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für Schulen jene Apparate sein, welche bestimmt sind, einzelne Elemente der mathematischen Geographie zur Darstellung zu bringen, Apparate, die um so instruktiver sind, je weniger complicirt sie zu sein brauchen. Auch in dieser Branche war die Französische und Russische Abtheilung sehr reich. In ersterer figurirten höchst sinfache Instrumente zur Erläuterung der Mondphasen von Holz und für wenige Francs zu erstehen 1). Im Russischen Pädagogischen Museum boten namentlich die höchst einfachen Apparate von Kokhowsky und Kowalsky (Armillarsphäre) besonderes Interesse.

Wollen wir hier einen Vergleich zwischen den Nationen ziehen, so möchte Deutschland, so weit dem Ref. die betreffenden, auf der Ausstellung aber ganz fehlenden Apparate bekannt sind, mit Frankreich im Reichthum der Globen und der zusammengesetzten Planetarien &c. wohl conkurriren können, in der Spezifikation der Apparate übertrifft Frankreich unser Vaterland.

Unsere Betrachtungen würden eine wesentliche Lücke behalten, wollten wir die gewichtigen Reliefs mit Stillschweigen übergehen, die in ungeahntem Reichthum die Französischen Säle füllten. Man kann über die Verwendung von Reliefs im Unterricht verschiedener Meinung sein. Thatsache ist, dass dieselben in Deutschland noch äusserst wenig in Schulen gebraucht werden. Diess ist in der That sehr zu bedauern. Es scheint, als ob uns Frankreich hierin vorauseilen wollte. Denn, wie gesagt, die Reliefs waren in zahlloser Menge dort ausgestellt.

Freilich sind wir der Ansicht, dass die Verwendung des Reliefs im Schulunterricht durchaus nur eine beschränkte sein kann, dass wirklichen Werth hier eigentlich nur die terminologischen Reliefs besitzen. Das heisst also nichts Anderes, als dass man sie ganz vornehmlich gut in der Heimathskunde verwenden kann, wo die in der Umgebung des Schulortes vorkommenden Terrain - Formationen ihre erste Erläuterung durch das im grossen Maassstabe entworfene Relief finden, bevor man noch zur Karte greift. Natürlich ist nicht jede Erdstelle formenreich genug, um an ihr alle Begriffe zu erläutern, deren der Unterricht bedarf. Das Relief soll nun unseres Erachtens mittelst einer Reihe typischer Formen, die nicht immer der Wirklichkeit entnommen zu sein brauchen, die Einübung der geographischen Terminologie unterstützen. Fassen wir diess zusammen, so erkennen wir für den öffentlichen Unterricht nur die Nützlichkeit von Reliefs an, welche kleine Gebiete in möglichst grossem Maassstabe darstellen, wo also vor allen Dingen der Höhenmaassstab im Verhältniss zum Längenmaassstab nur wenig vergrössert werden muss. Mit Reliefs

1) Wir machen besonders auf die Adresse des ,,Herrn Ch. Poudra, mécanicien, Paris, 16, rue de l'Hôtel-Colbert" aufmerksam.

ganzer Länder, namentlich den kleinen Relief-Karten im Format eines Schul- Atlas, können wir uns keineswegs befreunden. Die Bilder sind einerseits zu roh und ungenau, andererseits lassen sie sich des Preises wegen doch nicht in den Schulen so einführen, dass sie jeder Schüler besitzt. Solche typische oder wegen ihres begrenzten Umfangs dafür verwendbare Reliefs waren in allen Abtheilungen der Ausstellung zu finden, wir erinnern an das prächtige Tableau der Umgegend von Berchtesgaden von dem verdienstvollen Dr. Winkler in München, an das Relief der Tatra in der Ungarischen Abtheilung (20 fl.) mit den dazu gehörigen Karten, die topographischen Reliefs von Bardin (Delagrave) u. A. Auch dürfte es von Interesse sein, hier einer Reihe von Schülerarbeiten zu gedenken, welche, besonders in der Schweizer Abtheilung ausgestellt, entschieden Nachahmung verdienen. Die Herstellung eines Reliefs für ein kleineres Gebiet ist nämlich keinen grossen Schwierigkeiten unterworfen, wenn für dasselbe bereits Karten mit Isohypsen bestehen. Man denke sich nun, dass ein Knabe sich auf einer solchen so viele von Isohypsen eingeschlossene Figuren mittelst Pauspapiers durchzeichnet, als er Stufen auf seinem Relief andeuten soll. Diese krummlinigen Figuren werden auf Pappe geklebt und letztere wieder ausgeschnitten. Ein einfaches Aufeinanderlegen dieser Pappstücke nach der Originalkarte liefert ein instruktives Relief, das durch Ausfüllen der Stufen mit Wachs oder Mastix noch sehr viel ansprechender wird.

In Frankreich scheint man freilich den pädagogischen Werth derselben noch weit höher zu stellen. Anders vermögen wir nicht die so äusserst zahlreichen Relief-Karten von Frankreich selbst zu erklären. Darunter sind allerdings manche so äusserst geschmacklos und übertrieben, wie das von Fabre, von Sanis, von Baron Schluga-Rastenfeld (in der Österreichischen Abtheilung), bei welch' letzterem der Maassstab von Höhe zu Länge wie 50:1 genommen war (), dass sie eher verderblich wirken können als nützen. Dagegen liefert das Haus Belin eine grosse Serie von zum Theil vorzüglichen Reliefs kleinerer und grösserer Gebiete, vom einzelnen Bergstock (Montblanc) oder der einzelnen Gebirgsgruppe (besonders gelungen sind die Alpen, Pyrenäen) bis zu ganzen Erdtheilen. Der Name des darstellenden Künstlers ist Drivet. Weit wird dessen Relief von Frankreich indessen von dem Levasseur's übertroffen und wir glauben in der That unserem Bericht keinen besseren Abschluss geben zu können, als indem wir noch mit einigen. Worten bei diesem Meisterwerke, dieser Perle der Ausstellung stehen bleiben, wenn sie auch nur für die höchste Stufe des geographischen Unterrichts eine Grundlage bilden kann.

Wir haben es bei dieser Relief-Karte von Frankreich

nebst den angrenzenden Ländern, unter denen die Westalpen natürlich besonderes Interesse bieten, mit einem wahren Kunstwerk der Sculptur zu thun. Sie ist im Maassstab von 1:1.000.000 entworfen und die Höhen sind nur um das Vierfache vergrössert. Bearbeitet ist sie von einem Fräulein Kleinhans, deren Vater selbst Bildhauer ist und die sich diesem speziellen Zweige der Sculptur schon seit längerer Zeit mit grosser Ausdauer gewidmet hat. Die Künstlerin hat unter der persönlichen Aufsicht des Herrn Levasseur gearbeitet, der keine Mühe scheute, bis ein correktes Bild erzeugt war, ja, wie er dem Ref. selbst erzählt hat, die Pyrenäen siebenmal von Fräulein Kleinhans hat

Denkt

von Neuem beginnen lassen, ehe er befriedigt war. man sich nun dieses an sich schon ansprechende Bild, in dem jede Formation des Terrains, jeder Passübergang, jedes grössere Flussthal seiner Eigenart entsprechend zu verfolgen ist, durch Handcolorit noch in verschiedenster Weise bemalt, sei es geologisch, nach Höhenschichten, nach Kulturarten, Bevölkerungs-Verhältnissen &c., so kann man sich vorstellen, welchen Eindruck dieses Prachtwerk auf jeden Beschauer der Ausstellung machen musste. Trotz

dieses Erfolges wagen wir aber die Behauptung auszusprechen, dass Reliefs in kleinem Maassstabe keine Zukunft für den Unterricht haben.

Die Südlichen Batta - Länder auf Sumatra. Von Dr. A. Schreiber 1).

(Mit Karte, s. Tafel 4.)

Verschiedene Umstände, ganz besonders aber der Krieg, den die Holländer in den letzten Jahren mit Atschin führen, und dessen Ende sich ja immer noch nicht absehen lässt, haben die Aufmerksamkeit wieder etwas mehr auf das ziemlich vernachlässigte Sumatra gerichtet, und dabei hat es sich denn auch herausgestellt, wie ausserordentlich wenig Genaues wir, zumal von der nördlichen Partie dieser Insel wissen. Ganz so unbekannt freilich wie Atschin, Land und Volk, ist das Gebiet des nächstgelegenen Nachbars, auf welches uns die beifolgende Karte führt, nicht, wenigstens der südliche Theil des Batta-Landes ist doch in den letzten Jahrzehnten einigermaassen bekannt geworden. Die nördlicheren Gebiete freilich sind noch völlig terra incognita, von keines Europäers Fuss betreten, und so liegt auch noch die Grenzbestimmung zwischen den Battas und Atschin völlig im Umgewissen, wenn auch die Namen der Berge und Flüsse, wie sie uns die bis jetzt bestehenden Karten von Atschin bringen, die Vermuthung sehr nahe legen, dass die Battas bis weit hinein in das Atschinesische Reich, wohl als die unterworfenen Bewohner des Binnenlandes, reichen müssen.

Diese Karte stellt den uns bekannten südwestlichen Theil des Batta Landes dar. Auch von der Ostküste her ist die Holländische Regierung schon seit längerer Zeit, seitdem sie nämlich ihre Niederlassungen an der Strasse von Malakka weiter und weiter nach Norden vorgeschoben und Theile des in Verfall begriffenen Atschinesischen Reiches

1) Der Verfasser hielt sich 7 Jahre lang (1866-73) im BattaLande auf. A. P.

unter ihre Botmässigkeit gebracht hat, mehrfach mit Battas in Berührung gekommen. Sie hat unter Anderem in den letzten 5 Jahren zwei Kriegszüge, den einen in der Landschaft Biela, den anderen in Assahan gegen unabhängige Battas zu führen gehabt, und auf diese Weise ist man auch an einzelnen Stellen etwas weiter ins Innere vorgedrungen, aber eine irgendwie vollständige Kenntniss jener östlichen Landschaften fehlt uns noch.

Das auf der Karte dargestellte Gebiet gehört seinem grössten Theile nach dem sogenannten Gouvernement van Sumatra's Westkust an, das von Padang aus durch einen Gouverneur regiert, wenn auch nicht die grösste, so doch bei weitem die wichtigste Holländische Kolonie oder Provinz auf Sumatra ist, denn es umfasst die best bevölkerten Gegenden Sumatra's, so weit dasselbe unter Holländischer Herrschaft steht, nämlich das sogenannte Padang'sche Bovenland, den Sitz des früher so berühmten Malaiischen Reiches von Menangkabau. Die nördliche Hälfte dieses Gouvernements van Sumatra's Westkust, das Land nördlich von dem grossen mächtigen Kegel des Dolok Ophir oder Pasaman, ist das Land der Battas, so aber, dass noch einzelne Striche, vorzüglich an der Küste, aber auch hie und da im Innern, von Malaien bewohnt, und ausserdem noch ein Paar andere kleine Völkerreste, die Orang Lubu und Orang Kubu zwischen eingesprengt sind.

Volk und Land der Battas, die freilich schon Jahrhunderte lang als Menschenfresser bekannt, oder besser gesagt berüchtigt gewesen, im Übrigen aber so gut wie völlig unbekannt geblieben waren, sind seit 35 Jahren mehr und mehr aus dem Dunkel herausgetreten, und so wird es end

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lich einmal Zeit, die zum Theil völlig irrigen Angaben, die man über sie auch noch in anderen geographischen Werken hie und da findet, zu berichtigen. Interessant ist es dabei, dass Deutsche, und zwar meistens im Dienst der Holländischen Regierung, das Beste bei der Erforschung des BattaLandes gethan haben. Ein Deutscher, Franz Junghuhn, bereiste, als der Erste, einen grossen Theil des BattaLandes, und machte seine Beobachtungen und Entdeckungen in einem grösseren, 1847 auch im Deutschen erschienenen Werke (die Batta-Länder auf Sumatra) bekannt. Die beste bis jetzt existirende Karte von dem Gouvernement van Sumatra's Westkust, die von L. W. Beijerinck, beruht fast ausschliesslich auf Arbeiten Deutscher in der NiederländischIndischen Armee stehenden Offiziere. Eben so haben auch noch neuerdings Deutsche Missionäre und ein Deutscher Geometer, Namens Nagel, Manches zur Berichtigung der geographischen Kenntniss dieser Landschaften beigetragen. Freilich für die Erforschung der Batta-Sprache hat sich ein Holländer, der Herr H. N. van der Tuuk, weitaus das grösste Verdienst erworben. Ein anderer ausgezeichneter junger Mann, der Ingenieur de Greve, dem Sumatra's Westkust so viel verdankt, unter Anderem die Auffindung des Ombilie - Kohlenfeldes, und der auch die besten Absichten und Mittel hatte, um die Kenntniss des Batta-Landes zu vervollständigen, kam auf einer, im Jahre 1872 unternommenen Entdeckungsreise quer durch die Insel um. Noch in Ritter's Geographisch - statistischem Lexikon von 1864 finden sich die Battas als ein Austral-Negervolk verzeichnet, was freilich schon seit Junghuhn's Arbeiten völlig unverzeihlich erscheint. Nicht ganz so schlimm kommen sie bei H. A. Daniel weg, der sie in seinem Handbuch der Geographie (3. Auflage 1870) für ein Mittelding, dem Stamme nach weder Schwarze noch Malaien, erklärt. Vielleicht, dass damit die Junghuhn'sche Ansicht wiedergegeben sein soll, der da meinte, einen wesentlichen und durchschlagenden Unterschied zwischen Battas und Malaien aufgefunden und festgestellt zu haben, wozu ihn unter Anderem die sehr verkehrte Auffassung der Batta-Sprache verleitet hat. Er hat sogar versucht, von hier aus die sämmtlichen Malaiischen Völker in zwei grosse Gruppen zu klassificiren, wobei natürlich stark aufs Ungewisse und mit Phantasie gearbeitet werden musste. Die Wahrheit ist, dass die Battas, wie ihre Sprache, Herkommen und Sitte &c. unzweifelhaft beweisen, als eine Schwester - Nation der Malaien angesehen werden müssen, wenngleich beide Völker schon. vor sehr langer Zeit sich von einander getrennt und gesondert haben (vgl. meine Doktor-Dissertation, Barmen 1874). Die Battas zerfallen in drei Stämme, die nach den verschiedenen Dialekten, welche sie reden, als Mandheling-, Toba- und Dairi-Redende unterschieden werden. MandhePetermann's Geogr. Mittheilungen. 1876, Heft II.

ling wird in den Landschaften Gross- und Klein-Mandheling, Angkola, Sipirok, so wie in dem östlich davon gelegenen Pertibi und Padang bolak gesprochen. (Nebenbei möchte ich bemerken, dass die im Holländischen Indien mehrfach vorkommende Unterscheidung zweier Länder, von denen das eine den Beinamen Gross-, das andere Kleinträgt, dem Malaiischen gedang und Ketjil entspricht, und besser mit eigentlich" und ,,uneigentlich" zu übersetzen wäre. So heisst z. B. Sumatra auch Djava Ketjil, was man doch unmöglich durch Klein-Java wiedergeben kann. Eben so bedeutet Groot-Atschin das eigentliche Atschin.) Nördlich von Sipirok, etwa am Ack Puli, läuft die Sprachgrenze. Dort beginnt der Toba - Dialekt, der aber wahrscheinlich noch weit über das hier verzeichnete Gebiet nach Norden und Nordosten hin sich erstreckt. Das Gebiet des dritten, des Dairi-Dialektes, ist hier nur erst theilweis berührt; es liegt weiter nach Nordwesten.

Das eigentliche Centrum und auch ohne Zweifel seit langer Zeit der Stammsitz der Battas ist Toba, d. h. das Land um den Toba-See herum, das auch jetzt noch weitaus am stärksten bevölkert ist und von wo aus wenigstens die südlichen Theile des Batta-Landes in noch geschichtlich nachweisbarer Zeit ihre jetzige Bevölkerung erhalten haben. Dem entsprechend würde man auch eigentlich das ganze Volk besser Toba als Batta nennen, denn das letztere ist nur ein ihnen von den Malaien angehängter Schimpfname, der jetzt freilich schon zum Theil bei ihnen selbst Eingang gefunden hat, ohne dadurch seine verächtliche Nebenbedeutung zu verlieren, denn die Battas haben so wenig Nationalbewusstsein und Nationalstolz, dass sie vielmehr von einem Europäer als stärksten Ausdruck, um seine Dummheit und Unbedeutendheit zu bezeichnen, sagen, er sei ein Batta. Vergleicht man nun diese Karte mit den beiden früheren, die eigentlich nur in Betracht kommen können, nämlich mit den entsprechenden Karten in Junghuhn's Werk und mit der von Beijerinck, so wird, neben mehrfachen anderen Abweichungen, besonders auffällig sein, dass hier so ungleich viel mehr Dörfer verzeichnet stehen, als auf den beiden eben genannten Karten. Zum Theil mag das auf blosser Unvollständigkeit jener Karten beruhen, der Hauptgrund aber ist der, dass seit den letzten 25 Jahren ein Theil dieser Landschaften, namentlich Mandheling, Angkola und Sipirok sich sehr stark wieder bevölkert haben. Ich sage wieder bevölkert, denn es gab eine Zeit, auch zu Anfang dieses Jahrhunderts, in welcher dieser ganze Theil des Batta-Landes noch ungleich stärker bevölkert war, als es jetzt der Fall ist. Die entsetzlichen Kriegszüge, welche die Malaien von Bondjol und Rauw aus, unter Anführung fanatischer muhamedanischer Priester in den 20er und 30er Jahren gegen die heidnischen Battas unternommen

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