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haben, die haben das ganze Land bis zum Toba-See hin fast völlig entvölkert. Noch jetzt findet man viele sogenannte lobu, d. h. Reste oder Ruinen längst verschwundener Dörfer, nämlich die mächtige Bambushecke, wie sie ein jedes Batta-Dorf (huta), wenigstens bei den unabhängigen Battas, umgiebt und zu einer Art Festung macht, und fragt man dann, seit wann dieses Dorf verödet sei, so lautet die Antwort, fast immer: seit Bondjol mit diesem Namen werden nämlich jene für die Battas so verhängnissvollen Kriegszeiten bezeichnet. Viele Dörfer, zumal auf dem Gebiet der Holländischen Kolonie, sind seitdem wieder bevölkert, und haben auch häufig den alten Namen wieder angenommen. Ein anderer Umstand, der für die Lage der Dörfer bedeutsam ist, ist die Sitte der Battas, dass sie sehr häufig das Dorf verlegen, freilich in der Regel nicht ganz weit von dem früheren Platz, wodurch es gar leicht geschehen kann, dass dasselbe Dorf nach der einen Karte etwa auf dem westlichen, nach der anderen Karte auf dem östlichen Ufer eines Flusses liegt und beide Karten sind doch, eine jede zu ihrer Zeit, richtig gewesen. Kommen nämlich in einem Dorfe schnell hinter einander viele Todesfälle vor, so ist es bei den Battas ein sehr beliebtes und häufig angewandtes Mittel, dass man, um dem Einfluss der bösen Geister zu entgehen, sich an einem anderen, von den Zauberern bezeichneten, gesunderen Orte anbaut.

Was weiter die Abweichung in der Schreibweise sehr vieler Namen von Dörfern, Flüssen und Bergen auf dieser Karte, namentlich von den Junghuhn'schen anlangt, so muss bemerkt werden, dass Junghuhn, als der Sprache nnkundig, und mit keinem feinen Ohr begabt, fast keinen einzigen Namen ganz richtig wiedergegeben hat. Er macht aus dem häufig vorkommenden Lumban immer Lumpen, aus Bungabondar macht er Punjaponter &c. Diese Karte hat unter Anderem auch den grossen Vorzug, dass hier zum ersten Mal alle Namen von solchen Leuten angegeben sind, die der Sprache des Volkes mächtig waren.

Zu einer Beschreibung des Landes im Einzelnen, so weit ich dazu nach eigener Anschauung im Stande sein würde, ist hier ja der Ort nicht. Nur einzelne Notizen, die zur lebendigen Vorstellung von der Beschaffenheit des Landes beitragen können, mögen hier eine Stelle finden.

Der ganze grosse Landstrich am Meeresufer entlang von Ajerbangis bis nach Siboga ist bis zur ersten Bergkette ein grosser, fast ganz unbewohnter Sumpfwald. Nur hie und da, an den Flüssen liegen einzelne, meist von der übrigen Welt fast abgeschnittene Fischerdörfchen. Der Boden ist zum grossen Theil äusserst fruchtbar und herrlich für die Reiskultur, aber das Klima ist böse, und ausserdem vernichten die Heerden der Elephanten, die hier

hausen, gar oft die mühsam angelegten Reisfelder. In diesen Wäldern wächst auch vornehmlich der berühmte Sumatranische Kampfer-Baum, dessen Kampfer von den Chinesen zu sehr hohen Preisen angekauft wird. Überschreitet man, etwa auf dem Wege von Natal nach Penjabungan, dieses erste Längsgebirge, so erblickt man von dem höchsten Punkte des Weges, aus der sogenannten Himmelsthür (pintu langit), das herrliche weite Thal von Mandheling oder Mandaheling. Auch diese Landschaft hat noch längst nicht wieder die Dichtigkeit der Bevölkerung erreicht, welche sie vor jenen verheerenden Kriegszügen der Malaien gehabt haben muss, denn auch hier sind noch manche lobu zu sehen, und noch weite Strecken jetzt brach liegenden Landes verrathen deutlich, dass sie ehemals bewässerte Reisfelder gewesen sind. Ähnlich ist es in dem südlichen Theil von Angkola, dem sogenannten Angkola djae, wo auch jetzt fast das ganze Land mit Wald bedeckt ist. Eine Wiederurbarmachung des Landes könnte nur geschehen, wenn sie in grossem Maassstabe unternommen würde. Versuche Einzelner werden immer bald wieder aufgegeben, da eine solche kleine, inmitten des Waldes gelegene Lichtung allzu ungesund ist und das Sumpffieber zu viel Opfer fordert. Sonst hat sich hier Manches zum Guten verändert, seitdem die Holländer die Landschaften Mandheling, Angkola und Sipirok durch friedliches Bündniss mit den Battas an sich gebracht und ihrer Kolonie einverleibt haben. Wohl von ganz Holländisch-Indien wird man dasselbe behaupten können, dass nämlich die Herrschaft der Holländer für jene Länder ein wahrer Segen ist. Bei den Battas haben sie nicht nur dem scheusslichen Kannibalismus ein Ende gemacht und eben so den endlosen kleinen Kriegen der einzelnen Dörfer unter einander, die überall noch wie ein Fluch auf den unabhängigen Landschaften liegen, sondern sie haben auch Wege angelegt, neue Erwerbsquellen eröff net und, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, Recht und Gerechtigkeit zur Geltung gebracht. Auf diese Weise haben sie nicht nur zur Vermehrung des Wohlstandes und zur Verbesserung des ganzen Landes wesentlich beigetragen, es scheint sogar, dass ihr Regiment selbst schon auf den Volkscharakter einen heilsamen Einfluss geübt und die Leute fleissiger und arbeitsamer gemacht hat. Nur eins muss man bedauern, nämlich dass die Herrschaft der Holländer dem Islam den Weg bereitet und zur fast völligen Alleinherrschaft verholfen hat.

Will man sich davon aus eigenem Augenschein überzeugen, welchen heilsamen Einfluss die Holländische Herrschaft auf das Land geübt hat, so braucht man nur die Grenze der Kolonie, die zum Theil mit der Sprachgrenze zwischen den Mandheling- und Toba-Redenden zusammenfällt, zu überschreiten. Obwohl keine Grenzpfähle vor

handen sind, merkt man es doch sofort, dass man die Grenze hinter sich hat. Statt der ordentlichen, gebahnten Wege nur elende Fusssteige, die man nur noch mit Mühe zu Fuss passiren kann, statt der offenen, hellen und reinlichen Dörfer, finstere, traurige von Bambushecken eingeengte Festungen; die Leute in spärlicherer, schlechterer Kleidung, aber nur selten ohne Waffen. Es ist also völlig falsch, wenn man behauptet, die Holländer saugten jene Länder aus. Aber doch ist es wahr, dass sie ihren sehr bedeutenden Vortheil aus den Kolonien zu ziehen wissen. Im Batta-Land löst der Kaffee-Baum dieses Räthsel. Ausser den Frohndiensten bei Wegebauten und zur Aufwartung bei den Holländischen Beamten haben die den Holländern unterworfenen Battas nämlich keine weiteren Lasten zu tragen, als dass sie zum Anbau des Kaffee's verpflichtet sind. Eine jede Familie muss oder musste alljährlich ein paar hundert Kaffeestauden pflanzen und dann später die Früchte an die Regierung zu einem bestimmten Preise verkaufen. Aber obwohl nun dieser Einkaufspreis ganz ungemein niedrig ist (24 Mark für 55 Kilo, während die Holländer selbst gleich in Padang auf den Auktionen bis zu 55 Gulden = 941 Mrk. für das gleiche Gewicht erzielen), so ist doch der Boden so geeignet für die Kaffeekultur und das Ganze so bequem, dass die Battas dieses KaffeeMonopol nicht als eine drückende Last, sondern vielmehr als eine Wohlthat empfinden. Das zeigt sich deutlich darin, dass sie schon längst in den meisten Gegenden freiwillig mehr Kaffee-Bäume pflanzen, als von ihnen verlangt wird, so dass selbst die Regierung schon angefangen hat, die ganze lästige Controle und den Anbau in gemeinsamen Dorf-Kaffee-Gärten fallen zu lassen, weil die von Jahr zu Jahr sich ausdehnende Anpflanzung in Privatgärten, hauptsächlich unmittelbar um die Dörfer herum, wo der Kaffee durch die verwesenden Reisschalen gedüngt wird und deswegen am besten wächst, eine stets sich steigernde KaffeeProduktion zur Folge hat.

Die grossen Segnungen des Holländischen Regimentes sind auch den Leuten selbst so einleuchtend, dass Auswanderung aus der Kolonie nach dem unabhängigen BattaLande nie vorkommt, dagegen ist die Einwanderung von dorther in die Kolonie hinein fortwährend ganz bedeutend, ja mehr noch, aus verschiedenen benachbarten Landschaften, z. B. aus Pangaloan und Sigompulan sind schon wiederholt Bitten an die Holländische Regierung ergangen, dass man doch auch diese Gebiete zur Kolonie schlagen wollte. Auf der Karte von Beijerinck sind freilich diese Gebiete, ja auch Silindung und Silantom, noch mit zur Kolonie gezogen, aber irrthümlicher Weise. Zwar bestehen schon seit 20 Jahren gewisse Beziehungen der Holländischen Regierung zu jenen Landschaften, d. h. zu wiederholten Malen

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sind Holländische Beamte, früher niederen Grades, in den letzten Jahren aber auch ein Gouverneur (Ahriens) und ein Resident (Canne) besuchsweise dort gewesen, und mehr als einmal hat man mit den Radjas eine Art Vertrag gemacht, wonach die letzteren sich verpflichteten, in Zukunft keine Kriege mehr unter einander zu führen, sondern ihre Streitigkeiten beim Residenten in Siboga schlichten zu lassen. Aber so lange die Holländer nicht darauf halten, dass dem auch nachgekommen wird, so lange in Silindung die kleinen Kriege an der Tagesordnung sind und bleiben, so lange auch noch Fälle von Kannibalismus dort vorkommen, muss man doch sagen, die Zugehörigkeit jener Landschaften zur Kolonie ist nur mehr illusorisch. Nördlich reicht diese Karte bis zum sogenannten Toba-See, bei den Battas kurz Tao-Landsee genannt. Dieser See ist in unserem Jahrhundert, so viel ich weiss, dreimal von Europäern besucht worden. Zuerst will der Herr van der Tuuk ihn gesehen haben obwohl die Eingeborenen nichts mehr von diesem Besuche wissen. Sodann wurde im Jahre 1867 von der Ostküste aus eine Expedition nach dem See gemacht. In dem benachbarten Silindung erzählten die Leute von Toba damals den Missionären, dass weisse Leute unter militärischem Schutz von Osten her bis an den See vorgedrungen seien und Erde und Steine mitgenommen hätten also auch geologische Untersuchungen. Wer es aber gewesen, und auf welchem Wege sie gekommen, darüber habe ich nie etwas erfahren können auch in Batavia nicht wie denn überhaupt die Holländische Regierung in Indien. sich vielfach einer nicht ganz begreiflichen Geheimthuerei befleissigt. Die Angaben dieser Karte sind gemacht nach den Beobachtungen dreier Deutscher Missionäre, die im Jahre 1873 den See, wenn auch nur flüchtig, besuchten, und hernach das, was sie mit eigenen Augen gesehen, möglichst aus den Angaben der Leute vervollständigten. So ist denn nun auch die Frage über den Ausfluss des See's, ob nämlich das Wasser nach der Ost- oder nach der Westküste abfliesst, endgültig entschieden. Dass einzelne Landschaften, z. B. Silantom auf der Karte ganz, oder doch fast ganz, ohne Dörfer erscheinen, zeigt nicht etwa von Ungenauigkeit, sondern es ist diess eine Eigenthümlichkeit des Batta-Landes, dass fast überall sehr dicht bevölkerte Striche unmittelbar neben fast menschenleeren Wildnissen liegen. Am dichtesten bevölkert ist wohl Silindung und die Gegend um den See. Interessant wäre es, zu untersuchen, ob man nicht, vielleicht mit verhältnissmässig wenig Mühe, einen Theil oder gar den ganzen Toba-See trocken legen und auf diese Weise herrliches Land für nasse Reisfelder gewinnen könnte, gerade so wie in Silindung, das ganz offenbar früher ein ähnlicher, nur kleinerer See gewesen ist, durch den Abfluss des Batangtoru der See

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trocken gelegt und so Raum für ein Reisfeld entstanden ist, das jetzt mehr als 20.000 Menschen ernährt.

Über die Geologie und die zum Theil sehr interessanten Berg-Formationen des Landes kann man bei Junghuhn Ausführliches finden. Seitdem er das Land durchstreifte, hat sich aber auch in dieser Beziehung Manches geändert. So hat z. B. der Berg Ophir oder Pasaman, der damals noch für einen ganz erloschenen Vulkan galt, seitdem plötzlich wieder eine Eruption gehabt, und in der Nähe von Baringin, an der Quelle des Ack Mandurana, wo Junghuhn eine kleine, ganz unbedeutende Solfatare beschreibt, entstand im Jahre 1862 bei einem furchtbaren Erdbeben ein neuer prachtvoller heisser Sprudel, jedenfalls der grossartigste in diesem Theil der Insel. Das grösste Schwefelfeld, nördlich von Sigompulan, ist Junghuhn merkwürdigerweise ganz unbekannt geblieben wohl in Folge religiöser Scheu der Eingeborenen.

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Zum Schluss noch ein Wort über Siboga, den Hauptort der ganzen Provinz Tapanuli. Wegen der herrlichen Bai

von Tapanuli, an der es liegt, sollte man erwarten, dass Siboga als Handelsstadt sehr bedeutend sein müsste, denn kein anderer Hafen auf der ganzen Westküste von Sumatra lässt sich auch nur vergleichen mit dem seinigen. Dass nun aber der Handel in Wirklichkeit so sehr unbedeutend ist, hat seinen Grund hauptsächlich in der mangelhaften Verbindung mit dem Innern. Zwar haben die Holländer den Weg nach Sidempuan den einzigen, der existirt ziemlich verbessert, aber so lange sie nicht endlich die so dringend nöthige feste Brücke über den Batangtoru bauen bis jetzt ist nur eine Rotangbrücke dort, die alle drei Monate erneuert werden muss bleibt auch dieser einzige fahrbare Verbindungsweg mit dem Innern nur sehr mangelhaft. Nach anderen Richtungen, z. B. nach Silindung, wird sich wohl kaum jemals ein Fahrweg anlegen lassen wegen der ausserordentlichen Steilheit der dazwischen liegenden Bergketten, die wie eine mehrfache Mauer die Bai von Tapanuli fast völlig umschliessen.

Geographische Nekrologie des Jahres 1875.

Marie-Amand-Pascal d'Avezac de Castera Macaya, einer der bedeutendsten Französischen Geographen der Neuzeit, geb. 18. April 1800 in Tarbes, 1833-35 General-Sekretär der Pariser Geogr. Gesellschaft, sechsmal Präsident derselben und seit 1873 Ehrenpräsident der Commission centrale, Mitglied des Instituts &c., starb am 14. Januar in Paris. Von seinen zahlreichen geographischen Arbeiten haben besonders die auf die Geschichte der Geographie bezüglichen seinen Ruhm begründet. Schon 1823 gab er in 2 Bänden ,,Essais historiques sur le Bigorre", sein Heimathland, heraus, andere bedeutende Arbeiten von ihm sind: Die Ausgaben von Plan de Carpin's Relation des Mongoles 1245-47 und der Cosmographie d'Éthicus (1852), Esquisse générale de l'Afrique et l'Afrique ancienne (1844), Iles de l'Afrique (1848), Les îles fantastiques de l'Océan occidental du moyen âge (1845), Aperçu historique sur la boussole et ses applications à l'étude des phénomènes du magnetisme terrestre (1860), Coup d'oeil historique sur la projection des cartes de géographie (1863) und viele andere Abhandlungen im Bulletin der Pariser Geogr. Gesellschaft. Besonders lebhaft beschäftigte er sich in späteren Jahren mit der Entdeckungsgeschichte von Amerika, wie eine Reihe von Aufsätzen im Bulletin beweisen, so: Considérations géographiques sur l'histoire du Brésil (1857, p. 89), Les voyages d'Améric Vespuce au compte de l'Espagne (1858, p. 129), Sur un globe terrestre trouvé à Laon, antérieur à la décou

verte de l'Amérique (1860, p. 398), Voyage d'exploration et de découvertes à travers quelques épîtres dédicatoires, préfaces et opuscules en prose et en vers du commencement du seizième siècle; notes etc. à propos de M. H. Waltzemüller (Nouv. Annales des Voyages, 1866, p. 129, 283), Les navigations terre-neuviennes de J. et S. Cabot (Bulletin 1869, p. 300), Campagne du navire l'Espoir, de Honfleur, 1503-1505, relation du voyage du capit. de Gonneville (Annales des Voyages, 1869), Année véritable de la naissance de Chr. Colombe (Bulletin 1872), Canevas chronologique de la vie de Chr. Colomb (ebenda 1872), Le livre de Fernand Colomb (ebenda 1873, p. 380, 478).

Jean-Baptiste-Julien d'Omalius d'Halloy, namhafter Geolog und Ethnolog, geb. den 16. Februar 1795 zu Lüttich, starb am 15. Januar in Brüssel. Er bekleidete unter der Französischen Herrschaft verschiedene Verwaltungsämter, war während der Holländischen Regierung Gouverneur der Provinz Namur (1815-1830), seit 1848 Mitglied und seit 1851 Vicepräsident des Belgischen Senats. Seine Leistungen auf dem Gebiete der Erd- und Völkerkunde reichen bis 1808 hinauf, wo von ihm ein Versuch über die Geologie des nördlichen Frankreich erschien. Die bekanntesten Werke des Verstorbenen sind: „Eléments de géologie" (1831), „Introduction à la géologie" (1833), ,,Précis élémentaire de géologie" (1843), „Abrégé de géologie" (1853),,,Des races humaines ou éléments d'ethno

graphie" (1845). Die Memoiren der Belgischen Akademie der Wissenschaften, deren Präsident er wiederholt gewesen ist, enthalten ausser vielen meist geologischen Abhandlungen von ihm eine Reihe von ,,Notes sur la classification des races humaines".

Cyrille Laplace, Französischer Vice Admiral, bekannt durch zwei wissenschaftliche Erdumsegelungen, starb am 24. Januar zu Brest. Er war ein Kind des Meeres und hat den grössten Theil seines Lebens auf dem Meere zugebracht. Auf einem Handelsschiff, auf dem seine Mutter der Ermordung der Weissen in San Domingo entfloh, erblickte er am 7. November 1793 das Licht der Welt und 1809 machte er bereits als Novize auf der Fregatte l',,Astrée" eine Fahrt nach dem Indischen Ocean, nahm 1810 an den Kämpfen bei Bourbon und Ile de France Theil, war 1812 bei der Landung zu Tilsit, und nachdem er die Antillen und Neu- Fundland besucht, wurde er 1817 der Station am Senegal attachirt, welchen Fluss er ca. 300 Lieues weit hinauffuhr, um im Innern des Landes ein Comptoir einzurichten. Todkrank von dort zurückgekehrt, wurde er 1819 zum Marine-Lieutenant ernannt, und kaum genesen, ging er auf der Corvette ,,Diana" nochmals nach der Westküste von Afrika, machte auf der „Amphitrite" mehrere Reisen nach den Antillen, nahm Theil an der Blokade von Algier und erhielt, 1828 zum FregattenKapitän befördert, den Auftrag, als Commandant der Corvette,,Favorite" eine Reise um die Erde zu machen, deren Zweck sowohl hydrographische und astronomische Arbeiten als das Studium der socialen und commerziellen Verhältnisse der verschiedenen Länder bildeten. Die „,Favorite" besuchte 1830-32 das Kap, die Indischen Küsten, den Golf von Tongkin, die Inselgruppen der Natunas und Anambas und andere Theile der Chinesischen Meere, Java, Van Diemens-Land, Sydney, Valparaiso, und kam um das Kap Horn nach Toulon zurück. Die während dieser Reise angestellten Beobachtungen, Arbeiten und Aufnahmen sind zusammengestellt in einem vierbändigen Werke, das 1833 -35 in Paris unter dem Titel,,Voyage autour du monde, par les mers de l'Inde et de Chine, exécuté sur la corvette de l'état la Favorite pendant 1830-32" erschien. Bald nach Beendigung dieses Werkes übernahm Laplace das Commando der Fregatte ,,Artémise", besuchte die Nord-Amerikanischen Gewässer, namentlich Neu-Fundland, und trat Ende 1837 seine zweite Reise um die Erde an, die ihn nach dem Persischen Golf und Rothen Meer, den Indischen und Chinesischen Gewässern, Neu-Holland, Tahiti, den Sandwich-Inseln, der Westküste von Nord-Amerika, Mexiko, Peru und Chile und wieder um das Kap Horn 1840 nach Frankreich zurückführte. Die Resultate dieser Reise hat er in dem sechsbändigen Werke, Campagne de

circumnavigation de la frégate l'Artémise pendant les années 1837-40" (Paris 1840-54) beschrieben. Zum Contre-Admiral ernannt, befehligte er 1844 bis 1847 die Marine Division der Antillen, war 1847 bis 1852 MarinePräfekt von Rochefort, avancirte 1853 zum Vice-Admiral und bekleidete bis 1858 die Stelle des Marine-Präfekten zu Brest. Im Jahre 1853 wurde er auch zum Präsidenten der Pariser Geogr. Gesellschaft erwählt.

Frank Oates, Naturforscher, Mitglied der Geogr. Gesellschaft in London, war am 6. April 1840 zu Meanwood Side bei Leeds geboren, hatte Nord- und Mittel-Amerika bereist und befand sich seit Anfang 1873 in Süd-Afrika, verweilte einige Zeit im Matebele-Land, besuchte gegen Ende des Jahres 1874 die Victoria-Fälle des Zambesi, erkrankte auf der Rückreise von dort und starb am 5. Februar im Makalaka-Land, 80 Engl. Meilen nördlich vom Tati.

Charles New, der bekannte Ost-Afrikanische Missionär und Reisende, geb. zu Fulham im Januar 1840 und ähnlich wie Livingstone in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, schwang sich vom Schuhmacher zum Priester auf und ging 1863 als Missionär nach Mombas an der Ostküste von Afrika. Von dort aus unternahm er 1866 zwei Reisen in die Galla - Länder und 1871 eine Expedition zum Kilimandscharo, den er am 26. August bis zum Rande des ewigen Schnee's bestieg. Nach einem Besuch in England (1872), wo er sein Buch ,,Life, wanderings, and labours in Eastern Africa" schrieb, kehrte er 1874 nach Ost-Afrika zurück, setzte von Zanzibar nach der Mündung des Pangani über, führte eine Reise durch Usambara und von da nach Mombas aus, über die er in den „,Proceedings of the R. Geogr. Society" (XIX, 1875, Nr. V, p. 317) berichtete, und unternahm dann später im Jahr eine nochmalige Reise nach Djagga am Fusse des Kilimandscharo, erlag aber auf dem Rückweg am 14. Februar zu Duruma unfern Mombas der Dysenterie.

Augustus Raymond Margary, als Sohn des General-Major Margary von den Bombay Engineers am 26. Mai 1846 zu Belgaum, Bombay, geboren, seit 1867 auf verschiedenen Consulatsposten in China und Formosa thätig, schloss sich auf Wunsch der Indischen Regierung als Dolmetscher der Browne'schen Expedition nach Yünnan an und, um der Expedition den Weg zu bahnen, begab er sich zu Land durch China nach Birma, um dort mit der Expedition zusammen zu treffen. Er verliess Shanghai Ende August 1874, fuhr den Yangtse-kiang bis zum Tung-ting-See hinauf, durchreiste Hunan, Kweitschau und Yünnan und kam am 15. Januar 1875 zu Bhamo in Birma an. Kurz darauf trat die Browne'sche Expedition und er mit ihr die Reise nach Yünnan an und in der Chinesischen Grenzstadt Manwyne wurde er am 21. Februar nebst fünf Dienern ermordet.

Sir Charles Lyell, der berühmte Geolog, geb. 14. November 1797 in Kinnardy bei Kerriemuir, Forfarshire, starb am 22. Februar in London. Er studirte seit 1816 in Oxford, trat 1821 in den Advokatenstand, prakticirte aber niemals, sondern durch Dr. Buckland's Vorträge zur Geologie hingezogen, machte er wissenschaftliche Reisen durch Europa und Nord-Amerika, nach Madeira und den Canarischen Inseln, schloss sich der Londoner Geologischen Gesellschaft an und wurde 1824 deren Sekretär, 1836 Präsident. In den Jahren 1830-33 erschien sein grosses Werk The Principles of Geology", 1837 die „Elements of Geology" (in neuen Bearbeitungen als ,,Manual of Elementary Geology" 1851 und ,,The Student's Manual of Geology" 1871. Zwei Reisen nach den Vereinigten Staaten und Canada 1841 und 1845 hat er beschrieben (,,Travels in North America"; „,Second visit to the United States") und 1863 erschien sein zweites grosses Werk,,The geological evidences of the antiquity of man". Sein Versuch, die früheren Veränderungen auf der Erdoberfläche durch die lang dauernde Wirkung der noch jetzt thätigen. Ursachen zu erklären, verlieh seinen Werken das höchste Interesse und eine grosse Popularität.

Sir Henry Kellett, Britischer Vice-Admiral, starb am 1. März in Clanocody House, Grafschaft Tipperary, im Alter von 69 Jahren. Er trat mit 14 Jahren in die Marine ein und bildete unter Capt. Owen die Vorliebe und Befähigung zu nautischen Aufnahmen aus, durch die er sich in hervorragendster Weise um die Geographie verdient gemacht hat. 1835-40 war er, zuerst mit Beechey, dann mit Belcher, bei den Vermessungen der Westküsten von Süd- und NordAmerika betheiligt, die er mit dem ,,Herald" von 1845 an fortsetzte, bis er im April 1848 den Befehl bekam, nach der Bering - Strasse zu gehen, um sich bei den Nachforschungen nach Sir John Franklin's Expedition zu betheiligen. Er entdeckte dabei 1849 die Herald-Insel (Wrangell-Land) und kam 1851 nach England zurück. Im J. 1852 machte er als Commandant der „Resolute" die arktische Expedition Sir E. Belcher's mit und nahm McClure und seine Mannschaft vom „Investigator" auf; 1854 ging er als Commodore nach West-Indien, 1864 als Admiral Superintendent nach Malta und 1869 als Commander der Englischen Flottenstation nach China.

Dr. Auguste Warnier, einer der gründlichsten Kenner Algerien's und Vertreter desselben in der Assemblée nationale, starb am 15. März in Versailles im Alter von wenig über 60 Jahren. Er wurde in Rocroy (Ardennes) geboren, studirte in Paris Medicin und kam als Militärarzt nach Algerien, wo er zur Zeit der Eroberung dem Französischen Consul bei Abd-El-Kader zur Seite stand und später selbst Frankreich bei diesem Häuptling vertrat. Als Mitglied der

Commission zur wissenschaftlichen Erforschung von Algerien verfasste er mit Genie-Hauptmann Carette eine erste, jetzt sehr seltene Karte der Berber- und Araber - Stämme Algerien's, die von L. Bouffart gezeichnet und gestochen wurde. Nachdem er die Posten als Direktor der Civil-Angelegenheiten in der Provinz Oran und als Mitglied des Regierungsrathes von Algerien bekleidet hatte, widmete er sich der eigentlichen Kolonisation, gründete eine grosse Meierei im westlichen Theil der Ebene Metidja, und studirte zugleich die Frage der Algerischen Eisenbahnen. Im Jahre 1862 übernahm er, während seines jungen Freundes und Pfleglings H. Duveyrier Krankheit, die literarische Bearbeitung von dessen berühmten Buche,,Les Touareg du Nord". Während der letzten Jahre seines Lebens vertheidigte er die Interessen der Französischen Pflanzer in Algerien und betrieb die Einführung einer bürgerlichen statt der militärischen Regierung daselbst, in Büchern und Brochüren: L'Algérie devant le Senat (Paris 1863), L'Algérie devant l'opinion publique (1864), L'Algérie devant l'Empereur (1865), Incendies en Algérie, années 1860, 1863, 1865, et rapport de la commission d'enquête (1866). Im J. 1870 wurde er zum Präfekt von Algerien ernannt, gab aber die Stelle bald auf und veröffentlichte eine neue patriotische und ökonomische Brochüre: L'Algérie et les victimes de la guerre (Alger 1871). So hat er, obgleich kein spezieller Geograph, durch seine mannigfaltige Thätigkeit Vieles zur Bekanntmachung des Landes und der Bewohner von Algerien beigetragen.

Johann Prettner, Direktor der Baron Herbert'schen Bleiweiss-Fabrik in Klagenfurt, Vice - Direktor des Kärnthner Landesmuseums, starb am 18. März in Klagenfurt. Er erwarb sich um die Klimatologie Kärnthen's, wo er am 24. Januar 1812 zu Glanegg im Glanthal geboren war, die grössten Verdienste. Nachdem er 1842 seine meteorologischen Beobachtungen begonnen hatte, gründete er viele Stationen, so besonders auf der Hochobir (2043 Meter) und auf der Goldzeche Fleuss (2800 Meter), und war einer der eifrigsten Mitarbeiter an der Meteorologischen Central-Anstalt in Wien. Ausser vielen Aufsätzen in den Jahrbüchern des Landesmuseums und anderen Zeitschriften (ein Verzeichniss davon giebt die,,Carinthia, Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung", 1875, Nr. 4 und 5) gab er zwei grössere Schriften heraus: „Klima und Witterung von Klagenfurt" (1865) und „Das Klima von Kärnthen nach den an 42 Beobachtungs-Stationen angestellten Beobachtungen dargestellt" (Klagenfurt 1872).

Georg F. Timkowski, durch die Beschreibung seiner Reise von Kiachta nach Peking und seines Aufenthalts daselbst 1820-21 (Travels of the Russian mission through Mongolia to China and residence in Peking in the years 1820

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