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Strahlen gehüllt empfängt die majestätische, Themse, der Sitz des Handels und der Stolz der Ströme, das Schiff, während ringsum ihre Ufer und ihre angebauten Ebenen mit stattlichen Villen bekrönt sind, während die Glorie von London sich in dicken Haufen dem Anblick darbietend,`` dem Auge der Flora neue Gegenstände entfaltet. Ohne geblendet zu werden sieht sie den neuen Pomp, während ihre traurige Phantasie nach ihrer heimathlichen Insel schweift und, wo Nebelberge die Wolken stützen, die wilde Pracht der Natur sich erheben sieht, und sie fühlt es, dafs die neuen Scenen keinen Zauber verleihen, die Angst zu lindern, die das Herz verzehrt. Aber während der Krebs die ungesehene Knospe verwüstet, senkt sich auf ihre milde Miene der nachdenkende Friede; sie trägt die Würde der sich ihrer selbst bewufsten Ehre, und duldet mit gelassenen Leiden schmähendes Geschrei. Der alte Richter, durch lange Erfahrung weise, hört mit Verwunderung ihre bescheidenen, gesetzten Antworten, und eingenommen von ihr, hinterbringt er dem Ohre des Herrschers das gerechte Lob, welches dem unerschrockenen Mädchen gebührt. Der König, getreu den Heischungen der Ehre, kennt weder niedrige Rache noch grausame Vorsätze, sondern lange durch verrätherische Künste der Parteien mifsgeleitet, als er noch nicht in den Herzen des ganzen Volkes herrschte, überliefs er den Zuckungen der Wuth das königliche Schwerdt, und hörte es nicht, wenn die schwache Stimme des Mitleids um Hülfe rief, und gewahrte es nicht, auf einen fernen Thron hocherhoben, wie übertragene Macht das Elend zu Seufzern zwang. Seinen Herolden befahl er, die Gefangene zu bringen, unterwürfig steht vor dem König mit gesenktem Auge die erröthende Gefangene, und erwartet schweigend seinen furchtbaren Befehl.

Verwegenes Geschöpf, sprich! welche geheime Ursache » bewog dich, der Strenge unserer Gesetze zu trotzen? Als ein Verräther ausser dem Gesetz unsere Küste heimsuchte, unser friedliches Reich mit dem Blute seiner Kinder zu be

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,, flecken, hat rasende Liebe, sprich! oder rascher Ehrgeiz, dich.

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auf den Pfad des Hochverraths gerissen? Das verwirkte Leben, welches deine Thorheit dir zu retten gebot, öffnet dir ein », unzeitiges Grab!"

Erhabener Herr," antwortete das Mädchen im schlichten Gewande, während der Wahrheit reiner Geist aus ihren Augen leuchtete, kein niederer Grund konnte eine furchtlose Seele. ,, bewegen, kein rasender Ehrgeiz oder vermessene Liebe; meine. Verwandten, friedliche Unterthanen Eures Scepters, haben » früher nicht vergeblich gegen Eure Macht die Waffen getragen: aber vor Jahren gehorchten unsere Väter dem verbannten Ge"schlechte, und als es dem Zürnen des Schicksals erlag,

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betrauerten wir seinen Fall

von dem königlichen Thron.

Zur festen Treue durch fromme Vorschriften geführt, hielten. wir von jeher das gesalbte Haupt für heilig, und dachten, „dafs jeder Zweig dieser geheiligten Linie theilhaftig sey des göttlichen Rechtes. Aber wenn die mächtige Hand, die den „Erdball beherrscht, und die Erben der Reiche stehen und fallen macht, Euch, erhabener Monarch, den bittern Kelch verliehen und Euch aus dem königlichen Pomp in die freudenlose "Verbannung getrieben hätte, und Ihr als Bittender in die Gefilde gekommen wäret, worin ich geboren bin, Ihr würdet nie meine Hülfe vergebens gesucht haben, noch soll je ein Stuart es sagen dürfen, dafs die treulose Flora königliches Blut verrieth."

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Der gedankenvolle König verstummte und betrachtete das schöne Mädchen, ihre keusche Anmuth, ihre ungezwungene Miene, und seufzte bei dem Gedanken, wie oft bürgerliche Zwietracht tadellose Opfer aus dem Schatten des Lebens hervorzieht, und mit blinder Wuth, die nicht nachzugeben weiss, den Schuldigen mit dem Unschuldigen verwechselt. Er befiehlt dem Richter, das schuldlose Mädchen in Freiheit zu setzen, und sie in Frieden nach ihrer heimathlichen Insel ziehen zu lassen.

Nun spricht das Gerücht ringsum von Flora's Reitzen, diesem kunstlosen Zauber, den tadellose Tugend krönt, deren 1.9 angeborene Kraft den Zorn der Macht besiegte. Flora herrscht als die Mode der Stunde; der verwunderungsvolle Gaffer sieht

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nun vor Flora's Thür einen Haufen von Besuchenden und schimmernden Wagen, während stolze Palläste und köstliche frohe Gewänder die anmuthige Gestalt, die alle bewundern, bedecken möchten. Umsonst! sie verschmäht es, von ihnen Hülfe zu leihen, sondern verschleiert ihre Schönheit in den hochländischen Plaid, und gehüllt in das Gewand (die Tartane) ihrer Heimath, trägt sie die Farbe des Clans, dessen Namen sie führt.

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