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V. L. Cameron's Reise quer durch Afrika 1873-75.

(Mit Karte, 8. Tafel 7.)

Als 1872 durch H. Stanley die Depeschen und Briefe Livingstone's nach England gelangten und die in ihnen enthaltenen Schilderungen von den Greueln des Ost-Afrikanischen Sklavenhandels die Engländer von Neuem zur Unterdrückung dieses schmählichen Gewerbes anstachelten, wurde Sir Bartle Frere nach Zanzibar entsendet, um mit dem Sultan die dahin zielenden Verträge abzuschliessen, und gleichzeitig betraute ihn die Londoner Geogr. Gesellschaft mit der Organisirung einer Expedition, welche zu Livingstone stossen, ihm die Beweise von der Bewunderung der ganzen gebildeten Welt überbringen und sich ihm für Erweiterung seiner Forschungen zur Verfügung stellen sollte. Zur Leitung dieser Expedition wurde der Marine-Lieutenant Verney Lovett Cameron ausersehen, ein Neuling in Afrikanischen Reisen zwar, der aber geb. 1. Juli 1844 schon seit seinem 13. Jahre (1857) der Britischen Marine angehörend als tüchtiger, kenntnissreicher Offizier sich ausgezeichnet, im Mittelländischen Meer, West - Indien, dem Rothen Meer und an der Ostküste von Afrika gedient und an letzterer einige Aufnahmen zu machen und die KisuaheliSprache zu erlernen Gelegenheit gehabt hatte. Er war bewandert in astronomischen Positions-Bestimmungen und dem Gebrauch meteorologischer Instrumente und hatte seine wissenschaftlichen Neigungen auch durch die Übersetzung von Admiral Butakow's ,,Nouvelles bases de tactique navale" so wie durch Herausgabe einer eigenen Abhandlung über Dampftaktik bethätigt. Zum Begleiter wurde ihm der Marine - Arzt Dillon beigegeben und bald nach seiner am 13. Januar 1873 erfolgten Ankunft in Zanzibar schlossen sich ihm noch der Artillerie - Lieutenant Cecil Murphy und Mr. Moffat, ein Neffe Livingstone's, freiwillig an.

Im Beginn fand die Expedition, die offiziell den Namen. ,,Livingstone East Coast Expedition" trug, wie immer grosse Schwierigkeiten, Fieber stellten sich ein und es vergingen Monate, bevor die nöthige Anzahl Träger beschafft war, erst am 18. März konnte man die Küste verlassen und auf dem Weg nach dem Tanganjika hin, wo man Livingstone selbst oder Nachrichten über ihn zu finden hoffte, mussten die Reisenden alle die Widerwärtigkeiten auskosten, die ihre Vorgänger Burton, Speke, Grant, Stanley erduldet und beschrieben haben, besonders erschwerten Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1876, Heft IV.

Krankheiten den Marsch wesentlich und der junge Moffat, dem man als eingeborenen Afrikaner die meiste Widerstandskraft gegen das Klima zugetraut hatte, erlag ihm schon am 22. Mai. Als die drei anderen am 4. August in Unianjembe angekommen waren und dort wieder Monate lang mit Krankheiten und der Schwierigkeit, neue Träger zu bekommen, gekämpft hatten, traf im Oktober die überraschende Nachricht ein, dass Livingstone's Diener mit der Leiche ihres Herrn im Anzug wären.

Der Hauptzweck der Expedition war durch den Tod Livingstone's hinfällig geworden, Lieut. Murphy und Dr. Dillon beschlossen daher, zumal sie mehr noch als Cameron durch Krankheit litten, zurückzukehren, Murphy begleitete die Leiche nach der Küste, Dr. Dillon machte im Delirium des Fiebers nach wenig Tagereisen seinem Leben ein Ende, aber Cameron fasste mit grosser Energie die ihm nur in zweiter Linie gewordene Aufgabe geographischer Forschungen in's Auge und rüstete sich, um die Frage des Tanganjika und des Lualaba zu lösen. Unianjembe am 11. November 1873 verlassend, erreichte er auf neuem Wege am 21. Februar 1874 Udschidschi am Tanganjika, fand dort noch eine Livingstone'sche Karte vor, die er nach England expedirte, bestimmte seinen Instruktionen gemäss die Position von Udschidschi (4° 58′ 3′′ S. Br., 30° 4′ 30′′ Östl. L. v. Gr.) und die Höhe des Tanganjika-Spiegels (2710 Engl. Fuss) möglichst genau und rüstete sich zu neuen grösseren Unternehmungen.

Die erste war eine That, die des Seemanns würdig, eine Zeit lang (bis zu Stanley's Fahrt um den Ukerewe im J. 1875) einzig dastand. Nie zuvor hatten wissenschaftliche Reisende einen der grossen Afrikanischen See'n umfahren, nicht einmal die viel besuchten See'n Tsad in Bornu und Tana in Abessinien sind auf solche Weise explorirt worden; als daher Cameron in der Zeit vom 13. März bis 9. Mai 1874 den grössten, südlich von Udschidschi durch vier Breitengrade sich ausdehnenden Theil des Tanganjika zu Boot umfahren und eine reichhaltige Karte seiner Umrisse nach London geschickt hatte, begrüsste man diese Arbeit mit Recht als eine ganz ausserordentliche, das günstigste Zeugniss für die Energie, den geographischen Sinn und die Fähigkeit des Reisenden ablegende Leistung.

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Und diese That trug die Belohnung in sich, denn Cameron hatte das Glück, am 3. Mai an der Westseite des See's seinen Ausfluss in dem zum Lualaba abfliessenden Lukuga zu entdecken und hierdurch mit einem Male die seit Burton's Entdeckung des See's viel diskutirte Frage, ob der Tanganjika ein geschlossenes Becken sei, ob er durch einen nördlichen Abfluss mit dem Nil oder durch einen östlichen mit dem Indischen Ocean in Zusammenhang stehe, unerwartet dahin zu entscheiden, dass er zu dem grossen Flussgebiet des Lualaba, also wahrscheinlich des Congo, gehöre.

Diess war eine Entdeckung ersten Ranges, sie flösste das grösste Vertrauen zu Cameron's ferneren Leistungen ein, und als Letzterer im Mai 1874 seinen Entschluss meldete, von Udschidschi aus gegen Westen vordringend den Lualaba-Congo hinab nach dem Atlantischen Meere verfolgen zu wollen, traute man ihm wohl die Durchführung eines so grossartigen Unternehmens zu und gab sich im Stillen der Hoffnung hin, die grösste geographische Aufgabe, welche die äquatoriale Zone Afrika's noch stellt, in kurzer Zeit gelöst zu sehen. Aber nur ganz ausnahmsweise gelingt es Afrika-Reisenden, gerade das zu vollbringen, was sie sich vorgenommen haben, nicht ein Schatten von Schuld kann daher auf Cameron fallen, dass er nicht auf den Gewässern des Congo das Atlantische Meer erreichte, war doch selbst Livingstone trotz monatelanger Bemühungen nicht im Stande gewesen, Kähne zur Befahrung des Lualaba zu beschaffen. Dass Cameron überhaupt an die Westküste gelangte, nachdem er von der Ostküste ausgegangen war, dass er dabei von Nyangwe, Livingstone's und seinem eigenen fernsten Punkte am Lualaba, bis zum Dilolo-See, wo er in Livingstone's, Magyar's und Graça's Reisegebiete kam, einen Weg von 180 D. Meilen durch ganz unbekannte Länder zurücklegte, einen Weg, der an Länge gleich ist dem Abstand zwischen Berlin und Odessa oder zwischen Kuka und Lagos; dass er seine ganze Marschroute von Zanzibar bis Benguela durch gute PositionsBestimmungen und Höhenmessungen feststellte, erhebt ihn zu einem der erfolgreichsten und verdientesten Afrika-Reisenden aller Zeiten.

Unter Hinweis auf die Karte und auf das, was im vorigen Hefte der ,,Geogr. Mittheilungen" über die Resultate dieser grossen Reise gesagt worden ist, entnehmen wir den wenigen bis jetzt zur Veröffentlichung gelangten Briefen Cameron's 1) das Wesentlichste über den Verlauf der Reise und die topographischen Angaben.

Cameron verliess Udschidschi am 20. Mai 1874, setzte über den Tanganjika und gelangte ziemlich auf demselben Wege wie Livingstone durch Uguhha und Manjuema im

1) Proceedings of the R. Geogr. Soc., Vol. XX, No. II, p. 118.

August nach Nyangwe am Lualaba. Die Lage dieses Marktortes ist auf seiner Karte ca. 1⁄2 Grad östlicher als auf der Karte zu Livingstone's ,,Last Journals"; wenn er in seinem Briefe diese Differenz auf 1 Grad angiebt, so bezieht sich diess auf eine frühere, später geänderte Annahme Livingstone's. Die Höhe des Lualaba bei Nyangwe über dem Meeresspiegel fand er zu 1400 Engl. Fuss, wogegen sie Livingstone auf ca. 2000 Fuss bestimmt hatte. Wenn man sich erinnert, wie ausserordentlich die Höhenmessungen von Gondokoro unter einander differirten, wird man vorsichtig in der Annahme der so auffallend niedrigen Zahl Cameron's sein müssen, glücklicherweise hat er seine Thermometer unversehrt bis an die Westküste gebracht, so dass sie später in Greenwich geprüft werden können, und eine sachkundige Berechnung seiner 3718 zum Zweck von Höhenmessungen angestellten Beobachtungen wird eine der werthvollsten Früchte seiner Reise bilden.

Über den Lauf des Lualaba brachte er während seines Aufenthaltes zu Nyangwe in Erfahrung, dass er keineswegs, wie auf Livingstone's Karte, die Richtung nach Norden annimmt, sondern im Gegentheil aus der Nordwestrichtung in die Westrichtung übergeht und weiterhin sich nach Westsüdwest wendet; er soll sich in einen See Sankorra ergiessen, bis zu welchem Händler, mit Beinkleidern angethan, in grossen Segelbooten kämen, um Palmöl und in Federkielen verpackten Staub, vielleicht Goldstaub, einzuhandeln. Diese Händler sind ohne Zweifel Halbcasten und Eingeborene der Portugiesischen Kolonien an der Westküste, wie Cameron deren später in Urua, eben so weit von der Küste entfernt, antreffen sollte. In den Sankorra sollen von Süden her zwei grosse Flüsse einmünden, der Luilhu und der Buzimani, und aus ihm lässt Cameron auf seiner Karte den Congo hervorgehen. Ob er dafür noch weitere Anhaltspunkte hat, muss sich nach seiner Ankunft in Europa zeigen; obwohl es freilich kaum möglich ist, an dem Zusammenhange des Lualaba mit dem Congo zu zweifeln, so können wir doch die Ansicht Englischer Geographen) nicht theilen, Cameron habe jenen Zusammenhang ausser Zweifel gestellt, denn zu den unabweislichen geographisch - physikalischen Gründen, die dafür sprechen, hat er doch nur einige wenig bestimmte Erkundigungen hinzugefügt: die so eben erwähnte in Betreff der Händler mit Beinkleidern und Segelbooten und die schon 1874 von Udschidschi aus gemeldete, dass ein Araber den Lualaba hinab verfolgt, ihn habe Congo nennen hören, und bis an das Meer gekommen sei, wo weisse Männer grosse Häuser besassen und in Palmöl und Elfenbein Handel trieben.

Bei Nyangwe nimmt der Lualaba die Mitte eines enorm

1) Proceedings of the R. Geogr. Soc., Vol. XX, No. 11, p. 127 ff.

breiten Thales ein, das die Gewässer jenes ganzen Theiles von Afrika in sich aufnimmt. Die Nebenflüsse des rechten Ufers sind oberhalb des Marktortes der Luama (Livingstone's Luamo), der Lulindi (Lolindi, als Nebenfluss des Luamo, bei Livingstone), unterhalb desselben der Lila (Lira Livingstone's), der Lindi und der Lowa. Letzterer, von Cameron neu erkundet, soll eben so gross als der Lualaba bei Nyangwe sein und zwei starke Zuflüsse, beide Lulu genannt, erhalten. Möglicher Weise, meint Cameron, könne dieser Lowa der Unterlauf des Buri sein. Der Buri oder Babura Poncet's, identisch mit Schweinfurth's Uelle, hat aber aller Wahrscheinlichkeit nach seine Fortsetzung in dem Kubanda Barth's und Bahar Kuta Nachtigal's, der südlich von Wadai als grösster Fluss der Gegend bekannt ist. Auf dem Geogr. Congress in Paris entspann sich eine Diskussion zwischen Schweinfurth und Nachtigal darüber, ob dieser Fluss der obere Lauf des Schari oder des Flusses von Logon sei, und V. A. Malte-Brun bemerkte sehr richtig dazu, dass wir Anderen die Frage unentschieden lassen müssten, wenn die beiden grössten Autoritäten sich nicht einigen könnten. Der Uelle bleibt fürs Erste eins der grossen Probleme des Inner - Afrikanischen Flusssystems. Dr. Nachtigal hat ihn auf der British Association mit dem Benue in Verbindung gebracht, aber der Benue trägt durchaus den Charakter eines Bergstromes, da er in der trockenen Zeit nur wenige Fuss tief, er hat sicherlich keinen so langen Lauf, auch für die Abbiegung des Bahar Kuta nach Südosten zum Lualaba scheint nichts zu sprechen, vielmehr werden wir ihn bis auf Weiteres wohl dem Gebiet des Tsad - See's, also dem Schari oder dem Fluss von Logon, falls dieser nicht nur ein Arm des Schari ist, zutheilen müssen.

Von der linken Seite fallen dem Lualaba unterhalb Nyangwe zu der Luvubu oder Ruvubu (Lofubu Livingstone's), der Luwik (Ruwik der Karte) oder Kasuku und der Lomami. Den letzteren, den Livingstone auch Loeki oder Young's Lualaba nennt, sollte Cameron bald näher kennen lernen. Er hatte sich in Nyangwe, wie vormals Livingstone, vergebens bemüht, Kähne zur Fahrt auf dem Lualaba hinab zu bekommen, und begleitete den aus Livingstone's Tagebüchern bekannten Elfenbeinhändler Tipo Tipo nach dessen Lager im Quellgebiet des Luwik, südwestlich von Nyangwe, um von dort aus vielleicht den Sankorra-See zu erreichen. Auf dem Weg zu diesem See hätte er aber den Lomami überschreiten müssen, und als er den Häuptling auf dem jenseitigen Ufer desselben um die Erlaubniss zum Durchgang durch sein Gebiet fragen liess, erhielt er eine schroffe abschlägige Antwort; auch Tipo Tipo hatte sein Gebiet nicht betreten dürfen. So war denn auch dieser Weg versperrt und Cameron begab sich nun, mit drei

ihm von Tipo Tipo mitgegebenen Leuten aus Urua, südwärts nach der Residenz Kasongo's, des grossen Häuptlings von ganz Urua, in der Hoffnung, von dort aus nach dem Sankorra gelangen zu können. Grossentheils am östlichen Ufer des Lomami entlang, dann über Zuflüsse des Lualaba durch ungemein reich bewässerte Gegenden, kam er im Oktober nach Kilemba, der Stadt Kasongo's, fand hier bei dem Arabischen Händler Jumah ibn Salim (Jumah Merikani) gastfreie Aufnahme und erhielt von einem schwarzen Händler aus Bihe, Jose Antonio Alviz, das Anerbieten, ihn nach Benguela zu begleiten. Da Kosongo auf Kriegszügen abwesend war, musste auf seine Rückkunft gewartet werden; inzwischen besuchte Cameron den kleinen, geschlossenen Mōhrya-See im Norden von Kilemba (3080 Engl. F.) und den grossen Kassali- oder Kikonja-See (1750 Engl. F.) im Süden der Stadt.

Letzterer ist eine der hervorragenden Entdeckungen Cameron's. Der Kamolondo - See Livingstone's heisst nach Cameron's Erkundigungen Lanji, während der Name Kamolondo oder Kamorondo einem Flusse zukommt, der sich mit dem aus dem Moero-See kommenden Lualaba vor der Einmündung in den Lanji vereinigt. Der aus dem Moero kommende Lualaba wird nur von den Arabern so genannt, heisst aber bei den Eingeborenen Luvwa; der wahre Lualaba ist dagegen der Kamolondo, er durchfliesst von Süden. kommend den Lohemba - See, wendet sich nordöstlich zum Kassali-See, bildet jenseit desselben noch einen dritten, etwas kleineren See Namens Kowamba, nimmt den Lufira von SSO. her auf 1) und durchfliesst noch eine ganze Kette von kleinen See'n (Kahanda, Ahimbè, Bembè und Ziwambo), bevor er sich mit dem Luowa vereinigt. Eine kurze Strecke oberhalb der Confluenz dieses wahren Lualaba und des Lufira sollen noch zwei See'n, Kattara und Kimwèra, vorhanden sein, über ihre Verbindung und Lage in Bezug auf das Flusssystem konnte jedoch Cameron nicht in's Klare kommen und er hat sie deshalb auf der Karte gar nicht angegeben, er glaubt nur, dass der Kattara - See westlich vom Lufira, der Kimwèra zwischen ihm und dem Lualaba liege.

Der Lualaba erhält von links den Luburi oder Luwuli und den Lufupa oberhalb des Kassali-See's, während in das östliche Ende des letzteren der Lovoi einmündet. Unterhalb des Kowamba-See's, wo der Fluss die beiden Namen Lualaba und Kamorondo zugleich trägt, nimmt er von Osten auf den Kulamèhongo, Mana, Mkotwè, Kasamba und Kisuvulungo, von Westen den Luvijo, Kuvoi, Losanzi und Luvunguwi, lauter ansehnliche Ströme. Also auch hier der

See's.

1) Nach der Karte mündet der Lufira in das Ostende des Kassali

enorme Wasserreichthum! Der Lukuga, Ausfluss des Tanganjika, ergiesst sich in den Luvwa oberhalb von dessen Vereinigung mit dem Kamolondo-Fluss.

Als Kasongo nach etwa 6 Wochen nach seiner Stadt zurückkam, verweigerte er Cameron die Erlaubniss, nach dem See Sankorra zu gehen, auch war der Weg dahin in der Regenzeit unpassirbar. Cameron entschloss sich daher, in Begleitung von Alviz, dem er 400 Dollars versprach, nach Benguela zu marschiren, und verliess Ende Februar 1875 Kilemba. Äusserst langsam begann die Karawane ihre Reise, fünf Tagemärsche brauchte sie bis Totela, eine Strecke, die selbst belastete Männer in zwei Tagen zurücklegen, und dort mussten die Leute des Alviz dem Kasongo erst ein neues Haus bauen, bevor sie ihre Reise fortsetzen konnten. Noch einmal versuchte hier Cameron, den Kasongo zu bewegen, ihm Kähne zu geben, damit er den Lomami zum Lualaba hinabfahren könne, aber Kasongo antwortete, es gebe für ihn nur zwei Wege, entweder mit Alviz zu gehen oder bei Jumah Merikani zu bleiben, bis dieser (nach Zanzibar) zurückkehre. Natürlich wählte Cameron das Erste, so sehr er sich schon von der Unzuverlässigkeit und Lügenhaftigkeit des Alviz überzeugt hatte. Ende Mai oder Anfang Juni wurde daher die Reise von Totela südwestwärts fortgesetzt. Man erreichte in 10 Tagen die Ortschaft Lunga Mandi's, der ein Unterhäuptling von Kasongo ist, blieb dort wieder 18 Tage, war am 7. September in Sha Kelembè am Lumeji - Fluss in Lovale (11° 31' S. Br., 20° 24' Östl. L.), am 17. September in Tschikumbis bei Peho im Lande Kebokwe und so erreichte Cameron über Bihe das Atlantische Meer bei Katombela nördlich von Benguela am 7. November 1875.

Von Kilemba an hat er sich hauptsächlich auf der Wasserscheide zwischen dem Lualaba und Zambesi einerseits und dem Lomami (und Kassabi andererseits gehalten. Die Quelle des Lomami fand er in ca. 9° 24' S. Br. und 24° 15' Östl. L., er ist nicht, wie Livingstone glaubte, der Unterlauf des westlichen oder wahren Lualaba, auch vereinigt er sich nicht mit dem Kassabi, sondern ist ein selbstständiger bedeutender Nebenfluss des Lualaba; er nimmt von Osten her eine Menge Bäche, aber keine grösseren Flüsse auf, von Westen dagegen den Luwembi, der aus dem See Iki (wahrscheinlich Livingstone's Lincoln-See) kommt; der See Iki aber nimmt von Süden die beträchtlichen Flüsse Lubiranzi und Luwembi auf, welche Cameron nahe an ihren Quellen überschritt. Jenseit derselben kam der Reisende zu den Quellflüssen des Lulua, passirte den

Lukoji oder Lukojo in 23° 20' Östl. L., den Luwati in 23° 10' Östl. L. und die Quellen des Lulua selbst in 23° Ŏ. L., 11° S. Br. Dicht dabei befanden sich, ebenfalls in 23° Ŏ. L. und 11° 15' S. Br. die Quellen des Zambesi (Liambai). Über ein grosses Plateau, an dem die Gewässer nach rechts und links dem Kassabi und Zambesi zufliessen, ging der Weg alsdann nach dem Lumeji, einem sehr bedeutenden Nebenfluss des Loèna, der von Westen her dem Zambesi zuströmt. ,,Ein Kanal", schreibt Cameron,,,von 20 bis 30 Engl. Meilen über ein flaches ebenes Land würde die beiden grossen Systeme des Congo und des Zambesi mit einander verbinden, in der Regenzeit bildet schon jetzt das Wasser eine Verbindung zwischen beiden. Mit einem Kapital von 1 bis 2 Millionen ₺ im Anfang könnte eine grosse Gesellschaft Afrika in etwa 3 Jahren öffnen, wenn in geeigneter Weise gearbeitet würde. Welche diplomatischen Schwierigkeiten entgegentreten möchten, kann ich natürlich nicht sagen, aber ich fürchte, sie würden weit grösser sein als die physischen."

Die Kanalanlage zwischen den Quellgebieten zweier Afrikanischer Flüsse, die in ihrem Unterlaufe durch Katarakten jedes Eindringen von Schiffen unmöglich machen, müssen wir der fernen Zukunft überlassen, einer Zeit, wo nicht mehr einzelne Entdeckungsreisende unter drohendsten persönlichen Gefahren, von den zufälligen Umständen da- und dorthin verschlagen, das Innere des Continentes sehen, sondern wo sichere Zugänge zu den Handelsplätzen geschaffen, ein regelmässiger Waarenverkehr mit der übrigen Welt. hergestellt sein werden. Dann wird der immense natürliche Reichthum des Landes zur Geltung kommen und wenn längst der Sklavenhandel unterdrückt und alle Elephanten ausgerottet, damit die jetzigen Haupthandelsartikel wegfällig geworden sind, werden die Produkte des Bodens in ungeahnter Fülle ausgebeutet werden. „Das Innere", sagt Cameron,,,ist zumeist ein prachtvolles und gesundes Land von unaussprechlichem Reichthum. Ich besitze eine kleine Probe guter Kohle; andere Mineralien, wie Gold, Kupfer, Eisen und Silber giebt es in Menge. Muskatnuss*, Kaffee*, Semsem*, Erdnüsse*, Ölpalmen*, der mpafu* (ein Öl liefernder Baum), Reis*, Weizen, Baumwolle, alle Produkte des südlichen Europa, Kautschuk*, Kopal* und Zuckerrohr sind die]vegetabilischen Produkte, die nutzbar gemacht werden können. Die mit * bezeichneten sind jetzt dort vorhanden und Weizen wird mit Erfolg von den Arabern gebaut, eben so Zwiebeln und Obstbäume, die sie von der Küste einführen." E. Behm.

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