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Literaturbericht.

Ed. Platzhoff-Lejeune. Die Berner Alpenbahn (Lötschbergbahn). (Orell Füsslis Wanderbilder Nr. 321-323. 72 Seiten, 8o mit 80 Tonbildern und einer Karte. Zürich.) Verlag: Art. Institut Orell Füssli. Preis K 1.50.

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Die wohlbekannte Reihe von Orell Füsslis Wanderbildern ist um ein neues, die Berner Alpenbahn Bern-Lötschberg-Simplon schilderndes Büchlein bereichert worden. Der Verfasser, Dr. Ed. Platzhoff-Lejeune, hat sich seiner Aufgabe mit schriftstellerischer Gewandtheit und rühmenswerter Gründlichkeit unterzogen. Ein erstes Kapitel ist der wechselvollen Geschichte der Lötschbergbahn gewidmet, wobei wir nicht nur mit dem endgültigen Projekt Bekanntschaft machen, sondern auch über das ursprüngliche Grimselprojekt, über den Kampf um den Gotthard und über die Simplonfrage orientiert werden. Es folgt die eigentliche Baugeschichte mit einer auch für den Laien gut verständlichen technischen Beschreibung der Linie. Land und Leute, namentlich die zahlreichen landschaftlichen Schönheiten werden trefflich geschildert. Den Schluß bildet eine umsichtige Darlegung der wirtschaftlichen Vorteile, die zweifellos aus der dem Kanton Bern zur hohen Ehre gereichenden Bahn ein bedeutsames, schweizerisch-nationales Werk machen werden. Ein reicher Bilderschmuck begleitet den Text.

W. R. Eckardt. Klima und Leben (Bioklimatologie). Sammlung Göschen Nr. 629, 84 S., G. Göschenscher Verlag, Berlin und Leipzig 1912.

Der durch seine paläoklimatologischen Untersuchungen wohlbekannte Verfasser versucht es hier, in kurzen Zügen die vielfachen Beziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse des organischen Lebens und des Klimas aufzuzeigen, wobei im Sinne des Entwicklungsgedankens von der Entstehung des Lebens auf der Erde ausgegangen und die in geologischer Vergangenheit, namentlich in der Eiszeit, vor sich gegangenen Klimaveränderungen in ihrer Bedeutung für die Lebewelt gewürdigt werden. Dabei sei bemerkt, daß der Verfasser, gestützt auf die paläontologischen Argumente von F. Frech, den Wechsel von Eiszeiten und Interglazialzeiten bestreitet, ohne den gegenteiligen

Beweisgründen in gleicher Weise gerecht zu werden. Bei dem gegenwärtigen Stande der bioklimatologischen Forschungen und dem beschränkten Raum vermögen freilich zumeist nur kurze Andeutungen und Anregungen gegeben zu werden. Immerhin erfahren die Abhängigkeit der Pflanzenzonen vom Klima und das (im allgemeinen als gering bewertete) Akklimatisationsvermögen der Pflanzen, der Einfluß klimatischer Faktoren auf die Tierwelt, die schwierige Frage nach der Akklimatisation der Menschenrassen eine bei aller Kürze gediegene und gedankenreiche Erörterung. In das Gebiet der Wirtschaftsgeographie greifen die Abschnitte ein, die den Landbau im allgemeinen und besonders die Verbreitung und Begrenzung der Landbauzonen in ihrer Abhängigkeit vom Klima, ferner die klimatische Verteilung der Industrie und Verkehrswege, den Einfluß des Klimas auf die Hygiene und den der Klimaschwankungen auf die Lebens- und Erwerbsverhältnisse des Menschen zur Sprache bringen. So bringt das Büchlein eine Fülle interessanter und vielfach neuer Gedanken, deren ausführlicherer Erörterung und Begründung leider der allzu enge Raum eine vorzeitige Grenze zieht. Machatschek.

W. R. Eckardt, Wetter, Klima, Reisen (Soziale Studienfahrten, VIII., 86 S., Volksvereinsverlag, München-Gladbach 1913. Preis M. 1.-).

Das kleine Büchlein der vom Sekretariat sozialer Studentenarbeit herausgegebenen Sammlung will einige Hauptpunkte der Wetterlehre erörtern, die für Reisende, namentlich nach dem Auslande, von Wichtigkeit sein können, um dadurch das Verständnis für klimatologische Verhältnisse zu erwecken. In knapper, aber mit gründlicher Sachkenntnis behandelter Form wird das Wetter und Klima der Tropenzone und die für Kolonisten so wichtige Frage der Akklimationsfähigkeit der weißen Rasse besprochen und Winke für das Reisen in den Tropen gegeben. In ähnlicher Weise wird das Wüstenklima behandelt, die Jahreszeiten mit Rücksicht auf die Interessen von Reisenden charakterisiert, Ratschläge für das Verhalten bei Gewittern gegeben, das Klima der Mittelmeerländer und des außertropischen Nordamerika erörtert. Zweifellos wird die kleine Schrift ihren Zweck erreichen und weite Verbreitung finden.

Siegmund Günther, Physische Geographie (Sammlung Göschen Nr. 26, 4. Aufl., 152 S. mit 37 Fig., Berlin und Leipzig, Göschenscher Verlag 1913).

Von diesem weit verbreiteten Büchlein liegt nun bereits die 4. Auflage vor, die dem Umfang als auch dem Inhalt nach eine wesentliche Bereicherung bedeutet, wobei den neuesten Anschauungen und Erkenntnissen Rechnung getragen wird. Die Gliederung des Stoffes

ist die gleiche geblieben, indem in den einzelnen Abschnitten die Erde als Weltkörper, ihre Gestalt, Schwere und Dichte, Erdwärme und Erdinneres, Aufbau der Erdrinde und die in ihr sich vollziehenden endogenen Reaktionen (Vulkane und Erdbeben), die magnetisch-elektrischen Erdkräfte, ferner die Lufthülle, das Meer, die Gewässer des Binnenlandes, Schnee und Eis und endlich die Geomorphologie behandelt werden. Als allererste Einführung in das schwierige und umfangreiche Gebiet wird das Büchlein nach Berichtigung mancher Irrtümer und Ungenauigkeiten (namentlich im geologischen Teile, wie z. B. Herkunft der Mythenklippen bei Schwyz aus Tirol, große Erdrevolutionen an der Grenze von Kreide und Tertiär, Altersklassifikation der Eruptivgesteine, wobei Granite und andere als Ergußgesteine bezeichnet werden) nach wie vor Geltung haben können, obgleich viele Dinge eben nur flüchtig gestreift und daher für Anfänger kaum genügend klargestellt werden können und den meisten der hier behandelten Gebiete bereits selbständige Büchlein derselben Sammlung gewidmet sind. Machatschek.

M. Walter, Inhalt und Herstellung der topographischen Karte 1:25000 (Me Btischblätter). Geographische Bausteine. Heft 1, 47 S. mit 9 Beilagen. Gotha, J. Perthes, 1913. Preis M. 1.20.

Das kleine Heft, mit dem der neugegründete Verband deutscher Schulgeographen seine Schriften eröffnet, gibt in kurzer Form eine für weite Kreise bestimmte Einführung in das Verständnis von Inhalt und Herstellung der topographischen Karte, wobei die in Preußen so genannten Meßtischblätter 1: 25.000 des Deutschen Reiches zugrunde gelegt sind. Benennung der Kartenblätter, Maßstab, Koordinatensystem, Gradeinteilung, Geländedarstellung, Herstellung der Karte im Felde und im Bureau, Stich und Druck, Vertrieb und Bezugsweise der Karten werden in gemeinverständlicher Weise besprochen und damit gewiß einem oft gefühlten Bedürfnis der beteiligten Kreise entsprochen.

R. H. Francé, Die Alpen. Eine volkstümliche Darstellung der Natur in den Alpen. 964 S. mit 519 Abbild. und Tafeln und Karten in Farbendruck. Th. Thomas, Leipzig 1913. Preis brosch. M. 25.-.

Das in diesen „Mitteilungen", S. 252 bereits ausführlich angezeigte und in seiner Bedeutung gewürdigte Werk liegt nunmehr in 42 Lieferungen oder 3 Bänden abgeschlossen vor. Zum ersten Teile „Die Natur der Alpen" sind noch Aufsätze von bemerkenswerter Sachlichkeit über Schneestürme in den Bergen, den Föhn, das Gletscherphänomen und die Eiszeit und über die Entstehung der Alpen hinzu

gekommen. Der zweite Band bringt in gleicher Form Schilderungen aus dem ,,Leben in den Alpen", worunter auf die höchst anziehenden Artikel „Die Welt der Alpenrosen",,,Vogelwelt",,,Felsenpflanzen“, ,,Zauber des Alpenherbstes" besonders hingewiesen sei. Andere Aufsätze dieses Teiles bringen Schilderungen aus dem Wirtschaftsleben der Alpenbewohner, wieder andere beziehen sich auf die prähistorische Besiedlung (Homo alpinus, Pfahlbauten, Kultur von Hallstatt). Der dritte Band enthält bloß landschaftliche Schilderungen, die aber doch einer wissenschaftlichen Fundierung nicht entbehren: Interlaken, Dolomitenstraße, Engadin, französische Schweiz, Innsbruck, Salzburg, das Nervenstahlbad von Wien, Münchner Alpen), endlich Aufsätze über den Alpinismus. Insgesamt verstärkt das fertige Werk nur den günstigen Eindruck seiner ersten Lieferungen und kann als eine der vornehmsten und gediegensten Leistungen der volkstümlichen Literatur bezeichnet werden. Machatschek.

Vogels Karte des Deutschen Reiches und der Alpenländer 1:500.000, ausgeführt in J. Perthes' Geographischer Anstalt in Gotha. Neu bearbeitet und erweitert unter Leitung von Prof. Paul Langhans. 33 Blätter in Kupferstich. Lieferung 1: Blatt 14: Berlin; Blatt 33: Wien. Preis der vollständigen Karte (16 Lieferungen mit 33 Blättern) mit Namensverzeichnis M. 54.-, einzelne Blätter à M. 2.-.

Von Dr. C. Vogels berühmter Karte des Deutschen Reiches, auf deren Wert und Vorzüge nicht besonders eingegangen zu werden braucht, beginnt soeben eine neue, wesentlich erweiterte und bereicherte Auflage zu erscheinen. Während die erste, 1891-1893 erschienen, nur das eigentliche Deutsche Reich darstellte, umfaßt die neue Ausgabe das ganze deutsche Sprachgebiet, wodurch die Karte um 6 Blätter nach Süden und Südosten erweitert wurde. Die Neuausgabe trägt in gleicher Weise den Fortschritten der topographischen Vermessung wie den Ergebnissen wissenschaftlicher Landesforschung Rechnung, für deren Wiedergabe, namentlich was die Namengebung betrifft, die Mitglieder der „Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland" ihre Mitarbeit zur Verfügung gestellt haben. Dabei ist besonderes Gewicht auf die Sammlung aller bodenständigen Landschaftsnamen gelegt, die noch vielfach im Volksmunde leben. Eine wesentliche Änderung gegenüber der ersten Ausgabe besteht ferner in der Trennung des Flußnetzes von der Schrift, den Wegen und Eisenbahnen usw. und dessen Druck in blauer Farbe und durch die Vereinigung der bisherigen Ausgaben A (mit politischem Kolorit) und B (mit Waldkolorit) zu einer einzigen Ausgabe, ohne daß dadurch der ästhetische Gesamteindruck der Karte wesentlich beeinträchtigt worden wäre.

Hans v. Lippa: Oben und Unten. Zwanzig Jahre in Australien. Mit 56 Illustrationen. Wien 1912. Verlagsbuchhandlung Karl Konegen. Geschenk des Verfassers.

Das vorliegende Buch ist keine Reisebeschreibung, noch weniger ein Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse von Forschungsreisen, sondern nur eine Schilderung der mannigfachen Erlebnisse und Irrfahrten des Verfassers, der als wander- und abenteuerlustiger junger Mann aus seiner deutschböhmischen Heimat hinauszog nach Australien, um dort sein Glück zu finden. Nach zahlreichen fehlgeschlagenen Versuchen ließ er sich von einem Herrn, der Chef der wissenschaftlichen Abteilung im Ackerbauministerium und beauftragt war, im Lande bei Moss Vale Untersuchungen über Parasiten, welche die Schafe massenhaft dahinrafften, anzustellen, engagieren; dort mußte er sich sowohl wissenschaftlich betätigen als auch als Koch nützlich machen. Nach einiger Zeit ging er in die Goldfelder bei Temona, um dort sein Glück zu suchen, und so pendelte er fortwährend zwischen Stadt und Busch, um sich durchzuhelfen. Endlich gestaltete sich sein Schicksal etwas freundlicher. Er lernte in Moss Vale ein liebenswürdiges Mädchen aus guter Familie kennen, das seine Neigung erwiderte und geduldig harrte, bis er imstande war, sie zum Altar zu führen. Wenn nun auch das vorliegende, anziehend geschriebene und durch einen bescheidenen Ton sich auszeichnende Buch eigentlich nur die Erlebnisse des Verfassers schildert, so bietet es dennoch ein getreues Spiegelbild der politischen und volkswirtschaftlichen Verhältnisse Australiens in den letzten 25 Jahren. Wir erfahren so manches über Land und Leute, über die Einwanderung, über die Periode der großen wirtschaftlichen Stagnation, wie sie in den Jahren 1889 und 1890 in Queensland vorkam, und unter welcher der Autor so viel zu leiden hatte, über das Leben und Treiben in Brisbane und Sydney, über die Verhältnisse in den Goldfeldern, die heute gottlob nicht mehr jene Zügellosigkeit aufweisen, welche diese Gebiete früher so berüchtigt machten. Im Jahre 1909 kehrte der Verfasser mit Frau und Familie in seine Heimat zurück. Er gelangte endlich in ein ruhiges Fahrwasser und bekleidet heute eine respektable Stellung im öffentlichen Dienst. Dr. E. G.

Neue Balkankarten mit den Bukarester Ver

tragsgrenzen.

Der in der rumänischen Hauptstadt am 10. August abgeschlossene Friedensvertrag hat die Landverteilung unter den Balkanstaaten in der Hauptsache festgelegt; nur die Grenzlinien des neuen Staates Albanien wurden von der Londoner Botschafterkonferenz bestimmt, ebenso wie seinerzeit im Londoner Präliminarfrieden vom 30. Mai die bulgarisch-türkische Grenze, die infolge des neuerlichen Vormarsches der türkischen Armee eine wesentliche Verschiebung erfahren hat. Alle

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