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theile auszunutzen, ist es unumgänglich nothwendig, den Punkt, an welchem der Batang Hari schiffbar wird, zu verbinden mit dem Wegenetz, das die Statthalterschaft von Sumatra's Westküste durchkreuzt, und die Sicherheit des Verkehrs auf dem Flusse durch einige strenge Maassregeln herzustellen.

Es ist nicht zu erwarten, dass die niederländische Regierung, jetzt da der Atjeh-Krieg eine so günstige Wendung genommen hat, noch lange in ihrer Gleichgültigkeit behar. ren wird, die sie bisher in der Schätzung der Vorzüge dieses Stromes gezeigt hat. Früher oder später wird sie die Nothwendigkeit anerkennen, ihren Einfluss sowohl auf die Rantau als auf die Districte des Innern von Djambi ausdehnen zu müssen. Erstere, die einmal einen Theil des Menangkabau'schen Reiches ausmachte, zu annectiren, möchte eine leichte Sache sein, die, mit Besonnenheit geleitet, wahrscheinlich ganz ohne Blutvergiessen zu Stande zu bringen wäre, und um sich des Gehorsams des ganzen

Djambi-Reiches zu versichern, würde, allem Anscheine nach, ein militärischer Posten an der Mündung des Tabir und ein kleines bewaffnetes Dampfschiff, um die Polizei auf dem Flusse zu handhaben, völlig genügend sein.

Auf diese Weise allmählich und mit Bedacht fortschreitend könnte die niederländische Regierung, wie uns scheint, mit wenig Mühe und ohne Gefahr das ganze mittlere Sumatra zum Gehorsam bringen und eine neue und schöne Residenz ihrem Gebiete zufügen, die bald der Bedeutung von Palembang die Wage halten könnte ').

1) Vorstehender Aufsatz befand sich bereits im Druck, als die denselben Gegenstand behandelnde Arbeit des Verfassers in den Proceedings of the Royal Geogr. Society 1879, No. 12, p. 759, erschien. Er ist mithin nicht nur keine Reproduction der letzteren, sondern beansprucht auch die Priorität, wie schon eine genaue Vergleichung beider Aufsätze und die Beigabe der Karte beweist. Seit einem Jahre schwebten die Verhandlungen zwischen dem Verfasser und der Redaction; die Veröffentlichung wurde nur durch die Bearbeitung der Karte, welche längere Zeit in Anspruch nahm, verzögert. Anm. der Redaction.

Der grosse tibetanische Fluss in seinem Laufe zum Brahmaputra.

(Mit Karte, s. Tafel 2 1).)

Wiederholt hat von Zeit zu Zeit der Lauf eines Flusses die Wissbegierde in ungewöhnlichem Maasse geweckt. Während sich die gebildete Welt selten und erst viel später mit Fragen über Verlauf und Zusammenhang der Gebirge beschäftigte, wurde seit dem frühesten Alterthum oft mit grossem Eifer nachgeforscht, woher ein Fluss, dessen unteren Lauf man kannte, seinen Ursprung nehme, oder wo ein anderer, dessen Ober- und Mittellauf bekannt war, in's Meer ausmünde. Sehen wir auch ganz ab von dem Nil, welcher das eclatanteste Beispiel liefert, bei dem aber die paradoxe Erscheinung der zur trockenen Zeit regelmässig wiederkehrenden Überschwemmungen als ein den Leuten am Mittelmeer unerklärliches Räthsel vorzugsweise die Neugierde erregte, so stossen wir in der geographischen Entdeckungsgeschichte immer wieder auf das Bestreben, das Woher und Wohin der Flüsse zu erforschen. Ein beträchtlicher Theil der afrikanischen Reisen wurde hauptsächlich zu diesem Zweck unternommen. Der Niger z. B. bildete, bevor seine Mündung durch Lander aufgefunden

') Die vorliegende Karte ist eine getreue, nur etwas verkleinerte Copie einer Zeichnung, welche den Titel trägt:,,Conjectural Sketch of the country to the South of the lower portion of the great Sanpo River of Tibet" und von dem Chef der indischen Landesvermessung, General Walker, an Mr. Ch. Black eingehändigt wurde. Der Güte des letzteren Herrn verdanken wir ihren Besitz. Um der Copie den Charakter des Originals zu wahren, wurde Nichts hinzugefügt, auch nicht die in den Rahmen der Karte fallende Reiseroute Nain Singh's von Chetang nach Tawang und weiter nach Assam; auch wurde aus demselben Grund die englische Orthographie der Namen beibehalten.

war, den Gegenstand eifriger Nachforschungen in Afrika sowohl wie in der Gelehrtenstube, noch Tuckey's Expedition ging den Congo hinauf in der Absicht, über den vermutheten Zusammenhang dieses Stromes mit dem Niger Gewissheit zu erlangen, und andererseits machte jüngst die Nachricht viel Aufsehen, dass es gelungen sei, die letzten Quellen des Niger zu entdecken. Livingstone's langjährige Wanderungen am Zambesi und Lualaba, Cameron's und Stanley's Durchkreuzung des äquatorialen Afrika verfolgten in erster Linie das Ziel, über das Flusssystem in's Klare zu kommen, und gegenwärtig steht die Frage, ob der Uelle zum Schari oder zum Congo gehört, auf der Tagesordnung. Fast noch ausschliesslicher heften sich die geographischen Reisen in den Tiefländern Süd-Amerika's an den Lauf der grossen Ströme und dafür, dass diess auch in Asien häufig der Fall war, liessen sich zahlreiche Beispiele anführen, die bis zur allerneuesten Zeit heranreichen. Eins der bekanntesten hierher gehörigen Probleme betrifft die Herkunft des Brahmaputra und das Ende des grossen tibetanischen Flusses Sanpo.

Die jährlichen Zusammenkünfte der British Association bieten seit geraumer Zeit gerade für solche, die an geographischen Dingen und Personen Interesse nehmen, Ausserordentliches. Man sorgt dafür, dass Männer mit ganz frischen Ruhmeskränzen dort auftreten und durch ihre Persönlichkeit den Reiz der Berichte über ihre Thaten erhöhen. Meist sucht man jetzt Entdeckungsreisende dafür zu

gewinnen, die so eben mit grossen Erfolgen heimgekehrt. sind. Auch im vorigen Jahre belebten mehrere solche Rei. senden die Verhandlungen, und es muss in der That für die Anwesenden ein hohes Interesse gewährt haben, Serpa Pinto, Cameron und andere Afrika - Reisende ihre Erfahrungen austauschen zu hören. Daneben mag es schwer gewesen sein, für andere geogr. Vorträge die Aufmerksamkeit zu fesseln, dennoch wurde der Vortrag eines Gelehrten vom Indischen Amt, Charles E. D. Black, vom entschiedensten Erfolg begleitet, ohne Zweifel zum Theil wegen des Geschickes, mit dem er abgefasst und zu Gehör gebracht war, zum Theil aber sicherlich auch, weil er über den bisher ganz unbekannten Lauf des Sanpo östlich vom Meridian von L'Hasa bestimmten und überraschenden Aufschluss gewährt und dadurch den Zusammenhang des Flusses mit dem Brahmaputra in ein neues Licht rückt.

Es handelt sich abermals um ein hübsches Stück Arbeit, das im Auftrag der indischen Landesvermessung einer der eingeborenen Geometer unternahm, die seit 1863 mit so grossem Erfolg dazu verwendet werden, Aufnahmen in solchen Nachbarländern Indiens auszuführen, in welche Europäer schwer oder gar nicht Einlass finden. Die grossartigsten und kühnsten Arbeiten dieser Art verdankt man dem Punditen Nain Singh, der schon 1856-57 den Brüdern Schlagintweit in Kaschmir und Ladakh assistirte und 1865 von Nipal aus nach Tibet eindrang, das ganze Thal des grossen tibetanischen Flusses von seinen Quellen am Mariamla-Gebirge bis in die Nähe von L'Hasa durchwanderte und L'Hasa selbst im Januar 1866 erreichte. Es ist bekannt, wie er durch allerhand Vorkehrungen und Kunstgriffe seine geodätischen Arbeiten vor den Augen seiner Begleiter zu verbergen wusste und unter der beständigen Gefahr der Entdeckung in treuer Pflichterfüllung seine Schritte zählte, die Kompasspeilungen notirte, Breitenbestimmungen, Höhenmessungen und Temperatur-Beobachtungen durchführte, auf einem Wege von mehr als 1200 engl. Meilen Länge. War es ihm auf dem Marsch durch Tibet auch nicht möglich, sich immer an dem Fluss entlang zu halten, so blieb er ihm doch so nahe und hat ihn an so vielen Stellen berührt und überschritten, dass sein Lauf als im Allgemeinen gut bekannt angesehen werden kann und die Karte, die nach den Aufnahmen Nain Singh's von dessen Chef und Auftraggeber T. G. Montgomerie ausgearbeitet wurde 1), bezeichnet einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den bisherigen, auf chinesischem Material beruhenden Darstellungen 2).

1) Report on the Trans-Himalayan Explorations 1865-67. Dehra Doon 1867. Auch Peterm. Mittheilungen 1868, Tafel 13.

2) Siehe die Vergleichung der neuen mit den früheren Karten auf dem Carton der citirten Tafel 13 des Jahrgangs 1868.

Der östlichste Punkt des Sanpo, den Nain Singh damals berührte, liegt in der Nähe des ringförmigen Sees Jamdok-Tscho, da wo der Weg nach dem nahen L'Hasa mittelst einer eisernen Kettenbrücke den Fluss überspannt. Dort passirte ihn auch schon Manning im J. 1811 1) und neuerdings, 1872, ein anderer von Montgomerie's Punditen auf seiner Rückkehr vom Tengri-nor 2); weiter unterhalb aber war er nur an einer einzigen Stelle gesehen und überschritten worden, nämlich bei der Stadt Tschetang (Chetang, die etwas über 1 Grad östlicher liegt als jene Kettenbrücke 3). Hier war es, wo Nain Singh am 30. November 1874 abermals über den Fluss setzte, als er, von Kaschgar zurückgekehrt, von Ladakh aus den Norden Tibets bis zum Tengri-nor durchwanderte und von diesem See über L'Hasa und den Himalaya glücklich nach Assam gelangte ). Wie der Sanpo von der Kettenbrücke bis Tschetang seiner westöstlichen Richtung treu geblieben war, so sah ihn Nain Singh auch von Tschetang aus diese Richtung beibehalten. Der Reisende glaubte ihn etwa 30 engl. Meilen weit mit den Augen verfolgen zu können und auf diese Entfernung blieb die Richtung des Laufes eine östliche, dann aber schien sich der Fluss, durch eine Bergkette gezwungen, gegen Südost zu wenden. Leider konnte Nain Singh den Flusslauf nicht verfolgen, sondern ging südwärts über Tawang nach Odalguri, wo er am 11. März 1875 das britische Gebiet von Assam betrat.

Wie Nain Singh den Eindruck zurückbrachte, dass der Sanpo von Tschetang aus ostwärts, dann südostwärts fliesse, um den Himalaya zu durchbrechen, so finden wir auch auf den Karten älterer und neuerer Zeit diese Vorstellung ausgedrückt. D'Anville's Carte générale du Thibet, 1733, so wie seine 9-Blatt-Karte von Tibet, welche auf Grund der chinesischen und Jesuiten-Karten gezeichnet bis in die neueste Zeit die Hauptautorität waren, verlegte Tchamca (Chamkar unserer Tafel 2) in 27° 20' N. Br. statt 29° 40'. In ähnlicher Weise geben die im 7. Bd. der „Historie der Reisen" enthaltene,,Karte von Gross-Thibet, aus den englischen Schriftstellern von M. Bellin, Ingenieur de la Marine, 1749", die,,Carte von Tibet nach den neuesten Nachrichten entworfen 1790" in Forster's Neuesten Nachrichten aus Tibet, und andere dem Lauf des Sanpo in diesem östlichen Theil von Tibet eine ostsüdöstliche Richtung bis Tchamca, von wo eine südsüdöstliche Richtung beginnt. Wenn Klaproth Tchamca in 29° 24' N. Br. ver

1) Cl. R. Markham, Narrative of the mission of G. Bogle to Tibet, and of the journey of Th. Manning to Lhasa. London 1876. 2) Journal of the R. Geogr. Soc., XLV, 1875.

3) Tschetang liegt nach Nain Singh ungefähr in 29° 15' N. Br. und 91° 43' Östl. L. v. Gr., 11 480 engl. Fuss über dem Meere. Der Fluss ist hier 1050 Fuss breit und bei langsamer Strömung 20 F. tief. 4) Journal of the R. Geogr. Soc., XLVII, 1877.

legt, so kommt das nur daher, dass er der Übergangsstelle über den Sanpo beim Jamdok Tscho die Breite von 30° 10' statt 29° 20' giebt, die Richtung des Sanpo-Laufes ist aber bei ihm ähnlich wie bei D'Anville. Neuere Autoritäten wussten hieran Nichts zu ändern. Cooper's ,,Map of the Great River of Tibet" in den Proceedings of the R. Geogr. Soc. 1869, Abbé Desgodin's Karte zu seinem Buche,,La Mission du Thibet, Paris 1872", lassen wie die älteren den Sanpo stetig nach Ost und Südost fliessen. Nur eine einzige Bemerkung Desgodin's kann man jetzt, wo man besser unterrichtet ist, als eine Andeutung des Bogens auffassen, den der Fluss gegen Norden beschreibt, ehe er südwärts in den Himalaya eintritt. Er erzählt') von einem alten Lama, der in jenen Gegenden gereist sei. ,,Il dit que quelques jours à l'est de L'Hassa, le fleuve tourne vers le sud, en faisant une longe courbe".

Unter diesen Umständen musste das Ergebniss der ersten, im J. 1878 unternommenen Aufnahme des SanpoLaufes unterhalb Tschetang geradezu überraschen. Der fast einen Breitengrad durchlaufende Bogen des Flusses gegen Norden wird sogar auf kleinen Übersichtskarten in die Augen fallen und dem östlichen Tibet eine wesentlich andere Physiognomie geben. Wie der Name Nain Singh's erst nach Beendigung seiner verdienstvollen geodätischen Arbeiten bekannt gegeben wurde, so hält man für jetzt den Namen des Indiers, dem wir diese Aufnahme des Sanpo verdanken, noch geheim und bezeichnet ihn nur durch die Buchstaben N-m-g, wahrscheinlich, weil man ihn auch ferner zu Recognoscirungen in Tibet verwenden will. Auch über seine Reise wissen wir nur wenig, da seine Aufzeichnungen noch der Veröffentlichung entgegensehen. Dieses Wenige hat Mr. Black in dem erwähnten Vortrag zusammengestellt und vor Kurzem in den „Proceedings" der Londoner Geogr. Gesellschaft, mit wenig Abänderungen auch in dem von ihm bearbeiteten,,Abstract of the Reports of the Surveys, and of other geographical operations in India for 1877-78. London 1879" weiteren Kreisen zugänglich gemacht. Aus dem letztgenannten Abstract ist der betreffende Abschnitt im Nachstehenden übersetzt.

,,Eine höchst bemerkenswerthe Forschung in Ost-Tibet wurde 1878 von einem der eingeborenen Geometer ausgeführt, die General Walker eingeübt hat. Sie besteht in einer Aufnahme des Flusses Sanpo durch einen neuen Reisenden, N-m-g, auf eine Strecke von ca 200 engl. Mln. unterhalb Tschetang, dem untersten vordem fixirten Punkt. N-m-g wurde unter der unmittelbaren Instruction des Lieut. Harman verwendet, der seine Tagebücher ausgeschrieben, seine Beobachtungen reducirt und auf der Karte 1) Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, 6e série, XIV, 1877,

p. 432.

niedergelegt hat. Das Folgende ist ein kurzer, vorläufiger Bericht über die Reise. ,,N-m-g wurde nach der Stadt Tschetang abgeschickt, deren Position 1875 durch den Pundit Nain Singh bestimmt worden war, mit der Anweisung, den Lauf des Sanpo so weit als möglich abwärts zu erforschen. Auf das Nordufer des Flusses übertretend, folgte er ihm etwa 30 engl. Meilen weit nach Osten, bis zu einer Stelle, wo sich ein kleiner Fluss Namens Miktschu (Mikchu) aus Nordosten kommend, mit ihm vereinigt. Hier musste er den Hauptstrom verlassen und einen beträchtlichen Umweg machen, indem er das Miktschu-Thal hinauf, auf dem Lungla-Pass den die Ostgrenze des Beckens von L'Hasa bildenden Bergzug überschritt, dann in einem Thal hinab die beiden Klöster Tschukorgye (Chukorgye) und Thakpo passirte und bei der Stadt Gyatsa-Jong wieder an den Sanpo kam. Während er diesen Umweg von mehr als 50 engl. Meilen machen musste, hatte sich der Fluss auf eine Strecke von 20 engl. Meilen durch das Gebirge hindurchgewunden. Etwa 30 engl. Meilen unterhalb Gyatsa-Jong ging er auf das rechte Ufer über, bei Thakpo-Nong-jong, welches dicht bei der Einmündung eines von Süden kommenden Flusses liegt; dieser letztere soll bei der Stadt Tsari vorbeifliessen, welche Lieut. Harman für identisch mit D'Anville's Chai hält. Bis Gyatsa-Jong stimmt der Lauf des Sanpo ziemlich überein mit des Punditen Nain Singh's Karte des Landes, das er zwischen L'Hasa und Assam durchwanderte; Nain Singh hatte den Lauf des Flusses auf eine Entfernung von са 30 engl. Meilen unterhalb Tschetang gesehen und die Nachricht eingezogen, dass er von dort an eine südöstliche Richtung nach Assam einschlage. Jetzt erfahren wir, dass er nur eine kurze Strecke über Gyatsa-Jong hinaus die südöstliche Richtung behält, dann aber ca 50 engl. Meilen gerade nach Osten und darauf ca 80 engl. Meilen weit nach Nordosten fliesst. Der Strom erreicht seinen nördlichsten Punkt nahe bei der Kreuzung des Meridians von 94° mit dem Parallel von 30°, ungefähr 12 engl. Meilen nordöstlich von einem Platze, den der Reisende Chamkar nennt und den Lieut. Harman mit D'Anville's Tchamca identificirt.

,,Nach Erreichung dieses nördlichsten Punktes wendet sich der Fluss gerade nach Südost und erreicht nach 15 engl. Meilen Gyala Singdong, über welches hinaus N—m—g ihn nicht weiter verfolgen konnte. Er sah jedoch von dort aus den Fluss eine bedeutende Strecke in derselben Richtung weiter und durch eine auffällige Öffnung in den Gebirgsketten westlich von einem hohen Gipfel Namens Jung-la fliessen. Jenseit dieser Lücke soll er nach Aussage der Leute durch von Wilden bewohnte Gegenden in ein unter britischer Herrschaft stehendes Land gelangen.

,,Nimmt man an, dass der Reisende die Lage von Gyala Sindong ziemlich gut bestimmt hat, so beträgt die directe Entfernung von diesem Ort bis zu dem höchsten, im Verlauf der Vermessungsarbeiten von Assam bis jetzt fixirten Punkt am Dihong-Fluss nur etwa 100 engl. Meilen. Die Höhe von Gyala Sindong fand der Reisende zu 8000 F., wonach der Fluss von Tschetang aus in 200 engl. Meilen Entfernung um ca 3500 F. gefallen war und auf der Strecke von 160 engl. Meilen bis hinab zur Vereinigung des Dihong mit dem Brahmaputra noch um 7000 F. fallen muss; das ist im Vergleich zu anderen Himalaya - Flüssen kein übertriebenes Gefälle.

,,Eins der interessantesten Ergebnisse dieser Forschungsreise ist, dass sie Aufklärung giebt, woher der SubansiriFluss seine grosse Wassermenge nimmt. Die Thatsache seines bedeutenden Volumens zusammen mit der irrthümlichen Erkundigung durch Nain Singh, wonach der Sanpo unterhalb Tschetang einen südöstlichen Lauf haben sollte, hatte zu der Vermuthung geführt, der Subansiri nehme den Sanpo auf. Dass diese Vermuthung auf Irrthum beruht, zeigen Lieut. Harman's neuerliche Messungen der Wassermasse, welche die hauptsächlichsten Zuflüsse des Brahmaputra führen. Danach ist das Volumen des Dihong 2 bis 3 Mal so gross als das des Subansiri, so dass von diesen beiden der Dihong viel mehr Anspruch hat, der Unterlauf des Sanpo zu sein. Immerhin blieb die Schwierigkeit, die grosse Wassermenge des Subansiri bei einem so kleinen Quellgebiet zu erklären, und diese Schwierigkeit ist nun durch die Entdeckung eines bedeutenden Areals innerhalb des Sanpo-Bogens, das eins der beiden Hauptbecken des Subansiri und seiner Zuflüsse sein wird, gehoben".

Die Vermuthung, dass der Subansiri das Mittelglied zwischen Sanpo und Brahmaputra sei, sprach Oberstlieutenant Godwin-Austen, der an den Vermessungen in Assam Theil genommen hatte, in der Versammlung der British Association zu Plymouth, 1877, aus 1) und Lieut. Harman war damals dieser Ansicht zugeneigt, sowohl wegen der Wasserfülle des Subansiri, als weil die Aussagen von Eingeborenen sie zu unterstützen schienen; die späteren Untersuchungen Harman's und Woodthorpe's, 1877-78, ergaben, dass der Augenschein getrügt hatte und der Subansiri dem Dihong bei weitem nachsteht 2). Dadurch gewinnt die Identität des Dihong mit dem Sanpo bedeutend an Wahrscheinlichkeit, zumal die ihr hauptsächlich entgegenstehende Ansicht, dass der Sanpo überhaupt nicht zum Brahmaputra, sondern zum Irawaddy gehöre, ihren bedeutendsten Vertreter verloren hat.

1) Siehe Peterm. Mittheilungen 1877, S. 434.

2) Proceedings of the R. Geogr. Soc., 1879, II, p. 126. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1880, Heft I.

Während D'Anville's Karte von Tibet das unbekannte Ende des Sanpo südöstlich von Tchamca mit der Bemerkung begleitet: Un peu plus loin de ce coté sont les frontières du Royaume d'Ava, schreibt Klaproth an diese Stelle seiner Karte von Central-Asien die bestimmtere Behauptung: Ce fleuve est l'Irawaddy du pays des Birmans. Dieselbe Behauptung, dass der Sanpo der Oberlauf des Irawaddy sei, spricht Abbé Desgodins nach seinen an der Ostgrenze Tibets eingezogenen Erkundigungen in einem Briefe vom December 1864 aus) und sie erhielt grössere Verbreitung durch T. T. Cooper, der 1868 in Bathang bei Desgodins selbst oder bei einem seiner Collegen Nachrichten über das östliche Tibet einzog 2). Schon 1869 jedoch hatte Desgodins seine Ansicht geändert 2) und in demselben Briefe vom März 1877 ), in welchem er den vom Sanpo beschriebenen Bogen erwähnt, bemüht er sich, durch neue Erkundigungen die Zugehörigkeit dieses Flusses zum Brahmaputra noch wahrscheinlicher zu machen. Er sagt: ,,Ein alter Lama erzählte mir gestern, dass er in seiner Jugend viel gereist sei und fast ganz Tibet besucht habe. Er hat den Fluss von seiner Quelle im westlichen Theil der westlichsten Provinz Tibets verfolgt und kam auf seiner frommen Pilgerschaft bis an die Grenze des wilden Stammes der Lhopa. Er sagt, dass der Fluss einige Tage östlich von L'Hasa gegen Süden abbiegt, indem er einen langen Bogen beschreibt, und darauf den tibetanischen District Hia-yul durchfliesst, einen sehr bevölkerten und fruchtbaren District gerade nördlich von den Lhopa, der unter der Herrschaft des Kalun Doring von L'Hasa steht. Der Fluss tritt in das Gebiet des wilden Stammes ein und strömt zwischen senkrechten, ausgezackten, nackten Felsen, wo es keine Wege giebt und wo man nur mit Hülfe schlechter, aus Lianen hergestellter Leitern weiterkommen kann. Nach einer gewissen Strecke durch das Land der Lhopa fällt der Fluss senkrecht von der Höhe eines Felsens in ein Thal hinab, das der Lama nicht kennt. Die Höhe dieses Wasserfalles ist so bedeutend, dass sie Schwindel erregt. An dieser Stelle, sagt er, ist der Fluss fast eben so gross wie der Kin-scha-kiang bei Bathang oder der Lan-tsangkiang bei den Salinen. Die Details, die man über diese Lhopa gab, stellen es ausser Zweifel, dass es die Abords der Engländer sind".

Damit stimmt in der Hauptsache genau, was Nain Singh in Tschetang erfuhr. Danach sollte der Fluss jenseit Gyala (Sindong) auf die Strecke von 15 Tagereisen

1) Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, October 1869, p. 317. 2) Cooper, On the course of the Tsan-po and Irawaddy and on Tibet. Proceedings of the R. Geogr. Soc., Vol. XIII, 1869, No. V, p. 392.

3) La Mission du Thibet, Paris 1872, p. 149.

4) Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, October 1877, p. 431.

3

das reisproducirende, von L'Hasa unabhängige Land Lhokhalo durchfliessen, dort zwei starke von Norden kommende Zuflüsse aufnehmen und weiterhin durch das Gebiet der wilden Lhoba nach Assam gelangen. Dasselbe besagt die von dem Pundit N-m-g eingezogene', bereits von Mr. Black erwähnte Erkundigung und nimmt man die Beweise

hinzu, die schon früher Wilcox und Montgomerie mit dem Gewicht ihrer Autorität in die Wagschale warfen, so ist wohl ein ernstlicher Zweifel an der Zugehörigkeit des Sanpo zum Brahmaputra vermittelst des Dihong kaum mehr möglich. E. Behm.

Die Fahrten des „,,Willem Barents" im Europäischen Eismeer, 1878 und 1879.

30 Meridian v. Greenwich 10

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