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erkünstelte Begründung der technischen Ausdrücke

kurz."

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lang und

Neben den genannten Metrikern erhoben auch andere noch ihre Stimme, deren Ausspruch anders lautete. So erklärt Garve (der deutsche Versbau 1827), dass Sinnwerth und Hochton die deutsche Silbe verlängere und Frese (deutsche Prosodie 1837) hält Accent und Laut für das Fundament der Quantität. Uschold (Lehrbuch der Poetik 1835) und Feldbausch (deutsche Metrik 1841) werfen Accent und Quantität wirr durcheinander, indem sie lehren: Ton und Zeitmafs hängen in unserer Sprache von der logischen Wichtigkeit der Silben ab, Länge und Betonung fielen also einfach zusammen. Feldbausch nennt den Wortaccent geradezu Quantität, und accentuierende Versrhythmen Quantitätsverse. Selbst Minkwitz, der 1854 ein Lehrbuch der deutschen Verskunst nach neuen Grundsätzen" bearbeitete, behauptet einfach, dass man im Deutschen das Mafs der Silben (Quantität) nach ihrer Qualität, d. i. nach dem Werthe, welchen jede Silbe für die Ausprägung der Bedeutung eines Wortes hat, bestimme. Und eine gekrönte Preisschrift der neuesten Zeit, Schneider's systematische und geschichtliche Darstellung der deutschen Verskunst" (1861) hält noch an dem Grundsatze fest: „Das längere und kürzere Verweilen der Stimme bei der Aussprache der einzelnen Silben und Wörter, ihre Länge und Kürze, wenn man es so heifsen will, hängt im Deutschen nicht sowol von äufseren vocalischen und consonantischen Einwirkungen, als vielmehr von dem der einzelnen Silbe oder auch einem ganzen Silbencomplexe innewohnenden Begriffe oder mit andern Worten, von der logischen Bedeutung der Silben und Wörter ab." Wie die genannten überall Quantität sehen, wo Accent waltet, so sprechen andere dem deutschen Verse wieder jede Quantität ab, wie Zelle (Untersuchungen zur deutschen Metrik 1834) und Rückert (Antike und deutsche Metrik 1847).

Unter solchen Verhältnissen ist der Ausspruch Loebell's leider nur zu berechtigt: „Nach so vielen trefflichen Leistungen, nach Erzeugnissen bewundernswerther Kunstfertigkeit, nach mühevoll durchgeführten Systemen sind, dünkt mich, die Grundsätze unserer Prosodie, die Gesetze des deutschen Versbaues so schwankend und fraglich, als je." (Entwickelung der deutschen Poesie seit Klopstock's Auftreten I, 213). Zum Glücke trifft dieser Vorwurf weniger die Sprache selbst als die Theorie, welche aus mangelhafter Kenntnis oder schiefer Auffassung hervorgegangen. Ohne feste und durchgebildete Theorie hat der Genius deutscher Dichter das richtige getroffen, und Verse dem Wesen der Sprache gemäfs gebildet. Weder der quantitierende Bothe, noch der accentuierende Zelle hat ihnen Gesetze vorschreiben können.

Aus dem Gewirre der Ansichten ergibt sich nur ein Grundsatz als unangefochten, der nämlich, dass nicht die Quantität,

sondern der Accent den deutschen Vers beherrsche, oder mit anderen Worten, dass der rhythmische Ictus immer auf eine accentuierte Stelle falle, die nicht nothwendig eine prosodisch lange sein müsse. Selbst die Quantität suchten, fanden vorwaltend Accent, wenn sie ihn auch nicht mit Namen nannten und ersterer Wirkungen zuschrieben, die vom letzten ausgehen. Aber ein gewisser Einfluss der Quantität auf den Versbau ist seit dem 17. Jahrhundert von den besten Theoretikern ausdrücklich anerkannt.

Seit Zesen hat man sich gewöhnt, die accentuierten Tacttheile lang und kurz zu nennen; dadurch wurde jene Verwirrung von Accent und Quantität herbeigeführt, die wir selbst bei den bedeutendsten Theoretikern treffen. Man war genöthigt, aufser der prosodischen noch eine metrische Quantität anzunehmen; denn man fand, dass das, was man im Verse lang und kurz nannte, etwas anderes sei, als in der gewöhnlichen Aussprache der Laute. So entstand wirklich jene Quantität des Accentes, die Vofs verwerfen will, aber im Grunde selbst lehrt. Die Theorie könnte nur gewinnen, wenn richtigere Bezeichnungen in Gebrauch kämen. Es sind diese Ausdrücke der antiken Metrik entnommen und durch sie auch bis auf die Gegenwart erhalten worden. Darum ist es von Wichtigkeit, dieselben gerade von einem Vertreter der griechischen Metrik, R. Westphal, heute verwerfen zu hören: „Wer die Hebungen unseres deutschen Verses Längen nennt, der hat noch immer nicht zwischen den nicht scharf genug zu sondernden Begriffen des Accentes und der Prosodie zu sondern gelernt." (Allgemeine griechische Metrik 1865. S. 261.)

Wien.

Alois Egger.

Ueber die Namen der Wochentage.

Unter diesem Titel hat Herr Dr. E. Robert Roesler eine Broschüre (Wien 1865, bei Wilhelm Braumüller, 36 Seiten) veröffentlicht.

Der Hr. Verf. führt darin nach einigen allgemeinen Betrachtungen über heilige Zahlen im Alterthume das Ansehen der Siebenzahl bei den Babyloniern auf das Interesse dieses Volkes für die Astronomie zurück, fügt bei, dass die Bezeichnung der einzelnen Wochentage im siebentägigen Cyclus aus dem Cult der Planeten entspringe und zeigt dann eine Herleitung der Namen der einzelnen Wochentage.

Nach meinem Dafürhalten dürfte aber die Annahme näher liegen, dass bei Benennung der Wochentage die alten Völker den der Erde nächsten Planeten zum Ausgange genommen haben, und ich glaube hiefür bei den alten Aegyptern einen Anhaltspunct zu finden.

Die alten Aegypter kannten sieben sich um die Erde bewegende Planeten, theilten, wie Champillon bestätiget, den Tag von 24 Stunden in vier gleiche Theile, jeden zu sechs Stunden, und bezeichneten jeden solchen vierten Theil des Tages mit dem Namen jenes Planeten, unter dessen Einfluss stehend dieses Tagesviertel angenommen wurde.

Die Reihenfolge dieser den alten Aegyptern bekannten sieben Planeten von dem Monde, als dem der Erde, welche den Mittelpunct des altægyp tischen Planetensystems bildete, nächststehenden Planeten angefangen und von Planeten zu Planeten nach ihrem Abstande von der Erde fortschreitend, und vom entferntesten wieder beim nächsten beginnend ergibt folgende Bezeichnung für jeden Tagestheil und nach dem Namen des, dem ersten Theile jeden Tages zufallenden Planeten auch die Benennung für den ganzen Tag:

(1.) Mond, Merkur, Venus, Sonne, (2.) Mars, Jupiter, Saturn, Mond, (3.) Merkur, Venus, Sonne, Mars, (4.) Jupiter, Saturn, Mond, Merkur, (5.) Venus, Sonne, Mars, Jupiter, (6.) Saturn, Mond, Merkur, Venus, (7.) Sonne, Mars, Jupiter, Saturn; (1.) Mond, und so fort wieder in jeder folgenden Woche. Der erste Tagestheil des ersten Wochentages war dem Monde zugetheilt und der erste Wochentag hiefs daher: Tag des Mondes; ebenso wurde der zweite Wochentag nach dem Mars, welchem der erste Viertheil des zweiten Wochentages zugewiesen war, benannt; und ebenso ergibt sich die Benennung der übrigen Wochentage.

Ich halte diese Erklärung der Benennung der Wochentage für einfacher, als jene in der übrigens sehr lesenswerthen eingangserwähnten Broschüre; stelle aber meine Ansicht nicht eben als die richtige hin, so wenig ich behaupten wollte, dass Shakespeare den Plinius, welcher schon hist. nat. lib. VII. c. IX. auf die besonderen Anlagen und Bestimmungen der durch den Kaiserschnitt in die Welt gesetzten Kinder unter Anführung des Scipio Africanus prior natus" und des primus Cæsarum, a caeso matris utero dictus" hinweiset, müsse gelesen haben, weil er im "Macbeth" eben den nicht von einem Weibe gebornen" Macduff als einen zu besonderen Leistungen erkornen Mann darstellt.

Wien.

Joseph Kirchmayer, k. k. Landesgerichtsrath.

Zweite Abtheilung.

Literarische Anzeigen.

Zur Homerliteratur.

1. Zur Erklärung des Gebrauches des Casussuffixes φιν, φι bei Homer, von Franz Lifsner. Olmütz, 1865.

Eine recht fleifsige Arbeit, die aber in Folge dessen, dass der Hr. Verf. die Ueberlieferung gänzlich unberücksichtigt gelassen hat, sehr unsichere Resultate bietet und wiederum beweist, wie nothwendig eine Textausgabe des Homer ist, in der man überall Rechenschaft über die handschriftliche Begründung der einzelnen Schreibweisen findet, denn sonst setzt man sich der Gefahr aus, Lesarten, die kaum noch hundert Jahre alt sind, für die wirkliche Ueberlieferung zu halten. Der Hr. Verf., dem wir darüber keine Vorwürfe machen wollen, möge uns erlauben, einige Gesichtspuncte anzudeuten, von denen aus die Untersuchung hätte geführt werden sollen.

ό

Was zuförderst die Bedeutung des fraglichen Suffixes betrifft, so haben die alten Grammatiker die Ansicht aufgestellt, dass dasselbe für alle Casus gebraucht werde (Homerische Studien S. 1*). Schol. A zu Ν 588 τῇ φι παραγωγῇ ὁ ποιητὴς κατὰ τριῶν κέχρηται πτώσεων, ἐπὶ γενικῆς, δοτικής, αἰτιατικῆς. ἢ ἐπὶ δεξιόφιν (Ν 308). ἔστι γὰρ ἢ ἐπὶ τὰ δεξιά. ἢ ἐπ ̓ εὐθείας, Ἡσιόδος (Op. 214) „ὁδὸς δ ̓ ἑτέρηψι παρελθεῖν.“ ἔστι γὰρ ἑτέρα. ἐπὶ δὲ κλητικῆς ̓Αλκμᾶν ὁ μελοποιὸς οὕτως ἡμῶσα Διὸς θύγατερ ὠρανίαφι λίγ ̓ ἀείσομαι. ἔστι γὰρ οὐρανία. Schol. Ν 308 τὸ δεξιόφιν ἀντὶ τοῦ τὸ δεξιόν, ὡς τὸ κἀγέληφιν ἐπέλθωμεν" (Π 487?) ἐπ ἀγέλην ἔλθωμεν. Apollonius Dyscolus de Adverb. p. 575, 25 bestreitet die Ansicht des Trypho, dass die mit dem Suffix q gebildeten Ausdrücke Adverbien seien, mit folgenden Gründen καὶ γὰρ κατὰ γενικήν ἐστιν, ὡς τὸ χαλκόφιν (4 351) καὶ πασσαλόφιν (9 67), καὶ ἐν δοτικῇ ὡς φρήτρηφι (Β 363), καὶ ἐν αἰτιατικῇ δεξιόψιν, ἀριστερόφιν (Ν 308). καὶ κατὰ τοῦτο ἄρα τὰ προκείμενα μόρια οὐκ ἔχεται επιρρηματικῆς παραγωγῆς. ἔστι δὲ καὶ παρὰ Ἀλκμᾶνι καὶ κατὰ κλητικῆς τὸ οὐρανίαφιν. Εtym. Mg. 800, 4

(aus Choeroboscus) δεῖ δὲ γινώσκειν ὅτι αἱ διὰ τοῦ φι ἐπεκτάσεις κατὰ πᾶσαν πτῶσιν γίνονται. ἐν τῇ εὐθείᾳ, οἷον ηὁδὸς δ ̓ ἑτέρηφι παρελθεῖν κρείσσων.“ ἐν γενικῇ οἷον επλάγχθη δ ̓ ἀπὸ χαλκόφι χαλκός.“ ἐν δοτική βίῃ, βίηφι. ἐν αἰτιατικῇ, οἷον, ἐπὶ δεξιόφι παντὸς στρατοῦ, καὶ ἐν κλητικῇ, ὦ οὐρανία λίγ ̓ αἴων καὶ οὐρανίαφι (eine Verstümmelung des im Schol. Ν 588 citierten Alkmanischen Verses). αὗται δὲ αἱ διὰ τοῦ φι ἐπεκτάσεις τὸ αὐτὸ μέρος τοῦ λόγου φυλάττουσι (d. h. sie bleiben Nomina) χωρὶς τοῦ νόσφι καὶ ἔφι· ταῦτα γὰρ μετῆλθον εἰς ἐπιρρηματικὴν σύν ταξιν. Χοιροβοσκός. Zonaras Lex. 1135 ἡ εἰς φι συλλαβὴ κατὰ πᾶσαν πτῶσιν φυλάσσεται, οἷον χαλκόφι, οὐρανίαφι. Suidas II, 1096, 8 (ed. Bernhardy) ιφι· ἰσχυρῶς. ἡ εἰς φισυλλαβὴ κατὰ πᾶσαν πτῶσιν φυλάσσεται. εὐθείᾳ ὁδὸς δ ̓ ἑτέρηφι.“ γενικῇ ἀπὸ χαλκόφι.“ δοτικῇ παραφροσύνηψι (φρήτρηφι?)." αἰτιατικῇ ἐπὶ δεξιόψιν." κλητικῇ τοὐρανίαφί λίγαινε (em. λίγ ̓ ἀείσομαι).“ Theognost bei Cramer An. Ox. II, 160, 14 ἡ κατὰ πτῶσιν γινομένη εἰς φι ἐπέκτασις διὰ τοῦ ι γράφεται. οἷον ἑτέρηψι.“ τοῦτο ἀπὸ εὐθείας ἀντὶ τοῦ ἑτέρα. ἀπὸ γενικῆς ηχαλκόφι.“ ἐπὶ δοτικῆς φαινομένηφι." πώς φρήτρη φρήτρηφιν ἀρήγει, φύλα δὲ φύλοις" (Β 363). ἐπὶ αἰτιατικῆς ηδεξιόφιν, ἀριστερόφιν, ἀγέληψι (Π 487), ναύφι.“ εἰ δὲ ἔχει πρὸ τοῦ φι τὸ σ, τρίτην ἀπὸ τέλους ἐν τοῖς τοιούτοις ἔχει (Cod. καὶ τὴν ὀξεῖαν. ηκράτεσαι, ὑπόχεσφι, ἐρέβεσαι *), κατόρεσφι." τινὰ δὲ τῶν εἰς φι εἴωθεν μετὰ τοῦ ν γράφεσθαι. Am ausführlichsten sind die gleichen Angaben in Cramers Epimer. 293, 14 und Schol. L zu B 233. Die Quelle, aus welcher diese Angaben geschöpft sind, lässt sich nicht mehr ermitteln, muss aber dieselbe gewesen sein, da überall dieselben Beispiele angeführt werden. Die Schrift des Apollonius über die Adverbien kann nicht dafür angesehen werden, da in derselben die Stelle aus Alkman nicht vollständig angeführt wird, für uns aber ist Apollonius der älteste Gewährsmann, der diese Ansicht ausgesprochen hat.

Noch eine weitere Notiz über die mit

gebildeten Formen hat

uns das Etym. Mg. 645, 1 aus einer Schrift des Herodian aufbewahrt ὄχεσφιν: δεῖ γινώσκειν ὅτι τὸ ὄχεσφιν καὶ ὄρεσφιν ὁ μὲν Δίδυμος λέγει γεγονέναι ἀπὸ τῆς ὄχεσι καὶ ὄρεσι δοτικῆς τῶν πληθυντικῶν κατ ̓ ἐπέν θεσιν τοῦ φ. ὁ δὲ Τρύφων ἐναντιοῦται αὐτῷ λέγων ὅτι οὐ δύναται ἀπὸ δοτικῆς γενέσθαι ἐπειδὴ γενικῆς σημασίαν ἐπέχουσι. τὸ γὰρ κατ ̓ ὄρεσφιν ἀντὶ τοῦ ἐκ τοῦ ὄρους καὶ τὸ κατ ̓ ὄχεσφιν ἀντὶ τοῦ ἐκ τοῦ ἅρματος· σχηματίζεται οὕτως. ὥσπερ ἀπὸ τοῦ θεόσφατον γίνεται θέσφατον τὸν αὐτὸν τρόπον καὶ ἀπὸ τῆς ὅρεος καὶ ὄχεος γενικῆς γίνεται ὀρέοσφε καὶ ὀχέοσφι καὶ κατὰ συγκοπὴν τοῦ ο (καὶ πλεονασμῷ τῆς φι συλλαβής) ὄρεσφι καὶ ὄχεσφι. οὕτως Ἡρωδιανός. Dasselbe Phavorinus eclog. p. 334, 24 und Zonaras Lex. 1491, vgl. A. Velsen de Tryphone p. 51 und M. Schmidt Didymi Chalcenteri fragmenta p. 402.

Die Lehre der alten Grammatiker war demnach folgende: die mit 4 gebildeten Ausdrücke stehen für alle Casus und behalten ihre nominale Geltung mit Ausnahme von 'φι und νόσφι, welche Adverbien sind. Da

* Für ἐρέβεσφιν 1 572 haben die meisten Handschriften, darunter der Venet. A und die Ausgaben bis auf Bekker ἐρέβευσιν.

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