafrika zerfällt also orographisch - morphologisch in: a) das abessinische Hochland, b) das abessinische Grabengebiet und c) die Somalitafel.

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