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überhaupt Weisse in solchen Gegenden wohnen mögen. — Unser nächster Haltepunkt war White water, eine einsame Station an einem Bache, dessen Wasser eine, wahrscheinlich von einer Spur aufgeschlemmten Kaolins herrührende, weissliche Opalescenz besitzt, woher der Name. Während unseres Aufenthaltes wehte ein starker Wind aus NW. ohne Unterlass. Auf Befragen theilte der Bewohner der Station mit, dass dieses jeden Tag im Jahr der Fall sei. Die Ursache ist erklärlich, wenn man die Configuration der Gegend in Betracht zieht. Der bloss wenige Meilen entfernte San Gorgonio-Pass bildet einen tiefen Einschnitt zwischen dem Jacinto- und San Bernardino-Gebirge, während das weit ausgedehnte Coahuila-Thal, und besouders dessen südlicher Theil wegen seiner tiefen Lage einen hohen Temperatur - Grad annimmt. Von Norden und Westen her bildet der erwähnte Pass die niedrigste Stelle im begrenzenden Gebirge, und durch diesen engen Weg muss die Luft mit Gewalt nach dem heissen, weiten Thale strömen, um das Gleichgewicht eben so schnell wieder herzustellen, als es gestört ist.

Der nächste Marsch brachte uns wieder über den San Gorgonio-Pass und damit aus dem Bereich der MohaveWüste. Wie der Mensch sich des Unterschiedes jener Länderstrecken sofort bewusst wird, so scheint diess nicht minder bei den Thieren der Fall zu sein. Unsere Maulthiere begannen mit dem Überschreiten des San Gorgonio - Passes aussergewöhnlicherweise ganz von selbst einen Schnellschritt und Trab, ihre Treiber und uns Alle nicht wenig in Erstaunen setzend. Kaum dürfte der Grund hiervon das Erkennen jener fernen Berge im Nordwesten bei Cucamongo und Lyttlecreek Cañon, die wir drei Monate vorher passirt, gewesen sein, sondern einzig das frohe Gefühl, ein Land zu betreten, das dem ähnlich war, in welchem sie früher zubrachten. Mehr als ein Mal hatte ich Gelegenheit, den überlegenden Verstand der Maulthiere zu meiner Genugthuung auf die Probe zu stellen.

Am Fuss der westlichen Abdachung des San Bernardino-Gebirges liegt San Bernardino, ein Ort von 2000 Einwohnern, der im Jahre 1851 von den Mormonen gegründet, aber schon wenige Jahre darauf in Folge der Californischen, gegen die Polygamie gerichteten Gesetze wieder verlassen wurde. Rasch bewältigten sich Emigranten der guten, vom Santa Ana-Fluss durchzogenen Agrikulturstrecken und verwandelten dieselben in eine blühende Oase mit zahlreichen Obstgärten, zwischen welchen die Häuser der Eigenthümer versteckt liegen. Künstliche Bewässerung ist Hauptgrundlage der dortigen Agrikultur, welche wohl in jenem Thale auch deshalb einen so hohen Aufschwung genommen hat, weil man artesische Brunnen, von denen man dort, beiläufig bemerkt, schon über 100 gebohrt hat, mit Leichtig Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1876, Heft XI.

keit anlegen kann. Das unsichtbare Wasser-Bassin unterliegt einer 140 Fuss dicken Schicht von Conglomerat und verdankt seine Existenz jedenfalls dem bis 13.500 Fuss sich erhebenden nahen Gebirge. Dieses wurde vom Topographen Thompson besucht und eine Triangulation vom höchsten Gipfel aus vorgenommen. Gegen 7 Meilen nordöstlich von San Bernardino entspringen aus den Spalten des Urgesteins eine Anzahl heisser Quellen, deren Temperatur von 66° bis 90° C. beträgt. Mehrere Flaschen Wasser wurden Behufs Analyse mitgenommen, und es mag hier erwähnt werden, dass 100 Liter bloss 128 Gramm feste Bestandtheile enthalten, wovon Natriumsulfat einen vorwiegenden Theil ausmacht. Ein homöopathischer Arzt hat in der Nähe eine kleine Kuranstalt errichtet, in welcher die Kurgäste ausschliesslich auf vegetabilische Nahrung gesetzt werden eine Lebensweise, die, so sehr sie für Gesunde empfehlenswerth ist, kränklichen Leuten wenig zusagen dürfte.

San Bernardino am 1. Oktober verlassend, gelangten wir nach drei Tagen nach Los Angeles, wo die Expedition aufgelöst wurde. Die übrigen Divisionen blieben noch bis Mitte November im Feld, und über deren Arbeiten mögen einige mir von mehreren Mitgliedern gelieferte Notizen hier eingeschaltet werden. (Man vergleiche Tafel 18 im 9. Hefte, wo die vermessenen Distrikte angegeben sind.)

Lieutenant Wheeler's Division operirte hauptsächlich in den südlicheren Theilen der Sierra Nevada. Eine Unterabtheilung war zwei Monate lang unter Leitung des Herrn F. Klett. Es wurden von den Topographen 40 Peaks Behufs Triangulation bestiegen, der höchste davon Mount Whitney mit 14.400 Fuss. Kaum 2000 Fuss unterhalb dieses majestätischen Gipfels breiten sich mehrere GebirgsSee'n aus, die mehrere Bäche speisen. Lebende Gletscher wurden nicht beobachtet, obwohl bloss wenige Breitengrade nördlich nach den Entdeckungen der letzten Jahre solche existiren (am Mount Lyell, Mount Shasta und Mount Ritter).

Meilen breite Wälder der riesigen Sequoia wurden an der South- und Middlefork des sich in den Tulare Lake ergiessenden Tule River getroffen; Stämme von 200 Fuss Höhe und darüber und von 15 bis 20 Fuss Durchmesser sind in jenen Wäldern keine Seltenheit. Die obere Grenze dieser Bäume liegt dort ungefähr bei 6400 Fuss Seehöhe. Dass manche Individuen dieser Art ein Alter von 4000 Jahren haben, dürfte bekannt sein.

Gras wurde in bloss geringer Menge in jenen Wäldern vorgefunden, denn wohin nur immer möglich waren die Vernichtung bringenden Schafheerden der Californischen Wollspekulanten getrieben worden. Bären, Bergschafe und Hirsche giebt es in den weniger zugänglichen Theilen der

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Sierra; die Gebirgsbäche sind voll Forellen. Minen wurden bei Havilah und Kernville besucht.

Das von Lieutenant Whipple's Division vermessene Gebiet ist von einer grossen Anzahl sehr steiler und schwer passirbarer Gebirge durchzogen. Von der bei San Pedro gemessenen Basis zog sich die Operations - Linie erst der Küste und den Santa Monica Mountains entlang, wobei viele Verbindungspunkte mit den ausgedehnten Triangulations Arbeiten der Coast survey erhalten wurden, dann ostwärts auf die Ebene von San Fernando, über die San Gabriel Mountains und den Cajon - Pass in die MohaveWüste, dann wieder westwärts über den Soledad-Pass nach Buenaventura am Meeresu fer. Nach Besteigung des Ceca Mountain wurde der Weg über ein System von kahlen Bergzügen nach Old Fort Tejon eingeschlagen. Von da aus wurden die San Emidio Mountains besucht, auf welchen der San Emidio-, Plato- und Saltcreek entspringen, deren Lauf nach dem Bassin des Kern- und Tulare Lake gerichtet ist, die aber dasselbe nicht erreichen, da sie im Grunde versinken. Die Besteigung der Tahichipi- und Greenhorn Mountains bildete den Schluss der Arbeiten dieser Division.

Über die Expedition der von Lieutenant Rogers Birnie geleiteten Abtheilung theilte mir der dabei betheiligte Topograph Louis Nell folgende Angaben mit:

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,,Unserer Division fiel die Aufgabe zu, eine topographische Aufnahme der zwischen dem 35 und 37 Breitengrad und östlich von der Sierra Nevada gelegenen Gegenden zu machen, welche etwa 12.000 Quadrat-Meilen einnehmen und durch ihren Reichthum an Mineralien von Bedeutung sind.

,,Siebzehn der prominentesten Bergspitzen wurden als primäre Triangulations - Stationen occupirt und mit dem Dreiecksnetz verbunden, welches von Dr. Kampf von der astronomischen Station in Los Angeles nordöstlich bis zur Sierra Nevada ausgedehnt wurde. Eine separate, beinahe central im obigen Terrain gelegene Standlinie wurde gemessen und ganz vollständig entwickelt, mit der Absicht, die von ihr aus gewonnenen Resultate in Bezug auf Azimuth, Distanz und geographische Breite mit den von Los Angeles aus erzielten zu vergleichen. Zwei VerbindungsStationen mussten zu diesem Zwecke von beiden Abtheilungen gemeinschaftlich besetzt werden. Es wurden 48 Berge als sekundäre Stationen besetzt und auf sämmtlichen Punkten 6 bis 10 Fuss hohe Stein - Monumente zum Anvisiren errichtet. Das dazwischen liegende Terrain wurde mehr detaillirt von den aufgenommenen Mäander-Linien aus croquirt, wobei ein Odometer zum Messen der Distanzen, eine mit Teleskop verbundene Magnetnadel (portable transit) zum Aufnehmen der Course und zum Einschneiden aller wichtigen topographischen Objekte diente und ein Aneroid

benutzt wurde, um ein annäherndes Profil der durchreisten Gegenden zu erhalten. Viele Punkte der Mäander-Linien wurden trigonometrisch mit dem Triangulations-Netz verbunden und jeden Abend Sextanten-Beobachtungen für Breite durch Lieutenant Birnie gemacht 1).

„Das Land ist eine grosse Wüste, welche durch hohe von NNW. nach SSO. sich ziehende Gebirgsketten in lange Thäler ohne Wasserauslässe getheilt erscheint. Stellenweis vereinigen sich die Gebirgszüge in Knotenpunkten, wodurch die Thäler in kleinere abgeschlossene Bassins zerfallen. Die Gebirge ragen durchschnittlich 4- bis 9000 Fuss über den Ebenen empor, sind fast kahl und nur stellenweis in einer Höhe von mehr als 6000 Fuss über dem Meeresspiegel mit Gebüsch bewachsen, sehr steil und wasserarm. Es regnet höchstens zwei bis drei Mal des Jahres und die wenigen Quellen versiegen zuweilen. Es bedarf einer genauen Ortskenntniss oder eines guten Führers, um diese Gegenden zu durchreisen, da die Quellen manchmal schwer zu finden, an 15 bis 30 Meilen von einander entfernt sind und es den Reisenden sehr unangenehm überrascht, wenn er die Quelle vertrocknet findet, da die ausserordentliche Trockenheit der Luft und die tropische Hitze den Durst bis in's Unglaubliche steigern. Die Zahl der alljährlich Verschmachtenden ist keine geringe.

,,Alle Widerwärtigkeiten und Gefahren, die man sich in der Wüste vorstellen kann, fanden wir in dem Death valley (Todesthal) vereinigt. Dasselbe ist 130 Meilen lang, 15 bis 40 Meilen breit und läuft fast parallel der Grenze Californien's und Nevada's. Des Morgens und in den Abendstunden hüllen von der Sonne beschienene Salz-Efflorescenzen und leichte Sandwolken das Thal in einen unheimlichen röthlich gelben Schimmer; dieser Umstand, so wie der Mangel irgend welcher Vegetation oder lebender Wesen, die dem ganzen Thal entlang zerstreuten Salzmassen, offenbar Verdampfungsrückstände des Oceans, unter dessen Spiegel es jetzt noch steht, die hohen nackten Felsenketten und erloschenen Krater verleihen dem Thale ein wahrhaft infernalisches Aussehen, weshalb man ihm den Namen Todesthal gegeben hat. Das Wasser, auf das man beim Graben schon in geringer Tiefe stösst, ist mit Salzen beladen und ungeniessbar.

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200 niedlichen Bretterhäuschen vor sich zu sehen und muss den Unternehmungsgeist der Ansiedler bewundern, welche diese ganze Stadt aus einer Entfernung von 200 Meilen auf Wagen hier heraufgeschleppt haben. Noch zwei Jahre vorher war keine Spur einer menschlichen Wohnung auf dieser Stelle zu finden, als ein sogenanntes Minen-Fieber, hervorgerufen durch die Nachricht von neu entdeckten reichen Silberquellen, über Tausend Spekulanten zusammentrieb. Gleichzeitig mit einer solchen Wanderung erscheinen in der jungen Ansiedelung zahlreiche Schnappshöhlen und Spiellokale, in denen sich fast alltäglich Schiess - Affairen entwickeln.

,,Die Minen von Panamint wurden bald von zwei grossen Aktien-Gesellschaften monopolisirt und alle kleineren Unternehmer dadurch zur Auswanderung gezwungen. So sahen

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wir denn während unseres mehrwöchentlichen Aufenthaltes in dortiger Gegend allnächtlich Panamint-Müde das Städtchen verlassen das Reisen am Tage sucht man der Hitze halber zu vermeiden um nach Darwin city, 60 Meilen weiter nordwestlich, überzusiedeln, welches gerade jetzt zum Central-Punkte eines neuen Minen - Fiebers wurde. Als wir hinkamen, fanden wir an 25 Wohnungen in einer Ebene aufgebaut, den Eindruck machend, als ob hölzerne Häuschen aus einer Spielschachtel genommen und auf einem Brett aufgestellt worden wären. Kein Baum, kein Gras, bloss ein paar Wüstenbüsche zieren die sandige Ebene. Das Wasser wird 9 Meilen weit hergeleitet und verkauft. Entsprechen die Minen den Erwartungen nicht, so wird vielleicht in zehn Jahren die Stelle schwer zu finden sein, wo Darwin gestanden".

Die Temperatur-Verhältnisse im Meere zwischen Norwegen, Schottland, Island und Spitzbergen.

Von H. Mohn.

(Mit 7 Karten und 2 Profilen, s. Tafel 22.)

I. Die Temperatur der Oberfläche des Meeres. Im Jahre 1870 veröffentlichte ich eine Übersicht über die Temperatur des Meeres zwischen Island, Schottland und Norwegen 1). Seit der Zeit sind die Beobachtungen der Meeres-Temperatur sowohl in den Stationen an den Ufern dieses Meeres, wie auch auf Norwegischen Schiffen, die dasselbe durchsegelt haben, fortgesetzt worden. Veranlasst durch die diesjährige Norwegische Untersuchungs-Expedtiion nach diesem Meere, habe ich das Studium der TemperaturVerhältnisse wieder aufgenommen, für welches in den letzten Jahren viel neues Material angesammelt ist.

Das mir zu Gebote stehende Material ist folgendes: a. Beobachtungen aus einer Reihe von Leuchtthurm-Stationen an der Küste Norwegens, veranlasst und gesammelt vom Norwegischen Meteorologischen Institute; b. Beobachtungen von den Küsten Schottlands, von den Schottischen Inseln, von den Färöer und aus Island, gesammelt und veröffentlicht von der Schottischen Meteorologischen Gesellschaft; c. Beobachtungen von Norwegischen Schiffen, nach den Instruktionen des Norwegischen Meteorologischen Instituts ausgeführt und von diesem gesammelt. Die benutzten Beobachtungen umfassen im Ganzen den Zeitraum von 1867 bis 1875. Mit Rücksicht auf die einzelnen Beobachtungsreihen ist Folgendes zu bemerken:

1) Température de la mer entre l'Islande, l'Écosse et la Norvége.

a. An den Norwegischen Stationen werden die Beobachtungen der Regel nach jeden Tag gemacht. Die Fehler der Thermometer sind bekannt und als Correktionen angebracht. An den meisten Stationen sind die Beobachtungen um 8 Uhr Morgens gemacht. Für die Stationen und Monate, wo diess nicht der Fall ist, ist es möglich gewesen, die beobachteten Temperaturen auf wahres Tagesmittel zu reduciren, indem sowohl von nahe gelegenen Stationen als von Norwegischen Kriegsschiffen Beobachtungen vorliegen, die mehrere Mal innerhalb 24 Stunden angestellt sind. Diese Correktionen übersteigen im Sommer für 2 Uhr Nachmittags nicht 0,3° und sind im Winter verschwindend. Da, wo sowohl am Morgen als am Abend beobachtet worden, ist das Mittel von diesen beiden Beobachtungen genommen. Die Stationen sind:

1. Fruholmen, westlich vom Nordkap gelegen. Die Beobachtungen werden in einem Sunde angestellt, wo die Gezeiten das Wasser stets in Bewegung halten, so dass die beobachteten Temperaturen sehr gut für das ausserhalb liegende Meer angenommen werden dürfen. Die Beobachtungen laufen, mit mehreren grösseren Lücken, von September 1867 bis September 1875.

2. Andenes. Nordspitze von Vesteraalen. Die Ufer sind seicht, daher wird die Temperatur des Meeres im Sommer und Winter von der Temperatur der Luft stark beeinflusst und zeigt deshalb eine verhältnissmässig starke jährliche

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