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Maecenas, iterum antiquo me includere ludo?
Non eadem est aetas, non mens. Veianius armis
Herculis ad postem fixis latet abditus agro,
Ne populum extrema totiens exoret arena.
Est mihi purgatam crebro qui personet aurem :
'Solve senescentem mature sanus equum, ne

bildlichen Ausdrücke von dem Gladiator entlehnt, mit welchem Horaz sich vergleicht. Doch verflicht er, wie auch anderwärts

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(z. B. Ep. 1, 2, 42; 7, 74; 10, 42), das Gleichnis in den Hauptgedanken selbst. Sinn: gleich einem Gladiator bin ich oft genug öffentlich aufgetreten; mit dem Freistabe (rudis) beschenkt, habe ich jetzt wohl ein Recht darauf, mich zurückzuziehen und nicht weiter aufzutreten.' spectatus (vgl. Ep. 2, 1, 230) nicht nur geschaut, aufgetreten', sondern zugleich technischer Ausdruck wie die mit dem Zeichen SP oder SPECT versehenen Gladiatorentesseren (†) beweisen, welche gleichsam als Tapferkeitsmedaillen verliehen wurden zur Bezeichnung des oft als Sieger aus dem Kampfe hervorgegangenen Gladiators. rudis] ein hölzernes Rapier, bei den Fechtübungen der einzuübenden Gladiatoren gebraucht (rudibus batuere). Gladiatoren, welche sich durch ihre Tapferkeit ausgezeichnet hatten, wurden auf Verlangen des Volkes zuweilen von der Verpflichtung ferner aufzutreten befreit. Diese Befreiung erfolgte, indem entweder der editor ludorum oder der lanista sie zum Zeichen der Freiheit mit einem solchen Rapiere beschenkte (vgl. Cic. Phil. 2, 29, 74: tam bonus gladiator rudem tam cito?). Ein solcher rude donatus hieß rudiarius. † quaeris... includere] dieselbe, nur dichterische Konstruktion Sat. 1, 9, 8.

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3. antiquo... ludo] Anspielung auf den ludus gladiatorius (vgl. A. P. 32, Suet. Caes. 31, Caes. de b. c. 1, 14), die Fechterschule, das Gebäude, in welchem die Gladiatoren (als familia) von dem Fechtmeister (lanista) gehalten und geübt wurden, aus dem Horaz gewisser

maßen als rudiarius entlassen ist. † 4. mens] Stimmung'; vgl. Carm. 4, 10, 7. Veianius] ein

solcher rudiarius, der sich in die Verborgenheit des Landlebens zurückgezogen hat, um jeder Versuchung, noch einmal wieder aufzutreten, zu entgehen. Er hat seine Waffen in einem Tempel des Hercules Fundanius (des Schutzgottes der Gladiatoren) auf dem Quirinalis (†) aufgehängt (ad postem, an einem Pfeiler dieses Tempels), nach der Sitte des Altertums, bei Aufgebung eines Geschäfts die Gerätschaften desselben zu weihen. Vgl. Carm. 3, 26, 4. † 6. ne... arena] zu beziehen auf den besiegten Gladiator, welcher den Kampf aufzugeben geneigt ist und infolgedessen am Rande der arena die Zuschauer (populum) um sein Leben flehentlich bittet (exoret). totiens, d. h. ebenso oft, wie früher, als er noch nicht rude donatus war. Vgl. Mart. 1, 3, 9: ne totiens domini patiare lituras, cupis volitare per auras. Anders Sat. 2, 7, 70: o totiens servus! Sinn: 'Wie Veianius der steten Abhängigkeit von der Laune des Volks überdrüssig ist, so ist Horaz es müde, hinsichtlich des Erfolges seiner Dichtungen von der Laune des Publikums abzuhängen.' Vgl. Ep. 2, 2, 103: cum scribo et supplex populi suffragia capto. †

...

V. 7-9. Erläuterung von V. 4. Sinn: eine innere Stimme rät es mir.' 7. purgatam aurem] purgatam, daher doppelt empfänglich für die nachfolgende Mahnung. Vgl. emunctae naris (Sat. 1, 4, 8).

personet] Sat. 2, 6, 115 in intransitiver Bedeutung.-8.senescentem... equum] an ein Wagenrennen im Zirkus ist zu denken. senescentem scheint auf V. 4 (non eadem est

Peccet ad extremum ridendus et ilia ducat.' 10 Nunc itaque et versus et cetera ludicra pono:

Quid verum atque decens, curo et rogo et omnis in hoc sum;
Condo et compono, quae mox depromere possim.

Ac ne forte roges, quo me duce, quo lare tuter:
Nullius addictus iurare in verba magistri,

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aetas) zurückzuweisen. sanus] wenn du gescheit bist. Vgl. Sat. 1, 5, 44. 9. peccet] überhaupt: 'eine Sache schlecht machen'; hier: 'versagen', 'nicht mehr weiter können'. ad extremum] 'zu guter Letzt'; im Gegensatz zu seiner ruhmvollen Vergangenheit. ridendus] auch auf et ilia ducat zu beziehen. ilia ducat] von dem erschöpften Rosse, das keuchend, schwer und tief atmend dahinschleicht oder überhaupt nicht mehr fort kann. Gemeint ist das Zucken und Pulsieren der Weichen infolge allzu großer Anstrengung, welches auch durch tendere, trahere, pulsare bezeichnet wird. Vgl. Verg. Georg. 3, 506: imaque longa ilia singultu tendunt. Plin. N. H. 26, 6, 15: iumentis... non tussientibus modo, sed ilia quoque trahentibus. Verg. Aen. 9, 413: longis singultibus ilia pulsat.

Ducere in dieser Verbindung ist analog der Wendung anhelitum ducere (Ŏvid. Met. 7, 555), spiritum ducere; doch liegt in anhelitum ducere der Begriff multo labore spiritum ducere. Und so ist hier ilia ducere

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V. 10 ff. itaque] über die Stellung s. Kr. 546, A. 3 (E.-S. 316). tera ludicra] auch die (lyrische) Poesie, wie amores, convivia, iocos, rechnet Horaz als minder ernste Beschäftigung, im Gegensatze zu der Philosophie, unter das Spielwerk. Der hierfür gewählte Ausdruck scheint auf ludo (V. 3) zurückweisen zu sollen. pono] depono. 11. verum atque decens] er will, wie er Ep. 2, 2, 144 sagt, verae numerosque modosque ediscere vitae. Decens decorum, honestum.

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Wegen verum s. zu Sat. 2, 3, 312.

rogo] insofern er bei anderen Belehrung sucht; curo, vom eigenen Nachdenken. omnis in hoc sum]

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vgl. Sat. 1, 9, 2. 12. compono] Gegensatz zu pono (V. 10); ich ordne, lege mir zurecht, um das Gesammelte im Falle des Bedarfs desto leichter zur Hand zu haben. depromere] dem condere entsprechend; wie ein erfahrener condus promus, procurator peni (Plaut. Pseud. 2, 2, 14), der zum Gebrauche aus der Vorratskammer das Erforderliche hervorlangt. mox] künftig. 13. ac ne roges] ähnlicher Übergang Ep. 2, 1, 208. quo... duce, quo lare] wer mein Führer und bei wem ich zu Hause sei; welcher Schule ich angehöre. Dux das Haupt einer philosophischen Schule; vgl. Quint. 5, 13, 59: duos diversarum sectarum velut duces. Da die Sekte selbst auch familia genannt wird (Cic. de div. 2, 1, 3: Peripateticorum familia), so liegt auch der metaphorische Gebrauch von domus für dieselbe nahe, wie Carm. 1, 29, 14; sodann lar (vgl. Ep. 2, 2, 51), der Schutzgott des Hauses, für das Haus selbst. † — me... tuter] 'sich durch etwas decken, sicher stellen, auf etwas berufen'. † 14. nullius addictus] = non addictus ullius i. in v. m. addictus] von dem insolventen Schuldner, der durch ein Edikt des Prätors dem Gläubiger als Sklave zuerkannt wird, übertragen auf den Gladiator, der sich dem lanista verkauft und in verba magistri schwört, d. h. den ihm vorgesagten Eid (in allen Stücken ihm zu gehorchen) leistet. Das Part. Pass. ist hier aber mehr reflexiv zu nehmen, me non addixi ulli magistro, ut in eius verba

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Quo me cumque rapit tempestas, deferor hospes.
Nunc agilis fio et mersor civilibus undis,
Virtutis verae custos rigidusque satelles;
Nunc in Aristippi furtim praecepta relabor
Et mihi res, non me rebus subiungere conor.

iurarem. Über den Inf. in dieser
Verbindung s. Kr. 476. Vgl. Ep. 1,
2, 27. 15. quo me cumque] die-
selbe Tmesis Carm. 1, 27, 14.
deferor] ich lasse mich tragen (wie
Cic. Acad. 2, 3, 8: ad quamcumque
sunt disciplinam quasi tempestate
delati). Auf ähnliche Weise be-
zeichnet Cicero seinen Eklektizismus
Tusc. 4, 4, 7: nos institutum tene-
bimus, nulliusque unius disciplinae
legibus adstricti, quibus in philo-
sophia necessario pareamus, quid
sit in quaque re maxime probabile,
semper requiremus.

V. 16-19. Erläuterung dieses Eklektizismus in der Philosophie an einem Beispiele. Bald bekennt Horaz (vgl. Carm. II, 2 und 3) sich zu den Grundsätzen der Stoa, die ein tätiges, staatsbürgerliches Leben zur Pflicht machen, bald zu der Lehre des Aristippus und lebt dieser gemäß in behaglicher Ruhe. † So ernsthaft aber auch alles gemeint ist, was Horaz an manchen anderen Stellen über seine Vorliebe für das Studium echter Lebensweisheit sagt, so ist doch gerade in dieser Hervorhebung seiner gemeinnützigen Tätigkeit nach den Lehren der Stoa eine Selbstironie nicht zu verkennen. Denn nur die Grundsätze der Stoa, deren Schriften er studiert, eignet er sich an, während er einer entsprechenden öffentlichen Tätigkeit in seinen Verhältnissen sich nicht widmen kann. Die stoische Lehre wird charakterisiert durch agilis fio, d. i. лoαxτιnós, in bezug auf die Tätigkeit des Geschäftslebens. Vgl. Cic. de off. 1, 7, 22: quoniam placet Stoicis, quae in terra gignantur, ad usum hominum omnia creari, homines autem hominum causa esse generatos, ut ipsi inter se aliis alii prodesse possent: in hoc naturam debemus ducem sequi, communes utilitates in medium afferre... De fin. 3, 20, 67: praeclare Chrysippus, cetera nata

esse hominum causa et deorum, eos autem communitatis et societatis suae. 16. mersor civilibus undis]

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undis rerum civilium, selbst in Prosa, z. B. Corn. N. Att. 6, 1: neque tamen se civilibus fluctibus committebat. Das unruhige, oft gefährliche Treiben der Staatsgeschäfte mit den Wogen der Meereswellen verglichen; daher auch mersor (ich tauche unter, versenke mich). 17. virtutis verae] die von den Stoikern nicht nur als das höchste, sondern als das einzige Gut angesehen wurde. rigidusque satelles] starr und unbeugsam, ebenfalls sehr bezeichnend in Beziehung auf die Stoiker. Sen. ad Helv. 12: Stoicorum rigida ac virilis sapientia. 18. Aristippi praecepta] das entgegengesetzte Extrem. Cic. Acad. 2, 42: alii voluptatem finem bonorum esse voluerunt, quorum princeps Aristippus Cyrenaicus (um 380 v. C., Vorgänger der Epikureer). furtim relabor] allmählich und unvermerkt, ich weiß gleichsam selbst nicht, wie. - 19. mihi res... ..conor] mir unterzuordnen, sie zu meinem Nutzen (und Vergnügen) zu gebrauchen, ohne ein Sklave des Genusses zu werden. Da Aristippus (vgl. Sat. 2, 3, 100) diesen Grundsatz befolgte (vgl. sein bezügliches Glaubensbekenntnis bei Stob. flor. 17, 18: κρατεῖ ἡδονῆς οὐχ ὁ ἀπεχόμενος, ἀλλ' ὁ χρώμενος μέν, μὴ προεκφερόμενος δέ, ὥσπερ καὶ νεὼς καὶ ἵππου οὐχ ὁ μὴ χρώμενος, ἀλλ ̓ ὁ μετάγων, ὅποι βούLetal. Diog. Laert. 2, 75: Eπε TÒ κρατεῖν καὶ μὴ ἡττᾶσθαι ἡδονῶν ἄριστον, οὐ τὸ μὴ χρῆσθαι. Cic. ad fam. 9, 26, 2: ne Aristippus quidem ille Socraticus erubuit, cum esset obiectum, habere eum Laida. habeo', inquit, non habeor'. — [Exo, ovx ëxoμar]), so konnte Horaz von ihm sagen Ep. 1, 17, 23f.: omnis Aristip

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Ut nox longa quibus mentitur amica diesque
Longa videtur opus debentibus, ut piger annus
Pupillis, quos dura premit custodia matrum:

Sic mihi tarda fluunt ingrataque tempora, quae spem Consiliumque morantur agendi gnaviter id, quod 25 Aeque pauperibus prodest, locupletibus aeque, Aeque neglectum pueris senibusque nocebit. Restat, ut his ego me ipse regam solerque elementis.

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Non possis oculo quantum contendere Lynceus,
Non tamen idcirco contemnas lippus inungui;
Nec, quia desperes invicti membra Glyconis,
Nodosa corpus nolis prohibere cheragra.

pum decuit color et status et res, temptantem maiora, fere praesentibus aequum, insofern sein 'Ideal durchaus nicht etwa nur im bequemen Dahinleben, sondern in dem Streben nach völliger Beherrschung aller Lebensgüter bei völliger Freiheit des Geistes bestand'. (†) Zur sachlichen Erläuterung dessen, Horaz V. 17 und 18 von sich selbst sagt, können Ep. 16 und 17 dieses Buches dienen.

was

V. 20-26. 'Bei diesem Eifer für das Studium der Philosophie ist mir alles, was mich von der Erreichung dieses Zieles zurückhält, um so unangenehmer.' (Also auch jede andere Beschäftigung; selbst an der Dichtkunst, zumal der lyrischen, kann H. deshalb nicht mehr Vergnügen finden.) 21. opus debentibus]=operis, den auf Tagelohn Arbeitenden. Vgl. Sat. 2, 7, 119. 22. dura premit custodia matrum] als drückende Last empfindet der Knabe, daß er nach des Vaters Tode der weiblichen custodia seiner Mutter als strenger Erzieherin sich bis zum vierzehnten Jahre fügen muß. † 23. spem consiliumque morantur] die Erfüllung der Hoffnung und die Ausführung des Vorsatzes verzögern. Vgl. Liv. 23, 14: si spem morarentur.

24. gnaviter] bezeichnet den geschäftsmäßigen Betrieb einer Sache, bei einer Wissenschaft also die systematische Befassung mit derselben. † Gegenteil ignave und ignaviter.

V. 27. restat] es bleibt mir nichts anderes übrig, infolge der

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ego

mancherlei Abhaltungen, welche mich hindern, über die Anfänge der Weisheit hinauszukommen. his elementis] (quae condo et compono V. 12) = meis; die Anfangsgründe, in denen ich, als Neuling, bis jetzt noch stehe. me ipse] ich für mich, unbekümmert um das, was andere treiben und erreichen. Wenn ich auch nicht ein vollkommener Weiser im Sinne der Stoiker werden kann, so richte ich mein Leben wenigstens nach den bis jetzt erreichten Anfangsgründen der Weisheit ein (rego me) und beruhige mich dabei (solor, ähnlich wie Sat. 2, 6, 117), wenn ich nicht imstande bin, es weiter zu bringen. Hiermit schließt der V. 20 angefangene Gedanke.

V. 28-32. Analoge Beispiele zur Rechtfertigung dieses Verfahrens. 28. non possis . . .] konzessiv; s. Kr. 462 (E.-S. 231). oculo quantum contendere L.] vgl. Cic. pro Lig. 3, 6: quantum potero voce contendam. Wegen des substantivischen quantum s. auch Cic. pro Sex. Rosc. 34, 97: nocte una tantum itineris contendere (gleichsam 'erspannen'); de off. 3, 2, 6: quantum coniti animo potes, quantum labore contendere . . Also hier: mit den Augen so weit reichen wie L. Lynceus] einer der Argonauten, durch die Schärfe seiner Augen berühmt; vgl. Sat. 1, 2, 90. - 29. lippus inungui] um wenigstens von dem Augenübel befreit zu werden. 30. Glyconis] berühmter Athlet,

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tantum

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Est quadam prodire tenus, si non datur ultra.
Fervet avaritia miseroque cupidine pectus:

Sunt verba et voces, quibus hunc lenire dolorem
35 Possis et magnam morbi deponere partem.
Laudis amore tumes: sunt certa piacula, quae te
Ter pure lecto poterunt recreare libello.
Invidus, iracundus, iners, vinosus, amator,

corpus

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Zeitgenosse des Horaz. 31. nodosa cheragra] Sat. 2, 7, 15; die Handgicht, welche Knoten an den Gliedern der Finger erzeugt. prohibere cheragra] die Konstruktion wie Ep. 1, 8, 10. 32. est quadam prodire tenus] est ἔστι licet (vgl. Sat. 1, 2, 79; mit Infin.), bis zu der Freiheit von gewissen Fehlern. Dies wenigstens ist schon bei jenen Anfangsgründen der Weisheit möglich. † mit starker Betonung vorangestellte est (vgl. V. 35: possis, 37: poterunt, 39: possit) schließt die an den Leser sich richtende Aufforderung ein, neben dem posse das velle (diesen Grundsatz zu befolgen) nicht fehlen zu lassen.

Das

V. 33-40. Anwendung des zunächst (V. 28-31) über physische Mängel Gesagten auf das sittliche Gebiet (Habsucht, Ehrsucht usw.). Die Philosophie erscheint wie eine Heilkunst der Seele, welche von diesen und ähnlichen Krankheiten befreit; sie bietet (durch ihre Lehren) die Mittel dazu dar. Dieser Gedanke wird in Anspielungen auf die magische Heilkunst eingekleidet, welche durch mystische Worte (verba; vgl. Ep. 1, 2, 68), Zauberformeln (ἐπῳδαί, incantationes magicae, schon bei Homer Odyss. 19, 457) und musikalische Töne (voces) Krankheiten zu heben verheißt. Vgl. Macrob. in Somn. Scip. 2, 3: cantus corporum quoque morbis medentur. Gell. 4, 13: creditum est, ischia cum maxime doleant, tum, si modulis lenibus tibicen incinat, minui dolores. 33. fervet avaritia] wie von einer Fieberglut. Cic. pro Quint. 11, 38: (Naevius) fervet ferturque avaritia. Vgl. calet Sat. 2, 3, 80. Über die Konstruktion

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von V. 33 u. 36 (hypothetischer Satz) s. Kr. 600, A. 4. 34. sunt verba... partem] vgl. Eurip. Hippolyt. 478: εἰσὶν δ ̓ ἐπῳδαὶ καὶ λόγοι Θελκτήριοι· φανήσεταί τι τῆσδε φάρ uanov vócov. Plat. Charmid. p.157A: θεραπεύεσθαι δὲ τὴν ψυχὴν ἔφη ἐπῳδαῖς τισί· τὰς δ' ἐπῳδὰς ταύτας τοὺς λόγους εἶναι τοὺς καλούς· ἐκ δὲ τῶν τοιούτων λόγων ἐν ταῖς ψυχαῖς σωφρο σύνην ἐγγίγνεσθαι, ἧς ἐγγενομένης καὶ παρούσης ῥᾴδιον ἤδη εἶναι τὴν ὑγίειαν καὶ τῇ κεφαλῇ καὶ τῷ ἄλλῳ σώματι πορίζειν. 36. certa piacula] nach der Ansicht, daß Krankheiten durch den Zorn der Götter erzeugt werden. Zur Heilung derselben sind dann Sühnungen (piacula) nötig. Mit diesen wer

den daher die von der Philosophie dargebotenen geistigen Heilmittel' (vgl. V. 37: recreare; 39: mitescere) verglichen. Letztere bestehen in den Schriften der Philosophen, deren aufmerksame, mit reinem und empfänglichem Gemüte (pure; vgl. Ep. 1, 2, 67: puro pectore) vorgenommene Lesung Heilung verschaffen wird. Sie sind gleichsam heilige Bücher, auf deren Lesung die Sühne beruht. - 37. ter] nach dem Glauben des Altertums wohnte der Dreizahl eine geheime magische Kraft bei. Vgl. Sat. 2, 1, 7. Carm. 1, 28, 36. Tibull. 1, 2, 54: ter cane, ter dictis despue carminibus. 38. iners] der Träge, Müßiggänger. Vgl. Sat. 2, 6, 61: inertibus horis. amator] Sat. 1, 2, 55, der Buhler; auf unerlaubte Liebe zu beziehen, wie Carm. 3, 4, 79. Vgl. Cic. Tusc. 4, 12: aliud est amatorem esse, aliud amantem. Gemeint ist, was Tusc. 4, 11 mulierositas genannt wird. Daher als Schimpfwort Plaut. Asin. 921.†

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