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von 1860 steht: die Fürsten von Satzuma, Ohosumi und Hiuga sind zugleich Landpfleger über das Reich Liu-kiu. Dem wieder eingesetzten Könige wurde aber als Bedingung gestellt, die er annahm, dass er sich bei Einsetzung eines neuen Shogun einer Reinvestitur unterwerfe und zwar durch das Medium des Fürsten von Satzuma, und dass jeder neue König der Liu-kiu zum Danke eine Gesandtschaft nach Jedo schicke. Solcher Gesandtschaften sind vom Jahre 1611 bis 1850 ihrer 15 abgesendet worden. König musste auch den Vermittler spielen und einen Brief an den Kaiser von China besorgen lassen, als Yeyasu die Beziehungen zu China wieder erneuern wollte; er war so gewissermaassen Geschäftsträger von Japan. Er erhielt zwar keine Antwort, aber es kamen zahlreiche chinesische Kaufleute wieder nach Japan.

Der

Trotz alle dem zahlte Liu-kiu auch ferner Tribut an China. Im Jahre 1663 empfing der chinesische Kaiser Kang-hi) den Tribut und die Abgesandten des Königs Tschang-tsche; er schickte dagegen Grosse seines Reiches. und kostbare Geschenke nebst denen, welche schon sein Vater für den König der Liu-kiu bestimmt hatte. Mit ihnen gingen tatarische Gesandte, und nach deren Ankunft wurde Tschang-tsche mit grösster Feierlichkeit als König von Liu-kiu und als Tributär des Mantschu-Tataren-Reiches installirt. Der Kaiser begann für Liu-kiu zu sorgen, wie noch nie ein Kaiser von China gethan. Er liess dort zu Ehren des Confucius einen Palast bauen, gründete eine Schule zur Erlernung der chinesischen Schrift; er verlangte, dass ihm nicht mehr Sandelholz, Gewürznelken und andere Dinge geschickt würden, welche nicht Producte ihres Landes seien, sondern eine bestimmte Menge von Schwefel, Kupfer, Zinn, Perlmutterschalen, welche in Peking sehr geschätzt waren; und er genehmigte, dass ihm ausser dem üblichen Tribute im Lande trefflich gefertigte Zaumzeuge, Sättel, Degenscheiden &c. gesendet würden. Gern ergriff er auch die Gelegenheit, sich die Achtung und Liebe seiner Völker zu gewinnen. Als 1708 der Palast des Königs niederbrannte, die Orkane die unerhörtesten Verwüstungen anrichteten, ein grosses Viehsterben eintrat und ansteckende Krankheiten das Elend auf den Gipfel trieben: da schaffte der grossmüthige Kang-hi so beträchtliche Hülfe zur Erleichterung des Volkes, dass dasselbe noch jetzt ihm die lebhafteste Dankbarkeit bewahrt. Im J. 1719 schickte er nach Liu-kiu den gelehrten Dr. Su-pao-koang.

König Tschang-king sandte 1723 seinen Tribut 2) nach China; dasselbe that sein ihm 1750 folgender und bis 1804 lebender Sohn Tschang-muh; es folgte dessen ältester Sohn, der aber schon in demselben Jahre starb, und dann folgte

ein Enkel von Tschang-muh, Tschang-hao, welcher 1815 vom Kaiser von China Bestätigung und das Siegel empfing.

Nach Hoffmann 1) war 1859 das Haus Seang ausgestorben und ein Seitenzweig zur Regierung gelangt. Als nun nur ein fünfjähriger Thronfolger vorhanden war, rief das Volk den Sho-tai, einen Abkömmling von Satto, dem Gouverneur von Urasoyé, als 34. König (seit Sun) aus. Diesem, der dem Kaiser von Japan zum Umschwunge in seinem Reiche hatte beglückwünschen lassen, verlieh 1872 der Kaiser von Japan den Titel „,souveräner Fürst von Liu-kiu", gab ihm ein Haus in Tokio und schickte ihm Verwaltungsbeamte 2). So war er in die Reihe der Kuwazoku, der ehemaligen Daïmios oder japanischen Lehnsfürsten, aufgenommen. Der Liu-kiu-Archipel selbst wurde zu einem Han, später zu einem Ken (Provinz) erklärt, also der directen Verwaltung der japanischen Regierung einverleibt.

Dennoch sendete 1873 der Liu-kiu-König den zweijährigen Tribut nach China 3). Darum hätten sich freilich die bisherigen Herren, die von Satzuma, nicht gekümmert; aber der neue Herr, der Kaiser von Japan, befahl dem Han-Verwalter, sich durch eine Gesandtschaft in Tokio zu verantworten. Als Vertheidigung schrieb die Regierung von Liu-kiu: „Seit fast 500 Jahren hat uns China beschützt; auf China sehen wir wie auf unseren Vater, auf Japan wie auf unsere Mutter. Es ist also hart, uns zu befehlen, dass wir mit China brechen sollen. Confucius sagt: „Treue ist mehr werth als das Leben"; und Mencius:,,Das Leben ist kostbar, die Tugend ebenfalls; können beide nicht zusammen bestehen, so wirf das erstere weg und behalte die zweite". Sollten wir unsere Verbindung mit China plötzlich abbrechen, so würden wir nicht nur sehr undankbar sein, sondern auch unseren Handel wesentlich schädigen. Gestatte uns also, dass wir beiden Mächten, wie ehedem, auch ferner unseren Tribut darbringen. Sollte es aber nicht sein, so möge Japan davon China in Kenntniss setzen, dass es allein ein Recht auf unser Land habe. Sollen wir selbst China Anzeige davon machen, so fordert man von uns einen Treubruch; und wer sich dessen schuldig macht, ist nicht besser als ein stummes Thier. Ohne Zweifel würden wir in Folge dessen mehr Schutz von Japan gewinnen; aber unsere Ehre wäre verloren". Die Antwort auf diese rührenden Worte lautete, die japanische Regierung werde sich mit der chinesischen über diese Sache in's Vernehmen setzen. Es wurden auch Verhandlungen in Peking gepflogen, doch ohne zu einem definitiven Abkommen zu führen.

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Vor einigen Jahren waren auf Formosa schiffbrüchige Bewohner der Liu-kiu-Inseln getödtet worden. Japan schickte darauf als Gesandten Soyeshima nach China, welcher mit dem Kaiser einen Freundschaftsvertrag schloss und eine Satisfaction für den Mord forderte. Da nun aber China erklärte, dass es über die Leute von Formosa Nichts vermöge, so schickte Japan eine Armee nach dieser Insel. China nannte diese Expedition illegal, da ihm Formosa gehöre, und deshalb musste abermals ein Gesandter, der General Saigo-Tsuku-Mischi, nach Peking gehen. Nach langen Verhandlungen erklärte endlich China die Expedition. für ordnungsmässig, zahlte 500 000 Taels Indemnität und

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wurde nun freilich im Pekinger Vertrage Liu-kiu als factischer Theil des japanischen Reiches anerkannt, namentlich durch Zahlung der Indemnität. Aber unter den Schlachtopfern waren auch eigentliche Japaner gewesen, und der Passus des Tractates: "Formosa, wo mit Vorbedacht Leuten Schaden geschehen, welche zu Japan gehörten", scheint wohl eine zweideutige, schlaue chinesische Ausdrucksweise zu sein, ohne welche sich die Chinesen ja nie zu äussern vermögen. Jedenfalls gehört Liu-kiu durch das Recht der Eroberung zu Japan, und alle früheren Verträge des Landes sind damit hinfällig geworden.

Der neue Vulcan im Ilopango-See.

Die schon so oft von Erdbeben und Vulcanausbrüchen verwüstete Republik Salvador wurde seit dem 20. December 1879 von neuen Erschütterungen heimgesucht, welche ihr Centrum im Ilopango-See zu haben schienen. Nach einem starken Stosse am 31. December begann der See plötzlich stark zu steigen, bis er am 11. Januar seinen höchsten Stand 1,22 m über sein gewöhnliches Niveau erreichte. Dieser Erscheinung folgte bald ein anderes eigenartiges Phänomen; am 20. Januar Abends erschien plötzlich inmitten des Sees mit starkem Geräusche eine mächtige Rauchsäule, worauf am nächsten Morgen an der Stelle des Ausbruches einige neue Felsen sichtbar wurden. Auf die Kunde von diesen Ereignissen veranlasste das Instituto Nacional von Guatemala die Staatsregierung, eine wissenschaftliche Deputation in die Nachbarrepublik zu entsenden, um die Erscheinungen an Ort und Stelle zu studiren. Bereitwillig stellte das Unterrichtsministerium die erforderlichen Mittel zur Verfügung und am 12. Februar trat die Commission, bestehend aus den Topographen Prof. M. R. Ortega, Prof. E. Rockstroh und dem Studenten G. Aguilar die Reise an. Nach ihrer Rückkehr erstatteten sie einen ausführlichen Bericht 1), welcher unseren Mittheilungen zu Grunde liegt.

Bereits auf der nur wenige Tage in Anspruch nehmenden Reise zu Lande nach San Salvador begann die Commission ihre Beobachtungen, besonders über den geologischen Bau der passirten Strecke. Der ganze südliche Theil von Guatemala ist vulcanischen Ursprunges, überall treten Porphyr-Gesteine zu Tage, nur selten von Basalten unter

1) Informe de la comision cientifica del Instituto Nacional de Guatemala, nombrada por el Sr. Ministro de Instruccion Pública para el estudio de los fenómenos volcánicos en el Lago de Ilopango de la República del Salvador. 8o, 65 pp., mit Karte. Guatemala, 1880.

brochen. Wo eine Schicht verwitterten Bimssteins und vulcanischer Asche den Boden bedeckt, entwickelt sich eine üppige Vegetation. Auf der letzten Strecke bis zum Grenzfluss Rio Paz bekommt die Landschaft ein anderes Aussehen, denn die Oberfläche ist anfänglich mit basaltischer Lava, später scheinbar mit einer einzigen Porphyr-Steinplatte bedeckt, welche nur eine spärliche und verkrüppelte, schon durch die Farbe des Laubes auf die Unfruchtbarkeit des Bodens hindeutende Vegetation emporkommen lässt. Verstärkt wird der traurige Eindruck, den die Landschaft macht, noch durch die kahlen, mit schwarzen Steinen besäeten Bergabhänge. Bald nach dem Überschreiten des Rio Paz bieten sich dem Auge des Reisenden wieder erfreulichere Bilder; in der vom Oberlauf des Rio Lempa durchflossenen Hochebene zwischen dem Küstengebirge von Salvador und der centralen Kette der Cordillere liefern stark verwitterte Gesteine dem Ackerbau einen ausgezeichneten Boden. Ihren Höhepunkt erreichte die Uppigkeit der Vegetation am Fusse des 1879 m hohen Vulcans San Salvador. Überall fällt der Blick auf uralte, mit Moos bedeckte Stämme, an deren mächtigen Ästen unzählige Pflanzenparasiten emporklettern, dazwischen breiten sich kleine Gebüsche mit wohlriechenden Blumen und kräftige Bäume mit Waldfrüchten aus, über alle aber erhebt sich die schlanke, zierliche Palme.

In der 1854 gegründeten Stadt Nueva San Salvador oder Santa Tecla, von wo aus zuerst die sich ca 1500— 2000 F. erhebende Rauchsäule des neuen Vulcans beobachtet wurde, sowie in der Hauptstadt San Salvador selbst wurde nur ein kurzer Aufenthalt genommen, hauptsächlich, um die nöthigen Informationen über den Verlauf der vulcanischen Erscheinungen einzuziehen. Am 23. Februar begab sich die Commission nach Apulo am Ilopango-See, wo der

Präsident der Republik ein Haus zu ihrer Verfügung gestellt hatte. Besonders eingehende Berichte erhielt sie von Dr. D. Gonzalez, Dr. A. Mendez und dem amerikanischen Geologen Goodyear, welcher die vulcanischen Erscheinungen schon längere Zeit im Auftrage der Regierung von Salvador beobachtet hatte. Am 24. December 1879 war derselbe in Asino am Ufer des Ilopango-Sees eingetroffen und hatte bis zum 30. December theils hier, theils in Ilopango, wohin er am 27. December, nachdem ein starker Stoss die telegraphische Verbindung zwischen Asino und der Hauptstadt unterbrochen hatte, übersiedelte, 358 Erschütterungen wahrgenommen, deren Dauer zwischen 1 und 12 Secunden schwankte, einzelne stärkere Stösse erreichten eine Dauer von 20 und 30 Secunden, der stärkste, welcher die erwähnte Störung des Telegraphen hervorbrachte, währte 50 Secunden. Auch in den folgenden Tagen wurden in San Salvador noch einzelne stärkere und schwächere Bewegungen wahrgenommen.

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Statt dieser Erdstösse begann vermuthlich am 31. December ein allmähliches Steigen der Wassermassen des Sees einzutreten, welche sich schliesslich am 11. Januar 1,22 m über das gewöhnliche Niveau erhoben und eine Zunahme seines Volumens um ca 66 Millionen cbm ergaben. Natürlicherweise musste diese enorme Wassermasse den Ausfluss des Sees an seinem südöstlichen Ende beeinflussen. Dieser, welcher bis dahin als ein kleiner Bach von 6 m Breite und 30 cm Tiefe zwischen den steilen Abhängen des Vulcan Cojutepeque im N und des Berges Cuxcux im S dahinfloss, wurde zu einem reissenden Strome; von seinen Ufern, welche aus vulcanischen Gebilden und Conglomeraten be

stehen, wurden ungeheuere Massen angeschwemmt, und in wenigen Tagen hatte der Strom, welcher in den Tagen. vom 12.-20. Januar ein Volumen von 500 Millionen cbm, durchschnittlich 7-24 cbm in der Secunde, entführte, mit seinem gewaltigen Gefälle sich ein 10 m tiefes Bett gewühlt, in welchem die Wassermassen des Sees dem Jiboa entgegeneilten. In Folge dessen trat dieser weithin über seine Ufer und richtete grossen Schaden an. Als der See aufhörte zu steigen, begann er auch sofort wieder zu fallen, und zwar wegen des erweiterten Ausflusses mit so grosser Schnelligkeit, dass sein Niveau am 12. Januar in 3 Stunden um 2,54 m sank, also 1,32 m unter sein gewöhnliches Niveau gefallen war. Am 11. Februar war der Spiegel um 9,22 m unter seinen höchsten Stand gesunken, und diese Verminderung des Volumens, welche allein durch. den tiefer gewordenen Ausfluss, den das Wasser sich selbst geschaffen hatte, bedingt war, dauerte nach dem Eintreffen der Commission an Ort und Stelle noch an; bis zum 6. März fiel der See 10,49 m unter seinem höchsten Stand, 9,27 m unter sein bisheriges Niveau, und sein Volumen hatte bis dahin um mehr als 635 Millionen cbm abgenommen.

Wie bei früheren Erdbeben waren auch die Erschütterungen am Ilopango - See von Schwefelwasserstoffgas - Ausdünstungen begleitet, welche die Luft zuweilen bis nach Nueva San Salvador inficirten und das Wasser des Sees ungeniessbar machten. Am 9. Januar wurden zuerst einige Flocken schwarzen Schaumes auf der Oberfläche des Sees bemerkt, welcher getrocknet einen schwarzen, aus Schwefel und Eisen bestehenden, an einer Flamme sich mit leichter Explosion entzündenden Staub zurückliess. Wahrscheinlich bildete sich die Zusammensetzung durch die Verbindung des in Blasen aufsteigenden Schwefelwasserstoffgases mit Eisensalzen, die im Wasser aufgelöst sind.

Als die Entstehung des neuen Vulcanes in der Hauptstadt bekannt wurde, eilte Goodyear sofort zum See zurück und suchte am 21. Januar die aufgetauchten Felsen zu erreichen. Am Ufer hatte die Temperatur des Wassers noch keine Änderung erfahren, 300 m von den Felsen entfernt stieg dieselbe aber sehr schnell und war in ihrer unmittelbaren Umgebung siedend heiss. Hier stiegen unzählige Blasen auf, welche den erwähnten schwarzen Schaum an die Oberfläche brachten, und schwache Explosionen auf dem Grunde des Sees trieben Ströme heissen Wassers empor, welche sich 3 bis 4 m, zuweilen sogar 10 m über die Oberfläche erhoben. Der dichte Rauch liess die Felsen nicht deutlich erkennen, es schienen deren 4 oder 5 zu sein, deren höchster den Spiegel des Sees um 8 bis 10 m überragte. Vom 23. Januar an erlitten diese neuen Gebilde fortwährende Änderungen, sie erreichten eine Höhe von 30 bis 40 m, die einzelnen Felsen vereinigten sich zu

grösseren Inseln, um theilweis wieder zu verschwinden, so dass bei der Ankunft der Commission an den Ufern des Sees am 23. Februar nur ein grösserer Kegel von 50 m Höhe und 150 m Breite und Länge, sowie zwei kleine Inselchen, welche auch bald wieder verschwanden, übrig

waren.

Der See von Ilopango hat nach den trigonometrischen Messungen, welche Prof. Ortega während seiner Anwesenheit vornahm, in der Richtung von O nach W eine Länge von 9,2 km und von S nach N eine Breite von 7,3 km. Verschiedene in den See vorspringende Halbinseln bilden Buchten, so am Westufer die Bai von Asino, welche durch die Halbinsel Zacatename von der Ensenada de los Texacuangos getrennt ist. Auf der östlichen Seite finden wir die beiden Buchten von Cojutepeque oder Cujuapa und von Atuscatla, getrennt durch die Halbinsel Cutalíya; beide Halbinseln waren bis zum Sinken des Seespiegels Inseln gewesen. Am Nordufer befinden sich eine Reihe kleinerer Einschnitte, unter denen die grössten die Bucht von San Martin und San Pedro Perulapan sind; das Südufer bietet nur einen tieferen Einschnitt, Paradero de los Tepesontes, deren innerster Theil Rincon del Cañal heisst. Von den Inseln, die vor dem Beginne der vulcanischen Erscheinungen existirten, ist nur noch die Isla de los Patos vorhanden, welche durch einen tiefen Canal vom Südufer getrennt ist, die übrigen stehen jetzt mit dem Festlande in Verbindung. Dagegen sind einige kleine Inselchen aufgetaucht, welche sich bei fernerem Abflusse des Wassers zum Theil noch mit dem Lande vereinigen werden.

Der See ist von steilen Bergen ringsum eingeschlossen, welche nur bei Asino und Apulo so weit zurücktreten, um einem schmalen Ufersaume Platz zu machen. Dieselben bestehen aus Porphyrgesteinen ebenso wie die neu aufgetauchten Inseln im See. Im Suden erhebt sich die Montaña de los Tepesontes, welche dem Küstengebirge von Salvador angehört. Die höchsten Erhebungen in dieser Kette sind der Cuxcux (959 m) und weiter nach Westen San Miguel Tepesonte (1007 m), an dessen Abhange auf einem kleinen Plateau der gleichnamige Ort (813 m) gerade südlich von der Isla de los Patos erbaut ist. Der Abfall zum See ist ungeheuer schroff, nur drei schwer zu begehende Pfade führen zum Gestade hinab. Von der Ebene von San Salvador ist der See durch die Hügel von San Márcos und San Jacinto (mit einheimischen Namen Amatepeque, 1187 m) getrennt, welche steil an dem Westufer emporsteigen. Im Volksmunde gilt der letztere Berg als der Urheber aller vulcanischen Erscheinungen, und von ihm geht die Sage, dass er in den letzten Jahren bedeutend, ja sogar während der letzten vulcanischen Erscheinungen um mehrere Fuss an Höhe zugenommen habe. Das Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1880, Heft XII.

Nord- und Ostufer wird von schroffen Ketten gebildet, die im Vulcan Cojutepeque, welcher sich nur 200 m über den Ort gleichen Namens erhebt, zusammentreffen.

Kein bedeutender Bach fliesst dem See zu, wenige schwache Wasserfäden kommen von den umgebenden Bergen herunter, nur in den Wintermonaten stürzen von ihnen in Folge der tropischen Regengüsse gewaltige Wassermassen herab, welche überall an den Abhängen tiefe Schluchten gewühlt haben. Gespeist wird der See hauptsächlich durch starke Quellen, von denen eine in der Bucht Rincon del Cañal mit grosser Gewalt emporsprudelt, so dass sie an der Oberfläche noch sehr wohl bemerkbar ist. Die Tiefe des Sees nimmt nach der Mitte hin zu, die tiefste Stelle scheint sich in der Nähe des neuen Vulcans zu befinden, wo von der Commission 209 m gemessen wurden. Das südliche Ufer fällt sehr schroff zu bedeutenden Tiefen ab.

Als die Wassermassen des Sees abnahmen, wurden an vielen Punkten längs des Ufers Baumstümpfe sichtbar, welche noch fest im Boden wurzelten und mit einer dicken Kalkkruste bedeckt waren, ein Beweis, dass das Niveau bereits in früherer Zeit einmal niedriger gewesen sein muss. Es stellte sich denn auch in der That heraus, dass durch Erschütterungen, welche im J. 1770 bei der Bildung des Vulcanes Izalco Statt gefunden hatten, der Ausfluss des Sees sich verstopfte und dadurch ein Steigen des Wassers veranlasste. Am Ufer blieben Myriaden von Muschelschalen einer Physa zurück, welche vermischt mit sehr feinen Steinpartikelchen einen feinen Sand bilden.

Für die umwohnende Bevölkerung ist der Ilopango-See von grosser Bedeutung, da sein Fischreichthum für sie die grösste Einnahmequelle ist. Als die Spanier das Land besetzten, scheint der See noch keine Fische enthalten zu haben, erst später wurden Versuche gemacht, ihn zu bevölkern, und mit gutem Erfolge, denn die Städte San Salvador, Santa Tecla und Cojutepeque wurden bisher von hier aus mit frischen und fast das ganze Land mit getrockneten Fischen versorgt. Es kommen vier verschiedene Arten vor, welche mit den Namen Mojarra, Burrito, Pepesca und Chimbolo bezeichnet werden; die beiden ersteren gehören dem in ganz Central-Amerika verbreiteten Genus Heros an, die beiden anderen konnten nicht bestimmt werden. Der Fischfang wurde hauptsächlich in den Monaten November bis März betrieben, brachte aber auch in den übrigen Monaten guten Ertrag. In den Zeiten vulcanischer Thätigkeit, welche den See mit Schwefelwasserstoffgas inficirte, zogen die Fische sich hart an die Ufer zurück und konnten hier halb betäubt massenhaft mit den Händen ergriffen werden. So geschah es denn auch bei der Bildung des Vulcans inmitten des Sees, welche seine Bevölkerung vollständig vernichtete; denn die starke Inficirung und Erhitzung des

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Wassers zwang die Fische, in der Nähe der Ufer Schutz zu suchen, wo sie bei dem Fallen des Wassers massenhaft liegen blieben, so dass allein bei Asino mehrere hundert Menschen Tage lang zu thun hatten, um sie zu begraben und so das Entstehen von Epidemien zu verhindern. Trotz hoher Belohnungen, welche die Commission aussetzte, konnte sie nicht einen einzigen lebenden Fisch erwerben. Früher hielten sich in dem See auch Eidechsen auf, welche seit ca 25 Jahren gänzlich ausgestorben sind.

Seit kurzer Zeit ist durch die Initiative des Präsidenten ein kleiner Dampfer auf dem See in Fahrt gestellt, sowie zwei gute Kähne, welche den bisweilen plötzlich einbrechenden Stürmen besser Widerstand leisten können, als die aus einem Stamme hergestellten Fischernachen.

Nach der politischen Eintheilung des Landes gehört der See zu drei Departements: die westliche Hälfte zum Dep. San Salvador, das Nord- und Ostufer zum Dep. Cuscatlan und ein Theil des Südufers zum Dep. La Paz. Die Umgegend des Sees ist dicht bebaut; die Bevölkerung betreibt Viehzucht und Ackerbau, überall bestehen Zuckerplantagen, im NO bei Cojutepeque wird besonders Tabak cultivirt. Der weitere Umkreis wird nach der letzten Zählung von 1879 in 14 Ortschaften von 24 807 Seelen, das benachbarte Thal von San Salvador in 8 Ortschaften von 22 799 Seelen bewohnt, worunter sich die Hauptstadt mit 14000 Seelen befindet.

Der Aufenthalt der Commission am See währte vom 23. bis 29. Februar, in welcher Zeit Prof. Ortega seine kartographische Aufnahme beendigte, während Prof. Rockstroh auf verschiedenen Fahrten quer über den See durch Lothungen die Tiefenverhältnisse ermittelte. Seine Bemühungen, den Vulcan selbst zu erreichen, waren lange vergebens, da starke Ausdünstungen von Schwefelwasserstoff und Rauchsäulen die Annäherung erschwerten. Am 24. Februar gelangte er jedoch zu den kleinen Inselchen, die etwa 100 und 150 m von dem Krater entfernt aufgetaucht waren und zwei Tage nachher wieder verschwanden. Sie bestanden aus lockeren, sehr porösen Gesteinen; das Wasser bei den dem Krater zunächst liegenden Felsen hatte eine Temperatur von 48° C., bei den entfernteren nur 35° C. Am 28. Februar endlich konnte Prof. Rockstroh, durch verschiedene Umstände begünstigt, auch den Krater selbst erreichen; 200 m von demselben entfernt schwankte die Temperatur des Wassers zwischen 37° und 39° C., dann nahm sie sehr schnell zu und betrug bei einer Entfernung von 100 m bereits 45°, in unmittelbarer Nähe des Vulcans 50°. Der Felsen, welcher merkwürdigerweise durchaus nicht erhitzt war, zeigte eine Färbung wie oxydirtes Eisen. Die mitgenommenen Gesteinsproben erwiesen sich durch die spätere Untersuchung als eine neue Lava,

welche alle Eigenschaften des Rhyolith besitzt. Sie sind von hellgrauer Farbe mit einzelnen schwarzen, von Hornblendekrystallen herrührenden Flecken; ihre Bestandtheile sind geringe Mengen von Quarz, oligoklasischer Feldspath, theilweis krystallisirt, und Sanidin, neben welchen zahlreiche Krystalle von Hornblende und Augit vorkommen.

Am 29. Februar nach der Hauptstadt zurückgekehrt, begann Prof. Rockstroh am 2. März eine mehrtägige Rundreise um den See, um zu beobachten, in welcher Weise die vulcanischen Erscheinungen sich in seinem weiteren Umkreise bemerkbar machten. Die Ortschaften hatten theilweis sehr stark gelitten, andere dagegen waren fast ganz verschont geblieben, besonders der blühende Ort Cojutepeque im NO des Sees, während Analco im O in der Nähe des Ausflusses fast ganz in Trümmern lag. Auf dem Wege von Analco nach San Miguel Tepesontes musste der Cuxcux überschritten werden, von dessen Höhe sich dem Reisenden ein prachtvoller Rundblick darbot, der für alle Mühseligkeiten entschädigte. Im Süden dehnte sich die dicht bewaldete Küste aus, begrenzt von dem unabsehbaren Ocean, zu Füssen schlängelte sich der Jiboa durch lachende Gefilde, über welche der imposante Vulcan San Vincente sein Haupt erhob. Der steile Abfall des Küstengebirges zum Meere wurde durch kleine Plateaux unterbrochen, auf denen arbeitsame Hände Wohnungen und frisch grünende Plantagen geschaffen hatten. Vom Vulcan San Miguel im Osten bis zum Chingo im Westen umfasste der Blick fast die ganze Republik bis an die hohen Grenzgebirge gegen Honduras. In der Tiefe lag der malerische Ilopango-See, in dessen Gewässern sich der blaue Himmel spiegelte, eingefasst von dem weissen Ufersande und von hohen Bergen umrahmt; in seiner Mitte entstieg dem neuen Vulcan eine riesige Rauchsäule, die bis an die Abend wolken reichte und wie diese bei dem Untergange der Sonne in schönster Färbung erschien.

Während der Rückreise längs des Südufers begann wieder eine lebhafte Thätigkeit des Vulcans; in 55 Minuten wurden nicht weniger als 237 Detonationen gezählt. In Folge dessen entschlossen sich die Reisenden, dem See nochmals einen Besuch abzustatten; in der Nacht vom 5. zum 6. März dauerte diese lebhafte Thätigkeit an, in 6 Stunden wurden mehr als 900 sehr laute Detonationen wahrgenommen, welche sich mit starkem Artilleriefeuer vergleichen liessen. Der Vulcan hatte in der Zwischenzeit bedeutend an Umfang abgenommen, fast der dritte Theil war in den Wellen verschwunden, gleichsam als Ersatz waren 5 bis 6 neue Felsen nördlich davon aufgetaucht. Die Temperatur des Wassers war sehr stark gestiegen und wird, je länger die Thätigkeit des Vulcanes anhält, noch zunehmen; hart am Ufer betrug sie 33,5° bis 35° C.,

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