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Gold, Sclaven, Straussenfedern und Kleidungsstücke und kommen nach etwa 3 Monaten nach Tenduf zurück, von wo die mitgebrachten Producte des Sudan durch andere Karawanen in's Innere von Marokko und bis in die atlantischen Häfen weiter geschafft werden.

Diese Timbuktu-Karawane der Leute von Tenduf, Akbar, die grosse, genannt, wird in der Regel nur einmal des Jahres unternommen, aber selten zählt sie weniger als 3bis 400 gut bewaffnete Leute und 1000 bis 1200 Kameele. Sie geht nach Dr. Ollive's Angaben von Timbuktu nach Arauan in 20, von da nach Tenduf in 35, von Tenduf nach Aït Baha in 8 und weiter nach Mogadar in 5 Tagen, daher von Timbuktu bis Mogador in 68 Tagen. Die Transportkosten betragen für eine Ladung von 3 Centnern oder 162 Kilo von Timbuktu bis Tenduf 375 Frcs., von Tenduf bis Mogador 40 Frcs. Der Werth der Waaren, die eine solche Karawane aus dem Sudan bringt, beläuft sich im Ganzen auf etwa 775 000 fr., und zwar sind dabei vertreten die Straussenfedern mit 400 000, Goldwaaren und Goldstaub mit 100 000, Elephantenzähne mit 150 000, Negersclaven (ca 500) mit 125 000 fr. Die Straussenfedern, welche den hauptsächlichsten Artikel ausmachen, gehen zum grössten Theil nach London, das Elfenbein darf nicht aus Marokko ausgeführt werden, es verkauft sich im Sus, so wie in den Städten Marokko und Fez, WO es hauptsächlich zu Flintenkolben verwendet wird; auch die Sclaven bleiben in Marokko. Der Hauptartikel, der nach Timbuktu gebracht wird, ist Baumwollenzeug, und zwar ausschliesslich englisches, ausserdem Zucker aus Marseille, Thee aus London. Als ein bemerkenswerthes Factum erwähnt Dr. Ollive, dass die grosse Karawane seit sechs Jahren ihre Reise ohne feindliche Angriffe und andere üble Zufälle zurückgelegt habe, wogegen sie vor dieser Zeit durchschnittlich einmal in zwei Jahren von den Wüstenbewohnern beraubt wurde.

Paul Soleillet traf im Mai wieder in Paris ein. Auf seiner-Reise von Saint-Louis de Sénégal über Aderar nach Timbuktu wurde er nebst seiner Begleitung am 20. März angegriffen und beraubt, etwa eine Tagereise vor Atar. In Folge dessen musste er umkehren, doch wollte er sich am 5. Juli von Neuem in Bordeaux nach Saint-Louis einschiffen, da ihm der Minister für öffentliche Arbeiten Unterstützung für einen weiteren Versuch in Aussicht gestellt hatte. Eine ausführliche Erzählung des Vorganges bei dem Überfall giebt: „,L'Exploration" vom 20. Mai 1880 nach dem „Akbar".

Schon mehrmals bot sich Gelegenheit, nüchterne Urtheile einzelner Franzosen über die neuerdings üppig wuchernden Projecte von Binnenmeeren, Eisenbahnen u. dergl. in Afrika anzuführen. Ihnen reiht sich eine Zuschrift von Marc Maurel an den Economiste français, 15. Mai 1880, über das Project einer Eisenbahn vom Senegal nach Timbuktu an. Indem er sich für den Ausbau des algerischen Eisenbahnnetzes südlich bis Insalah ausspricht und die Frage über die Möglichkeit oder Nützlichkeit der Weiterführung dieser Bahn bis zum Sudan offen lässt, fährt er fort:,,Wenn eine Eisenbahn durch die Sahara ihre Berechtigung haben kann, würde diess auch der Fall sein mit einer Eisenbahn, die am Senegal entlang bis zu den Katarakten von Felou bei Medine und von da nordöstlich

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nach Timbuktu geführt wird? Ich sehe nicht, was sie für einen Nutzen haben könnte. Ich begreife vollkommen, dass eine kleine schmalspurige Bahn oder ein Tramway Dakar mit Saint-Louis verbinden könnte, indem sie Rufisque berührt und die bevölkertsten und bestangebauten Gegenden von Baol und Cayor durchschneidet; diese Strecke von annähernd 200 km Länge, wenn man die nöthigen Umwege im cultivirten Centraltheil des Landes in Rechnung zieht, würde gewiss die jetzige Production steigern, denn die Mauren, welche Kameele besitzen, erheben jetzt vorweg ein Drittel, manchmal sogar die Hälfte der von ihnen transportirten Erdnüsse als ihr Miethgeld. Bei der fast ebenen Beschaffenheit des Bodens und der Werthlosigkeit des zu durchschneidenden Grund und Bodens dürfte diese Eisenbahn incl. des Materials und der Stationen nicht über 50 000 fr. per km, also im Ganzen 10 Millionen kosten. Nun würde aber auch diese Bahn trotz der günstigen Bedingungen im Anfang nicht rentiren, denn die Zahl der Passagiere würde gering sein und die zum Transport kommenden Ackerbauproducte würden anfänglich nicht 20 000 Tonnen überschreiten, daher bei 20 fr. für die Tonne nur etwa 400 000 fr. einbringen. Von Jahr zu Jahr indessen würde die Production sich heben und die Colonialregierung könnte ohne grosses Risico der den Bau unternehmenden Gesellschaft 5 Procent Zinsen garantiren. Dagegen wäre es umöglich, ohne sich einer grossen Täuschung auszusetzen, eine Eisenbahn von Saint-Louis nach Bakel, von Bakel nach Medine und von Medine nach Timbuktu zu bauen. Die Entfernung ist enorm, und die wenigen Producte, welche die Ufer des Senegal auf der 200 Lieues langen Strecke von Saint-Louis nach Medine liefern, gehen jetzt für eine Fracht den Fluss hinab, die nicht 30 fr. pro Tonne übersteigt. Man ersieht daraus, dass eine Bahn an diesem grossen Fluss entlang keine Aussicht auf Bestand hat. Und was würde eine solche von Medine nach Timbuktu bei 8-900 km Länge zu transportiren haben? Ohne Zweifel werden die nach dem oberen Senegal entsendeten Ingenieure die Regierung von der praktischen Unmöglichkeit der in Frage stehenden Eisenbahn unterrichten, und ich spreche weder von dem ungesunden Klima, noch von der Feindschaft der schwer in Ordnung zu haltenden Völker. Ich begreife, dass Admiral Jauréguiberry eine schmalspurige Bahn zwischen Dakar und Saint-Louis herstellen lassen will, aber sobald er besser unterrichtet ist, wird er sicherlich auf den Bau der projectirten Bahn zwischen Saint-Louis und dem Niger verzichten. Schiffe von 1000 Tonnen können von August bis October nach Bakel gelangen, um dort beladen zu werden; der Posten Bafulabe ist dazu bestimmt, neue Producte der Central-Niederlage in Bakel zuzuführen; man wird alles in diesem fernen Lande Mögliche gethan haben, wenn man den zwischen Segu und Bafulabe reisenden Karawanen Sicherheit verschafft hat".

Städtebilder aus West- und Central-Afrika" von Ed. Rob. Flegel, d. h. eine Reihe von Schilderungen solcher Orte am Niger und Benuë, so wie an der Guinea-Küste, welche der Verfasser während seines vierjährigen Aufenthalts in West-Afrika kennen gelernt hat, beginnen in den „Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg", 1878 bis 79, Heft II mit Wukari, der Hauptstadt von Kororofa

am Benuë, einer Stadt, die Flegel mit Ashkroft und Kirk im Juli 1879 als erste Europäer betraten. Daraus erfahren wir u. A., dass Kororofa gegenwärtig von sehr beschränkter Ausdehnung ist; es erstreckt sich vom Ufer des Benuë, den man als Nordgrenze ansehen kann, obwohl die Orte Ibi, Gankera, Jebu südlich vom Flusse von Fulbe besetzt sind, nach Süden hin über ca 175 km, und die Ausdehnung von West nach Ost ist noch geringer, da Akpa (8° 43 O. L.) die Westgrenze bildet und schon am Kogin-Wukari (9° 55' O. L.), so wie am Taraba nur Fulbeund Baibai-Orte sich finden. Beigegeben ist dem Aufsatz eine Wörtersammlung, ein Plan von Wukari und 4 Tafeln Abbildungen von Haartrachten, Geräthschaften, Kleidungsstücken und Waffen der Bewohner.

Im ,,Globus" (1880, Nr. 19) giebt O. Schütt die Abbildung eines Wasserfalles im Quanza-Fluss (9° 54' S. Br., 16° 42′ Ŏ. L.), den er von Malange aus besuchte und ,,Kaiserin-Augusta-Fall" taufte. Die Abbildung erinnert an die Victoria-Fälle des Zambesi, sowohl durch den glatten, senkrechten Absturz als durch die aufsteigenden Dunstsäulen. Die Höhe des Falles wird nicht angegeben, nach der zu 600 m geschätzten Breite zu urtheilen, müsste sie aber sehr bedeutend sein. Obgleich, wie die Redaction des ,,Globus" bemerkt, Sá da Bandeira's bekannte grosse Karte von Angola an der angegebenen Stelle schon eine Cataracta do Mupa do Condo verzeichnet, dürfte die Neubenennung doch vielleicht Eingang finden, wie denn auch die Katarakten des Zambesi jetzt öfter Victoria-Fälle als Mosioatunja genannt werden. Im Allgemeinen freilich sollte man mit solchen neuen Namen zurückhaltender sein. Wie es ganz gewöhnlich ist, dass gesellige Vereine Anfangs nur aus exclusiven Kreisen sich recrutiren, nach und nach aber durch Anwachsen der Mitgliederzahl gemischter und schliesslich so gemischt werden, dass die aristokratischen Elemente wieder austreten, um eine neue Gesellschaft unter sich zu bilden, so nimmt auch mit der Zeit ganz naturgemäss der Werth eines Ordens, eines Titels oder Diploms ab, je weitere Verbreitung er findet, und genau eben so verhält es sich mit der Benennung geographischer Objecte zu Ehren einzelner Personen. So lange sie noch selten vorkam, galt sie als eine hohe Auszeichnung, jetzt darf man es schon als eine Seltenheit ansehen, wenn der Name eines Geographen oder Entdeckers nicht irgend einem Berg, Fluss, einer Insel oder dergl. verliehen ist; diese Art von Ehrenbezeugung hat eben gleich anderen durch den zu häufigen Gebrauch ihren Werth verloren. Ganz vergeblich und überflüssig ist vollends der Versuch, allgemein gebräuchliche Namen durch neue zu verdrängen, welche den Zweck haben, eine Persönlichkeit zu verherrlichen. Wer denkt jetzt noch daran, dass der Mississippi von seinem Entdecker Rivière Buade und später Rivière Colbert genannt wurde? In gleicher Weise wird nach kurzer Zeit Niemand mehr den Congo nach Stanley's Vorgang Livingstone nennen und damit wird sicherlich kein Blatt aus Livingstone's Ruhmeskranz ge

nommen.

Der apostolische Vicepräfect der Mission de la Cimbébasie, R. P. Duparquet, bereiste im August und September 1879 das Ovampo-Land in Südwest-Afrika, das auf ihn denselben günstigen Eindruck machte, wie auf seine Vorgänger. Er begab sich aus dem District von Ondonga

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nach dem nördlicheren Quanhama (17° S. Br., 16° Ő. L. v. Gr.), dessen „König" in Kipandeka residirt.,,Es muss zunächst bemerkt werden", schreibt er in Les Missions catholiques", 7. Mai 1880, dass die verschiedenen Volksstämme des Landes niemals unmittelbar aneinander grenzen, immer umgiebt sie als trennende Grenze ein Wald, der unbewohnt ist, obgleich sein Boden eben so fruchtbar ist, wie das übrige Land. Man braucht gewöhnlich 2 bis 3 Tage, um zu Wagen einen solchen Wald zu durchreisen. Nachdem wir am Dienstag das letzte Dorf Ondonga's verlassen, erreichten wir am Donnerstag das erste Dorf von Quanhama. Dieses letztere Land ist wie mit einem riesigen Netz von Prärien, die man hier Omaramba nennt, ganz bedeckt und zwar in der Weise, dass das Gewebe durch die Omarambas vertreten wird und die Zwischenräume durch die Felder, Gehöfte und Wälder. Den grössten Theil des Jahres hindurch sind diese Prärien trocken und mit schönem Rasen bewachsen, sie geben alsdann vortreffliche Wege ab, um mit dem Wagen das Land zu bereisen, denn Ovampo ist absolut flach ohne den geringsten Hügel und ohne einen einzigen Felsen. Kommen gegen den Februar die Regen, so schwillt der Fluss Cunene an, sein Wasser tritt aus und überströmt alle Omarambas. Obwohl klar und rein, bewegt es sich doch langsam, fast unmerklich vorwärts, eine unendliche Menge Fische mit sich bringend. Legionen von Gänsen und Enten begleiten diese Wanderung der Fische und legen ihre Eier auf den Prärien, wo sie den Eingeborenen eine reiche Ernte gewähren. Aber Vögel und Fische sind nicht die einzigen Producte, welche der wohlthätige Fluss in das Land bringt, eine wunderbare Menge von Fröschen von der Grösse eines Küchleins kommen überall zum Vorschein. Die Eingeborenen und besonders die Kinder verfolgen sie mit Pfeilen und essen sie in Masse. Nach Ablauf der Wasser bleiben die Weiher mit Fischen gefüllt und die Prärien bekleiden sich mit üppiger Weide zur Ernährung der Heerden, die so zahlreich sind, dass das Land seinen Namen davon erhalten hat, denn Quanhama bedeutet „Ort des Fleisches". Auch das Pflanzenreich bietet nutzbare Producte in Überfluss, in der That ist das ganze Land ein einziger grosser Garten, bedeckt mit Getreide, Bohnen, Kürbis und riesenhaften Bäumen, die eine wunderbare Fülle von Früchten tragen. Ihre Zweige beschatten oft einen Raum von 40 m Durchmesser, so dass vier Bäume genügen, einen Hectar zu bedecken. Unter solchen Umständen sind die Nahrungsmittel billig; ein Ochse kostet 20 bis 25 fr., eine Ziege 2 fr., eine Henne 10 Cent., für 5 Cent. erhält man Getreide oder Bohnen genug, um sich einen Tag davon zu nähren. Kurz ich stimme vollständig den ersten Reisenden, die das Land besuchten, bei, wenn sie es ein irdisches Paradies nennen".

Über das eben so grossartig angelegte (siehe Jahrg. 1879, S. 361) als trefflich ausgestattete Reisewerk Dr. Emil Holub's,,,Sieben Jahre in Süd-Afrika" (Wien, bei A. Hölder, 1880), lässt sich aus den bis jetzt vorliegenden 11 Lieferungen kein dem Verfasser gerecht werdendes Urtheil bilden. Die darin beschriebene Reise von Port Elizabeth nach den Diamantenfeldern, die Schilderung dieser und seines Lebens daselbst, dann der erste Ausflug von da über Lakatlong und Potchefstroom nach Wonderfontein

und die zweite Reise von den Diamantenfeldern nach Schoschong boten ihm vollauf Gelegenheit, fremdartige und mannigfaltige Scenerien zu sehen, verschiedene Stämme der Hottentotten, Betschuanen und Kaffern kennen zu lernen, die gerade in Südafrika so sehr hervortretende Thierwelt auf zahlreichen Jagdausflügen zu beobachten, die Lebensweise der verschiedenen weissen Colonisten, ihr Wohl und Wehe zu theilen, aber nicht zu wesentlichen Bereicherungen unserer geographischen Kenntnisse. Seine Karten, von denen bis jetzt keine publicirt ist, die aber W. J. Turner zur Construction einer Übersichtskarte der Holub'schen Reisen in den Proceedings R. Geogr. Soc., Juni 1880, benutzen konnte, müssen, nach dieser Übersichtskarte zu schliessen, allerdings schon für die südlichen Theile seines Reisegebietes einiges Neue bieten, die eigentliche Ernte für die Geographie dürfen wir erst erwarten, wenn er in späteren Lieferungen die Reise im BamangwatoGebiet und am Zambesi vorführt. Das Buch ist mit der ganzen Frische eines selbstvertrauenden, lebensfrohen, von dem Drang nach Reisen und Forschen erfüllten jungen Mannes geschrieben und mit sehr zahlreichen, charakteristischen und guten Illustrationen versehen.

Ausser

Auf der soeben erwähnten Turner'schen Übersichtskarte von Holub's Reisen fällt die veränderte Zeichnung des oberen Zambesi (Barotse-Thal) auf, die wohl auf Serpa Pinto's Beobachtungen beruht, da für die Victoria - Fälle dessen Position (s. Peterm. Mittheil. 1879, S. 159) angenommen und dadurch im Vergleich zu Mohr's Karte dieser ganze Theil des Flusses um 39' westlicher gelegt ist. dem ist sehr auffällig die östlichere Lage der Westgrenze des Matebele-Landes, das auf Stanford's Library Map und Johnston's General Map of Africa weit über die grossen Salzpfannen bis an den Tsuga heranreicht, während die. Grenze hier von den Victoria-Fällen zum Tati in ziemlich gerader Richtung gezogen ist. Die Residenz des MatebeleFürsten Lo Bengula, Gubuluwayo genannt, ist nach den Positionsbestimmungen des Pater A. H. Law niedergelegt, die für eine Reihe von Punkten auf der Route von Marico in Transvaal über Schoschong und den Tati nach Gubuluwayo die Breiten, für letzteren Ort auch die Länge (28° 44' 26" Ŏ. v. Gr., 20° 16' S. Br.) ergeben und von A. C. Bailie, dem Regierungs-Geometer der Capcolonie, berechnet, ebenfalls in der Juni - Nummer der Proceedings R. Geogr. Soc., p. 367, publicirt sind.

Australien und Polynesien.

J. C. Crawford's,,Recollections of travel in New Zealand and Australia" (London, Trübner, 1880) führen den Leser in weit zurückliegende Zeiten zurück, denn sie schildern eine Überlandreise von Sydney nach Adelaide, die in den Jahren 1838-39 ausgeführt wurde, und enthalten als Hauptsache die Beschreibung zahlreicher Reisen auf beiden Inseln von Neu-Seeland zur Zeit der ersten Ansiedelungen. Bei den enormen Fortschritten, die Neu-Seeland sowohl wie Australien seitdem gemacht haben, gewinnt daher das Buch Crawford's ein historisches Interesse; es behandelt Zustände, die längst überwunden sind und nur noch in der Tradition leben. Dass der Verfasser mit seinem Gegenstand vertraut ist, geht schon daraus hervor, dass er Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1880, Heft VII.

1862 eine geologische Aufnahme der Provinz Wellington ausführte und 12 Jahr den Posten eines Resident Magistrat in Wellington bekleidete. Den Reiseschilderungen folgen einige Capitel allgemeineren Inhalts: über Neu-SeelandPolitik, die Sprache der Maori, über die Geologie von NeuSeeland mit Übersichtskärtchen, über Ursprung, Charakter und Religion der Maori, Neu-Seeland in physisch-geographischer und Agricultur-Beziehung.

Die Mortlock-Inseln im Archipel der Carolinen bilden den Gegenstand einer umfangreichen Abhandlung von J. Kubary, dem bekannten Reisenden für das Museum Godeffroy). Unter Beigabe einer von L. Friederichsen auf Grund der engl. Admiralitätskarte und den Aufzeichnungen Kubary's gezeichneten Karte in 1: 200 000 werden die 3500 Bewohner dieser aus den drei Laguneninseln Satoan, Lukunor und Etal bestehenden Gruppe nach folgenden Gesichtspunkten geschildert: Racencharakter, Krankheiten, Kleidung und Tätowirung, Wohnungen, Nahrung, politische, staatliche und sociale Einrichtungen, Stammesverfassung, Religion, Familienleben, Industrie, Sprache, die Seefahrten und die geographischen Kenntnisse der Mortlocker.

Selbst in dieser späten Stunde ist eine Schrift von Prof. A. Kirchhoff über die Südseeinseln und den deutschen Südseehandel" (Sammlung von Vorträgen, herausgegeben von W. Frommel und Fr. Pfaff, Heidelberg, C. Winter, 1880) willkommen, da sie Jedermann in den Stand setzt, nicht nur mit leichter Mühe, sondern durch genussreiche Lectüre zu einem treuen Bild von Natur und Menschenleben der Südsee-Inseln und einem sachlich begründeten Urtheil über die deutschen Interessen daselbst zu gelangen. Auch jetzt noch ist beherzigenswerth die am Schluss ausgesprochene Mahnung:,,An unserer Nation ist es, auf der gegen fremde Übergriffe gesicherten Grundlage ein Werk weiterzuführen, dessen Stocken uns eine ewige Schande sein würde, dessen Gedeihen aber nicht blos Gewinn verheisst, sondern uns schulen wird in selbständiger colonialer Thätigkeit, niedriger stehende Rassen an Arbeit zu gewöhnen, unter eigener Flagge die Güter heimischen Gewerbfleisses zu verfahren, ohne Dazwischentreten gewinnsüchtiger Fremden die tropischen Erzeugnisse einzuhandeln oder selbst zu ernten. Die Südsee ist

nicht der an Rohwaare oder an Abnehmerzahl für Fabrikate reichste Theil der Erde, vielmehr der land- und menschenärmste von allen annäherungsweise ähnlicher Grösse; aber es ist auch nicht deutsche Art, das Kleine zu verachten, was am wenigsten verzeihlich wäre, wo, wie hier, dies Kleine sichtlich den Keim zu stattlicherem Auswuchs birgt. Und wir Deutsche haben wahrlich nicht mehr die Wahl so frei, wo endlich auf Erden wir eigene Stützpunkte finden sollen für unseren auswärtigen Handel, eine Pflanzstätte für jenen am meisten im Engländer lebenden frohen Wagemuth, für jenen thatkräftigen Geist, der die Güter der ganzen Welt zu erfassen strebt, um sie zu eigenem Vortheil, doch eben damit unwillkürlich zum Segen der

1) Mittheilungen der Geogr. Gesellschaft in Hamburg, 1878-79. Heft II.

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Menschheit zu verwerthen, zu veredeln. Darum dünkt es uns wie ein Verrath an dem kaum begonnenen, gewiss nicht aussichtslosen nationalen Werke, wenn man, feigherzig die allernächsten Gewinnprocente zählend, den deutschen Unternehmungssinn, das deutsche Kapital ablenken will von der verheissungsvollen Inselwelt des Grossen Meeres, wo es uns, sobald wir den Rückzug antreten, nicht fehlen wird an lachenden Erben".

Amerika.

Unter Direction des Finanzministeriums erscheint in Washington ein Statistical Abstract of the United States", dessen zweite Nummer, auf 1879 bezüglich, im März 1880 gedruckt wurde. Er enthält nur Übersichtstabellen ohne textliche Erläuterungen, gewinnt aber gerade dadurch an praktischer Brauchbarkeit für viele Fälle, wie er sich überhaupt den längst bekannten und allgemein geschätzten Statistical Abstracts von England und den englischen Colonien, so wie den statistischen Annuaires von Belgien, Frankreich, Italien &c. anschliesst. Die zweite Nummer des Abstract umfasst Finanzen, Münzwesen, Handel, Einwanderung, Schifffahrt, Post, Bevölkerung, Eisenbahnen, Ackerbauproduction, Kohlen- und Eisenproduction.

F. V. Hayden's ,,Eleventh annual report of the U. S. geological and geographical survey of the territories, embracing Idaho and Wyoming, 1877" (Washington 1879), ist gleich seinen Vorgängern ein starker, reich mit Profilen, Ansichten, Triangulationsübersichten und Karten ausgestatteter Band. Der geologische und paläontologische Theil setzt sich aus vier Einzelberichten zusammen: von F. M. Endlich über den Sweetwater-District, von C. A. White über die paläontologischen Arbeiten des J. 1877 und die Kreidefossilien der westlichen Staaten und Territorien, von O. St. John über die Teton-Range, und von A. C. Peale über den GreenRiver-District. Zu letzterem gehören die in dem Bande befindlichen Karten, nämlich: Westseite des Green-RiverBeckens in 2 Bl., das Blackford - Becken, der Bear-Lake und Theil des Uferlandes am Bear-River, die Soda-Springs am Bear River. Der zweite oder topographische Theil enthält einen Bericht von A. D. Wilson über die geodätischen Arbeiten der Jahre 1877 und 1878 und einen Bericht von H. Gannett über die topographischen Arbeiten, wiederum mit reichhaltigen Verzeichnissen von Positionen und Höhen, physisch-geographischen Beschreibungen der Gebiete des Green - River, Salt- River, Bear River &c. und einem Kapitel über die früheren Forschungen.

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Wie wir den wiederholten militärischen Expeditionen. der Argentinischen Republik gegen die Indianerstämme des nördlichen Patagonien schon mannigfache Erweiterungen. unserer Kenntnisse über diesen Theil Süd-Amerika's zu verdanken haben, so erhalten wir jetzt durch Major Fr. Host vom Ingenieurcorps, welcher an einem Zuge der 4ten Division Theil nahm, neues Material über den Neuquen, einen Quellfluss des Rio Negro, bis wohin die argentinischen Grenzbefestigungen gegen die Indianer bereits seit längerer Zeit ausgedehnt worden sind. Seinem im dritten Hefte des Boletin del Instituto Argentino Geografico veröffentlichten Berichte entnehmen wir folgende Positions- und Höhenbestimmungen:

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Major Host hat seine Forschungen auch auf den Oberlauf des Neuquen und die östlichen, dicht bewaldeten Abhänge der Cordilleren ausgedehnt, von deren Ergebnissen ausführliche Berichte nebst Karte in Aussicht gestellt sind.

Auf S. 64 dieses Jahrganges sprachen wir den Wunsch aus, dass durch eine abermalige Erforschung der Quellseen des Rio Santa Cruz die verschiedenen, noch obwaltenden Zweifel und Widersprüche beseitigt werden möchten. Wie wir aus einer kurzen Notiz in dem Boletin ersehen, scheint unser Wunsch bereits mit bestem Erfolge erfüllt zu sein. Lieutenant Moyano, welcher 1877 als Begleiter Moreno's an der Expedition zum Lago Argentino und Viedma Theil nahm, hat inzwischen eine Reise in dieses Gebiet zu Ende geführt, die Quellen des Rio Santa Cruz wie auch des Rio Chico erforscht und einen noch unbenannten grossen See im NW des Lago Argentino entdeckt.

Polar - Regionen.

In der Sitzung der Berliner Gesellschaft für Erdkunde vom 5. Juni sprach Capitän z. S. Freiherr v. Schleinitz für die Betheiligung Deutschlands an den internationalen Polarforschungen. Er ging von der Conferenz in Hamburg aus (siehe den,,Bericht über die Verhandlungen und die Ergebnisse der internationalen Polar-Conferenz, abgehalten in Hamburg in den Tagen vom 1. bis 5. October 1879". Hamburg 1880. 4°, 13 SS.), auf welcher er selbst und Professor Neumayer das Deutsche Reich vertraten, und berichtete über das, was seitdem geschehen. Danach haben sich zur Errichtung je einer Beobachtungsstation entschlossen: Russland an der Lena-Mündung resp. auf den Neusibirischen Inseln, Dänemark in Upernivik an der Westküste von Grönland, Graf Wilczek und Marinelieutenant

1) Die Längendifferenz zwischen Greenwich und Buenos-Aires beträgt hiernach 58° 20′ 15". Wir haben nicht ermitteln können, worauf diese Angabe beruht, nach den englischen Seekarten liegt Buenos-Aires unter 58° 22' W. L. v. Gr.

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Weyprecht in Nowaja Semlja, Norwegen am Nordcap, Schweden und Holland wahrscheinlich in Spitzbergen. Die deutschen Delegirten konnten für das deutsche Reich keine bündige Zusage machen, es ist aber vorläufig die Errichtung von zwei Stationen in's Auge gefasst worden, an der Ostküste von Grönland und auf der Insel Süd-Georgien im antarktischen Gebiet. Der Sitzungsbericht in der Voss. Zeitung" vom 9. Juni fährt dann fort: Es wird nun wesentlich darauf ankommen, in wie weit das Deutsche Reich die Kosten für diese beiden Polarstationen aufbringen wird; von der Lösung dieser Frage hängt sogar die theilweis nur vorbehaltlich gegebene Zusage der anderen Staaten wegen Errichtung ihrer Stationen und demzufolge die Le. bensfrage des ganzen Unternehmens ab. Darum ist es dringend nöthig, dass das Reich und die Nation bei uns diesem wahrhaft grossen Plane näher tritt und seine Ausführung durch Unterstützung ermöglicht". Es wird aufgefordert, freiwillige Beiträge für das Unternehmen an ,,Zeitungen, Behörden oder wissenschaftliche Vereine" einzuschicken, es dürfte sich aber doch empfehlen, zuvor ein Comité zu bilden, welches diese Sammlungen in die Hand nimmt. Bekanntlich beabsichtigt man auf den projectirten Stationen meteorologische und magnetische Beobachtungen anzustellen, wogegen topographische Zwecke, Entdeckungen und Aufnahmen, möglichstes Vordringen in noch unbekannte Räume der Polarregionen dem Unternehmen fern liegen. Indessen sollen neben der Meteorologie auch noch andere Wissenschaften Berücksichtigung finden und, wie der Sitzungsbericht sagt, wird man sich nicht mit den ausführlichen und eingehenden Untersuchungen der Göttinger PolarConferenz über die wissenschaftlichen Aufgaben der Polarforschung begnügen, sondern durch eine neue Commission von Gelehrten diese Aufgaben nochmals gründlich durchberathen lassen.

Aus Mangel an Commissionen wird also die deutsche Polarforschung nicht zu Grunde gehen.

Dr. Herm. Sieglerschmidt befürwortet in den ,,Mittheilungen der Geogr. Gesellschaft in Hamburg", 1878-79, Heft II, lebhaft eine Entdeckungsfahrt über Spitzbergen nach dem Polarbecken: „Der Golfstrom und der Weg in das Polarmeer". Wir sind überzeugt, dass auch auf diesem, früher so warm von Dr. Petermann empfohlenen Wege, trotz aller bisherigen Misserfolge, glänzende Resultate möglich sein würden.

Dr. C. Börgen, bekanntlich ein Mitglied der zweiten deutschen Polar-Expedition nach Ost-Grönland, erinnert in den ,,Deutschen Geogr. Blättern", Bd. III, 1880, Heft II, an die Wichtigkeit einer Gradmessung in höchsten Breiten und resumirt die Vortheile, welche Ost-Grönland zwischen 74 und 77° N. Br. für ein solches Unternehmen sowohl durch seine Lage, als hinsichtlich der klimatischen und TerrainVerhältnisse bieten würde.

Eine übersichtliche, gut geordnete Zusammenstellung der bis jetzt bekannt gewordenen hydrographischen Notizen von der Nordenskiöld'schen Expedition längs der Nordküste von Sibirien, überdiess mit Kritik nach ihrer Bedeutung erläutert, findet sich im Mai-Heft der „Annalen der Hydrographie &c.", mit Übersichtskarte des Vega-Curses.

Der Empfang Nordenskiöld's und seiner Gefährten bei ihrer Rückkehr in Europa steht in der Geschichte der geographischen Reisen so ausserordentlich da, dass es sich

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Nachdem die „Mittheilungen" C. Vogel's Bericht über die Karten der Pariser Weltausstellung von 1878 veröffentlicht und auf einige andere Berichte über denselben Gegenstand aufmerksam gemacht haben, ist es ihre Pflicht, auch den ihr kürzlich zugegangenen Extrait du Rapport de la Commission militaire sur l'exposition univ. de 1878, Classe XVI, Section cartographique (Paris, Ministère de la guerre, 1879) zu erwähnen. Von E. Rouby, chef d'escadron d'étatmajor, Capitaine d'état-major Moessard und Capitaine du génie Prudent ausgearbeitet, giebt er auf 220 Seiten eine sehr vollständige Übersicht der ausgestellt gewesenen Karten in lichter Anordnung mit reichlichen beschreibenden, kritischen und geschichtlichen Bemerkungen. Auch zusammenfassende Abschnitte findet man hier, so über die verschiedenen Methoden der Terrainzeichnung, ihre Geschichte und Verbreitung, über die Fortschritte der Kartographie seit Beginn unseres Jahrhunderts, über private und officielle Kartographie &c.

Alle, die sich für Karten und deren Herstellung interessiren, werden gern die Brochure des Hauptmann O. Volkmer,,,Die Technik der Reproduction von Militär-Karten und Plänen des k. k. Militär-geographischen Instituts zu Wien" (Wien 1880) zur Hand nehmen, da ja gerade das Wiener Militär- geographische Institut durch die Mannigfaltigkeit und Grossartigkeit seiner kartographischen Producte weit und breit bekannt ist. Man findet darin die verschiedenen technischen Verfahrungsweisen, die Photographie, Lithographie incl. Autographie und Anastatik, Photolithographie, den Kupferstich mit der Galvanoplastik, die Heliographie, die Photozinkographie, die Chemigraphie kurz beschrieben und nach ihrer Anwendbarkeit erläutert, verschiedene Maschinen abgebildet und die Leistungen des Institutes in diesen verschiedenen Branchen statistisch zusammengefasst. Bei der immer mehr sich verbreitenden Tendenz, möglichst billige Karten herzustellen, möchte beherzigenswerth sein, was der Verfasser über den Kupferstich sagt: „Eine der wichtigsten Bedingungen, welchen bei Herstellung von Kar

1) Bulletin de la Soc. de géogr. de Marseille, 1880, No. 1-3.

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