Page images
PDF
EPUB
[ocr errors]

-1821. London 1827) in der geographischen Literatur rühmlichst bekannt, starb im Frühjahr 1875 im Alter von 85 Jahren.

Karl Mauch, der Afrika-Reisende, starb am 4. April in Stuttgart an den Folgen eines Sturzes. Er war am 7. Mai 1837 zu Stetten im Remsthal, Württemberg, geboren, bildete sich 1854-6 auf dem Seminar zu Gmünd zum Lehrer aus, bekleidete auf kurze Zeit eine Lehrerstelle zu Issny in Oberschwaben und 1859-63 eine Hofmeisterstelle in Österreich, wo er in Marburg Gelegenheit zu naturwissenschaftlichen und linguistischen Studien fand, begab sich dann aber 1863 nach London und 1864-5 von dort nach Natal, um sein Streben nach Forschungsreisen in Afrika zu befriedigen. Durch Natal ging er im Juni 1865 nach der Transvaal-Republik, verfertigte 1866 eine erste vollständigere Karte von derselben (Ergänzungsheft Nr. 24 der ,,Geogr. Mittheilungen") und unternahm eine Reihe von grösseren Reisen, welche die Kenntniss der Gebiete zwischen Limpopo und Zambesi erschlossen und wesentlich bereichert haben und zur Entdeckung der Goldfelder im Maschona-Land und am Tati führten, die später vielfach besucht und bearbeitet worden sind. Die Berichte und Karten über seine Reisen wurden in den ,,Geogr. Mittheilungen" veröffentlicht und es sind folgende: Erste Reise mit Hartley nach Inyati im Matebele-Land (Mai 1866 bis Januar 1867); zweite Reise mit Hartley in's Matebele- und Maschona-Land, Goldentdeckung (März bis Dezember 1867); Reise durch den Osten der Transvaal - Republik und am Bubye aufwärts nach Inyati (Mai bis Oktober 1868). Alle drei Reisen nach dem Matebele-Land sind auf Tafel 1 der ,,Geogr. Mittheilungen" von 1870 eingetragen. Ferner Streifzüge im nordwestlichen Theil der Transvaal-Republik (1869); Reise nach der Delagoa-Bai und zurück nach Potchefstroom (1870); Bootfahrt auf dem Vaal-Fluss nach den Diamantenfeldern (Dezember 1870 und Januar 1871); Aufnahmen im Nordosten der Transvaal-Republik (1871). Von da trat er Ende Juli seine letzte grosse Reise an, die zur Entdeckung der im 16. Jahrhundert von den Portugiesen erwähnten Ruinen von Zimbaoë, von Mauch für das alte Ophir gehalten, führte. Nach längerem Aufenthalte daselbst gelangte er 1872 nach Senna am Zambesi und kehrte wegen Krankheit nach Europa zurück, wo er 1874 Stellung als Geschäftsführer der Spohn'schen Cementfabrik in Blaubeuren fand. Eine Übersicht seiner Reisen nebst Beschreibung seiner Reise nach Zimbaoë gab er im Ergänzungsheft Nr. 37 der „Geogr. Mittheilungen".

Frederick Ketelbey Strong, ein Freund und Förderer geographischer Unternehmungen, residirte als Haunöver'scher und Bayerischer Consul 1833 bis 1845 in Athen und schrieb dort eine statistische Beschreibung von Griechen

land (,,Greece as a kingdom; or, a statistical description of that country, from the arrival of King Otho, in 1833, down. to the present time", London 1842). Später siedelte er nach Hamburg über, wo er am 18. April starb.

William Winwood Reade, der Afrika-Reisende, geb. zu Murrayfield bei Crieff in Schottland am 26. Dezember 1838, wandte sich zuerst dem Roman zu (,,Charlotte and Myra", „See-saw", „The veil of Isis"), angeregt durch Du Chaillu's Schilderungen bereiste er aber 1861-3 14 Monate lang die Westküste von Afrika (,,Savage Africa", London 1863) und begab sich 1868 zum zweiten Mal dahin, wobei er 1869 von Sierra Leone aus nach Farabana am oberen Niger gelangte (Proceedings of the R. Geogr. Soc. of London, Vol. XIV, Nr. 2, p. 185; „African sketch book", 2 Bde, London 1873). Im Jahre 1873 machte Times-Correspondent den Aschanti-Krieg mit, kam aber von dort krank zurück und starb am 24. April zu Ipsden. Seine Correspondenzen an die Times sind in Buchform unter dem Titel,,Comassie" erschienen, auch schrieb er „,The Martyrdom of Man" und ,,The Outcast".

er als

Johann Friedrich Maximilian v. Waldeck, geb. den 16. März 1766 in Prag, starb am 29. April in Paris. Er begleitete 1783 Levaillant auf dessen zweiter Süd-Afrikanischen Reise, machte nach seiner Rückkehr in Paris Studien in der Malerei unter David und Prudhon, nahm während der Revolutionszeit Kriegsdienste in der Französischen Armee, schloss sich als Freiwilliger 1794 dem Feldzug nach Italien an und begleitete als Civilist die Französische Armee nach Ägypten. Von dort ging er nach Assuan und durch die Wüste von Dongola nach dem Rothen Meer. Wieder in die Armee eingetreten, focht er in der Schlacht bei Austerlitz als Rittmeister mit, ging später nach Mauritius, befuhr die Indischen Meere und war im J. 1819 mit Lord Cochrane in Chile, unternahm darauf archäologische Untersuchungen in Guatemala und liess sich einige Zeit in London nieder (1822), um Capt. del Rio's Skizzen der Ruinen von Palenque und Chiapa zu lithographiren. Der Genauigkeit dieser Skizzen misstrauend, ging er wieder auf acht Jahre nach Amerika und verwendete drei Jahre auf das Studium der Ruinen, der Fauna und Flora von Palenque (F. de Waldeck, Voyage pittoresque et archéologique de la province d'Yucatan pendant les années 1834 à 1836. Paris 1838, mit Atlas). Seitdem hatte er seinen ständigen Aufenthalt in Paris und stellte noch 1868, 1869, 1870 Bilder aus, mit der Überschrift „Loisir du Centenaire".

Dmitri Iljitsch Kowalensky, seit 1861 Sekretär der Kaukasischen Sektion der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft, starb am 23. April in Tiflis. Er redigirte sämmtliche Publikationen der Sektion, so die Sapiski, Iswestija, den

statistischen Sbornik, war auch bei der Herausgabe der Karte des Kaukasus im Maassstab von 40 Werst auf den Zoll thätig und hat sich namentlich auch durch seine Jahresberichte über die geographischen Arbeiten im Kaukasus verdient gemacht.

Alexander George Findlay, der hochverdiente Hydrograph, starb am 3. Mai in Dover. Am 6. Januar 1812 in London geboren, erwählte er frühzeitig die Geographie als Fachstudium und bearbeitete geographische und hydrographische Compilationen, Karten und Atlanten. Um 1834 construirte er seine bekannten Atlases of ancient and comparative geography, 1851 erschien sein „Directory for the coasts and islands of the Pacific Ocean", dem später ähnliche Werke über die anderen Oceane folgten. Ausserdem hat er zahlreiche Karten und Abhandlungen, z. B. im Journal der Londoner Geogr. Gesellschaft, veröffentlicht. Viele Jahre wirkte er als Vorstandsmitglied der Royal Geographical Society und seit 1858 war er Eigenthümer der Laurie'schen Buchhandlung, in deren Verlag schon zu Laurie's Lebzeiten seine Arbeiten erschienen.

Sherard Osborn, geb. den 25. April 1822, trat 1837 in die Marine, commandirte bereits 1838-9 ein Kanonenboot bei der Vertreibung der aufständischen Malaien aus Quedah auf der Halbinsel Malacca (,,Quedah, or Stray Leaves from a journal in Malayan waters", London 1857), war 1841 bei der Einnahme von Canton und 1842 bei der von Shanghai thätig, lernte 1844-48 an Bord der Fregatte,,Collingwood" die Süd-Amerikanische Westküste und den Grossen Ocean kennen, wurde 1846 zum Lieutenant befördert und machte 1850-51 als Commandeur des ,,Pioneer" die arktische Expedition unter Austin, 1852-4 auf demselben Schiff diejenige unter Sir Edward Belcher mit. Auf beiden Expeditionen legte er weite Reisen mit Schlitten zurück, im Jahre 1853 1093 Engl. Meilen, wobei er 117 Tage von seinem Schiff abwesend war (,,Stray Leaves from an arctic journal", London 1852; „Discovery of the North-West Passage by H. M. S. Investigator, Capt. McClure", London 1856; „The career, last voyage and fate of Capt. Sir John Franklin", London 1860). Am Orientalischen Krieg 1855 nahm er als Commandant des Geschwaders im Asow'schen Meere lebhaft Theil (,,On the geography of the Sea of Azow, the Putrid Sea and adjacent coasts, with remarks on their commercial future", Journal of the R. Geogr. Soc., 1857). Im J. 1857-8 machte er den zweiten Chinesischen Krieg als Kapitän des ,,Furious" mit, befuhr 1858 den Yangtse-kiang aufwärts bis Hankau und nachdem er 1861 einen Truppentransport nach Mexiko geleitet, ging er 1862 abermals nach China, um ein Chinesisches Geschwader zur Unterdrückung der Seeräuberei zu commandiren (,,A cruise in Japanese wa

ters", London 1859; „The fight on the Peiho", London 1865;,,Japanese, with facsimiles of illustrations by artists of Yedo", London 1861;,,The past and future of British relations in China", London 1860;,,Notes geographical and commercial made during the passage of H. M. S. „Furious", in 1858, from Shanghai to the Gulf of Petcheli and back" in Proceedings of the R. Geogr. Soc., III, 1859, und andere Aufsätze). Nachdem er die Stelle im Chinesischen Dienste bald wieder aufgegeben hatte, erhielt er 1864 das Commando des Englischen Thurmschiffes,,Royal Sovereign", fungirte, aus dem aktiven Dienst zurückgetreten, 1865-6 als Direktor der Great Indian Peninsular Railway und 1867 bis 1873 in England als Direktor der Telegraph Construction and Maintenance Company (,,The geography of the bed of the Atlantic and Indian Oceans and Mediterranean Sea", in Proceedings of the R. Geogr. Soc., XV, 1870) und wurde 1873 zum Rear Admiral befördert. Im Jahre 1865 begann er mit einem Vortrag in der Londoner Geogr. Gesellschaft (,,On the exploration of the North Polar Region", Journal of the R. Geogr. Soc. 1866) eine auch später lebhaft fortgesetzte Agitation für neue arktische Expeditionen, die 1874 den Beschluss der Englischen Regierung zur Ausrüstung und Absendung einer solchen herbeiführte. In eifriger Thätigkeit für die Vorbereitungen zu dieser Expedition brachte er die letzten Monate seines Lebens zu und war noch vom 3. bis 5. Mai 1875 in Portsmouth an Bord der Expeditionsschiffe, bevor · er nach London zurückgekehrt am 6. Mai verschied.

Thomas Baines, Maler und erfahrener Reisender, ist am 8. Mai auf dem Wege nach dem Tati in Süd-Afrika gestorben. Er nahm Theil an Gregory's Expedition in NordAustralien (1855-6), an beiden Livingstone'schen Zambesi-Expeditionen (1858-61), begleitete Mr. Chapman auf dessen Reise von der Walfisch-Bai nach dem Ngami-See und den Victoria-Fällen (1861-62) und schrieb darüber sein trefflich illustrirtes Werk:,,Explorations in South-West Africa" (London 1864), besuchte die Tati-Goldfelder (1869) und machte mehrere Reisen in Transvaal und den angrenzenden Ländern (s.,,Geogr. Mitth." 1872, Tafel 21). Mit W. B. Lord gab er das Buch ,,Shifts and expedients of Camp Life" (London 1871) heraus, schrieb mehrere Reiseberichte, die im Journal of the R. Geogr. Soc. gedruckt sind, und lieferte als Maler die Illustrationen zu Livingstone's Zambesi-Expedition &c.

Karl Gustav Reuschle, Professor der Mathematik, Physik und Geographie am Gymnasium in Stuttgart, hervorragender Geograph, starb am 22. Mai in Stuttgart. Er war am 26. Dezember 1812 im Pfarrhaus zu Mehrstetten, einem Dorf des Württembergischen Oberamts Münsingen, geboren, besuchte die Lateinschule in Blaubeuren, das Seminar in

Urach und das Stift in Tübingen und studirte 1834-37 Mathematik und Naturwissenschaften in Tübingen, Paris und Berlin. Nachdem er darauf kurze Zeit in Schönthal und 1838-40 im Stift zu Tübingen Repetent gewesen, erhielt er 1840 die Lehrstelle am Gymnasium zu Stuttgart, die er bis zu seinem Tode bekleidete. Von ungewöhnlicher Verstandesschärfe und Arbeitskraft hat er sich durch bedeutende Werke in verschiedenen Fächern hervorgethan. Sein hauptsächlichstes mathematisches Werk,,,Tafeln complexer Primzahlen", ist kurz vor seinem Tode von der Berliner Akademie der Wissenschaften veröffentlicht worden; seine Schrift über „Kepler und die Astronomie" zum 300jährigen Jubiläum von Kepler's Geburt (Frankfurt 1871) zeigt ihn wie schon früher sein Gymnasial-Programm über Kopernikus, Kepler und Newton (1841) als gelehrten Astronom und sein jüngstes Werk, „Philosophie und Naturwissenschaft" (1874), bekundet seine tiefe Kenntniss und Begabung in beiden Wissenschaften, während die grössere Zahl seiner schriftstellerischen Arbeiten der Geographie gewidmet waren, so namentlich ,,Kosmos für Schule und Laien" (1848), Vollständiges Lehrbuch der Geographie, 1. Physik der Erde" (1851), 2.,,Beschreibende Geographie" (1852, 4. Aufl. 1872), „Elementargeographie" (1859, 4. Aufl. 1874),,,Handbuch der Geographie oder neueste Erdbeschreibung mit besonderer Rücksicht auf Statistik, Topographie und Geschichte" (1858),,,Illustrirte Geographie für Schule und Haus" (1856), „Grundzüge der physischen Geographie nach Hughes und Ansted bearbeitet" (1852), Beschreibung des Königreichs Württemberg, hrsg. vom Statistisch- Topographischen Bureau, geschichtlicher und geographischer Theil (1863), Überarbeitung von Karten und Text des Illustrirten Volks - Atlas von Traugott Bromme (1875), verschiedene Abhandlungen in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde und in der Pädagogischen Vierteljahrsschrift, u. a. „Kritische Miscellen zur Geographie", „Über hergebrachte geographische Irrthümer”.

Joseph Selleny, Landschaftsmaler, geb. den 2. Februar 1824 zu Meidling bei Wien, starb am 22. Mai zu Inzersdorf daselbst. Er ist namentlich bekannt als Mitglied der Österreichischen Expedition auf der ,,Novara" um die Erde 1857-59, deren Beschreibung er auch illustrirt hat, hielt sich bald nach Beendigung dieser Expedition ein halbes Jahr in Brasilien auf und hinterlässt eine grosse Zahl Bilder und Skizzen aus allen Theilen der Welt.

Friedrich Julius Seiff, geb. den 20. Oktober 1821 in Leipzig, bildete sich auf den polytechnischen Schulen in Dresden und Hannover zum Ingenieur aus, arbeitete praktisch in den Fabrik - Etablissements von Borsig in Berlin, Cockerill in Seraing und Stephenson in Newcastle on Tyne und übernahm darauf die Stelle als Maschinenmeister und Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1876, Heft II.

Leiter der Reparatur-Werkstatt an der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn in Halberstadt, welche Stelle er 9 Jahre bekleidete. Die damit verbundenen Anstrengungen machten für seine Gesundheit eine Erholung nöthig, die er sich während eines sechsmonatlichen Aufenthalts in Ägypten, besonders in Cairo und Umgegend, verschaffte. Nach Europa zurückgekehrt, übernahm er die Stelle als zweiter Leiter der Pflugk'schen Fabrik für Eisenbahnbedarf in Berlin, siedelte aber nach Verlauf mehrerer Jahre nach Dresden über, beschäftigte sich eingehend mit Kunst, Architektur und Archäologie und unternahm einige grössere Reisen. So hielt er sich u. A. längere Zeit in Algerien auf (,,Bericht über eine Reise nach Algerien 1867" im 8. und 9. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Dresden, S. 19-45), besuchte Teneriffa, bereiste Spanien, Frankreich, Italien und Sicilien und 1871-72 Theile des Orients, namentlich Cypern, Syrien und Klein-Asien. Die letztere Reise beschrieb er in seinem 1875 in Leipzig herausgegebenen Buche,,Reisen in der Asiatischen Türkei", nachdem er ein Bruchstück davon in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (1873) unter dem Titel,,Ritt durch das Innere Syrien's" veröffentlicht hatte. Im Januar 1875 trat er wiederum eine Reise nach Ägypten, dem Sinai und dem Innern von Klein-Asien an, wurde aber am 25. Mai zu Adana ein Opfer der Dysenterie.

Friedrich Becker, Grossherzogl. Hessischer Oberst, bekannter Topograph und Geolog, starb am 9. Juni in Darmstadt. Er war den 30. Dezember 1809 zu Rödelheim geboren, trat 1827 in den Grossherzogl. Hess. Militärdienst, wurde 1830 zum Offizier in der Infanterie ernannt und gehörte dieser Waffe bis 1846 an, in welchem Jahre er

als Hauptmann in den Generalstab versetzt wurde, zu dessen topographischen Arbeiten er schon zuvor vielfach herangezogen worden war, das erste Mal 1833 für die Sektion Hirschhorn der Generalstabskarte. Im Jahre 1849 machte er als Generalstabs-Offizier bei der Division des General v. Bechtold den Badischen Feldzug mit, war 1851-59 Mitglied des Kriegs-Ministeriums und Lehrer an der Militärschule, wurde 1855 Major, 1859 Oberst-Lieutenant und Direktor der Militärschule, 1861 Oberst, 1866 Generalstabschef der Hessischen Division und erhielt 1867 als BrigadeCommandeur den erbetenen Abschied. Mit besonderem Interesse leitete er das Topographische Bureau und auch später, nachdem die Fortführung der Karten des Grossh. Generalstabs an die Obersteuer-Direktion übergegangen war, betheiligte er sich an der Leitung der bezüglichen Arbeiten, so namentlich auch an der Herausgabe der Sektion Zwingenberg in 1:25.000 mit Höhenkurven. Ausserdem bearbeitete er die 1873 von der Grossh. Centralstelle für die Landesstatistik herausgegebene ,,Höhenschichten-Karte von

10

dem Grossherzogthum Hessen und den angrenzenden Ländern" (2 Bl. in 1:250.000). Besonders erwähnenswerth sind auch seine Leistungen auf dem Gebiete der Geologie, so namentlich seine im 1. Bande der von dem Verein für Erdkunde in Darmstadt herausgegebenen,,Beiträge zur Landes-, Volks- und Staatskunde des Grossh. Hessen, 1850" erschienene,,Geognostische Skizze des Grossh. Hessen und seiner nächsten Angrenzungen" (mit Übersichtskarte) und die Sektion Dieburg der Geologischen Spezialkarte des Grossherzogthums Hessen in 1:50.000, herausgegeben vom Mittelrheinischen Geolog. Verein 1861. Er nahm 1851 Theil an der Gründung und bis zu seinem Ableben an der Geschäftsführung des Mittelrheinischen Geologischen Vereins.

Peter Karlowitsch Baron v. Uslar, Kais. Russ. GeneralMajor, geb. 1. September 1816, starb am 20. Juni auf seinem Gute Kurowo im Gouvernement Twer. Er begann nach Beendigung des Kursus im Gymnasium und in der Ingenieur-Schule seinen Dienst 1837 als Ingenieur-Offizier im Kaukasus, wo er bis 1840 blieb und an verschiedenen Feldzügen Theil nahm. Er trat hierauf in die Akademie des Generalstabes über, absolvirte den Kursus derselben, machte eine längere Reise im Auslande und wurde nach seiner Rückkehr zu verschiedenen militärisch - statistischen Arbeiten verwendet. Im Jahre 1850 kam er wieder nach dem Kaukasus, wo er grösstentheils mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt wurde und auch in dienstlichem Auftrage eine Beschreibung des Gouvernements Eriwan lieferte. Die umfassenden Kenntnisse, welche er sich von den historischen und ethnographischen Verhältnissen des Kaukasus erworben hatte, waren Ursache, dass ihm 1858 auf Kaiserlichen Befehl die Abfassung einer Geschichte des Kaukasus übertragen wurde. Um diese Aufgabe lösen zu können, hielt er es für unerlässlich, die Kaukasischen Sprachen gründlich zu studiren, und er gab sich nun mit eisernem Fleisse, der freilich von äusserst glücklichen Anlagen unterstützt wurde, diesem Studium hin. Was bis dahin auf diesem Gebiete geleistet worden (Brosset's Grusische Grammatik 1830, Dr. Rosen's Abhandlung über die Sprache der Lazen und einige Bemerkungen über die Sprachen der östlichen Bergvölker, Sjögren's Grammatik und Wörterbuch der Osseten-Sprache, Schiefner's Studien über die Sprachen der Tuschen, Awaren und Uden), war in keiner Weise ausreichend, um daraus eine wissenschaftlich begründete Anschauung der ethnographischen Beziehungen im Kaukasus zu gewinnen. Uslar machte sich zunächst an die Iberischen (Kartwelischen) Idiome, dann an das Abchasische, eine der schwierigsten Sprachen mit 55 verschiedenen Lauten, und wandte sich nach gründlicher Erforschung derselben zum Studium der Hauptsprachen der östlichen Kaukasischen Hochländer, des Tschetschenzischen und der Dagestanischen

Dialekte. So arbeitete er mit unerhörtem Fleisse 11 Jahre lang, studirte das Awarische, Lakische, Darginische, Kjurinische und Tabassaranische, die in Dagestan gangbarsten Sprachen, in ihren phonetischen, grammatischen, syntaktischen und lexikalischen Verhältnissen, unter genauer Erforschung ihrer territorialen Verbreitung und sammelte in genialer Ausbeutung seiner Studien reiche Schätze von historischem, ethnographischem und linguistischem Material. Seine Arbeit über die Laken - Sprache umfasst 597, die über das Darginische 670, die über das Awarische 699 und die über das Kjurinische 850 Seiten 4o. Sie sind eben so werthvoll für die Ethnographie wie für die Linguistik; er nannte sie daher auch „Ethnographie des Kaukasus". Der frühere räthselhafte ,,Berg der Sprachen", wie die Araber den Kaukasus nannten, ist nun zum grössten Theil wissenschaftlich erschlossen; denn ausser dem Tschetschenzischen sind drei Fünftel der von den Dagestan'schen Bergvölkern gesprochenen Sprachen erforscht, und eine weitere Forschung wird wahrscheinlich nicht mehr viele selbstständige Sprachen ausfindig machen können. Uslar hatte bereits den Plan zum Studium der Kabardinischen Sprache entworfen, als seine durch elfjährige geistige Anstrengung erschütterte Gesundheit ihn zwang, nach Russland zurückzukehren, wo er denn auch seinen Leiden erlag. Leider sind die Arbeiten des Verstorbenen nur in wenigen Exemplaren lithographirt worden, so dass sie schon jetzt eine bibliographische Seltenheit geworden sind und selbst in Tiflis kaum ein vollständiges Exemplar zusammenzubringen wäre. Es ist demnach eine Ehrenpflicht Russland's, diese mustergiltigen Arbeiten durch den Druck vor dem Untergang zu bewahren.

Dort

Sir William Edmond Logan, der berühmte frühere Direktor der Geologischen Aufnahme von Canada, starb am 22. Juni zu Castle Malgwyn in Pembrokeshire. Im Jahre 1798 zu Montreal geboren, erwarb er sich in Edinburgh akademische Bildung, trat aber 1818 in das Bankhaus seines Onkels Hart Logan in London, wo er zehn Jahre thätig war, bis er 1829 Direktor eines grossen KupferschmelzEtablissements zu Swansea, Glamorganshire, wurde. im südlichen Wales begann er seine geologischen Studien und bald zogen seine Untersuchungen über die Kohlenfelder die Aufmerksamkeit Sir Henry de la Beche's, des damaligen Direktors der geologischen Aufnahmen in England, auf sich. Im J. 1841 besuchte er die Kohlenfelder von Pensylvanien und Neu-Schottland, und da um jene Zeit die Canadische Regierung auf Veranlassung der Natural History Society zu Montreal und der Literary and Historical Society zu Quebec eine Geldsumme für geologische Aufnahmen bewilligte, so wurde Logan als Chef dieser Aufnahmen angestellt. Er begann seine Arbeit im J. 1843 und glänzte bald durch

seine Forschungen unter den ersten Grössen der geologischen Wissenschaft. Auf den Weltausstellungen von 1851, 1855 und 1862 repräsentirte er Canada, erhielt 1855 in Paris die grosse goldene Medaille, wurde in demselben Jahre zum Mitglied der Royal Society erwählt und 1856 in den Ritterstand erhoben, Ende 1869 trat er in den Ruhestand.

Guillaume-Henry Dufour, Schweizer General und Chef des Generalstabs, berühmt durch seine topographische Aufnahme der Schweiz 1834-42 (,,Topographische Karte der Schweiz", 25 Bl., 1: 100.000), starb am 14. Juli zu Genf. Er wurde am 15. September 1787 zu Constanz geboren, genoss seine erste militärische Ausbildung auf der polytechnischen Schule zu Paris, war bis 1815 Französischer Offizier, trat aber, als Genf wieder mit der Schweiz vereinigt wurde, in die Eidgenössische Armee, avancirte 1830 zum General - Quartiermeister und leitete als solcher die Landesaufnahme. Bemerkenswerth aus seinem Leben ist ausserdem, dass er Lehrer Napoleon's III. war, dass er 1847 den Sonderbund glücklich bekämpfte, 1857 die wegen Neufchâtel entstandene Verwickelung löste und 1860 in Paris die Annexion Savoyen's an Frankreich abzuwenden suchte; 1864 war er Präsident der internationalen Conferenz für die Pflege der im Kriege Verwundeten, aus der die sogenannte Genfer Convention hervorging.

V. F. Klun, geb. am 23. April 1823 in Laibach, von mütterlicher Seite ein Nachkomme des Mathematikers Vega, war als Geograph bekannt. Sein Leitfaden der Geographie für Mittelschulen ist in vielen Auflagen und mehreren Sprachen verbreitet. Im Dezember 1857 kam er nach Wien und übernahm an der damals errichteten Handelsakademie die Professur für Geographie und Statistik. Später trat er als Sektionsrath in das Handels-Ministerium und avancirte zum Ministerialrath. Aus dem Staatsdienst ausgetreten, lebte er längere Zeit in der Schweiz und seit 1874 wieder in Wien, mit literarischen Arbeiten, u. A. mit der 1876 herausgekommenen ,,Statistik von ÖsterreichUngarn" (Wien, bei Braumüller), beschäftigt. Sein Tod erfolgte am 15. Juli in Karlsbad.

Lady Jane Franklin geb. Griffin, Witwe des Nordpolfahrers Sir John Franklin, eine hochbegabte Frau, starb am 18. Juli in London. Im J. 1805 geboren und seit 1826 mit Sir John Franklin verheirathet, begleitete sie ihren Gemahl 1836 nach Van Diemen's Land, zu dessen Gouverneur er ernannt war. Neun Jahre später trat Franklin seine dritte Fahrt nach dem nördlichen Eismeere an. Als man um ihn besorgt zu werden anfing, setzte Lady Franklin 1848 Belohnungen von 2- und 3000 Pfd. Sterl. aus für Auffindung und Unterstützung der Expedition; 1849 richtete sie einen Aufruf an das Volk zu demselben

Zweck, rüstete in den folgenden Jahren, meist auf eigene Kosten, Expeditionen nach dem Norden aus, um vereint mit den von der Regierung ausgesendeten nach ihrem Gemahl zu forschen. Die letzte ging auf dem „,Fox" unter McClintock 1857 ab und brachte den Beweis zurück, dass Franklin und seine Gefährten bereits 1847 zu Grunde gegangen sein mussten. Noch kürzlich steuerte sie zur Ausrüstung der „Pandora" bei, die 1875 unter Capt. Young vergebens die nordwestliche Durchfahrt erstrebte. Nach dem Tode ihres Gatten reiste sie viel, besuchte Nord- und Süd-Amerika, Asien, Australien &c. Im Jahre 1860 verlieh ihr die Londoner Geogr. Gesellschaft die goldene Medaille.

Thomas Long, Schiffskapitän, der Entdecker von Wrangell-Land 1867 (siehe ,,Geogr. Mittheil." 1868, S. 1), ist am 8. August bei Honolulu gestorben.

Karl Theodor Andree, hervorragender Geograph, geb. 20. Oktober 1808 in Braunschweig, starb am 10. August im Bade Wildungen. Er studirte 1826-30 in Jena, Berlin und Göttingen vorzugsweis Geschichte, bearbeitete in Leipzig nach Malte-Brun und Chodzko ein Buch über ,,Polen in geographischer, geschichtlicher und kulturhistorischer Hinsicht" (1831), suchte in Tübingen die akademische Laufbahn zu betreten, die aber wie jede andere Staatsanstellung ihm als früheren Burschenschafter verschlossen blieb, und hielt sich dann, mit literarischen Arbeiten beschäftigt (Übersetzung von Achilles Murat's Briefen über die Vereinigten Staaten, Bearbeitung von Balbi's Geographie) in seiner Vaterstadt und seit 1837 in Leipzig auf, bis er 1838 die Redaktion der ,,Mainzer Zeitung" übernahm. Damit begann eine bedeutende publicistische Thätigkeit, die ihm Veranlassung und Gelegenheit gab, den Umschwung in den politischen Verhältnissen Deutschland's mit anbahnen zu helfen. Er ging von Mainz nach Carlsruhe, wo er mit Giehne 1842 die Oberdeutsche Zeitung redigirte, leitete 1843-46 die Kölnische Zeitung, 1846 -48 die Bremer Zeitung und 1848-51 in Braunschweig die Deutsche Reichszeitung. In Braunschweig nahm er zugleich seine geographischen Arbeiten wieder auf, schrieb das vielbewunderte Buch „,Nord-Amerika in geographischen und geschichtlichen Umrissen" (1851), als dessen Fortsetzung gewissermaassen die vier Bände der Zeitschrift ,,Das Westland" (1851-53) betrachtet werden können, und gab, nachdem er 1851 - 54 das Bremer Handelsblatt redigirt hatte, die journalistische Thätigkeit auf, um fortan hauptsächlich in Dresden ganz der Geographie zu leben. Ausser einer Reihe von Übersetzungen und Bearbeitungen (,,Wanderungen durch das Chinesische Reich, von Huc und Gabet", Leipzig 1855;,,Wanderungen durch die Mongolei nach Tibet, von Huc und Gabet", Leipzig 1855;

« PreviousContinue »