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logie eines uralten Worts gebildet. So wie sich an den Vater (pater) der Vaterbruder (patruus) sprachlich anlegt 3o), und wie ferner in des Vaters Kindern [consanguinei, Ulp. XXVI. 1.] wieder besonders die Blutsgemeinschaft hervorgehoben wird, ganz so stellt das Recht gegenüber dem Freigelassenen den patronus (den loco patris Stehenden) und dessen liberi. Patruus und consanguineus find Agnaten; so gelten auch Patron und dessen blutsverwandte agnatische liberi als Agnaten 31) des Freigelassenen und so sind sie auch als Agnaten erbberech

30) Curtius 348.: Stt. pitâ (St. pitar); 3d. pita (St. patar); Gr. лarnę (St. navɛg); Lat. Umbr. pater; Goth. fadar; Ahd. fatar; Altir. athir Gen. athar. „Beachtenswerth ist die Uebereinstimmung von pitrvjas, лáτows und patruus (Vaterbruder), wozu auch ahd. fataro (Oheim), ags. fadhu (Tante von väterlicher Seite) gehört, und von sft. pitrjas (väterlich) = nάTOLOS, patrius".

31) Daß, wie Huschke Studien S. 96. 110. 122. 123. an= nimmt, der Patron und der Freigelassene zu betrachten seien speciell „wie ein agnatisches Geschwisterpaar von einem nicht vorhandenen fingirten Vater", darauf weisen uns die Quellen nicht hin. - Nur in Betreff der Stellung des Lebenden zum Lebenden hat man den Patron loco des (cognatischen) pater gestellt [f. das Genauere unten Ziff. 138-140.; vgl. auch Huschke S. 140.]. Für das Erbrecht (das ius in bonis liberti) wäre dieser Gesichtspunkt ungeeignet ge= wesen, denn als cognatischer Vater hätte der Patron doch kein Erbrecht gehabt, und als agnatischer Vater hätte er gar nicht einer hereditas gegenübergestanden. Das ius in bonis liberti stützen die Römer lediglich auf agnatische „Consanguinität“, ohne specielle Zusammenstellung mit einem einzelnen Verwandtschaftsgrade.

tigt. Daß es die untergeschobene Blutsgemeinschaft, „Consanguinität“ ist, auf welche das patronatische Erbrecht gebaut wird, beweist sich aus dem von jeher besonders betonten Grundsaße: extraneos patronorum heredes longe remotos esse (Gai. III. 48.58.) 32).

32) Vgl. 1. 4. §. 22. C. h. t. (Justin.): sed et si patroni decesserint extraneis heredibus relictis, hi non vocantur ad liberti hereditatem: cognationis enim iure succeditur libertis. (συγγενικῷ γὰρ δικαίῳ κληρο νομοῦνται οἱ ἀπελεύθεροι): Gai. III. 58. 64. — 26 = optivkinder, sowohl des Freigelassenen wie des Pa= trons, gelten nach dem leßten großen Justinianeischen Gesetz als extranei: L. 4. §. 22. C. cit.: quodsi adoptivos liberos habent manumissi aut patroni, hos, licet filii familias sint, non filiorum loco habemus sed extraneorum; aber in früheren Zeiten werden beide Punkte im Gegensatz gestanden haben. a) Adoptivkinder des Patrons beerben auch wohl schon nach der legitima hereditas den Freigelassenen; jedenfalls hat man sie in den vom Freigelassenen zu prästirenden bonor aufgenommen (vgl. auch Cuiacii Obs. 7. 1.); s. Ziff. 192. Anm. 64.; 8) dagegen erbte wohl nach ursprünglicher Idee des Instituts der Patron gleich, wenn der Freigelassene keine naturales sui hinterließ [sui non naturales sind, außer der Frau in manu, in der prähistorischen Zeit hier noch gar nicht denkbar, da Arrogation vor dem Volke früher wohl nur in Verbindung mit Testamentserrichtung vorkam (Civ. Stud. IV. S. 187.), und in adoptionem dationes überhaupt erst ein späteres (Ziff. 66. A. 27.) Institut sind]. Als dann das geschriebene Recht der 12 Taf. alle sui des Freigelassenen zur Erbfolge vor dem Patron berief, war nach dem Buchstaben des Gesezes der Vorzug der sui non naturales vor dem Patron allerdings nicht zu bezweifeln. Aber er widersprach doch der alten Idee

Und ebenso wie das alte Recht hinter den Agnaten die Gentilen ruft, so stellt es auch für die FreigelassenenGüter hinter den Patron und dessen liberi die patro: natischen Gentilen. Wir haben also für die patronatische legitime Erbfolge zwei Klassen: die agnatische (patronus, patrona, liberi patroni) und die gentilicifche.

A. Die patronatisch-agnatische Erbklasse. 1) Vier Hauptprincipien heben unsere Quellen hervor. a) Den Kreis der Berechtigten bilden: die durch den eigenen Act der Freilassung oder durch die blutsgemein - agnatische Descendenz vom Freilasser mit dem Freigelassenen Verbundenen. Also a) der Patron. B) Die blutsgemein-agnatische männliche Descendenz des Patrons: Sohn, Sohnessohn, Sohnessohnessohn 33); civis Romani liberti hereditas ad extraneos heredes patroni nullo modo pertinet; ad filium autem patroni nepotesque ex filio et pronepotes ex nepote (filio nato) prognatos omnimodo pertinet, etiamsi (a) parente fuerint exheredati, Gai. III. 58. Also der Grund ihres Rechts ist die persönlich agnatische Verbindung, woran der exheredirende Wille des Vaters (Gai. III. 64.) nichts ändern kann. Die volle Stel: lung aber (als Quasi-pater) hat nur der Mann, weil er allein (wie das in der Tutel hervortritt) dem Frei

des Instituts und so ward er für den Patron Grund zur querela". Gai. III. 40. (f. das Weitere unten Ziff. 172. Nr. I. 2.).

33) Vat. Fr. §. 308.: in XII tab. patroni appellatione etiam liberi patroni continentur; Coll. XVI. 8. §. 3.: si libertinus est vel libertina patrono eius legitima hereditas patronaeve lege XII tab. defertur.

gelassenen den im Patronatsverhältniß liegenden Schuß voll zu gewähren im Stande ist34). Für diese Patronsfinder gilt daher der Saß, Gai. III. 45.: quae diximus de patrono, eadem intellegemus et de filio patroni item de nepote ex filio (et de) pronepote ex nepote filio nato prognato 35). ) Die Patronin (d. h. die Freilasserin) hat dasselbe patrona: tische Erb- Recht (ius in bonis libertorum), welches die 12 Taf. dem Patron gegeben haben, Gai. III. 49. d) Ebenso haben die agnatisch-weiblichen liberi des Patrong (filia patroni, neptis ex filio und proneptis ex nepote filio nato prognata) das dem Patron von den 12 Taf. gegebene Erb: Recht 36).

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b) In der patronatisch agnatischen Klasse wurde, wie es überhaupt für die legitime Agnatenklasse gilt, nur der proximus quisque gerufen; in hereditate civis Romani liberti patronus alterius patroni filium excludit, et filius patroni alterius patroni nepotem repellit (Gai. III. 60.) $7).

34) Tit. J. in fin. de legit. patr. tut. 1. 17.: si a femina impubes manumittatur, ipsa ad hereditatem vocatur, cum alius est tutor.

35) Fr. 1. 3. de her. pet. (Gai.): hereditas ad nos pertinet aut vetere iure . . e lege XII tab. ... ab intestato quod manumisimus defunctum quodve parens noster manumiserit. novo iure fiunt heredes, cet.

36) Tochtersöhne des Patrons haben so wenig legitimes Erbrecht, wie Kinder der Patronin.

37) Paul. sent. III. 2. §. 1.; Ulp. XXVII. 2. 3.; fr. 23.;

§. 1. de bon. lib. 38. 2.; fr. 5. §. 1. 2. de adsign. lib. 38. 4.; fr. 3. §. 7. (vgl. fr. 9.) de legitim. tut. 26. 4.; fr. 51. de op. lib. 38. 1.

c) Die Berufung der Nächststehenden erfolgt nach Köpfen. a) Haben Mehre zusammen manumittirt (seien es Männer oder Frauen), so werden die patroni oder patroni et patronae zusammen (simul) zur Erbschaft zugelassen; und zwar zu gleichen Kopftheilen, wenn sie auch früher ungleiche Eigenthumsantheile an dem Skla: ven gehabt hatten; Gai. III. 59.; Ulp. XXVI. 4. (vgl. auch fr. 17. de bon. libert. 38. 2.). Hat der Eine der Patrone seinen Theil ausgeschlagen oder ist er vor der Antretung weggefallen, so fällt die ganze hereditas dem anderen mitberufenen Patron zu, Gai. III. 62. — 6) Ebenso erfolgt an die Kinder verschiedener Patrone die Berufung nach Köpfen; si unius patroni tres forte liberi sunt et alterius unus, hereditas civis Romani liberti in capita dividitur, i. e. tres fratres tres portiones ferunt et unus quartam, Gai. III. 61.; Paul. sent. III. 2. §. 3; Ulp. XXVII. 4.; fr. 1. §. 8. de adsign. lib. 38. 4.

d) Wie alle alte legitima hereditas, so wird auch das patronatisch-agnatische Erbrecht durch capitis deminutio aufgehoben 38).

38) Vgl. Ziff. 174. Nr. IV. 2. b.

Ulp. XXVII. 5.:

legitimae hereditatis ius, quod ex lege duodecim tabularum descendit, capitis minutione amittitur; fr. 1. §. 8. de adsign. lib. 38. 4.: ceterum si fuerit capite minutus; [vgl. fr. 2. de legitim. tut. 26. 4. — vgl. aber auch fr. 10. §. 2. de in ius voc. 2. 4.]; Gai. III. 51.: si neque ipsa patrona neque liberta capite deminuta sit, ex lege XII tab. ad eam hereditas pertinet .. si vero huius vel illius capitis deminutio interveniat. . legitimo iure capitis deminutione perempto. §. 2. J. de Seto. Orfit. 3. 4.: illam regulam qua novae hereditates legitimae capitis

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