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sten dem römischen Rechte an (Siebenhaar Commentar III. 2. Aufl. S, 218., 219., 224., 340., 360). Für die ungeborene Leibesfrucht wird auf Antrag der schwange ren Wittwe oder von Amtswegen ein Vormund bestellt, zunächst der vom Vater dazu Berufene, sonst ein Ver wandter, der aber nicht der nächste Erbe sein darf. Solche Leibesfruchtsvormundschaft endet mit der Geburt oder der Gewißheit, daß eine Geburt nicht zu erwarten ist, S. 1995-1997. Nur der beim Tode eines Erblassers Lebende kann dessen Erbe werden; die beim Tode des Erblassers empfangene und lebend zur Welt fom mende Leibesfrucht gilt als bei des Erblassers Tode le bend, §. 2008. Dem curator ventris ist, wenn das zu erwartende Kind alleiniger Erbe sein wird, bereits die Erbschaftsflage aufs Ganze, wenn neben ihm an: dere Erbberechtigte stehen, pro parte zuzugestehen. Für die Leibesfrucht ist einstweilen eine Drillingsgeburt zu fupponiren §. 2293. Auch schon während dieser Erwartung der zukünftigen Geburt kann die Erbtheilung vorgenommen werden. Das für die supponirte Dril lingsgeburt zunächst Aufgehobene wird, wenn die Ge burt erfolgt oder Gewißheit des Nichterfolgens eingetreten ist, endgültig zugewiesen bezw. vertheilt, §. 2344. Die Mutter, die mit einem zur Erbfolge berechtigten Kinde schwanger geht, hat für die Zeit der Schwangerschaft das Recht des Unterhalts aus den Nußungen der Erbschaft; ist sie aber nicht zugleich Wittwe des Erblassers, so kann sie dies Recht nur beim Mangel anderweiter Unterhaltsmittel geltend machen, §. 2345.

Lib. XXXVII. Tit. X.

De Carboniano edicto.

Cod. Lib. VI. Tit. 17. de Carboniano edicto.

§. 1618.

Verschiebung des Legitimitätsabläugnungsstreits bis zur Kindesmündigkeit.

12. Das zweite (vgl. Ziff. 1. i. A.) an die c. t. b. p. angelehnte Nebeninstitut ist die durch das Carbonianische Edict geschaffene Einrichtung, daß für unmündige Kinder, denen ihr Kindesstatus bestritten wird, der Streit darüber unter Verleihung des Erbrechtsbes sizes bis zur erlangten Mündigkeit hinausgeschoben werden kann 65).

I. Es wird vorausgeseßt, daß der Unmündige im

65) Fr. 1. pr. h. t. (Ulp.): . . causa cognita perinde possessio datur, ac si nulla de ea re controversia esset et iudicium in tempus pubertatis causa cognita differtur. Bachofen Pfandrecht I. (1847.) S. 334 -362.; meine Bon. Poss. II. 1. (1848.) G. 98--107.; Vangerow P. II. §. 512.; Sintenis III. S. 578 -582.; Windscheid P. III. §. 619.

Kreise der liberi" stehe; fr. 1. pr. h. t.: si cui controversia fiet an inter liberos sit, et impubes sit ""). Die Carboniana ist eine besondere bonorum possessio neben der ordinaria contra tabulas b. p., welche dem Rinde, wofern sein Status richtig ist, als zuständig vor ausgesezt wird; fr. 1. §. 3. h. t.: et generaliter dicimus his demum Carbonianum competere, quibus contra tabulas bonorum possessio competit, his vero non competere, qui repelluntur a contra tabulas bonorum possessione. Die Carboniana wird, wie die ordinaria c. t. b. p., nach der allgemeinen Regel [Bd. II. dies. Ser. S. 130.] innerhalb Jahresfrist ge: geben; fr. 3. §. 14. h. t.: haec autem possessio intra annum datur, sicut ordinariae quoque, quae liberis dantur, intra annum dantur.

A. Zunächst wird als Berechtigter regelmäßig vor ausgefeßt der suus heres des Erblasfers; fr. 8. pr. h. t.: decessit... existit impubes, qui eum patrem familias et ad se hereditatem pertinere dicat 67). Gewöhn

66) Fr. 3. §. 15. h. t.: hunc qui se filium dicit.; fr. 4. h. t.: confestim post patris mortem controversia ei facta fuerit an inter liberos bonorum possessionem accipere possit; fr. 12. h. t.: filius impubes qui subiectus dicitur; fr. 3. §. 11. h. t.: qui se filium esse contendat; fr. 1. §. 5. h. t.: si quis non tantum ex liberis negetur esse; fr. 1. §. 9. b. t.: quia fieret ei controversia an inter liberos sit.

67) Fr. 1. §. 10. h. t.: hic contendat patrem. . decessisse seque ei suum heredem esse; fr. 6. §. 3. h. t.: ita demum autem huic edicto locus est, si status et hereditatis controversia sit; fr. 8. pr. h. t. existit impubes qui . . ad se hereditatem pertinere dicat; fr. 8. §. 1. h. t.: decessit. . superstite filio impu

lich wird dabei an ein hausunterthäniges Kind des Erblaffers gedacht. Aber es können ebenso auch hausunterthänige Enkel u. s. w. in Frage kommen; nothwendig also ist, daß sie durch den Mannsstamm descendiren. Die Berechtigten können sowohl männlichen wie weiblichen Geschlechts sein; fr. 1. §. 2. h. t.: non tantum masculi, sed et feminae ex virili sexu descendentes Carbonianum commodum habebunt.

Gegenüber der Behauptung des Kindes, daß es suus heres des Erblaffers sei, kann die Bestreitung seiz nes Status in sehr verschiedener Weise motivirt werden. 1) Durch die Angabe, daß das Kind untergeschoben worden sei. Ist diese Frage abhängig von dem gegen die Mutter zu richtenden Criminalproceß der Kindesunterschiebung, so kann wegen des darin für das Kind liegenden Präjudiciums auch dieser Proceß aufgeschoben werden müssen 68). Kann man annehmen, daß, wenn der Proceß gegen die Mutter oder auch andere Theilhaber des Delicts gleich durchgeführt wird, auch die

bere, qui se ei suum esse dicit; fr. 9. h. t. pupillus cum quo de patris eius hereditate controversia est . . . qui post mortem patris familiae . . . filius eius esse dici coepit; fr. 7. pr. h. t. negetur naturalis patris hereditas ad eum pertinere. . iure filii hereditatem optinere; fr. 7. §. 3. h. t.: de hereditate paterna controversia; fr. 3. §. 1. de coll. bon. 37. 6. controversiam facit impuberi, qui se filium et in potestate patris fuisse dicit.

:

68) Fr. 1. §. 11. h. t.: Si mater subiecti partus argua

tur, an differenda sit quaestio propter statum pueri quaeritur. et si quidem pupilli status in dubium inde vocatur [so richtig Mommsen statt: devocatur], differri quaestio in tempus pubertatis debet.

Sache des Kindes bessere Vertretung finden möge, fo ist die Aufschiebung nicht zu verfügen 69). Jedenfalls aber ist, wenn alle Theilhaber des Delicts gestorben sind, auf Aufschiebung zu erkennen 70). 2) Durch die Behauptung, daß das Kind nicht vom Ehemann der Mutter [fr. 1. §. 9. h. t.: quod diceret eum ex adulterio conceptum], oder zwar wohl von ihm, aber außerhalb der Ehezeit erzeugt worden sei 71). a) Solche

69) Fr. 1. §. 11. h. t.: cum vero mater rea postulatur utique integra fide et maiore constantia causam defensura recenti tempore, dubium non est cognitionem fieri oportere.

70) Fr. 2. h. t. (Marcian.): Licet mulier, quae partum subiecisse dicitur, decesserit, tamen, si participes maleficii sint, in praesenti cognoscendum est. si autem nemo sit qui puniri possit, quia omnes participes facinoris forte decesserint, secundum Carbonianum edictum in tempus pubertatis differenda cognitio est. Vorzugsweise ist bei dieser Unterschiebungsfrage zu Gunsten des Kindes, cum quo de patris hereditate controversia est, ins Gewicht fallend, wenn der Vater es anerkannt hatte. Einem solchen ist also vorzugsweise leicht die Carb. b. p. zu gewähren. Aber auch für ein Kind, von dem der Erblasser nichts wußte (qui post mortem patris familiae, qui se sine liberis decedere credidit, filius eius esse dici coepit), muß der Prätor Vorsorge tragen (curare praetorem debere, ut is in possessione sit); d. h. wenn bei der vom Prätor anzustellenden causae cognitio (f. unten Nr. b. 8.) troß der nicht vorliegenden väterlichen Agnition die Wahrscheinlichkeit zu Gunsten des Kindes spricht, so hat er die b. p. Carb. zu gewähren, fr. 9. h. t.

71) Wenn der Mutter Ehebruch vorgeworfen, aber darum

doch dem Kinde nicht bonorum paternorum quaestio

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