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reicher Männer. Mit K. Kisfaludy (geb. 1790) beginnt die Aera des jetzigen ungarischen Theaters. Der volksthümliche Lyriker Alx. Petöfi (geb. 1. Jan. 1823) 1. Epiker Arány (geb. 1817). Historische Romane von Josika, Novellen von Eötvös. Die Geschichtschreiber Graf Mailath und Fejer 2. Der grösste ungarische Dichter, Mch. Vörösmarty, geboren 1. Dec. 1800, starb am 19. Nov. 1855.

Der Aufstand seit 1849 und die Niederwerfung Ungarns haben dort auch die Musen vielleicht auf lange Zeit zum Schweigen gebracht.

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1 Seine Gedichte aus dem Ungarischen durch Dux 1846 und KERTBÉNY 1849. 2 Sammlungen ungarischer Geschichtswerke von BONGARSIUS 1600, ZWITTINGER 1714, BEL 1735-46, SCHWANDTNER 1766-68, KOVACHICH 1798-99. Ueber ungarische Geschichte: DESERICUS 1748 - 60, PRAY 1763-97, HORANI 1775-77, SEVERINI 1778, GEBHARDI 1778-82, KATONA 1778 u. 1779-1817, DE SACY 1780, KEZA 1782, WINDISCH 1784, PALMA 1785, HORVATH 1786, NOVOTEY 1798-1800, V. ENGEL 1804, FESSLER 1810-25, v. MAILATH 1828-30. Historische Magazine von WINDISCH, 1781-87, neues 1792-94, DANKOWSKY 1840. ÖTTINGER, Historisches Archiv, 1841. Ungarische Poesie von Dux 1854; Dichtungen von GARAY übersetzt von Kertbeny 1854; Lieder aus Ungarn von SCHRÖTER 1854. Auch ist für Uebertragung ungarischer (danubischer) Poesien ins Deutsche Kolbenheyer thätig. Der pesther Lloyd liefert Rückblicke auf die ungarische Literatur, so unter andern über die Jahre 1854 u. 1855. Zur magyarischen Philologie die Zeitschrift Magyar Nyelvészet.

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§. 555. Finnland's Volkspoesie beschäftigt sich mit Mythen und Zauberweisen 1 (Zauberepos,Kalewala') und mit Personificirung der Naturkräfte. Der Dichter Runeberg 2.

1 KLEUKER, Magicon, 1784. TIEDEMANN, De artium magicarum origine, 1787. HORST, Zauberbibliothek, 6 Bde., 1820-26, und Von der alten und neuen Magie Ursprung, Idee, Umfang und Geschichte, 1820. GRÄSSE, Bibliographie der wichtigsten, in das Gebiet des Zauber-, Wunder-, Geister- und sonstigen Aberglaubens einschlagenden Werke, 1843. SOLDAN, Geschichte der Hexenprocesse, 1843. WACHSMUTH, Ueber die Zauberkunst der Griechen und Römer in dessen und GÜNTHER'S Athenaeum, Bd. 2 (Magicae quaestiones, 1850). 2 LÖNNROTH gab Kanteletar (alte lyrische Gesänge des finnischen Volks) in 3 Bdn., 1835, TANGSTRÖM eine Anthologie der finnischen Volkspoesie, KELLGREN, TANGSTRÖM und TIGERSTEDT ein vaterländisches Album für finnische Literatur. SCHRÖTER, Finnische Runen (finnisch und deutsch), 1819. ALTMANN, Runen finnischer Volkspoesie, 1856. JAK. GRIMM über das finnische Epos in HÖFER's Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache, 1846, I, 13-55. Eine Skizze der neuern finnischen Literatur findet sich im 9. Bande der Wiener Jahrbücher. BOLLER, Die finnischen Sprachen, 1853. Die Samesprache in Lappland ist ein schwesterliches Idiom der Suomisprache in Finnland. ERMAN, Archiv für wissenschaftliche Kunde Russlands, Bd. 7, S. 133 fg., 488 fg., über Eskimo- und Unalaschkasprache. FIGURIN († 1851), Jakutisch-russisches Wöterbuch; Lukjanow ist Kenner des Jakutischen. Der Ungar HUNSALVY gab 1854 eine Vergleichung des Türkischen, Magyarischen und Finnischen.

Drittes Buch.

Angewandter Theil.

Die Gelehrsamkeit.
Chresimodoktologie.

§. 556. Den Gegenstand bildet der Mensch in drei

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§. 557. Aus dem Streben nach einem allen Wissenschaften zu Grunde liegenden Princip, worauf eine Classification derselben sich begründen liesse, sind diejenigen Wissenschaften hervorgegangen, welche man unter den Namen der Hodegetik, Methodik und Methodologie, der Systematik und allgemeinen Encyklopädie 1 be

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greift 2. Als die Gymnasiallehrer im Erzstift Köln (Mitte des 16. Jahrh.) encyclopaediam quandam omnium disciplinarum in den Unterricht aufnahmen, beschloss eine unter Adolf III. gehaltene Provinzialsynode ein Verbot dagegen, 1549, als gegen eine Einrichtung, welche die Oberflächlichkeit befördere 3; aber jeder Gebildete, namentlich jeder Studirende, sollte sich eine allgemeine Uebersicht des menschlichen Wissens zu verschaffen suchen, um sich auf dem orbis doctrinae richtig zu orientiren 4.

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1 Εγκύκλιος παιδεία, in zusammengezogener Form ἐγκυκλοπαιδεία, vielleicht zuerst bei Galen († 204 n. Chr.). PAULY, Realencyklopädie des classischen Alterthums; Art. Educatio, S. 39. 2 SEMLER, Versuch über die combinatorische Methode, ein Beitrag zur angewandten Logik, 1822. SCHELLING, Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums, (3. A.) 1832. BENEKE, Einleitung in das akademische Studium, 1826. FRIEDEMANN, Paränesen, 1837-44. SCHEIDLER, Grundriss der Hodegetik, 1832. KIRCHNER, Akademische Propädeutik, 1847. Denselben Zweck verfolgen die Werke von HEYDENREICH 4804, MUSSMANN 1832, TITTMANN 1833, FRITZ 1833, LEUTBECHFR 1834. 3 Statuta provincialium synodorum sanctae ecclesiae Coloniensis, p. 427. 4 KRUG, Ueber den Zusammenhang der Wissenschaften unter sich und mit den höchsten Zwecken der Vernunft, 1795. KONOPAK, Ueber den Begriff und Zweck einer Encyklopädie im Allgemeinen etc., (2. A.) 1806. SCHALLER, Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften, 1812. Die Wissenschaften im 19. Jahrh., ihr Standpunkt und die Resultate ihrer Forschung, 1856, redigirt von ROMBERG.

Achtunddreissigstes Capitel.
System der Wissenschaft.

§. 558. Die Frage nach einem gemeinsamen Princip für alle Wissenschaften ist bis jetzt noch nicht genügend beantwortet und hat namentlich zur Trennung der philosophischen Systeme, welche ganz eigentlich die Aufgabe haben, alle Principienfragen zu entscheiden, wesentlich beigetragen.

§. 559. Die Wissenschaften als ein geschlossenes Ganzes darzustellen begannen erst Ernesti1 und Sulzer. Doch blieb man schwankend zwischen theoretischen und praktischen, nominalen und realen, empirischen und rationalen, freien oder natürlichen, gebundenen oder positiven und gemischten Wissenschaften. Krug 2 rechnet 1) zu den freien Wissenschaften als empirische: die Philologie und Geschichte; als rationale: die Mathematik und Philosophie; als empirischrationale: die Anthropologie und Physik; 2) zu den gebun

denen Wissenschaften: die Theologie und Jurisprudenz; 3) zu den gemischten, d. h. theoretisch-freien, aber praktischgebundenen Wissenschaften: die Cameralia und die Medicin 3. Die neuesten Systeme des Wissens stellten Mager*, K. Rosenkranz 5 und Helfferich auf.

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1 Initia doctrinae solidioris, 1736; 7. Aufl. 1783. 2 In seinem 1805 zu Züllichau erschienenen Versuch einer neuen Eintheilung der Wissenschaften.— 3 ESCHENBURG, Lehrbuch der Wissenschaftskunde, (3. A.) 1809. BURDACH, Organismus menschlicher Wissenschaft und Kunst, 1809. SIMON, Tabellarische Uebersicht der Wissenschaften, 1840. FRISCHE, Einleitung zu einer Architektonik der Wissenschaften, 1846. v. BAER, Blicke auf die Entwickelung der Wissenschaften, 1835. MEYERN, Hinterlassene kleine Schriften, herausgeg. von Feuchtersleben, 1842; Bd. ↑ u. 2: Stufenfolge der Wissenschaften. 4 System des Wissens, 1847. 5 System der Wissenschaften, ein philosophisches Encheiridion, 1850. 6 Der Organismus der Wissenschaft und die Philosophie der Geschichte, 1856.

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§. 560. Eine ziemlich alte Ansicht hält Apollo für den Concentrationspunkt aller Kunst und Wissenschaft; darum weist ihm auch Ausonius (Idylle 20) seinen Platz unter den Musen an: In medio residens complectitur omnia Phoebus.

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Substituiren wir statt jenes mythischen Gottes den Menschen, so ergibt sich aus der dreifachen Beziehung desselben das Princip meiner Wissenschaftslehre und des angewandten Theils meiner Musologie. Denn von dem fernen Lichtnebel bis zum ausgebildeten Sonnensystem, von der einfachen organischen Zelle bis zum Menschen aufwärts ist nur eine Entwickelungsreihe, gibt es nur ein Gesetz, und Beides spiegelt sich in der Hirnthätigkeit des Menschen." Daher auch die Unmöglichkeit völliger Abgrenzung. Jene Beziehungen sind: 1) zu dem Uebersinnlichen, Metaphysischen, Göttlichen, woraus die Theologie ihren Ursprung nimmt; 2) zu der Sinnenwelt, und zwar a) der Vergangenheit, womit sich die Historik (Geschichte) beschäftigt; b) der Gegenwart, woraus die exacten Wissenschaften 1 hervorgehen, und zwar wiederum: a) zur Natur: Naturwissenschaften mit Biologie und Astronomie; ẞ) zu den Menschen oder den Wesen seiner Gattung 2: Staats-, Kriegs- und Rechtswissenschaft; 3) zu sich selbst (лρòç savτóv, wie Antonin der Philosoph dies nannte), und zwar wiederum: a) nach dem Erkenntnissvermögen: Philosophie und Mathematik; b) nach dem Gefühlsvermögen: Poëtik (Poesie); c) nach dem Bestrebungsvermögen: Rhetorik (Redekunst), zugleich im Uebergange von der Poesie (Drama) zur Geschichte, sowie den

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Uebergang von der Geschichte zu den Naturwissenschaften die (vergleichende) Geographie bildet. Mit den schönen Wissenschaften hängen die schönen Künste eng zusammen. Die Linguistik (Philologie) gehört dem Begriff des Menschen par excellence zu; an sie schliesst sich die Kritik als Repräsentantin des Ausdrucks aller menschlichen Seelenvermögen.

1 POGGENDORFF, Lebenslinien zur Geschichte der exacten Wissenschaften, seit Wiederherstellung derselben, 1853. 2 MILLAR, The distinction of ranks in the society, 1774; deutsch 1772. J. J. ROUSSEAU, Discours sur l'inégalité parmi les hommes, 1753, und für Europa: MEINERS, Ueber Ungleichheit der Stände, 1792.

Neununddreissigstes Capitel.
Theologie.

§. 561. Die Religion ist natürliche oder Vernunftreligion, übernatürliche oder geoffenbarte, positive oder Autoritätsreligion; Deismus oder Theismus (nach Kant's Unterscheidung) und Pantheismus; ersterer: Polytheismus, Dualismus, Monotheismus 1.

Der Pantheismus des Orients, des Parmenides, der Stoiker und Neuplatoniker (Plotin, Proklos, Jamblichos), der Gnostiker, des Erigena und Jak. Böhme, Giordano Bruno, Spinoza, der neuern Idealisten 2.

Die Deisten des 17. und 18. Jahrh., Vorläufer des Rationalismus, waren meist Engländer: Herbert von Cherbury (geb. 1581), Blount (geb. 1634), Toland (geb. 1670) 3, Graf von Shaftesbury, Woolston, Tindal+, Bolingbroke u. A. 5.

1 LINDEMANN, Geschichte der Meinungen älterer und neuerer Völker, im Stande der Roheit und Cultur, von Gott, Religion und Priesterthum, 1784-95. MEINERS, Allgemeine krit. Geschichte der Religionen, 1806-7. J. K. F. SCHLEGEL, Ueber den Geist der Religiosität aller Zeiten und Völker, 1819. HAUPT, Abriss der vorzüglichsten Religionen der jetzigen Erdbewohner, 1821. MONE, Geschichte des Heidenthums. TZSCHIRNER, Fall des Heidenthums, 1829. BEUGNOT, Hist. de la destruction du paganisme en occident, 1835. 2 JÄSCHE, Der Pantheismus nach seinen Hauptformen, 1827. RITTER, Die Halbkantianer und der Pantheismus, 4827. 3 Christianity not mysterious, 1702. 4 Christianity as old as the creation: or the gospel a republication of the religion of nature, 1730. 5 LECHLER, Geschichte des englischen Deismus, 1841.

§. 562. Das Wort Theologie ging aus dem heidnischen Sprachgebrauch auf den christlichen über. Theologen hiessen bei den Alten Die, welche über das Wesen und die Geschichte der Götter Auskunft zu geben wussten,

MERLEKER.

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