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henbestimmungen beigefügt. Ohne Höhenzahlen ist eine Eisenbahntracé stumm; es dürfte deswegen angebracht sein, sich die allgemeinen Steigungsverhältnisse der projectirten Linie zu vergegenwärtigen.

Die Bahn würde auf dem bald nach Entdeckung der Caracoles - Minen begonnenen, 1873 verlassenen Oberbau 1) ihren Anfang nehmen, die Küstencordillere in etwa 1000 m2) Höhe überschreiten, sich hierauf an die von Antofagasta kommende, bis Pampa Negra (Salinas) im Betrieb befindliche Strecke anschliessen und weiter, allmählich ansteigend, an den Salpeterlagern vorbei, eine der Terrassen der Atacama-Wüste in einer mittleren Höhe von 1500 m bis Calama durchziehen. Von hier würde sie 125 km weit dem Loa-Thal aufwärts folgen, um nordöstlich abbiegend, am Cerro Chilea den Rand des grossen, von Schluchten und Gebirgsgruppen vielfach durchsetzten bolivianischen Hochlandes zu erreichen, dessen durchschnittliche Höhe, 3800 m3), derjenigen des Ortler nahekommt. Die tiefsten Stellen dieses Plateau's, 3680 m, liegen immer noch höher über dem Meeresspiegel, als zwei Rigikulm übereinander gethürmt. Mehr als 700 km weit müsste die Bahn durch dieses rauhe, unwirthliche Gebiet der PunaZone gebaut werden, wo in Folge des verminderten Luftdrucks der Soroche seine üblen Einwirkungen geltend macht, wo nur nur an bevorzugten Stellen Knollengewächse und Buchweizen spärlich fortkommen, wo Gerste kaum in die Ähren schiesst und nur zum Füttern verwandt werden kann und wo man sich des Llama-Dungs zur Feuerung bedient, da selbst Sträucher nur vereinzelt auftreten und Kohlen bis jetzt in der ganzen Gegend nirgends gefunden sind. Die Endstation La Paz liegt 3648 m1) über dem Meere.

Bei der angedeuteten Bodengestaltung liegt auf der Hand, dass viele Dämme, Durchstiche, Viaducte und Tunnel auf diesem Wege von zusammen 1140 km erforderlich sein würden. Indessen alle die berührten Schwierigkeiten sind den südamerikanischen Eisenbahnunternehmern nichts Neues. Wir erinnern nur an die Arequipa - Puno - Bahn,

1) S. Petermann's Mittheil. 1876, S. 323, mit Karte. Eine Reduction der Seite 322 vermissten Karte von A. Bresson s. Tour du Monde 1875, prem. sem., p. 339.

2) J. Harding's Karte, Journ. R. Geogr. Soc., Vol. XLVII, 1877, zeigt in der Nähe dieser Stelle 1017 m.

3) 3825 m nach Reck's Berechnung. (Peterm. Mitth. 1865, S. 289.) 4) Nach Minchin. Plaza Mayor nach demselben 3641 m, Geogr. Magazine, IV, 1877, p. 215. Die geogr. Lage von La Paz ist auf Tafel 13 nicht ganz genau angegeben; es muss heissen: 16° 29' 59" S. Br., 67° 58' 45" W. L. v. Gr. Siehe Geogr. Mag. 1877, p. 276. Vgl. auch Journ. R. G. S. XLVII. 1877, p. 203.

wo ähnliche Verhältnisse vorwalten und vor Allem an die grossartige Oroya-Linie 1), welche durch den Grat der westlichen Cordillere in einem Tunnel gelangt, der so hoch über dem Meere liegt wie der Montblanc. Dazu kommt, dass diese Steigung auf eine Entfernung von nur 124 km erreicht wird.

Nichts desto weniger dürfte es mit der Ausführung des vorliegenden Projects wohl noch gute Weile haben. An die Rentabilität von Unternehmungen in solchem Umfange ist in Bolivien vorläufig noch nicht zu denken. Eine verständige Verwaltung, Ruhe und Ordnung wären dazu die erste Bedingung; wie es aber hiermit bestellt ist, lehren wiederum die gegenwärtigen kriegerischen Vorgänge. Man wird wohl auch aus den Erfahrungen an den peruanischen Eisenbahnen, bei deren Mehrzahl der Betrieb nicht einmal die Ausgaben für die Wagenschmierer deckt 2), eine kleine Lehre ziehen. Dass trotzdem die Unternehmungslust sich nicht abschrecken lässt, immer wieder neue Eisenbahnprojecte zu entwerfen, beweist schon an sich, wie reiche Schätze Bolivien noch birgt, auf deren Hebung man hofft. Gelingt es, die Eisenbahnen von der Südseeküste bis in das Herz Boliviens hineinzuführen und durch ein gutes Binnenverkehrsnetz eine geregelte Verbindung mit den Wasserwegen zum Atlantischen Ocean herzustellen, so ginge das Land unstreitig einem neuen Leben entgegen. Der Bergbau könnte mit vollen modernen Hülfsmitteln betrieben werden und die Producte der gesegneten Yungas würden ein weites Absatzgebiet erhalten. Von solchen Gesichtspunkten ist ein jedes Eisenbahntracé in jenen Gegenden als Pionier der Cultur zu begrüssen.

Speciell im kartographischen Interesse wären recht viele. Vermessungen, wie die vorliegende, willkommen; denn alle von Bolivien vorhandenen Karten lassen noch sehr viel zu wünschen übrig. J. B. Pentland und darnach der zu früh verstorbene Commander Musters und sein Begleiter, Ingenieur Minchin, haben mit grundlegenden Arbeiten den Anfang gemacht. Durch die vortreffliche, auf sorgfältigen astronomischen Bestimmungen beruhende Routenaufnahme der Letzteren zwischen dem Titicaca, Santa Cruz und Porco ist für künftige Aufnahmen ein ausgeezichneter Anhalt gegeben. Möchten sie bald Nachfolger finden, welche die Herstellung einer zuverlässigen Karte von Bolivien ermöglichen. O. Koffmahn.

1) S. Orton, The Andes and the Amazon. New York 1876, p. 449. *) Bastian, Ein Jahr auf Reisen, Berlin 1878, S. 55. Vergl. auch

H. W. Bates, Central America &c. London 1878, p. 360.

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Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Von der Karte des Deutschen Reiches in 674 Blättern, Mst. 1:100 000, über welche die ,,Peterm. Mittheilungen" im 5. diessjährigen Hefte referirten, sind seitdem weitere 6 Blätter nebst Zeichenerklärung und Übersichtstableau erschienen. Wir entnehmen einige darauf bezügliche sehr gü tige Erläuterungen einem Schreiben des Chefs der kartographischen Abtheilung des Grossen Generalstabs:,,Aus dem Tableau ersehen Sie, welche Blätter von der diesseitigen kartographischen Abtheilung und welche Blätter durch die betreffenden Behörden von Bayern, Sachsen und Württemberg zu bearbeiten sind. Die Zeichenerklärung enthält die Grundzüge, nach welchen die gesammte Karte bearbeitet werden soll. Im Wesentlichen ist die bisherige Preussische Generalstabskarte, d. h. die in Kupferstich seit 1858 erschienenen Blätter, als Fundament angesehen worden. Es sind daher diese Blätter nur mit einer neuen Nummer und dem Titel „Karte des Deutschen Reiches" versehen worden, ausserdem aber der Sectionsname hin und wieder verändert und Eisenbahnen und Chausséelinien nachgetragen worden. Auf diese Weise sind 132 Blätter der bisherigen Karte vom Preussischen Staate in Kupferstich, welche bis zum Schlusse des Jahres 1879 erschienen waren, integrirende Theile der Karte des Deutschen Reiches geworden. Das Königl. Sächsische Topographische Bureau hat bis jetzt 9 Blätter seiner Karte in 1:100 000 in derselben Weise in Blätter der Reichskarte verwandelt. Die Redaction und Publication der preussischen Grenzblätter, welche Königl. Sächsisches Gebiet enthalten, wie Gefell (jetzt Hof), Gera, Greiz &c., ist dem Königl. Sächsischen Topographischen Bureau überlassen worden. Jedoch wird die diesseitige topographische Abtheilung alle preussischen Gebietstheile zuvor einer Recognoscirung unterziehen. Von Seiten Bayerns und Württembergs sind auch bereits mehrere Blätter in Angriff genommen; voraussichtlich wird mit dem Schlusse dieses Jahrhunderts die Karte in 674 Blättern vollständig vorliegen. Was dagegen unsere lithographirten Blätter anbelangt, die 20-55 Jahre alt sind, so können dieselben nur als provisorische Blätter angesehen werden; etwa 10-15 Blätter dieser Qualität werden jährlich durch Kupferstichausgaben auf Grundlage neuen Materials ersetzt werden. Jedoch sollen die älteren Blätter durch Eisenbahn- und ChausséeNachträge möglichst brauchbar erhalten werden. Dagegen sind diejenigen lithographirten Grenzblätter, welche die an Preussen grenzenden Gebietstheile anderer Staaten des Deutschen Reiches nur skizzirt oder gar nicht enthalten, nicht mehr als ,,Karte des Deutschen Reiches" behandelt worden.

,,Die Redaction der Schleswig-Holsteinischen Blätter ist sowohl im Osten als im Westen eine besonders schwierige gewesen; dort waren die zahlreichen Knicke und kleinlichen Terrainformen, hier die noch zahlreicheren Gräben das grösste Hinderniss einer übersichtlichen und klaren Bearbeitung, weil der Maassstab in 1:100 000 beibehalten werden musste. Sollte diese Klarheit irgendwo vermisst werden, so liegt die Schuld im Maassstabe, welcher kaum mehr in einem Gebiet ausreichend ist, wo auch eine grös

sere Zahl Dörfer in Häusergruppen aufgelöst ist.

Damit

die geehrte Redaction sich überzeugt, wie viel Knick-Detail in 1:100 000 fortgelassen worden ist, habe ich die Messtischblätter, nach welchen die Sectionen Augustenburg und Kappeln reducirt sind, dieser Sendung zum Vergleich beigelegt. Jedenfalls hat mein bewährter Sectionsdirigent (Vermessungsrath Kaupert) gemeinschaftlich mit mir das Äusserste gethan, um unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen das Mögliche zu leisten.

,,Leider ist die Papen'sche Schule, die (wie auch weiland Radefeld und Renner) das Problem zu lösen suchte, auf der kleinsten Fläche das Detail einer Specialkarte zu liefern, noch nicht ausgestorben, und wir sind darauf gefasst, zu hören, dass die Karte noch nicht genügend überladen ist. Der Dänische Generalstab hat es sich bequemer gemacht; er hat in 1:120 000 nicht nur Knicke und Gräben, sondern auch die Berge fortgelassen!

,,Schliesslich möchte ich mir noch die Bitte erlauben, den dänischen Theil (Insel Fünen) der Section Tarup mit der dänischen Generalstabskarte in 1: 80 000 zu vergleichen. Hier wird es sich noch schlagender als bei Section Augustenburg zeigen, dass ein Gewirr von Horizontalen niemals auch nur annähernd das plastische Bild einer Terraindarstellung ersetzen kann".

Eine Übersichtskarte von Grossbritannien und Irland von E. H. Wichmann in 1: 900 000 (Hamburg, im Selbstverlag des Verfassers), mit englischem Titel (Map of Great-Britain and Ireland) und englischer Nomenclatur ist zwar bei der Reichhaltigkeit und Feinheit der topographischen Details nicht für die Ferne berechnet, könnte aber bei ihrer Grösse und in Folge der farbigen Unterscheidung des Tieflandes (grün) von dem Hochland und den Gebirgen (braun), der Gewässer (blau) von den Eisenbahnen und Ortszeichen (roth) auch als physikalische Wandkarte dienen und hat als solche ein ansprechendes Äussere. Von der Reichhaltigkeit der mit vielem Fleiss ausgearbeiteten Karte legt ein Index-Heft Zeugniss ab, in welchem man u. A. die Höhenzahlen für die Berge und die Einwohnerzahlen für die Orte aufgeführt und ausserdem eine Anweisung zur Aufsuchung irgend eines der dargestellten Objecte findet. Ein alphabetischer Katalog enthält nämlich hinter jedem Namen drei Zahlen, von denen die ersten beiden durch Grade und Minuten eine Stelle des Kartenrandes bezeichnen, die letzte auf ein gewöhnliches Centimetermaass in Bandform verweist. Wird dieses Centimetermaass mit dem einen Ende an der oberen rechten Ecke des Kartenrandes befestigt und über die Karte hinweg nach der den genannten Graden und Minuten entsprechenden Stelle des Randes straff gezogen, so findet man bei der auf dem Maasse befindlichen dritten Zahl den gesuchten Ort, Berg &c. Das Verfahren ist einfacher, als es sich mit Worten beschreiben lässt, und bei Karten mit nicht ausgezogenem Netze, wie der vorliegenden, ganz praktisch.

Als Beilage zur „,Österreichischen Militärischen Zeitschrift" 1879 u. 80 gab mit Bewilligung des k. k. Generalstabs die Direction des österr. Kriegsarchivs ein über 900 Seiten starkes Buch über die ,,Occupation Bosniens und der Herce

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govina durch die k. k. Truppen im J. 1878" heraus. Abgesehen von dem kriegsgeschichtlichen und militärischen Werthe dieser Arbeit empfiehlt sie sich auch den Geographen durch die Beigabe von nicht weniger als 21 Karten und Plänen meist grossen Maassstabes. Neben Gefechtsplänen findet man hier eine Reihe von Specialkarten einzelner Landestheile, der Umgebungen von Festungen &c., auch eine strategische Übersichtskarte von Bosnien und Hercegovina.

Othon Riemann lässt im 5. Appendix zu seinen „,Recherches archéologiques sur les Iles Ioniennes" (18° fascicule de la Bibliothèque des Écoles françaises d'Athènes et de Rome. Paris, E. Thorin, 1880) die vorhandenen Karten der Ionischen Inseln Revue passiren und giebt eine lange Reihe von Berichtigungen zu denselben.

Asien.

Wie G. Cora in seinem ,,Cosmos" (1880, I) mittheilt, hat R. Manzoni am 10. Januar d. J. eine dritte Reise durch Jemen von Aden aus angetreten, ist meist auf Wegen, die er früher noch nicht bereist hatte, nach Sana gelangt, von dort am 21. Februar weiter nach Hodeidah und von Hodeidah per Dampfer nach Aden zurückgereist. Im April zu Genua angekommen, wird er die geographischen Materialien ausarbeiten, die er während seines dreijährigen Aufenthalts im südlichen Arabien zusammengebracht hat, und man darf in einiger Zeit die Veröffentlichung seines Reiseberichtes, seiner Itinerarien und Specialkarten, so wie einer Übersichtskarte von Jemen in Cora's Zeitschrift erwarten.

Der Verfasser der schönen Aufnahme des Nakasendo im Ergänzungsheft 59, Herr E. Knipping, schreibt uns aus Tokio einige Aufklärungen über zweifelhafte Punkte, auf welche Prof. Rein hingedeutet hatte:,,,,Im Ergänzungsheft 59, Seite 8, Anmerkung, heisst es :,,Ohne Zweifel ist Herrn Knipping bei seiner Angabe der Höhenlage von Otsu mit 144 m ein Fehler unterlaufen, wie sich auch aus den Höhen für Oiwake und Kusatsu ergiebt". Im Anhang III, S. 37, ist anstatt Otsu 144 m,,Otsu-Pass 144 m" zu lesen; wie sich auch schon aus der Skizze, die den Biwa-See mit 80 m anführt, ergiebt, dass Otsu, ebenso Zeze und Seta, am Ufer des Sees gelegen, alle etwa 83 m Seehöhe haben. Von Oiwake (98 m) steigt der Weg bis zum Otsu-Pass (144 m), dann senkt er sich wieder bis zum Ufer des Sees. Seite 34, Anm.:,,Die Kartenskizze zeigt hier einen bedauerlichen Fehler, indem sie diesen Fluss (den Kaburakawa) erst später münden lässt und vor Shimmachi verlegt". Bei Anfertigung der Skizze wurde principiell vorhandenes Kartenmaterial mit Ausnahme einiger Positionen gar nicht berücksichtigt, und nur solche Namen wurden eingetragen, die an Ort und Stelle angegeben waren. Wenn der Bach bei Shimmachi,,Kaburakawa" genannt wurde, so war das allerdings keine genaue Angabe, aber eine gewisse Berechtigung lag insofern vor, als man 1875 damit beschäftigt war, den Kaburakawa zum Theil in diesen Bach abzuleiten, um die nöthige Wasserkraft für die Seidenspinnerei bei Shimmachi zu gewinnen. Das Werk wurde 1876 beendigt und seit der Zeit fliesst ein beträchtlicher künstlicher Arm des Kaburakawa bei Shimmachi vorbei, wie die Skizze es zeigt. Anstatt ,,Kaburakawa" wäre also etwa ,,künstlicher Abfluss des Kaburakawa" zu lesen".

Afrika.

Briefe von der italienischen Expedition in Schoa, bis Ende 1879 reichend, und im Bollettino della Soc. geogr. ital. (Mai 1880) veröffentlicht, melden, dass Martini am 22. November zu Farrè in Schoa eingetroffen war und den Marquis Antinori im besten Wohlsein angetroffen hatte. Letzterer wird der auf sein Gesuch erfolgten Rückberufung nach Europa Folge leisten, doch wollte er zuvor seine Sammlungen in Ordnung bringen und Vorsorge für die Station in Let-Marefià treffen. Von seinen beiden jungen Gefährten Cecchi und Chiarini, die im Juni 1878 von Schoa nach Kaffa abgereist waren, hatte er, zum Theil durch König Menilek, in Erfahrung gebracht, dass sie erst im Mai 1879 Kaffa verlassen haben und sich im Juli desselben Jahres auf dem Wege nach dem Ukerewe-See noch im besten Wohlsein befanden. Martini beabsichtigte, da er die beiden doch nicht mehr einzuholen hoffen könne, auf einem anderen Wege über Guraghe und Kambat nach Unyoro vorzudringen.

Die Reihe von Stationen zwischen der Zanzibar-Küste und dem Tanganjika - See, die schon in den 40er Jahren dem Dr. Krapf als „Apostelstrasse" vorschwebte, verwirklicht sich allmählich. In einer Übersicht über die Thätigkeit der Association internationale africaine '), welcher Oberst Adan eine grosse Indexkarte der wichtigeren afrikanischen Forschungsreisen beigegeben hat, erwähnt der Secretär Strauch: „Binnen wenigen Wochen, sicherlich vor Ende dieses Jahres, wird der von Zanzibar nach dem TanganjikaSee gehende Reisende auf seinem Wege von Bagamoyo bis Karema und Udjidji acht Stationen finden, wo man ihn gastlich aufnehmen wird und wo er sich aufhalten kann, um auszuruhen, wenn er ermüdet ist, oder um seine Gesundheit wiederherzustellen, wenn er krank ist. Der Reisende wird in Wirklichkeit antreffen: 1. Die Station der Pères du St.-Esprit in Bagamoyo; 2. die Station des französischen National-Comité's in Usagara; 3. die Station der englischen Missionare in Mpwapwa; 4. die Station, welche die algerischen Missionare an der Grenze zwischen Ugogo und Unjanjembe errichten werden; 5. das ProvisionenDépôt der Association internationale in Tabora, 6. die Station, welche das deutsche National-Comité demnächst in Manyara anlegen wird; 7. die Station zur Abrichtung von Elephanten in Simba; 8. die Station der Association internationale zu Karema oder die englischen und algerischen Missionsstationen in Udjidji”. Diese Liste ändert sich

dadurch, dass nach Beschluss der deutschen afrikanischen Gesellschaft die deutsche Station an das Südende des Tanganjika gelegt werden soll, auch sind manche der aufgeführten Stationen bis jetzt nur projectirt. So steht M. Bloyet, der in Usagara die französische Station einrichten soll, erst im Begriff, dahin zu reisen, ebenso M. Sergère aus Marseille, der in Tabora ein grosses Dépôt mit Räumlichkeiten für 1200 Menschen zu errichten beabsichtigt. Immerhin scheinen die nachhaltigen Anstrengungen allmählich Früchte zu tragen, Dank der Ausdauer des Königs von Belgien und der von Erfolg gekrönten Bemühungen des belgischen Comité's, das ausser einem Capital von 335 000 fr.

1) Association internationale africaine. Comité national belge. Séance publique du 1er mars 1880. Bruxelles 1880.

jährlich 112 000 fr. der Association zur Verfügung stellte. Die soeben angeführten Stationen sind deutlich verzeichnet auf einer Karte von Lieut. Cambier's Route nach Karema, die einen aus der Revue de Belgique besonders abgedruckten lesenswerthen Aufsatz über Cambier's Expedition vom Secretär A. J. Wauters von der belgischen Geogr. Gesellschaft) illustrirt.

R. W. Felkin giebt in der Juni-Nummer der Proceedings R. Geogr. Soc. eine vorläufige Übersicht seiner Reise nach Uganda, die auf dem Rückweg von Ladò durch das Gebiet des Bahr-el-Ghasal nach Dar-For viel neuen Boden berührte.

Die Frage des Velle brachte H. Duveyrier in der Sitzung der Pariser Geogr. Gesellschaft vom 7. Mai wieder zur Sprache, gelegentlich der Vorstellung eines griechischen Arztes, Panagiotes Potagos, der selbst in unserer reiselustigen Zeit ein Phänomen unter den Touristen ist. Dieser Herr begann seine ausserordentlichen und merkwürdigerweise bis jetzt ganz unbekannt gebliebenen Reisen im J. 1867, WO er durch Persien und Herat nach Kabul ging. Vom Emir Schir Ali gut aufgenommen verweilte er hier längere Zeit, setzte dann aber seine Wanderung durch Badachschan, Wachan, den Pamir und Ost - Turkistan bis Hami fort, wo er 1871, nachdem er einen Abstecher nach Uliassutaï ausgeführt, länger als ein Jahr als Gefangener zurückgehalten wurde, bevor er über Kuldscha, Semipalatinsk, Omsk und St. Petersburg nach Saloniki zurückkehrte. Hier prakticirte er wieder zwei Jahre, trat aber dann eine zweite Reise nach Kabul an. Er versuchte von Bombay aus über Peschawar dahin zu gelangen, aber von den englischen Behörden zurückgewiesen, ging er von Bender Abbas aus nach Persien hinein und erreichte sein Ziel über Laristan und Seïstan. Von Kabul begab er sich durch den Kurum-Pass nach Indien, schiffte sich in Bombay nach Ägypten ein, ging den Nil hinauf und verwendete nun die beiden Jahre 1876 und 1877 auf eine Wanderung durch die Länder im Süden von Dar-For. Diese Reise ist es, deren Ergebnisse Duveyrier nach Einsicht seiner Karte und nach mündlichen Mittheilungen resumirte 2).,,Ihr Schauplatz", sagt er,,,erstreckt sich nach seiner eigenen Angabe von 9° 30' bis 3° N. Br. oder von der berühmten Kupfermine Hofra-enNahas im Süden von For bis zu einem grossen, von Ost nach West strömenden Fluss Namens Bere, von der Seriba Siber Rehama an einem Nebenfluss des Biri in Fertit3) bis zu einem Fluss Tzigo, der von Nord nach Süd dem Bere zufliesst und nördlich, von welchem (WSW von Hofraen-Nahas) Dr. Potagos ein anderes Etablissement der nubischen Händler antraf, das nach seinem Besitzer Seriba Nur genannt wurde. In dem nördlichen Drittel des angedeuteten Rahmens liegen die Routen des neuen Reisenden zwischen den ersten westlichen Zuflüssen des Bahrel-Arab und berühren im Westen sogar ein Gewässer, das dem Gebiet des Aukadebbe, eines Flusses von Wadai, zugehört; in den beiden anderen Dritteln bleiben sie inner

1) A. J. Wauters, Le Capitaine Cambier et la première expédition de l'Association internationale africaine. Bruxelles 1880.

2) Sitzungsbericht in ,,L'Exploration" vom 20. Mai 1880. Diese Wochenschrift hebt sich unter Paul Tournafond's Leitung rasch zu einem sehr nützlichen Organ.

3) Siehe Schweinfurth's Karte von Dar-Fertit, Peterm. Mitth. 1872, Tafel 15.

halb des Flussgebietes des Bere, der für uns derselbe Fluss sein muss, der anderwärts Uëlle und Schari genannt wird. ,,Ich muss darauf aufmerksam machen, dass Dr. Potagos den Bere etwas südlich von 3° N. Br. von Ost nach West zwischen 23° 20' und 21° 20' Ŏ. L. v. Paris (25° 40' und 23° 40' Ŏ. L. v. Gr.) verlaufen lässt, während Dr. Schweinfurth, welcher 1870 den Uëlle bei der Hauptstadt des Königs Munsa der Monbuttu unter 3° 35' N. Br. sah und nach Mittheilungen der dortigen Eingeborenen dessen weiteren Lauf aufzeichnete, denselben eine westliche Richtung im Parallel von Munsa's Hauptstadt giebt 1). ・ Auf einer Strecke von 200 bis 250 km nach Westen ist diese Angabe zutreffend; aber weiterhin, noch vor dem Dorfe Bakangoï, welches Miani 1872 besuchte 2), wendet sich der Uëlle oder Bere nach Potagos' Karte nach Süden. Erst bei dem Dorfe Ingima, ungefähr unter 3° N. Br. und 23° 20' Ŏ. L. v. P., schlägt er wieder eine westliche Richtung ein und behält dieselbe ungefähr bis 20° 40' Ŏ. L. v. P. bei.

,,Mit einigen Worten muss ich hier die noch immer unentschiedene Frage berühren, welchem Stromgebiete der grosse Fluss Uëlle angehört. Dr. Schweinfurth sowohl wie Dr. Petermann neigten sich anfänglich der Ansicht zu, dass der Uëlle dem Schari zufliesse; als aber die Nachricht von der Entdeckung des Livingstone (Congo) durch Stanley sich verbreitete, glaubten fast alle Geographen und Stanley selbst, dass der Uëlle nur der Oberlauf des Aruwimi sein könne, welcher unter 0° 55' N. Br. und 21' 10' Ŏ. L. v. P. in den Livingstone mündet. Auch Petermann schloss sich dieser Anschauung an, während ich fast allein bei der früheren Ansicht beharrte 3). Hatte doch H. Barth am 20. März 1851. den Schari bei Meleh bereits stark angeschwollen gefunden, und dieser Umstand giebt sicherlich das Recht, darauf zu schliessen, dass die Quelle des Schari sich weit im Süden von der Breite Meleh's (12° 47' N. Br.) befinden muss. Ja man muss bis 6° oder gar 4° nach Süden hinabgehen, um Gegenden zu erreichen, in denen schon Ende Februar grosse Regenmassen fallen. Angesichts dieser meteorologischen Beobachtung muss man die von Nachtigal gesammelten Angaben der Eingeborenen aus Bagirmi und Wadai, welche den Schari aus der Vereinigung von vier sämmtlich zwischen 6° und 8° N. Br. entspringenden Flüssen: Bahar-el-Abiad, Bahr-el-Azrek, Bahar Kuti und Bahar-el-Ardeh entstehen lassen, ohne Weiteres verwerfen. Schon die arabischen Bezeichnungen für diese Wasserläufe flössen sehr geringes Vertrauen ein; wir finden hier einen Weissen Fluss und einen Blauen Fluss wie im Nilgebiete, trotzdem die Sprache und besonders die Einbildungskraft der Araber reichhaltig genug ist, um die doppelte Anwendung geographischer Namen vermeiden zu kön. nen. Indem Potagos feststellt, dass der Bere, der ohne Zweifel identisch mit Dr. Schweinfurth's Uëlle und Gebr. Poncet's Babura ist, bis 20° 40' Ŏ. L. v. P. eine westliche Richtung verfolgt, bringt er eine Nachricht bei, die es gänz

') Vergl. Originalkarte von Dr. G. Schweinfurth's Reisen im oberen Nilgebiete, 1869 und 1870. Peterm. Mittheilungen 1871, Tafel 7. 2) Correnti: Il viaggio di G. Miani al Monbuttu. Rom 1875 mit Karte.

3) Carte murale physique de l'Afrique par J. Chavanne, revue par H. Duveyrier. Wien, 1879.

lich unwahrscheinlich macht, dass der Uëlle der Oberlauf des Aruwimi sei.

,,Seine Excursionen an dem Bere und seinen nördli chen Zuflüssen: Bomo, Beti, Ura und Tzigo, um nur die bedeutendsten von ihnen zu erwähnen, sind jedenfalls das Hauptergebniss seiner Reisen in Äquatorial-Afrika, jedoch verdient eine andere Reise fast eben so viel Beachtung, nämlich seine Wanderungen weiter im Norden, im oberen Theile des Bahar-el-Arab-Gebietes südlich von Dar-For, und westlich davon bis an einen Fluss Mamun, welcher nach seiner Lage und nach der nordwestlichen Richtung seines Laufes wohl ein Zufluss des Aukadebbe, eines der grossen Flüsse von Wadai, sein muss. Hier weist er die Existenz der Flüsse Ada und Bulbul nach, welche den Bahar-elOlu, einen nördlichen Zufluss des Bahar-el-Arab, bilden; er macht uns Mittheilungen von dem berühmten Hofra, richtiger Hofrat-en-Nahas, d. h. Kupferminen, welche bisher kein Europäer besucht hatte, von der Seriba Nur, der westlichsten Niederlassung arabischer Händler an einem Nebenflusse des Mamun. Endlich wird auch seine Aufnahme des Flusses Boro, welcher von West nach Ost zwischen 8° und 9° N. Br. läuft, Veranlassung geben, auf unseren Karten die südlichen Theile des Stromgebietes des Bahar-el-Arab neu zu bearbeiten.

,,Dr. Potagos ist freilich weder Astronom noch Feldmesser, seine kartographischen Arbeiten bestehen in Itineraren. So primitiv dieselben auch sein mögen, so sind sie doch immerhin unendlich viel mehr werth, als die Angaben von Händlern aus Nubien oder Dar-For, nach denen man so gut als möglich den grössten Theil der Karte im Westen vom Flusse Kosanga oder Bahar Tembo und der Seriba Aghad Wau auszufüllen suchte".

Das März-April-Heft des stattlichen „Bulletin de la Soc. normande de géographie" enthält neben Artikeln über Nordenskiöld's Reise von Lefort, über eine Beschreibung der Küsten der Normandie aus dem 15. Jahrhundert von Delavaud und einigen kleineren Beiträgen, als Hauptabhandlung eine Schilderung der Beni Mezab im Süden der algerischen Sahara von Emile Masqueray.

Dr. O. Lens setzte seine Reise nach Timbuktu fort und wollte Ende Mai dort angelangt sein. ,,Nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten", schrieb er uns am 13. April aus Fum el-Hossan,,,konnte ich endlich am 27. März Tarudant verlassen und kam nach einem viertägigen schwierigen und sehr gefährlichen Marsch durch die Gebiete der räuberischen Araber Kabyleh Howara und durch dasjenige der Schtuga (Berber) ohne Unfall in Iler, dem Sitz Sidi Hasfein's, Sohn von Sidi Hescham, an. Die Leute, Berber, waren nicht sehr entgegenkommend; sie gestatteten zwar, dass ich auf einem benachbarten grossen Markt Kameele von Tazerkant einkaufte, aber der Scheich wiess meine Geschenke zurück und verlangte mein Gewehr, das ich ihm aber verweigerte. Mit Hülfe des Secretärs, dem ich ein gutes Geschenk machte, kamen wir aber schliesslich doch fort und erhielten sogar für den ersten Tag einen Mann als Begleitung. Ein dreitägiger Marsch durch ein wüstes, unbewohntes Gebirge, in welchem sich eine Menge Strassenräuber verborgen halten, brachte uns zu der Araber-Kabyle Maribda, wo mich der Scheich Ali in Fum el-Hossan sehr freundlich aufnahm. Derselbe leitet alle unsere Vorberei

tungen für die Wüstenreise, ja er wird möglicherweise selbst eine kleine Karawane mit Waaren für Timbuktu ausrüsten; das wäre sehr günstig für mich und ich würde dann mit grosser Sicherheit reisen. Spätestens Ende des Monats soll die Reise angetreten werden, und wenn Alles glatt geht, kann ich Ende Mai in Timbuktu sein. Von dort werde ich natürlich versuchen, nach Saint-Louis am Senegal zu kommen; ob es gelingt oder ob ich wieder durch die Wüste meinen Rückweg nehmen muss, wird die Zukunft lehren. In letzterem Falle würde ich wenigstens einen anderen Weg wählen. Fum el-Hossan, ein kleines Städtchen inmitten grosser Gärten von Dattelpalmen, mit einer schönen wasserreichen Quelle, liegt am wasserlosen Uad Temenet, wenige Stunden oberhalb seiner Einmündung in den Uad Draa, südwestlich von dem Städtchen Akka. Es wird jetzt wahrscheinlich für mehrere Monate keine Gelegenheit zum Correspondiren geben".

Über den Ort Tenduf in der marokkanischen Sahara, welchen Dr. Lenz in seinem Briefe aus Tarudant (s. S. 235 des vorigen Heftes) als sein nächstes Reiseziel nannte, und über den Handelsverkehr dieses Ortes mit Timbuktu findet man ausführliche Nachweise aus neuester Zeit in dem ,,Bulletin de la Soc. de géogr. de Marseille", 1880, Nr.1-3, sowohl unter den schätzenswerthen Erkundigungen über Wege, Oasen, Völkerschaften &c. der westlichen Sahara, die A. Colas in Oran aus dem Munde der Bewohner von Aderar gesammelt und als ,,Renseignements géographiques sur l'Afrique centrale et occidentale" veröffentlicht hat, als in einem besonderen kurzen Artikel von Dr. Ollive, Arzt des französischen Consulats in Mogador, über den Handel Marokko's mit Timbuktu. Tenduf oder, wie er schreibt, Tinduf, sagt Colas, ist eine wichtige Stadt mitten im Lande der Tadjakant, ihr gegenwärtiges Oberhaupt heisst El Hartani Uld Merabet und führt den Titel Scheich. Seine zugleich religiöse und politische Autorität beschränkt sich nicht auf die Stadt, sondern erstreckt sich über alle Stämme der Tadjakant, und obgleich seine Machtbefugnisse nur unbestimmt festgestellt sind, übt er doch eine ansehnliche Macht aus. Die Beschlüsse der Djemaa des Landes kommen erst zur Ausführung, wenn er sie sanctionirt hat. Der Handel von Tenduf ist von grosser Bedeutung, die Stadt dient als Entrepôt und Transitplatz für die aus der Sahara und dem Sudan kommenden Waaren. Dieser Handel wird ausschliesslich von den nomadischen Tadjakant betrieben, thätigen und kühnen Händlern, die mit ihren Karawanen in den marokkanischen Tell ziehen, um Getreide, Datteln, Theer, Pulver, Tabak, Baumwollenstoffe &c. zu kaufen, dann nach Tenduf zurückgekehrt und hier den für den eigenen Gebrauch nöthigen Theil dieser Waaren zurücklassend, den directen Weg durch die Sahara nach Timbuktu einschlagen. Die Reise dahin wird durch einen mehr oder weniger langen Aufenthalt in Taudenni unterbrochen, einer grossen Sebcha, die einen bedeutenden Theil Central-Afrika's mit Salz versorgt. Die Ausbeutung dieses Salzlagers befindet sich in den Händen der Tuaregs, welche die Preise nach ihrem Belieben stellen. Nachdem die Tadjakant hier einen Theil ihrer Waaren gegen die genau eine halbe Kameelladung ausmachenden Salzstücke vertauscht haben, ziehen sie weiter nach Timbuktu, verkaufen dort mit bedeutendem Vortheil den Rest ihrer Waaren gegen

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