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Litterarisches Archiv

der

Akademie zu Bern.

Dritter Band.

Erstes Heft.

Bern,

gedruckt in Hochobrigkeitl. Buchdruderes,
bey Wittwe Stämpfli, 1809.

woll

Looc 4416.7

HARVARD UNIVERSITY LIBRARY

May 9, 1950

1.

Vierter Jahrs - Bericht

über den

Zustand der Bernischen Akademie

und

Schulen.

Bereits ist der gröffere Theil des Zeitraums verflossen, welcher als Probezeit für die neue Organisation einer alten durch vielerley Zufälle und den Strom der Zeiten erschütterten Anstalt festgeseßt wurde. In diesen vier Jahren hat sich die neubelebte Anstalt erweitert, ausgebreitet und scheint eine Festigkeit erhalten zu haben, welche der beste Beweis ihrer innern Zweckmäßigkeit und der genauen Pflichterfüllung ihrer Leiter und Lehrer ist. Ohne einige Nenderung in ihren Grundlagen wurde sie durch neue Unterstüßungen und zweckmäßige Anwendung der angebotenen Hülfsmittel in mehrern Nebenzweigen erweitert, und mit unverrückter Hinsicht auf ihren Zweck an der sorgsamen Bildung dereinst dem Vater lande nüßlicher und kraftvoller Männer mit Thätigkeit und Anstrengung fortgearbeitet,

(Litt. Archiv. III. Zabrg. I. Heft.)

1

·1000

Wenn immer wachsende Theilnahme des Publifums ein sicherer Beweis des öffentlichen Beyfalls ist, so darf die Akademie und Schule sich schmeicheln, denselben auch in diesem leht verflossenen Jahre auf eine ausgezeichnete Weise erhalten zu haben, da sich in demselben die Zahl der Zuhörer und Schüler wieder um 33. vermehrt hat, wodurch nun die Gesammtheit der Studirenden auf 156. der Schüler auf 271. ansteigt.

Seit der Ankunft des würdigen Herrn Professor Hünerwadel, welcher jezt den Lehrstuhl der Didaktischen und Moral - Theologie und der Kirchengeschichte an Herrn Professor Zeender sel. Stelle bekleidet, finden sich nicht nur alle angewiesenen Fächer in der Akademie wieder vollständig beseßt, sondern es ist noch eine beträchtliche Anzahl freywilliger Docenten der medizinischen Fakultät hinzugetreten, welche auf eine für die Anstalt aufmunternde Weise die dem Haupt-Curse untergeordneten Disciplinen mit glücklichem Erfolge vortragen. Eben so fanden beynahe alle ordentlichen öffentlichen Vorlesungen eine bedeutende Anzahl Zuhörer, von welchen mehrere durch Talente, ausdauernden Fleiß und erworbene Kenntnisse zur Zufriedenheit ihrer Obern und Lehrer sich so vortheilhaft ausgezeichnet haben, daß sich diese ein Vergnügen machen, unter mehrern gelungenen akademischen Arbeiten eine derselben zur öffentlichen Beurtheilung in diese Blätter aufzunehmen.

Die bereits vorhandenen Subsidiaranstalten sind theils erweitert worden, theils sind auch ganz neue hinzugekommen. Der aus Beyträgen von der Regie

rung und der Stadt errichtete Zeichnungs-Saal für das Studium dieser Kunst in der Akademie, nåhert sich sei ner Vollendung, und eine bedeutende Sammlung schdner Abgüsse der vorzüglichern im Musäum zu Paris aufgestellten Antiken, ist schon bey der Stelle, um gleich bey der Eröffnung dieser Anstalt, dieselbe mit den erforderlichen Hülfsmitteln versehen, dem öffentlichen Nußen und Gebrauch darstellen zu können. Das anatomische Theater durch eine außerordentliche Beysteuer der Regierung ansehnlich vergrössert, hát auch den Talenten und der raftlosen Thätigkeit seines Herrn Lehrers und des Herrn Doktor Hochstetter besonders im Fache der vergleichenden Anatomie eine reichhaltige Vermehrung und Zuwachs zu verdanken.

Eben so hat der in diesem Jahr errichtete Thierhospital einen so erfreulichen Erfolg, daß die Regie rung auch diesem Unternehmen eine aufferordentliche Unterstüßung scheufte, mit welcher ́nun mehrere zweckdienliche aber kostbare Einrichtungen ausgeführt werden konnten, welche dieser für die Schweiz so wichtigen. Anstalt, die schon 26 Schüler zählt, neue und gleichsam gesicherte Fortschritte verheissen.

Alle übrigen Subsidiaranstalten wurden unterstüßt, die einzelnen Bibliotheken und Sammlungen vermehrt, einige kostbare mathematische Instrumente angekauft, eben so eine Sammlung zum Vortrag der materia medica, auch zu einem obstetricischen Apparate der Anfang gelegt, und die wichtige Anstalt der Reis Stipendien wird wirklich durch einen Stipendiar auf der Akademie zu Tübingen benüßt.

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