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Inhalt.

Erstes Kapitel

1. Horaz, der beliebteste der römischen Dichter. Wegen seines reflektierenden und sammelnden Charakters ist er der Schulschriftsteller κατ' εξοχήν. Und doch ist wenig für seine methodische Behandlung auf der Schule geschehen. Die Schrift von Steiner,,,Über Ziel, Auswahl und Einrichtung der Horaz-Lektüre". Schraders Gedanken über die Erklärung des Horaz. 2. Die Kriterien des „Besten und Reinsten" sind unsicher. Man muss sich über die Prinzipien der Horazerklärung einigen. Dann ist es nicht nötig, die einzelnen Oden und Sermonen, welche gelesen werden dürfen, zusammenzustellen. Aus anderen Gründen ist es sogar zu widerraten, alle zwei Jahre genau dasselbe zu lesen. 3. Es läfst sich gleichwohl ein Kanon des Vortrefflichsten aufstellen, welches innerhalb zweier Jahre absolviert werden mufs, dazu müssen sich einzelne, besonders signifikante Stellen unter allen Umständen gesellen. In Bezug auf das Übrige mufs Freiheit des Auswählens herrschen. Beispiele klassischer Stellen, welche Aufforderungen zur Besinnung und Vertiefung enthalten. 4. Dem Schüler kann in zwei Jahren nicht alles von Horaz erklärt werden, und doch mufs er den ganzen Horaz kennen lernen. Das Einzelne der Interpretation strebe zum Ganzen. Horaz selbst werde ein bedeutungsvoller Repräsentant des Altertums. Die Kenntnis von Horaz' Philosophie ist durchaus notwendig auch zum Verständnis seiner lyrischen Gedichte. 5. Es ist ein Vorurteil, dafs alle Oden des Horaz gelesen werden müssen. Hauptprinzip der Auswahl bei der Lektüre der Oden: nicht das Reinste", sondern das Bedeutsamste ist zu lesen. Die Sinnlichkeit der Horazischen Oden ist ungefährlich. Zweites Kapitel

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6. Mit Vorsicht hingegen ist aus den ernsten politischen Oden des Horaz auszuwählen, obgleich diese sämtlich sehr

rein" sind. Historischer Gewinn lässt sich aus Horaz nur geringer ziehen und auch dieser nur durch Abbiegen von dem natürlichen Ziele der Erklärung. -7. Horaz' Poesie trägt einen temperierten Charakter. Er ist ernster als er scheinen will. Auch im grande genus hat er manches Gute geleistet. Es ist nicht zu vermeiden, dass man beim Interpretieren an dem Gelesenen eine ästhetische Kritik übt. - 8. Beleuchtung der einzelnen politischen Oden. Man mufs bei der Horazinterpretation der Versuchung widerstehen geographische und historische Repetitionen anzustellen. - 9. Weshalb politische Stoffe im allgemeinen für die Poesie unfruchtbar sind. Nur eine bestimmte Gattung von Kriegen und politischen Ereignissen ist für den Dichter brauchbar. Die Grofsthaten des Augustus eigneten sich wenig für eine poetische Verherrlichung. Nicht die äufsere Gröfse, sondern die innere Bedeutsamkeit macht die poetischen Stoffe. 10. Die religiöse Poesie des Horaz. Viele dieser Gedichte können als unbedeutend und frostig ungelesen bleiben. Horaz hat zwei Arten religiöser Poesie: ungemischte (offizielle Festgedichte voll konventioneller Feierlichkeit) und gemischte (solche sind die meisten Weinund Liebesoden und die philosophischen Gedichte). Charakter der antiken Religiosität. 11. Die Vorzüge seiner erotischen und sympotischen Poesie. Welche von diesen Gedichten von der Schule ausgeschlossen werden müssen. Die antike Sinnlichkeit, wo sie, wie bei Horaz, der Lüsternheit entbehrt, droht der Jugend keine Gefahr. Ihr Gegensatz zur sinnlich-geistigen Gefühlsmystik der modernen Dichter. Horaz muss auch das antike Empfinden kennen lehren. Er spiegelt das wahre Altertum wieder, nicht die Verderbnis einer gesunkenen Zeit. 12. Die Epoden sind bis auf wenige Ausnahmen von der Schule auszuschliefsen. Überdies darf man die Sermonen als höhere Produkte der satirischen Anlage im Horaz betrachten. Zu andern Epoden findet man unter den Oden vollkommnere Gegenstücke. Der Archilochische Zorn der Epoden hat etwas Karikiertes. Über das 2 te und 15 te Gedicht dieser Sammlung.

Drittes Kapitel

13. Die Sermonen. Gegen die Meinung, dafs diese zu schwer sind für die Schule. In mancher Hinsicht sind die Oden schwieriger als die Sermonen. 14. Vor allem ist es wichtig, dafs die Form der Sermonen gewürdigt werde. Hinter ihrer Nachlässigkeit birgt sich Kunst. Sie bieten das ideale Bild des Gesprächs, nicht aber ein treues Bild des wirklichen Ge

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sprächs gebildeter Römer von damals. Die temperierte Sprache der Sermonen. Die pathetischen Stellen der Sermonen. Horaz' Kunst im Erzählen. Die Versform der Sermonen. Eine rein poetische Wirkung beabsichtigte Horaz hier nicht. Die Dispositionslosigkeit der Sermonen und die Freiheiten, die sie bei der Gedankenentwickelung nehmen. Dabei tragen sie doch den Charakter einer langsam gezeitigten Reife. Es ist zwischen natürlicher und künstlicher Disposition zu unterscheiden. Ebenso wenig als die peinliche Ordnungsliebe die moralische Tugend zar' oxýv ist, ebensowenig ist strenge Disponiertheit eine ästhetische Eigenschaft allerersten Ranges. 16. Welche Bedeutung ist dem Charakter der von Horaz Angeredeten beizumessen? Es schauen uns aus dem Freundes- und Feindeskreise des Horaz keine mit greifbarer Klarheit gezeichneten Gesichter entgegen. Jedes reife Kunstwerk trägt den Schlüssel zu seinem Verständnis in sich. Man überschätze also nicht die Bedeutung der persönlichen Beziehungen. Horaz sucht stets in den Sermonen seinem Gegenstande ein höheres und allgemeines Interesse zu geben. 17. Auch als Spiegel der Augusteischen Zeit überhaupt gefafst, kann Horaz seine fruchtbarsten Seiten nicht enthüllen. Beispiele von vorwiegend zeitlichen Typen aus den Horazischen Satiren. Viertes Kapitel

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18. Was wir über Horaz selbst wissen, genügt zum Verständnis seiner Werke. Was er von sich selbst erzählt, betrifft nur Wesentliches und ist für das Erfassen seines geistigen Bildes von Bedeutung. 19. Horaz' Vater. Horaz' Jugend in Venusia und Rom. Sein Aufenthalt in Athen. 20. Horaz tribunus militum. Er hat sich, damals noch in Unkenntnis seiner wahren Natur, durch das Beispiel anderer offenbar fortreifsen lassen, an jenem Feldzuge teilzunehmen. Doch soll man ihn wegen des schimpflich weggeworfenen Schildes" auch nicht für schimpflich feige halten. Über die paupertas audax, die sein inspirierender Genius wurde. 21. Seine Freundschaft mit Mäcenas. Charakteristik des Mäcenas. Horaz' Liebe zur Freiheit. Seine Urbanität. Er ist der Lobredner, nicht der Schmeichler des Augustus. Sein Leben war fortan zwischen Rom und seinem Sabinum geteilt. er selbst sein Leben auf dem Lande beschreibt. Fünftes Kapitel

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22. Die ungetrübte Natürlichkeit seiner Empfindungsweise macht den Horaz zu einem hervorragenden Repräsentanten des Altertums. Er überschätzt weder den Ruhm, noch den

Reichtum. Seine moralische Anlage wirkte kräftig auf seine intellektuelle Eigentümlichkeit ein. Seine Sinnlichkeit ist die des reinen Altertums und steht in der Mitte zwischen der mafslosen Sinnlichkeit des sinkenden Altertums und der idealen Vergeistigung, welcher das Christentum zustrebt. 23. Horaz' Gedanken über die Liebe. Er selbst bekämpft die Ausschweifungen der Sinnlichkeit, freilich nicht mit den Gründen unseres Idealismus. 24. In seiner Philosophie spiegelt sich sein Charakter. Seine mafshaltende Klugheit. Gegen die Sinnenlust kämpft er weder mit der plumpen Wut des Antisthenes, noch hält er den Sieg der Vernunft für so leicht wie Aristipp. Sein Temperament war weder feurig, noch phlegmatisch: er empfand mit natürlicher Wärme, war aber für eine echte, verzehrende Leidenschaft nicht gemacht. Die antike Liebespoesie im Vergleich zur modernen. Das Religiöse seiner Liebespoesie. Aber Venus ist ihm gleichwohl nicht blos die Schönheit schaffende Göttin, sondern sie selbst und alle ihre holden Gaben und Genossen hindern die Weisheit. Horaz kehrt ihr früh den Rücken, doch nicht im übereifrigen Zorne des Neubekehrten. In den Anklagen des Davus (sat. II, 7) darf man nicht ein treues Bild des Horaz erblicken wollen. Mit welchem Rechte Horaz auch von seinem Standpunkte aus die altväterische Sitte und Ehrbarkeit preisen durfte. - 25. Die Gabe des Bacchus betrachtet er mit denselben Augen wie die Gaben der Venus. Seine sympotische Lyrik ist trotz vieler Nachahmungen im einzelnen sehr originell. Man mufs diese Gedichte, um sie recht zu würdigen, als religiöse Gedichte betrachten, in denen sich das Ideal antiker Genufsfreudigkeit und weltlicher Seligkeit spiegelt. 26. Horaz verherrlicht die Mäfsigkeit der natürlichen Lebensweise mit der glücklichsten Nachdrücklichkeit. Er bekämpft die Begierde in allen ihren Gestalten. Seine vernünftige Gleichgültigkeit gegen den entbehrlichen und sorgenschaffenden Besitz.

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Sechstes Kapitel .

27. Wie Horaz selbst seinen Charakter schildert und über seine Fähigkeiten urteilt. Oft schreibt er sich mit heiterer Selbstironie allgemein menschliche Thorheiten zu, von welchen er gerade offenbar frei war. - Er hatte viele Freunde und liebte doch die Einsamkeit. Er schrieb wenig und nur ungern einem anderen Impulse als dem der eigenen Natur gehorchend. Was er über die bescheidenen Grenzen seines Talentes sagt, ist mit Vorsicht aufzunehmen. 28. Das psychologisch und ethisch Interessante ist die nährendste Speise

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für die Jugend. Vor allem müssen die grofsen Grundsätze der antiken Moralphilosophie auf der obersten Stufe behandelt werden. Ohne diese kann man auch die Oden nicht erklären. Horaz' Ansichten über den Reichtum im Gegensatz zu den Cynikern und Stoikern. Das Schwankende im Begriff des naturgemäfsen Lebens. Was Horaz mit Aristipp gemein hat, und was ihn von Aristipp unterscheidet. 29. Wie Horaz über die Fortuna und ihre Güter denkt. Über den Geiz. So gleichgültig er gegen die Scheingüter eines raffinierten Kulturzustandes ist, eine so erregbare Empfindung besafs er für die täglichen, grofsen Wohlthaten der Natur. 30. Horaz' Naturgefühl und seine Schwärmerei für das Landleben. Seine häufigen Aufforderungen des Todes eingedenk zu sein und die Gegenwart zu geniessen. Siebentes Kapitel

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31. Horaz als Ästhetiker. Der elementare Charakter der ars poetica. Sie bietet einen vortrefflichen Kursus der äs thetischen Propädeutik; den gleichen Charakter einfacher Klarheit trägt die Ästhetik Lessings. 32. Nichts hindert bei der Erklärung von Horaz' ästhetischen Grundsätzen auch der älteren römischen Litteratur einige Berücksichtigung zu schenken. Die litterarhistorischen Sermonen des Horaz behandeln Fragen, welche auch in der Entwickelung der modernen Litteraturen eine grofse Rolle gespielt haben. Horaz' Urteil über die älteren Dichter ist für jene Zeiten objektiv zu nennen. Die Fessel einer noch nicht gebildeten Sprache erscheint dem Horaz freilich nicht schwer genug. Trotz seiner Empfehlung der Griechen ist Horaz der Behandlung nationaler Stoffe nicht abgeneigt. Dem Lustspiel widerstrebte der Genius der römischen Sprache. 33. Woher jener Kultus der Vergangenheit? Horaz' Beurteilung des Lucilius. Er leitet die Satire des Lucilius nicht ganz mit Recht von der Komödie des Aristophanes her. Die antike Auffassung des Staates. Die ältere und die neuere attische Komödie. Das Eigentümliche der Horazischen Satire. 34. Vor allem aber darf man die epistula ad Pisones dem Schüler nicht vorenthalten. Die Spaziergängermethode des Horaz. Das lockere Gefüge des Ganzen, die Reife des Einzelnen. Das instinktive Disponieren klarer Köpfe reicht für die planmässige Gestaltung eines gröfseren Ganzen meist aus. Versuch die eigentümlich weitgehende Kompositionslosigkeit dieser Epistel zu erklären. 35. Analyse der Epistel. 36. Genie und Regel. Durch die Theorie wird nach Horaz das Genie erst instand gesetzt

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