Page images
PDF
EPUB

Schweden, 1644 von Johan Månsson gezeichnet, sodann Bände voll Distrikts- und Kirchspielkarten aus dem 17. Jahrhundert im Manuskript, den 1698 vom Grafen Dahlberg luxu riös und kunstvoll ür König Karl XII. gezeichneten Atlas der Schwedischen Provinzen, Baron Hermelin's Atlas von Schweden und Finnland aus den Jahren 1796 bis 1815 und dergleichen mehr, bis man zu den neueren Katastern und trigonometrischen Aufnahme-Karten gelangt, die wiederum die Grundlage für die modernen Übersichtskarten abgeben.

Eine genauere Einsicht der neueren Kartenwerke, namentlich der des Generalstabs, zeigt entschieden, dass die Kartographie Schweden's in raschem Aufschwung begriffen. ist. Das Bild des dargestellten Landes tritt klar hervor, die Schrift, die früher oft im Terrainstich nicht mehr zu erkennen war, ist leserlich geworden und kein Umstand, der den praktischen Werth einer Karte bedingt, wie eine zuverlässige Darstellung des Bodenreliefs oder der Beschaffenheit und Bekleidung des Bodens, ist ausser Acht gelassen.

Allgemeiner Anerkennung erfreuten sich auch die auf eben so sorgfältigen und sachkundigen Arbeiten beruhenden als geschmackvoll ausgeführten Karten der geologischen Aufnahme von Schweden, die seit 1858 in dem Maassstab von 1:50.000 für die dichter bevölkerten und wichtigeren Gegenden, in dem von 1:100.000 für das übrige Land vor sich geht, bis jetzt etwa 50.000 Qu.-Kilometer umfasst und unter der Leitung des berühmten Geologen Prof. O. Torell steht, der bekanntlich auch die ruhmvollen, in ihren wissenschaftlichen Resultaten so äusserst erfolgreichen Schwedischen Polarreisen der neuesten Zeit zuerst begann.

Recht instruktiv und technisch sauber ausgeführt war ein im Auftrage der General - Direktion der Staatseisenbahnen hergestellter Atlas, welcher in rothen und schwarzen Linien die Entwickelung der Schwedischen Staats- und Privateisenbahnen vom Jahre 1855 bis 1875 zeigte, und zwar so, dass jedem Jahre ein Blatt gewidmet ist, der Atlas also 21 Blätter enthielt.

Dem Statistischen Central - Bureau entstammte ein Diagramm, welches in Bezug auf die lange Periode seiner Beobachtungsreihe wohl einzig dasteht. Dasselbe zeigte die Geburten Schweden's und seine Bevölkerung nach dem Alter vom Jahre 1720 an bis 1870, also während anderthalb Jahrhunderten.

Aus dem Gebiet der historischen Geographie waren eine von Dr. H. Hildebrand gezeichnete Karte über die muthmaassliche Ausdehnung des Stein- und Bronce - Zeitalters, so wie mehrere Schriften über die prähistorische Zeit der Skandinavischen Halbinsel, von O. Montelius, Dybeck, E. Dahlberg u. A. zum Theil mit interessanten Illustrationen ausgestellt, während der vorzügliche Atlas von Wi

berg und von Mentzel zur Geschichte Schwedens (Huldberg's Verlag in Stockholm) von uns vermisst wurde.

Norwegen.

Norwegen bot eine reiche Auswahl statistischer so wie meteorologischer Karten und Werke dar. Die Arbeiten des. Statistischen Bureau's unter Kjaer verbreiten sich in übersichtlicher Weise über jeden, in der Entwickelung unseres Kulturlebens wichtigen Punkt, und wenn man erwägt, welch' dickleibige Bände, gefüllt mit Zahlenreihen, oft zur Construktion einer einfachen, verwickelte statistische Verhältnisse auf den ersten Blick klar darlegenden Karte gehören, so ermisst man zugleich die Mühseligkeit und den Werth solch' kartographischer Arbeiten. Das Meteorologische Institut unter Direktion von Hrn. Mohn bietet gründliche Verarbeitungen eines reichen Beobachtungs-Materiales dar.

Aus dem Bereich der Topographie lagen photographische Kopien der Original-Landesaufnahmen vor, im Maassstab von 1:25.000 mit Äquidistanten von 25 Fuss und im Mst. von 1:50.000 mit solchen von 100 Fuss Abstand. Durch Schattirung und stellenweis Schraffirung war die Deutlichkeit der Bodenunebenheit, so weit sie in militärischem Sinne Bedeutung gewinnen kann, unterstützt worden. Das Muster einer technisch wunderbar fein und sauber ausgeführten Handzeichnung konnte man in der von Hauptmann J. Walter ausgeführten Karte der Stadt Aalesund bewundern.

[blocks in formation]

sonders saubere Abdrücke liefert, so ermöglicht sie doch eine rasche Publikation. Von Interesse war unter Anderem eine stattliche, das Himalaya-Gebirgssystem in seiner ganzen Breite, von den Ebenen des Pandschab bis zu denen von Yarkand darstellende Karte. Zu der grösseren südlichen Hälfte waren publicirte Blätter des Indian Atlas, zusammengesetzt, verwendet worden, und die Nordhälfte, vom Karakorum ab, hatte man durch Handzeichnung in allgemeineren Zügen ergänzt. 15 weitere Blätter der Indischen Aufnahme, einen Theil Kaschmir's umfassend, sind Behufs rascher vorläufiger Veröffentlichung auf die Hälfte reducirt und photozinkographisch reproducirt worden. Das Terrain dieser Photozincographed sections of part of the survey of Kashmir, Ladak and Baltistan or little Tibet. Scale 8 m. to 1 inch. Published in the office of the Sup' G. T. Survey of India pending the completion of the corresponding sheets of the Indian Atlas" ist in der Schattirung nicht besonders gelungen zu nennen und trägt theilweis noch zur Unleserlichkeit der Schrift bei. Für Reisende im Himalaya bestimmt ist die Route map for the Western Himalayas, Kashmir, Punjab, and Northern India, including the former Kashmir Route Map. Compiled by Major T. G. Montgomerie &c. 32 m. to 1 inch"; dieselbe ist ohne Terrain und enthält polymetrische Tafeln.

[ocr errors]

Dem Trigonometrisch-Topographischen Departement für Indien wurde ein Ehrendiplom zuertheilt. Ein weiteres empfing die Ordnance Survey für ihre, wohl unter dem Titel des War Office ausgestellten Werke. Hier wollen wir nur auf einige ausser-Europäische Publikationen und da vor Allem auf die Ergebnisse des Feldzugs gegen die Aschantis hinweisen, von denen bisher ausser einigen Gefechtsplänen nichts in die Öffentlichkeit gedrungen war. Zur allgemei

nen Orientirung dient die ,,Map of Ashantee and Gold Coast. Lithogr. at the topogr. Depot of the War Office. Major C. W. Wilson. R. E. Director 1873". Dieses Blatt dehnt sich von 31° W. L. bis 11° Ö. L. v. Gr. und nördlich bis ca. 8° N. Br. aus und enthält ausser den Marschrouten der Englischen Truppen auch für die Gebiete nordwärts von Kumassi einige Details, die jedenfalls den Erkundigungen zu verdanken sind. Noch nicht im Stich vollendet war eine Karte der Marschrouten von der Küste bis Kumassi, in dem ansehnlichen Maassstabe von 1 inch = 1 mile, mehrere Spezialpläne zeigten die Arbeiten der Ingenieure oder die bedeutenderen Gefechtsfelder. Ferner lag noch vor die,,Map of the Turco-Persian frontier, made by Russian and English officers in the years from 1849 to 55, on the Scale of 1:13.050 and reduced to the Scale of 253.440 or 4 E. m. 1 inch at the Ordnance survey office, Southampton", in 9 Blättern und mit farbiger Unterscheidung der Bodenbeschaffenheit. Eine übersichtliche Verarbeitung Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1876, Heft II.

der geographischen Forschungen in Südwest-Arabien war in der „Map of South Western Arabia" im Maassstabe von 1:633.600 niedergelegt und es waren darin die Routen folgender Reisender zur Benutzung und Darstellung gekommen: Karsten Niebuhr 1762; Förskal 1762; U. J. Seetzen 1810; Lieut. J. L. Wellstedt & Cruttenden (nach Nahab el Hadschr) 1835; Lieut. Cruttenden (nach Sana) 1836; Botta 1836; Lieut. Passama 1842; v. Wrede 1843; Arnaud 1843; Aiciati de Grilhon 1844; J. Halévy 1869 -70; Lieut. Miles & Munzinger 1869; H. v. Maltzan 1870; Ch. Millingen 1873.

Eine eingehende Betrachtung verdienten die Arbeiten des,,Palestine Exploration Fund", dessen Leistungen als die einer Privatgesellschaft doppelt hoch anzuschlagen sind. Es fanden sich hier Feldskizzen von Major Wilson, Capt. Anderson, Lieut. Conder, Capt. Warren und Anderen vor, die Übersicht des Standes der Aufnahmen und eine Anzahl von Plänen und Photographien des Heiligen Landes.

Die Geogr. Gesellschaft von London hatte die Gesammtreihe ihrer Publikationen und eine Anzahl Handzeichnun

aus

gen Englischer Reisender Beke, Livingstone, Burton, Speke, Petherik, Kirk, Grant, Baker, Hayward gestellt; solche über Livingstone's letzte grosse Reisen fehlten dabei, ihre Gegenwart würde ganz besondere Aufmerksamkeit erregt haben! Kaum nennenswerth war das vom Hydrographic Office" Gebotene, der reiche Schatz seiner unübertroffenen Arbeiten war nicht geöffnet worden, doch wurde auch ihm das Ehrendiplom nicht versagt.

Die Redaktion des ,,Geographical Magazine" zu London zeigte seine Betheiligung durch eine Auswahl der von ihm. publicirten Karten, welche trotz ihres oft unscheinbaren Äusseren eine Folge der beschleunigten Herstellung zur Publikation doch für die rasch fortschreitende Entdeckungsgeschichte von ganz besonderem Werthe sind. Die grossartigen Geogr. Privat - Institute wurden nur durch eine Karte der Vereinigten Staaten von Keith Johnston in Edinburg repräsentirt.

Dänemark.

Die Dänische Abtheilung war verhältnissmässig reich beschickt, sie zählte fast eben so viele Aussteller als das Deutsche Reich, Behörden und Institute hatten sich neben Privaten lebhaft betheiligt und es fehlte auch nicht an landschaftlichen Abbildungen, ethnographischen Gegenständen &c., welche dem Auge eine wohlthuende Abwechselung unter der Masse der Karten und Bücher gewähren. Der Generalstab, die Direktion der Katasteraufnahmen, die Admiralität hatten Proben ihrer Karten gesendet, Admiral Irminger, Dr. Rink, Prof. Erslev, Dr. V. Schmidt, Staatsrath Trap hatten ihre wohlbekannten Werke ausgelegt, Letz

7

terer ausserdem eine Sammlung der wichtigsten geographischen und statistischen Bücher Dänemark's seit dem 11. Jahrhundert, Adam v. Bremen's De situ Daniae, den Dänischen Atlas von Resen (1677), den von Pontoppidan (1763-81) &c. beigefügt. Als ein Produkt neuester Zeit begrüsste man die synoptischen meteorologischen Karten, welche das Meteorologische Institut in Kopenhagen seit 1873 täglich herausgiebt und welche ganz Europa, das westliche Asien, das Nord-Atlantische Meer, Grönland und Canada umfassen. Überhaupt hatte dieses Institut eine interessante Sammlung seiner Publikationen und Instrumente geschickt, die um so mehr Aufmerksamkeit erregten, als sein Direktor, Kapitän Hoffmeyer, als ein Meteorolog anerkannt ist, der auf der Höhe der Zeit steht und seiner Wissenschaft neue Bahnen bricht.

Einen besonderen Reiz verliehen der Dänischen Abtheilung die Gegenstände aus und über Grönland. Da fanden sich u. A., neben den bekannten Werken von Rafn und Rink, die älteren Bücher von Torfaeus, Arngrim Jonas, Hans Egede, ferner eine vollständige Sammlung der in Grönland selbst gedruckten Bücher, Missionär Kleinschmidt's Grönländisches Wörterbuch, verschiedene auf die Entdeckung Grönland's und Nord-Amerika's durch die Skandinavier bezügliche oder aus den Zeiten der ersten Besiedelung herstammende Gegenstände, so wie Modelle von Wohnungen, Kähnen, Kleider, Waffen, auch eine Serie von Grönländer-Schädeln, so dass reichlich Gelegenheit geboten war, Anschauungen über Vergangenheit und Gegenwart jenes hochnordischen Landes zu sammeln.

Niederlande.

Die Niederlande hatten eine stattliche Reihe älterer, historisch sehr werthvoller Kartenwerke ausgestellt, die Periode des 16. und 17. Jahrhunderts kennzeichnend, in der Holland als Herrscherin zur See auch in kartographischen Leistungen einzig dastand. So fanden sich hier z. B. ein Exemplar der sehr seltenen ersten Ausgabe von A. Ortelius,,Theatrum orbis terrarum" vom Jahre 1570 in 53 Blättern vor, Ger. Mercator's Atlas von 1619 und Mercator und Hondius' Atlas vom Jahre 1633 und zahlreiche Kartenwerke aus dem 18. Jahrhundert von Blaeu, Jansson u. A. Als Vertreter der modernen Verarbeitung solch immens reichhaltiger kartographischer Hülfsmittel, wie sie bekanntlich eben nur Holland aufzuweisen hat, fand sich denn auch der schöne Historische ,,Atlas van Noord-Nederland" seit dem 16. Jahrhundert, von G. Mees (Rotterdam 1865), welcher in 14 übersichtlichen Haupt- und vielen Nebenkarten so wie einem sehr umfangreichen kritischen Text die Geschichte der Neuzeit, so weit sie sich auf das Mutterland und die Kolonien bezieht, prächtig illustrirt; er

uns rege, der Ver

machte nur den lebhaften Wunsch in fasser möchte das vorhandene Material zu einer ähnlichen Verarbeitung der hydrographischen und politischen Veränderungen seines Landes verwerthen und damit eine empfindliche Lücke ausfüllen, welche zwischen seinem Werk und dem ebenfalls ausgestellten Versuch einer Gaugeographie der Niederlande von L. van den Bergh (1871), abgesehen von einzelnen akademischen Aufsätzen, geblieben ist. Zur Geschichte der ausländischen Besitzungen Holland's gehörig bemerkte man die grosse Dokumenten-Sammlung von de Jonge.

Unter neueren Produktionen fielen vorzüglich vortheilhaft die als Meisterwerke der Chromolithographie zu betrachtenden Spezialkarten von Java in dem Maassstabe von 1:100.000 auf, in denen sich die physikalische Geographie jener tropischen Gebiete vortrefflich ausspricht, und überhaupt war die Kartographie der Niederländischen Besitzungen in Ost-Indien vorzüglich vertreten. Von J. Kuyper, dem unermüdlichen Kartographen, lagen zahlreiche Arbeiten vor.

Belgien.

Die Belgische Ausstellung war ziemlich schwach beschickt, doch gewährte sie durch ihre topographischen Karten verschiedenen Maassstabes, die in sehr sauberer Ausführung vorlagen, einen belehrenden Einblick in das Wesen dieser kartographischen Richtung. So fanden sich photozinkographirte Blätter in den Maassstäben von 1:10.000 und 20.000 vor, das genaueste Bild der Bodengestaltung wiedergebend, wie es der Ingenieur oder die Kriegswissenschaft verlangt, und für allgemeinere Zwecke Reduktionen der Original-Aufnahmen auf 1:40.000 bis 1:160.000 der natürlichen Grösse &c. Für meteorologische Beobachtungen ist der van Rysselberghe'sche Selbst-Registrir-Apparat von Bedeutung, welcher von seinem Erbauer, dem Mechaniker Th. Schubart, mit grosser Geduld immer wieder erklärt wurde.

Aus den ziemlich reichhaltig der vierten Gruppe angehörigen Ausstellungsgegenständen ist uns besonders eine schöne, sehr praktisch und instruktiv gezeichnete archäologische Karte von Belgien aufgefallen, welche neben allen auf prähistorische Geographie bezüglichen Fund-Angaben noch eine grosse Anzahl auf die Kirchen- und Kriegsgeschichte des gesammten Gebietes bezüglicher Daten und Notizen, in äusserst übersichtlicher und geschickter Form enthielt. Sie war von Joseph van der Maelen in 4 grossen Blättern im Jahre 1874 zu Brüssel herausgegeben. Eben so verdiente Beachtung folgende von Charles Piot bearbeitete, 1871 von der Königl. Akademie zu Brüssel preisgekrönte Arbeit: Les pays de la Belgique et leur subdivisions pendant le moyen âge. Die zugehörige, an

neuestem wissenschaftlichen Detail ungemein reiche Karte machte nur dadurch einen unangenehmen Eindruck, dass zu den Eintragungen der alten Gaugrenzen eine ganz moderne Karte mit Eisenbahnen &c. verwandt worden war. Die Wichtigkeit des Gegenstandes hätte es um so mehr gerechtfertigt, eine speziell für den Zweck berechnete Karte anzufertigen, als auch die hydrographischen Zustände seit jenen Zeiten auf diesem Gebiet grossen Veränderungen unterworfen gewesen sind.

Von den Königlichen Bibliotheken zu Brüssel und Gent war eine Auswahl der interessantesten und seltensten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden, Erd- und Himmelsgloben, Atlanten und Städteplänen in Kupferstich oder Manuskript ausgestellt, welche immer eine Anzahl von Beschauern anzogen und von dem Custos der Genter UniversitätsBibliothek mit grösster Liebenswürdigkeit erklärt wurden Schliesslich darf nicht übergangen werden das grossartig angelegte historisch-geographische Orts-Lexikon von Jules Barbier und A. Wauters: „La Belgique ancienne et moderne, Géographie et histoire des communes belges", das für jede Gemeinde zugleich eine besondere Geschichte enthält und daher weit über die Grenzen eines Joanne (s. S. 44) hinausgeht. Übrigens liegen auch erst drei Bände, d. h. kaum der vierte Theil, fertig vor. Die stattliche Reihe von Consulats - Berichten ist eine Fundgrube werthvoller Beiträge für die Handelsgeographie; sie sind indess im Ausland viel weniger bekannt als sie verdienen.

Schweiz.

Über den hohen Stand der Schweizer Kartographie noch ein Wort zu sagen, ist bei der allgemeinen Anerkennung, welche ihre Leistungen durchweg finden, ziemlich überflüssig. Ohne Unterlass arbeitet man dort an der Vervollkommnung der technischen Ausführung und ersinnt neue Mittel und Wege, um mathematische Genauigkeit mit dem künstlerischen Bilde, der Abspiegelung der grossartigen Natur des Alpenlandes zu vereinigen. Nur selten überschreitet die Kartographie der Schweiz die Landesgrenze, weist aber eine reichere Auswahl von Darstellungen kleinerer und grösserer Theile des eigenen Gebietes auf als irgend ein anderes Land; Regierung und Private wetteifern in der Produktion gediegener Werke.

Neben der vorzüglichen Dufour'schen Karte in 1:100.000, welche auch nahezu vollendet mit geologischem Kolorit ausgestellt war, verdiente der neue topographische Atlas in 546 Blättern im Maassstabe der Original-Aufnahmen, also 1:50.000 für das Hochgebirge und 1:25.000 für das flachere Land, die aufmerksamste Beachtung. Es lagen sechs Lieferungen vor, und kann auch der Beschauer nicht sofort ein Relief der dargestellten Gebiete gewinnen, so

[ocr errors]

darf diese Karte doch wohl als das Beste, was je eine Isohypsen-Zeichnung erreicht hat, bezeichnet werden; dem Fachmann bietet sie kostbares Material. Mehrere Blätter dieser Karte waren durch Ausschneiden und Aneinandersetzen der Schichten gleicher Höhe zu recht gelungenen Reliefkarten verwendet worden, die namentlich dort, wo das dargestellte Terrain sich zu bedeutender Höhe erhebt wie das Massiv vom Gotthard-Gebirgsstock ein klares Bild boten, dem nur das landschaftliche Kolorit fehlte. Als besonderer Vortheil dieser Methode erscheint die Übersichtlichkeit der Isohypsen-Linien, welche die sofortige Bestimmung der Höhe jedes einzelnen Punktes ausserordentlich erleichtert, und topographische Details werden natürlich vollständig genau wiedergegeben. Weniger günstig erscheint die Anwendung dieses Verfahrens bei Terrain von geringer Erhebung und sanft ansteigenden Formen, wie unter Anderem das Relief der Umgebung von Bern in 1:25.000 zeigt; hier wird kein der Wirklichkeit entsprechendes Bild erzielt, selbst bei einem den Längenmaassstab bedeutend übertreffenden Höhenmaass; die auf einander gelegten Schichten erscheinen da oft als breite Stufen, bilden also gewissermaassen nur ein Gerippe, welches erst ausgefüllt werden muss.

Von den verschiedenen Verfahren, welche angewendet werden, um einestheils die kostspielige Schraffenmanier zu umgehen, und anderntheils ein effektvolles Gebirgsbild zu erreichen, steht wohl das von Müllhaupt in Bern zu bedeutender Vollkommenheit gebrachte obenan. Es ist diess eine Schattirmanier, welche vermuthlich durch freihandige Anwendung von Rouletten auf Kupferplatten mit Hinzuziehung von Poliren hergestellt wird. Werden diese, natürlich auch zum Überdruck geeigneten Kupferplatten nun noch verstählt, so sind sie zu Tausenden von guten Abdrücken fähig, und darin zeigt sich erst recht der Vorzug dieses Verfahrens vor ähnlichen, welche, nur Anfangs eine Anzahl correkter Abdrücke liefernd, bei Ausführung grösserer Auflagen bald die feineren Töne verschwinden lassen und schliesslich ein Terrain-Bild ohne jede Plastik hervorbringen. Als eine wünschenswerthe Ergänzung bei Anwendung der Müllhaupt'schen Schattirung, namentlich bei Herstellung topographischer Karten, erscheint eine Grundlage von Isohypsen; wird beides mit Geschick vereinigt, so lässt sich ein Werk von seltener Vollkommenheit erreichen, und in der Ausstellung fanden sich auch verschiedene Karten der erwähnten Firma, die schon hohen Anforderungen entsprechen konnten, vor, wie die Karte vom Mont-Blanc und seiner Umgebung in 1:300.000 u. a.

Freilich findet sich auch nicht leicht ein dankbarerer Gegenstand vor, als das Gebiet der Alpen und so bequemes, mundgerechtes Material zur Verarbeitung, wie die

prachtvollen Schweizer Generalstabskarten bieten, existirt nicht zum zweiten Mal.

Die rührige Schweiz hat sich namhafte Auszeichnungen erworben es wurde das Ehrendiplom zuertheilt: 1. der geodätischen Commission für das Präcisions-Nivellement der Schweiz, die astronomischen und Pendel - Beobachtungen; 2. der geologischen Commission; 3. dem Generalstabs-Bureau zu Bern; 4. dem Geogr. Institut von Müllhaupt in Bern; 5. dem Schweizer Alpenklub.

In ehrenvollster Weise war die historische Geographie vertreten durch Vögelin und Meyer von Knonau's Historischen Atlas der Schweiz, einen historischen Spezial-Atlas des Cantons Zürich von Beust, und einige dergl. SchulAtlanten von Scheuermann, so wie von dem letzteren Verfasser eine Folge historischer Karten des Cantons Aargau. Das Bureau des Generalstabs zu Bern hatte eine interessante Collektion alter zum Theil sehr schöner General- und Spezialkarten aus dem 17. und 18. Jahrhundert ausgestellt, darunter die berühmten Werke von Scheuchzer und Weiss (1712 und 1786 bis 1802).

Österreich - Ungarn.

Dass Österreich-Ungarn auf seiner letzten Weltausstellung zu Wien gelernt und auch seine Erfahrung zur richtigen Nutzanwendung gebracht hat, wird jeder Besucher dieser Abtheilung erfahren haben. Ein jeder Gegenstand hatte den Platz gefunden, der ihn in vortheilhaftem Licht erscheinen liess, und Illustrationen, so wie kunstvolle plastische Darstellungen wechselten in gefälliger Anordnung mit den vortrefflichsten Kartenwerken.

Die Photographien der Österreich Ungarischen Nordpolar - Expeditionen, die prachtvoll illustrirten Werke des Erzherzogs Ludwig Salvator, die Pläne und Abbildungen der Hochquellenwasserleitung von Wien, die Reliefs von Triest, Spalato, der Bocche di Cattaro, zugleich auch das Relief des Meeresbodens darstellend, zogen viele Beschauer an, und kartographische Darstellungen jeder Art: Topographie, Geologie, Statistik, Ethnographie, Handel und Verkehr, hatten da die eingehendste Berücksichtigung gefunden.

Eine vollständige Übersicht seiner kartographischen Erzeugnisse, so wie des meistentheils dabei angewandten heliographischen Verfahrens, mittelst dessen, unter Zubülfenahme der Photographie, jede Zeichnung oder bereits gestochene Karte auf eine druckfähige Kupferplatte übertragen wird, bot das K. K. Militärgeographische Institut. Für seine topographischen Karten und astronomisch - geodätischen Arbeiten wurde demselben die höchste Auszeichnung das Ehrendiplom zu Theil. Dasselbe erhielten noch vier Aussteller: 1. in der dritten Gruppe die K. K.

Geologische Reichs-Anstalt, deren Betheiligung eine ziem lich schwache war; ausser ihren Jahrbüchern und einigen anderen Druckschriften wurde sie vorzüglich durch die von ihrem Leiter, Hofrath v. Hauer, bearbeitete „Geologische Übersichtskarte von Österreich" im Mst. von 1:576.000 repräsentirt; 2. die K. K. Direktion der AdministrativStatistik für die neue Auflage von C. v. Czoernig's ethnographischer Karte von Österreich; 3. das Haus Artaria & Co. in Wien für die von Scheda und Steinhauser bearbeiteten Atlanten und Schulkarten &c. und 4. der Erzherzog Ludwig Salvator für seine illustrirten Prachtwerke über Gegenden des Mittelmeeres, die in fürstlicher Ausstattung als Kunstwerke im Gebiete der Illustration zu bezeichnen sind.

Ein in Paris lebender Österreicher, Herr F. Spitzer, hatte den grössten Theil seiner äusserst werthvollen Sammlung von astronomischen und geodätischen Instrumenten aus dem 15. bis 18. Jahrhundert ausgestellt, darunter ein vollständiges Astrolabium, das aus dem 10. Jahrhundert stammt und Arabischen Ursprungs ist, der Portulan des Königs Philipp II. aus dem 16. Jahrhundert mit unvergleichlichen Randbildern &c.

In einem Erfrischungszimmer befand sich als einziges Objekt die Generalstabskarte von Rumänien; ob offiziell von Rumänien ausgestellt, ist uns unbekannt, doch ist dieselbe ein Produkt Österreichischen Fleisses, einer in den Jahren 1856/57 bewirkten topographischen Aufnahme. Die 112 Sektionen im Maassstab von 1:57.600 bilden ein stattliches Kartenbild, welches in kräftiger Chromolithographie ausgeführt, mit Kreideschraffirung für das Terrain und Flächenkolorit für die verschiedenen Bodenkulturen, als ein bedeutendes Werk zu bezeichnen ist.

Die Ungarische Abtheilung beschränkte sich fast ausschliesslich auf das Gebiet innerhalb der eigenen Landesgrenze und vorzüglich fielen hier die, vom Munizipalrath von Budapest angeordneten und unter A. Halácsy ausgeführten, Katasterarbeiten über diese Zwillingsstadt und ihre Umgebung in's Auge, welche sich durch ihre Gründlichkeit den derartigen Arbeiten grösserer Städte würdig an die Seite stellen dürfen. Ihnen wurde eine Medaille 1. Klasse zu Theil. Das Ehrendiplom empfingen das Ungarische FinanzMinisterium so wie der Karpathen-Verein und fernere Auszeichnungen wurden zu Theil dem K. Geologischen Institut zu Budapest, dem K. Ministerium für öffentliche Arbeiten und Wegebau, dem K. Statistischen Bureau, welches eine reiche Sammlung statistischen Materials in zahlreichen Bänden darbot, u. A.

Der grösste Theil der Publikationen war in Ungarischer Sprache abgefasst, was bei der beschränkten Verbreitung der Kenntniss derselben als ein Nachtheil zu betrachten ist; für einen grossen Theil Österreich-Ungarn's selbst, um

« PreviousContinue »