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der

Pandecten

nach

Hellfeld

ein Commentar

von

D. Christian Friedrich von Glück

geheimen Hofrathe und ordentlichem Lehrer der Rechte
auf der Friedrich - Alexanders Universität in Erlangen
Ritter des Civil - Verdienst ; Ordens der bayer. Krone.

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Fortsetzung

des ersten Titels im 26. Buche.

De

T

utelis.

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S. 1298. a.

Erklärung der übrigen Worte: ad tuendum eum etc. in dem Begriff des Servius von der Tutel. Eigenthümlicher Character der Tutel. Unterschied derselben von der Curatel.

Die Worte: ad tuendum eum, qui propter aetatem suam sponte se defendere nequit, in der Definition des Servius von der Tutel, welche den Zweck derselben, nämlich Schuß und Vertretung des Unmündigen bezeichnen, sind auf mancherley Art, zum Theil ganz un, richtig, verstanden worden. Nach der gewöhnlichen Ansicht foll unter diesem Schuße nur hauptsächlich die Sorge für die Erziehung und Erhaltung der Person des Müns dels zu verstehen seyn, nach der Regel: tutor datur personae, non rei vel causae '); und hierin soll das Unters scheidende der Lutel von der Curatel liegen, indem

1) §. 4. I. Qui testam, tut. dari possunt. L. 12. 13. et 14. D. de testam. tut.

Glücks Erläut. d. Pand. 29. Th.

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lektere bloß in der Verwaltung des Vermögens bestehe *). Allein daß diese Behauptung unrichtig sey, und auf einem offenbaren Mißverstande der Geseze beruhe, hat H. Geh. R. R. von Löhr in der schon mehrmals angeführten trefflichen Abhandlung über die Röm. Begriffe von Tus tel und Curatel einleuchtend dargethan 3). Daß auch bey der Tutel der Schuß sich vorzüglich auf das Vers mögen beziehe, lehrt nicht nur Theophilus in seiner griechischen Paraphrase zum §. 2. dieses Titels, wo er die Worte des Textes: Appellantur enim tutores quasi tuitores atque defensores, so erklärt: doavεì ev ἀσφαλεστέρα τάζει τιθέμενοι τὰ του νέου πρά γματα, και πανταχόθεν αυτον δεφενθέυοντες. i. e. quasi in tutiore statu collocantes PUPILLI BONA, et ubique eum defendentes; sondern eben dieses erhellet auch aus mehreren Gesetzstellen ganz deutlich. So heißt es von der tutela legitima: Hoc summa providentia, ut qui sperarent successionem, iidem TUERENTUR BONA, ne dilapidarentur 4). Und Marcels fus'y fagt: Tutoris praecipuum est officium, ne indefensum pupillum relinquat, welches Ulpian 6) dahin erläutert: Generaliter quotiescumque non fit

1) L.8. C. de nupt. (V. 4.) quia curator solam rei familiaris sustinet administrationem. L. 20. D. de ritu nupt. (XXIII. 2.)

3) Man sehe auch von Savigny vom Beruf unserer Zeit für Gefeßgebung und Rechtswissenschaft. §. 7. S. 102. ff. und Zimmern Geschichte des Röm. Privatrechts. 1.B. 2. Abth. §. 232. S. 865. ff.

4) L. 1. pr. D. de legitimis tutorib.

5) L. 30. (XXV. 7.) D. de administr. tutor. 6) L. 10. D. eodem.

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nomine pupilli, quod quivis paterfamilias idoneus facit, non videtur defendi: sive igitur solutionem, sive iudicium, sive stipulationem detrectat: defendi non videtur. Wie sehr die Verwaltung des Vermögens vor des Vormunds Competenz gehöre, beweist auch die Caution desselben: rem pupilli salvam fore 7); und die Berechnung der tria onera tutelarum als Excusation, welche nicht nach dem numerus pupillorum, fondern der pa trimoniorum bestimmt werden soll 8). Wie wenig hins gegen die Sorge für die Person den eigenthümlichen Character der Tutel bilde, lehrte schon die Weibertutel Der tutor sexus hatte weder für die Erziehung, noch für die Person seiner Pflegbefohlnen zu sorgen. Sein ganzes Amt bestand bløs darin, daß er bey solchen Ges schäften der Frau, welche ohne seine Auctorität nicht gültig abgeschlossen werden konnten, diese interponirte ?).

7) S. Tit. Dig. Rem pupilli vel adolescentis salvam fore. (XLVI. 6. Pr. I. de satisdat. tutor. vel curator I. 20, und besonders THEOPHILUS Paraphr. graec. ad Pr. J. cit.

8) L.3. D. de excusat. und THEOPHILI Paraphr. graec. ad §. 5. J. eod.

9) GAJUS Instit. Comm. I. §. 190. Mulieres, quae perfectae aetatis sunt, ipsae sibi negotia tractant, et in quibusdam causis dicis gratia tutor interponit auctoritatem suam. S. 191. Unde cum tutore nullum ex tutela iudicium mulieri datur. ULPIANUS Fragm. Tit. XI. §. 25. Mulierum tutores auctoritatem dumtaxat interponunt. §. 27. Tutoris auctoritas necessaria est mulieribus quidem in his rebus, si lege, aut legitimo iudicio agant, si se obligent, si civile negotium gerant, si rem mancipi alienent. CICERO pro Caecinna. Cap. 25.

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