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kleine Berge vor uns dienten als Landmarke. Kurz vor ihnen fliesst Chor Otssamé von SW nach NO. An seinen Ufern finden sich viele Amomum.

Von hier aus nach Fatíko erhebt sich das Terrain terrassenweis; Plateau ist über Plateau gelagert und meist von hohen Hügeln oder Einzelnbergen eingefasst. Überall, wo ein Wasserlauf ihre Entwickelung begünstigt, stehen Mengen von schönen Borassus-Palmen. Chor Unyáma, an den wir nun gelangen, die Hauptwasserader für dieses Land, ist hier ein prächtiger, mit reichem Pflanzenschmuck umkleideter Wasserlauf, der von S nach N gerichtet ist. Wie wir uns dem Plateau von Fatíko nähern, wird die Steigung immer beträchtlicher. Oft sind Wälle von Felsblöcken zu übersteigen, oft flankiren die kuppenförmigen Erhebungen auf beiden Seiten die von uns begangene Strasse. Auf vier kleinen unter ihnen rechts von der Strasse sind sehr bevölkerte Seriben sichtbar. Ein mit reifen Früchten beladener Vitex auf der Höhe eines Stein walles giebt einen guten Rastplatz und süsse Früchte. Dann wird der Weg wieder aufgenommen, und nachdem wir einige kleine Schúli-Dörfer passirt haben, neben denen sehr ausgedehnte Tabakspflanzungen sich hinziehen, erreichen wir um 42 Uhr Nachmit tag unsere Station Fatíko, einst Baker's Hauptquartier im Schúli-Lande.

Da zur Erledigung der laufenden Geschäfte ein mehrtägiger Aufenthalt in Fatíko nothwendig war, konnte diese Musse zum Sammeln verwerthet werden; trotz aller Mühe jedoch konnte ich keines Manis habhaft werden, obgleich das Thier hier vorkommt. Baker hat über Fatíko und seine Umgebungen so viel veröffentlicht, dass es unnütz wäre, hierauf zurückzukommen; es hat sich seit jener Zeit recht wenig geändert und Fatíko ist noch heute die Kornkammer für das ganze Land von Dufilé nach Mrúli.

Zu Baker's Zeiten schon war der Chef sämmtlicher Schúli Rotschámma (Rot Jarma), und seine erste Visite bei Baker ist in dessen ,,Ismaïlia" ausführlich geschildert. Hauptsächlich seinem Einflusse war es zu verdanken, dass sich sein Volk so willig und so eng an die ägyptische Herrschaft angeschlossen hat. Trotzdem wurde der Chef von einem späteren Commandanten Fatíko's so verletzt, dass er sich völlig zurückzog und seit Jahren sich nicht mehr sehen liess. Um so überraschender war mir ein Besuch seines Sohnes, der mich zu seinem Vater einlud, da er von meinem Besuch bei Kabréga gehört hatte (schon Speke wies auf die Beziehungen zwischen Unyóro und Gáni hin; Gáni ist der Kinyóro- und Kigánda-Name für das Schúli-Land) und mich gern sprechen wollte, selbst zu kommen aber fürchte. Da das Unrecht ja von unserer Seite begangen war, sagte ich willig zu.

In fast gerade östlicher Richtung wandten wir uns dem

schönen Walde zu, der das leicht ansteigende wellige Terrain vor uns deckt. Terminalien, vereinzelte Akazien, Borassus, Ficus, Combreten, von denen ein Exemplar in voller rother Blüthenpracht stand, einzelne Phoenix, Vitex und Albizzien, zwischen denen hie und da eine gigantische Dalbergia oder eine eben so schöne Tamarinde sich hervorthut, bilden eine reiche Staffage und gewähren mit ihren gefiederten Bewohnern Stoff genug, um die anderthalb Stunden Marsch bis nach Otóngole schnell vergehen zu lassen. Das genannte kleine Dorf, mitten zwischen Bananen und hohen Bäumen versteckt und von Felspartien umgeben, bleibt uns zur Linken liegen; die Bewohner aber sind sämmtlich auf den Felsen versammelt, um uns vorüberziehen zu sehen. Immer in derselben Richtung weiter gehend passiren wir dann grössere Waldstrecken und kommen endlich zu einem grösseren Chor in tief eingerissenem Bette, auf dessen jenseitigem Ufer unser heutiges Reiseziel, das Dorf Pajíra, gelegen ist.

Hier erwartete uns eine Ehrenescorte von etwa 20 mit bunten Stoffen bekleideten und mit alten Gewehren bewaffneten Dienern des Chefs; er selbst in der Mitte einer Gruppe frisch roth bemalter, mit Fellen bekleideter Neger stand seitwärts mich erwartend. Wir wurden nun ersucht, einen Moment zu warten, bis die beiden von uns mitgebrachten Ziegen geschlachtet und ihr Blut auf unseren Weg gespritzt war; über das Blut kam dann Rotschámma, mich durch Berühren der Hand zu grüssen und führte mich in das nahe gelegene Dorf, wo für ihn unter einem Baume ein Ankareb aufgestellt wurde, während mein Stuhl in der Nähe im Schatten eines Hauses stand. Zu beiden Seiten des Chefs standen Wachen, das Gewehr in der Hand, vor ihm kniete ein junger Mann, wie es schien, sein Vertrauter. Etwa 250-300 Neger in den verschiedensten Costümen und Malereien, mit Eisen- und Perlenschmuck drängten sich zwischen die bewaffneten Wachen, Frauen, Kinder, Hunde, Hühner ein belebtes Bild!

Der Schúli-Chef ist ein alter Mann mit eigenthümlich seitlichem Blick; sein Gala-Costüm bestand in frischer, rother Farbe, einem Antilopenfell über der Schulter und einigen. Eisenringen. Er schien sehr erfreut über die Geschenke, welche ich ihm mitgebracht, erwiederte dieselben mit einem prachtvollen Elephantenzahne und liess dann seine Ehehälfte rufen, eine recht alte Frau, die aber immer noch an den glitzernden Glasperlen Vergnügen zu finden schien. Nachdem unsere officielle Debatte zu beiderseitiger Zufriedenheit erledigt war, liess ich den alten Herrn sich an Mrissa erlabend im Kreise seiner Unterthanen, während ich mich zu einem Gange durch das kleine Dorf anschickte. Ich muss hierzu bemerken, dass Rotschámma's eigentlicher Hauptort etwa 6 Stunden weiter jenseit Chor Assa liegt.

Die Construction der hiesigen Häuser erinnert ganz auffallend an die der Schilluk; die schon bei den Mádi erwähnten Häuser für Mädchen und Knaben finden sich auch hier. Mit Schädeln behangene Votivbäume sind häufig, besonders Schädel von Zwergantilopen und Nagern finden sich unter ihnen. Am Fusse eines solchen Baumes wurde in einem Gefässe eine schmalblätterige Liliacee cultivirt, von welcher man kleine Stücke auf die Fussfallen legt, um dem Jäger guten Erfolg zu sichern. Die Hauptgeräthe sind die gewöhnlichen, nur sind die Murhakka (Reibsteine) sehr sauber in Thon eingemauert. Die Lanzen unterscheiden sich von Wanyóro-Lanzen nur durch ein breiteres Blatt; die Schilde sind länglich-viereckig mit einspringenden Seiten, aus Büffelhaut gefertigt. Kleidung der Männer und Frauen, ihre Zierrathe &c. sind denen der Mádi völlig analog. Von Hausthieren waren Hunde und Hauskatzen sichtbar. Da inzwischen wieder Regen drohte, hiess es an den Heimweg denken; zuvor aber wurde mir noch ein Trunk Honigwasser von einer schwarzen Hebe gebracht und dann in Begleitung einer grossen Escorte, in der auch der Chef selbst sich befand, der Rückweg angetreten. Am Chore verabschiedete sich die ganze Gesellschaft, während wir denselben Weg zurückgingen, aber durch hereinbrechenden Regen gezwungen wurden, im Dorfe Otóngole eine Unterkunft zu suchen. Auf einem Felsen daselbst steht ein prächtiger Baum mit dicken am Aste haftenden Schotenfrüchten, die 6-7 schwarze, orangekappige, kantige Samen enthalten, welche von den Eingeborenen zum MangalaSpiele verwendet werden. Weder Blätter noch Blüthen gaben Anhaltspunkte zur Bestimmung. Rings um das Dorf eine Hecke von Euphorbien. Bei strömendem Regen erreichten wir Fatíko.

Noch ein Tag war dem Aufenthalte in Fatíko gewidmet, wo es jetzt Morgens und Abends geradezu unangenehm kalt war; es ist eben in Central-Afrika bei 17—19° C. kalt. Dazu kamen tägliche Regen, eine zu dieser Jahreszeit (Januar 1879) völlig abnorme Erscheinung, die sich nur durch die enorme Verdunstung erklären lässt, welcher die grossen Überschwemmungsflächen des Flusses während des Tages bei Mittagstemperaturen von 32-35° C. im Schatten unterliegen. So dürfte für dieses Jahr auch die Regenzeit im Allgemeinen früher beginnen. Von Fatíko aus führt eine begangene Strasse über Fadibék nach Tarrangole, dem Hauptorte des Verwaltungsbezirkes. Lattúka. Leider erlaubte es meine Zeit nicht, einen Ausflug dorthin zu machen. Um aber den Rückweg nach Dufilé einigermaassen zu verwerthen, wählte ich eine neue Strasse, die in Folgendem kurz geschildert werden soll.

Hinter dem dicht neben Station Fatíko gelegenen Berge Dschúlu, an welchem Gimóro's Dorf gleichen Namens liegt,

kletterten wir steil abwärts über die Steinblöcke hin, überschritten einen Wasserlauf und befanden uns nun auf sehr welligem Boden, dessen Faltung im Ganzen von SW nach NO streicht und das meist mit lichtem Walde und hohem Grase bestanden ist. Zur Rechten bleibt eine Zeit lang Gebel Schúa, den Linant's Karte viel zu weit nördlich legt; zur Linken sind von den Hügelhöhen die Berge von Falōro gut sichtbar. Da die Strasse beinahe geradlinig das Terrain durchschneidet, gehen wir schnell vorwärts, passiren am Nordufer eines kleinen Chores eine kleine zu dem etwas mehr nach O gelegenen Dorfe Fauvel gehörige Seriba und gelangen über einige Hügelrücken und Wasserläufe zum Chor Unyáma, der hier von SSW nach NNO fliesst. Eiskaltes Wasser braust im Schatten der hochstämmigen Bäume über die glatten Steine hin: von hier aus nach N zu giebt es nur wenig und schlechtes Wasser.

Furchtbar eintönig ist die nun folgende Strecke. Hügelauf, hügelab durch hohes Gras zieht der Pfad; zwei Mal tritt Chor Unyáma so nahe an die Strasse, die ihn stets zur Rechten hat, dass wir deutlich sein Rauschen hören. Alle Wasserläufe, welche die Strasse kreuzen, sind ausgetrocknet oder enthalten nur wenig schmutziges, mit Algen bedecktes Wasser. An einer solchen Pfütze wird um Mittag gerastet: dass aber der Boden wasserreich, beweisen. einerseits die schönen, hochstämmigen Kigelien rings umher, mehr noch Büsche. von Phoenix, die stets nassen Untergrund wollen. Immer in derselben Richtung geht es dann wieder vorwärts in beinahe gerader Linie, bis an einem tief eingerissenen Chorbette sich passables Trinkwasser findet und deshalb dort Nachtquartier genommen wird.

Während des Marsches war mir ein eigenthümliches Wolkenphänomen aufgefallen. An dem klaren, blauen Himmel bildeten sich an verschiedenen Stellen zugleich leichte Trübungen, die gleichsam von oben herabsteigend sich zu kleinen, runden, schneeigen Wolken zusammenballten. Diese blieben für einige Zeit fix, zerfaserten sich dann zunächst an den Rändern, wurden durchsichtiger und heller und verschwanden als Nebel wo eben noch die Wolke gestanden, erschien nun wieder klarer, blauer Himmel. Das Spiel wiederholte sich verschiedene Male bei leichtem Ostwinde und kühler Temperatur (10h 35' a. m.: 24,5° C.).

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Sonnenball erschien, war Jeder froh, sich wärmen zu können, zugleich aber hatten wir eine weite, wasserlose Strecke voll hohen Grases hinter uns gelassen. Wie vor Fatíko der Aufstieg, so geht hier der Abstieg terrassenweis vor sich von einem Plateau steigen wir zum anderen nieder über ebene, rothe Thonbodenstrecken, in die sich schwarze Humus-Inseln einschieben. Zwischen zwei isolirten Hügeln hindurch eröffnet sich ein hübscher Blick auf die lange, vielgipflige Kette der Mádi-Berge; kurz darauf mündet der Weg in die eigentliche alte Strasse ein und Chor et-Tin, ein graues, schmutziges Wasser, bildet einen Anhaltspunkt.

um

Auf dem Marsche hatte ich Gelegenheit, wieder einmal die Sehkraft meiner schwarzen Begleiter zu bewundern, deren einer in vollem Laufe plötzlich uns verliess, später mit einer Zwergantilope auf der Schulter zurückzukehren, die nach einer noch frisch blutenden Wunde am Bauche so eben verendet sein musste. Wie er sie mitten im Grase bemerkt hatte, ist mir ein Räthsel. Der Gefährte des Thierchens stand nicht weit von der Strasse, entfloh aber bald. Diese Art ist zutraulich und lässt sich bald an die Hand gewöhnen, hält sich aber nicht gut im Hause und kränkelt viel.

Vom Chor aus stets absteigend sahen wir an den Plateaurändern oft förmliche, über Meter hohe Wälle mit tiefen Höhlen; die rothe Erde ist der Lieblingsplatz für die Termiten, die hier colonienweis ihre crenelirten Hügel bauen; auf ihnen blüht vorzugsweis weiss oder helllilla die zarte Petunia. Eine tiefe Schlucht flankirt den letzten Abstieg, der uns in leichter Biegung zu einem kleineren und grösseren Mádi-Dorfe, Eléma genannt, und von dort zu Chor Dedde führt, der recht viel Wasser enthält und sich weiter nach N in den Chor Unyáma ergiesst. Einige Minuten später ruhen wir unter der Tamarinde Djéïfi's, wo wir beim Abmarsch übernachtet hatten, und erreichen von da in kurzem Marsche Dufilé.

Berechnung von Höhenbestimmungen Dr. EminBey's und Dr. Felkin's.

Von Prof. Dr. K. Zöppritz.

Die nachfolgend mitgetheilten Höhenzahlen, von denen ein Theil schon im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift, S. 465, Aufnahme gefunden hat, beruhen auf drei unabhängigen Beobachtungsreihen von sehr verschiedenem Charakter. In den Jahren 1875 und 1876 hat Dr. Emin-Bey auf Reisen zwischen Ladò, dem Mwutan und Mruli mittels sieben Thermobarometern und fünf Aneroïden Siedepunkts-, bez. Luftdruckbestimmungen vorgenommen. Für die drei nördlichsten Stationen sind dieselben im Bulletin de la société de géographie (Ser. 6, Bd. XIII, p. 209) in extenso

abgedruckt. Die sieben Hypsometer stimmen bis auf eines vortrefflich in ihren Angaben überein. Lässt man, wie ich gethan habe, das eine um über 1° F. abweichende ganz bei Seite, so weichen die Angaben der sechs übrigen niemals mehr als ±0,1° F. von ihrem Mittel ab. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass dieses Mittel dem wahren Siedepunkt des Wassers an dem betreffenden Ort zur Beobachtungszeit äusserst nahe liegt. Wenn man den gleichzeitigen Luftdruck zu Gondokoro kennen würde, so liesse sich die Höhendifferenz des Beobachtungsortes gegen Gondokoro mit grosser Schärfe angeben. Leider fehlen aber gleichzeitige Beobachtungen an letzterer Station, und man kann nur aus dem bekannten Verlauf der meteorologischen Erscheinungen in Gondokoro berechnen (s. Hann in Peterm. Mitth. 1875, S. 342), welcher Barometerstand und welche Temperatur um die Beobachtungsstunde unter normalen Verhältnissen in Gondokoro herrschen würde. Die Höhenberechnung ist also mit dem vollen Fehler behaftet, der aus der Unregel mässigkeit der Witterung zur Zeit der Beobachtung resultirt. Da man aber die Extreme der Schwankungen in jener Gegend hinlänglich kennt, so lassen sich Grenzen angeben, innerhalb deren die Höhe sicherlich liegen muss.

Die Berechnung der zweiten Beobachtungsreihe Dr. EminBey's ist von den Fehlern der zufälligen Witterung viel freier, obwohl dieselbe nur mit einem guten Aneroïd angestellt ist. Sie ist das Resultat der zwischen dem 11. December 1878 und 19. Januar 1879 ausgeführten Reise von Ladò über Dufilé nach Fatíko und zurück. In Beddén, Kiri, Dufilé wurde je 2 Tage, in Fatíko 61⁄2 Tage verweilt und das Aneroïd wenigstens drei Mal täglich abgelesen. Daraus kann man Mittel bilden und diese mit dem Mittel der zu gleichen Tagesstunden vor und nach der Reise in Ladò gemachten Ablesungen vergleichen, woraus sich Höhendifferenzen ergeben, die einen weit höheren Grad von Sicherheit haben, als die aus der ersten Reihe bestimmten. Auch die Beobachtungen Dr. Felkin's, der vom 1. November bis 30. December 1878 von Ladò nach Kiroto reiste und ähnliche mehrtägige Aufenthalte unterwegs machte, liessen sich in derselben Weise berechnen und geben meist eine sehr gute Übereinstimmung mit den zuvor erwähnten von Emin-Bey.

Die Genauigkeit der für die Orte am Nil bis Dufilé und für Fatíko gegebenen Zahlen I, welche Mittel aus Emin-Bey's und Felkin's Resultaten sind, geht weit über die aller bisherigen Höhenbestimmungen derselben durch S. W. Baker und J. A. Baker hinaus. Der Fehler gegen Gondokoro bleibt wahrscheinlich überall unter 10 m. Die ausschliesslich aus den thermobarometrischen Bestimmungen Emin's abgeleiteten Zahlen II dürften dagegen auf etwa 40 m genau betrachtet werden. Die Zahl unter I für Magungo ist das Mittel aus Felkin's Bestimmungen, welche

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kung von Hann (Peterm. Mitth. 1875, S. 344) in diesem Gebiete sehr mangelhaft sind; diejenigen von S. W. Baker (Journ. R. Geogr. Soc., Bd. XXXVI, p. 16) sind ohne jede Angabe über den im Meeresniveau angenommenen Luftdruck mitgetheilt und überdiess mit Instrumenten angestellt, die sich im Laufe der Jahre sehr stark geändert haben; endlich die wenigen Zahlen von Speke (Journ. R. Geogr. Soc., Bd. XXXIII, p. 344) sind auf einen unveränderlichen Normaldruck von 29,92" im Meeresspiegel bezogen. Das sicherste Verfahren, um bei dem heutigen Zustand unserer Kenntnisse zu brauchbaren Resultaten zu gelangen, ist nach meiner Überzeugung die Anknüpfung an Gondokoro, den einzigen Ort des Gebietes, für den eine ziemlich vollständige einjährige Reihe von Temperatur- und Luftdruckbeobachtungen mittels eines Quecksilberbarometers vorliegt. Eine solche Anknüpfung kann entweder direct, wie ich es gethan, vorgenommen werden, oder man kann zunächst neue Isobaren entwerfen, die sich auf die Beobachtungsreihe von Gondokoro stützen, und mittels dieser directe Meereshöhen berechnen. So lange die älteren Beobachtungen nicht auf solche Weise neu berechnet sind, müssen die vorstehenden Zahlen als die wahrscheinlichsten Höhen der betreffenden Punkte betrachtet werden. Sie würden aber auch neben den umgerechneten älteren Beobachtungen wegen der grossen Zahl der angewandten, gut übereinstimmenden Hypsometer mit überwiegendem Gewichte auftreten.

Jedenfalls geht aus den Zahlen hervor, dass für Rubaga die von Hann früher berechnete Seehöhe von 1300 m (Peterm. Mitth. 1879, S. 65) die allein zulässige ist, und dass die kleinere neuerdings (das. 1880, S. 145) von ihm abgeleitete Zahl nur auf den sehr veränderten Stand der beobachteten Aneroïde zurückzuführen ist.

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Erläuternde Bemerkungen zu der Karte: Der Bayerische Spessart.

Von M. Lindeman.

(Mit Karte, s. Tafel 10.)

Die Ausdehnung der Waldbedeckung eines Landes ist von entscheidender Bedeutung für die physikalisch-geographischen, die Vertheilung des Besitzes an den Wäldern und die Art der letzteren von nicht geringerer Wichtigkeit für die wirthschaftlichen Verhältnisse. Beides würden wesentliche Bestandtheile einer allgemeinen deutschen Forststatistik bilden, welche noch erst zu schaffen ist. Freilich hat in den Jahren 1873 und 74 in Gemässheit eines Beschlusses des Bundesraths eine Commission den,,Organisationsplan für die gemeinsame Forststatistik des Deutschen

Reiches" ausgearbeitet. Die Commission sagt in der Einleitung zu ihrem Berichte vom 9. Mai 1874: „dass bezüglich einer Statistik der Staatsforsten durch die bis in jede Einzelheit geordnete, auf Vermessungs- und Taxationswerke gegründete und genau rechnungsmässig durchgeführte Verwaltung sehr weit gehende Ansprüche statistischer Erkenntniss erfüllt werden können, dass dagegen andererseits von dem grössten Theil der übrigen, namentlich der Privatforsten, die Beschaffung ähnlicher Auskunft nicht allein nicht gefordert werden kann, sondern in vielen Fällen selbst

die nothwendigsten Grundlagen dafür weder den Behörden, noch den Waldbesitzern mit Bestimmtheit bekannt sind". Der vou jener Commission vorgelegte Plan ist bis jetzt, so viel bekannt, noch nicht zur Ausführung gebracht worden. Ein kleiner Anfang wenigstens zu einer deutschen Forststatistik ist aber seitdem insofern gemacht worden, als im Sommer 1878 auf Grund der Bundesrathsbeschlüsse vom 15. Februar 1874 und 8. Novbr. 1877 landwirthschaftliche Erhebungen über die Bodenbenutzung im Deutschen Reich und somit auch über die Ausdehnung der Forsten und Holzungen Statt gefunden haben. Die Februarnummer 1880 der vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen Monatshefte des Deutschen Reichs veröffentlicht diese Aufnahmen. Darnach sind von der Gesammtfläche des Deutschen Reichs 25,69 Procent Forsten und Holzungen. (Grössere Waldflächen im Verhältniss zur Gesammtfläche als das Deutsche Reich haben in Europa nur Schweden, Russland, Norwegen, Österreich-Ungarn.) In den grösseren Deutschen Staaten (von über 1 Million Hektaren Gesammtfläche) ergeben sich folgende Procentsätze der Forst- und Holzungsfläche zur Gesammtfläche: für Preussen 23,33, für Bayern 32,98, für Württemberg 33,77, für das Königreich Sachsen 27,74, für Baden 37,55, für Mecklenburg-Schwerin 16,82, für ElsassLothringen 30,59.

In Bayern ist der Regierungsbezirk Unterfranken, in welchem der Spessart belegen, einer der waldreichsten. Von der Gesammtfläche Bayerns nehmen die Forsten und Holzungen ein im Regierungsbezirk Oberbayern 31,97, Niederbayern 31,81, Pfalz 38,62, Oberpfalz 37,45, Oberfranken 34,36, Mittelfranken 32,76, Unterfranken 37,23, Schwaben 23,46 Procent. Die Regierungsbezirke Pfalz, Oberpfalz und Unterfranken haben also die ausgedehntesten Forsten und Holzungen, während Oberbayern, Niederbayern und Schwaben die waldärmsten sind. Bezüglich der Besitzverhältnisse sind wir auf ältere Angaben, namentlich das officielle Werk: Die Forstverwaltung Bayerns, München 1861, und Bernhard's Forststatistik Deutschlands, Berlin 1872, angewiesen.

Von der Gesammtwaldfläche Bayerns sind 36 Procent Staatswald, 15 Proc. Gemeinde- und Stiftungswald, 49 Proc. Privatwald. Die Privatwaldungen bilden somit in Bayern fast die Hälfte der Gesammtwaldfläche. Der bedeutende Staatswaldbesitz Bayerns vertheilt sich eben so wie die Bewaldung ziemlich gleichmässig über das Staatsgebiet und ist da am ausgedehntesten, wo grosse Flächen absoluten Waldbodens vorhanden sind (Alpen, Bayerischer Wald, Frankenwald, Haardtgebirge u. A.).

Ungleich dem Verhältniss in anderen Regierungsbezirken ist in Unterfranken der Procentsatz des Gemeinde- und Stiftungswaldes der grösste, nämlich 43, bei 32 Proc. Staatsund 25 Proc. Privatwald, während in Oberbayern, Nieder

bayern, Oberpfalz und Oberfranken die Gemeinde- und Stiftungswaldungen nur einen sehr geringen Procentsatz (2-7) der Gesammtwaldfläche bilden. Überhaupt nehmen in Bayern die Privatwaldungen fast die Hälfte der Gesammtwaldfläche ein.

Die Karte veranschaulicht die Verhältnisse des zum Regierungsbezirk Unterfranken gehörenden Bayerischen Spessart nach zwei Richtungen: der Vertheilung des Besitzes, wobei der Privatwald noch in zwei Unterabtheilungen, den Stiftungs- (Körperschafts-) und den Privatwald im engeren Sinne, einschliesslich der standesherrlichen Waldungen, geschieden ist, und nach der Verbreitung der Holzarten, letztere jedoch nur bezüglich der Staatswaldungen. Es war unmöglich, diese Unterscheidung auf die Gemeinde- und Privatwaldungen auszudehnen; die Mischungen der Holzarten sind namentlich in den Gemeindewaldungen so complicirt, es finden sich auf kleinen Flächen so vielerlei Bestandesarten, dass, abgesehen von der Schwierigkeit der Ermittelung, ein ausserordentlich grosser Maassstab der Karte erforderlich gewesen sein würde, um diese letzteren erkennbar darzustellen.

Betrachten wir die Waldarten in den dem Staat gehörenden Theilen des Spessartwaldes, so ergiebt sich, dass auf Laubholz-Hochwald 69 Proc. der bestockten Fläche, 18 Proc. auf Nadelholz, 5 Proc. auf gemischte (Laub- und Nadelholz-) Bestände und 8 Proc. auf Mittel- und Niederwald kommen. Dagegen ist über die Hälfte der Staatswaldfläche mit Nadelholz-Hochwald bestanden: in den Alpen, dem Lande zwischen Donau und Alpen, dem Bayerischen Walde, dem Fränkischen Jura, dem Fichtelgebirge, dem Oberpfälzer Hügelland, dem Frankenwald, der Fränkischen Höhe und Ebene. Selbst im laubwaldreichen Haardtgebirge nimmt der Laubholz-Hochwald nur 53 Proc. der bestockten Staatswaldfläche ein.

Die Betriebsart in den dem Staat gehörenden Waldungen ist demnach Hochwaldwirthschaft, mit Ausnahme einer verhältnissmässig kleinen Fläche Ausschlagwald (,,Niederwald"). Mittelwald giebt es nicht. Die Holzarten sind Rothbuchen und Traubeneichen, die ersteren herrschen vor. ,,Im Innern des Waldes, wo die Humusschicht dem Boden nicht entzogen wurde, trifft man noch Laubholzbestände von seltener Vollkommenheit an, welche die Bewunderung eines Jeden, der sie betritt, erregen, und wahrhaft als sehenswerth bezeichnet werden dürfen. Ganze Abtheilungen von 120-140jährigen Buchen, untermischt mit 300-400jährigen Eichen, letztere mit einer Schafthöhe von 80-110 F., halten über 120 Klafter Holzvorrath per Tagewerk) oder stehen dieser Ertragsgrösse nahe, und Buchen

1) Tagewerk = 0,3407 ha.

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