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Porrigere: 'hic multum in Fabia valet, ille Velina;
Cui libet hic fasces dabit, eripietque curule

Cui volet importunus ebur.' 'Frater', 'pater' adde; 55 Ut cuique est aetas, ita quemque facetus adopta.

Si bene qui cenat bene vivit, lucet, eamus Quo ducit gula; piscemur, venemur, ut olim Gargilius, qui mane plagas, venabula, servos Differtum transire forum populumque iubebat, 60 Unus ut e multis populo spectante referret Emptum mulus aprum, crudi tumidique lavemur, Quid deceat, quid non obliti, Caerite cera Digni, remigium vitiosum Ithacensis Ulixi, Cui potior patria fuit interdicta voluptas.

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55. facetus] mit Artigkeit. adopta] im allgemeinen: nimm ihn (durch die Art, wie du ihn in der schmeichelnden Anrede bezeichnest) in deine Verwandtschaft auf. Eine treffende Parallele s. bei Ael. Spartian. im Leben des Did. Iulian. c. 4: (Did. Iulianus) senatum et equestrem ordinem in palatium venientem admisit, atque unumquemque, ut erat aetas, vel patrem vel filium vel parentem affatus blandissime est.

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V. 56-64. Ein anderer vermeinter Weg zur Glückseligkeit: die Freuden der Tafel, Schwelgerei und Uppigkeit; vgl. Sat. 2, 2. 56. lucet] simulatque illuxit, gleich frühmorgens. Vgl. V. 20 und 48. 57. piscemur, venemur] um das Gelüst unserer Kehle zu befriedigen. 59. differtum... forum populumque] s. v. a. forum differtum populo (vgl. Sat. 1, 5, 4). Die Verbindung von populum transire erklärt sich aus Liv. 22, 50: cuneo hoc laxum atque solutum agmen, ut si

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60. po

nihil obstet, transibimus.
pulo spectante] nachdrucksvolle Wie-
derholung von populo bei vorher-
gehendem populum. 61. emptum
aprum] der glänzende Jagd-
aufzug diente nur zum Scheine,
indem Gargilius nur einen ge-
kauften (nicht von ihm selbst er-
legten) Eber heimbrachte. Der
Vergleich mit Gargilius deutet also
darauf hin, daß diese Sorge für
das Gelüst des Gaumens nicht mit
Anstrengung, wie bei dem wirk-
lichen Jagen und Fischen (denn
auch auf dieses ist der Vergleich zu
beziehen), verbunden sein soll.
crudi tumidique lavemur] ohne erst
die Verdauung abzuwarten, gleich
unmittelbar nach der Mahlzeit, was
auch Iuv. 1, 143 und Pers. 3, 98 an
den Schlemmern rügen. 62. quid
deceat... obliti] dahin gehört auch
ein solches Baden. Caerite cera]
= Caeritibus tabulis. In Caeritum
tabulas referri, d. i. des Vollbürger-
rechtes beraubt werden. Gell. 16,
13: primos municipes sine suffragii
iure Caerites (die Bewohner der
etruskischen Stadt Caere) esse factos
accepimus, concessumque illis, ut
civitatis Romanae honorem quidem
caperent, sed negotiis tamen atque
oneribus vacarent, pro sacris bello
Gallico receptis custoditisque (vgl.
Liv. 5, 40); hinc tabulae Caerites
appellatae versa vice, in quas cen-
sores referri iubebant, quos notae
causa suffragiis privabant. 63.
remigium... Ulixi] remigium

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65

Si, Mimnermus uti censet, sine amore iocisque Nil est iucundum, vivas in amore iocisque.

Vive, vale! Si quid novisti rectius istis, Candidus imperti; si non, his utere mecum.

SIEBENTE EPISTEL.

AD MAECENATEM.

Quinque dies tibi pollicitus me rure futurum, Sextilem totum mendax desideror. Atqui,

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V. 65 u. 66. Hinweis auf das von anderen als Bedingung des recte vivere gepriesene heitere Leben in Liebe und Lust. 65. Mimner

mus] elegischer Dichter aus Kolophon, Zeitgenosse des Solon. Ein Gedicht desselben beginnt mit den Worten: τίς δὲ βίος, τί δὲ τερπνὸν ἄτερ χρυσέης Αφροδίτης;

V. 67 u. 68. Kurz abbrechender Schluß. 67. vive, vale] vgl. Sat.

2, 5, 110. istis] das, was du hier von mir ausgesprochen siehst. 68. candidus] vgl. zu Ep. 1, 4, 1. his] bezeichnet dasselbe wie istis. Mit dem Gedanken vgl. Plaut. Epid. 263: immo, si placebit, utitor consilium; si non placebit, reperitote rectius.

Epist. VII. So sehr sich auch Horaz durch die von Maecenas empfangenen Wohltaten zur Dankbarkeit gegen ihn verpflichtet fühlte, so war er doch weit davon entfernt, durch Nachgiebigkeit gegen alle Wünsche seines vornehmen Gönners diesem seine Unabhängigkeit zum Opfer zu bringen. Wie sehr Maecenas daher auch wünschen mochte, den Dichter immer in seiner Nähe zu haben, so konnte doch dieser sich nicht entschließen, beständig in Rom zu leben, zumal nicht in späteren Jahren, WO schon die Sorge für seine Gesundheit den

Aufenthalt außerhalb der Stadt in gewissen Jahreszeiten gebieterisch verlangte. Daß dies der Fall war, ersehen wir aus dem vorliegenden Briefe, in welchem Horaz sich wegen längerer Abwesenheit bei Maecenas entschuldigt. Nur wenige Tage hatte er versprochen fern zu bleiben; allein seine Abwesenheit dauerte nun schon einen ganzen Monat lang; ja sie drohte sich bis in den nächsten Frühling hinzuziehen, da er um seiner Gesundheit willen

den Winter in einer Seestadt zuzubringen beabsichtigte (V. 10-13). Das stimmte wenig mit den Wünschen des Maecenas überein, und diese Nichtachtung derselben konnte dem Horaz leicht als ein Beweis der Undankbarkeit ausgelegt werden. Gegen diesen Vorwurf indessen weiß er sich auf das bündigste zu verwahren. Gerade durch die Selbständigkeit, welche er dem Maecenas gegenüber behauptet, glaubt er sich am besten der Wohltaten desselben würdig zu beweisen (V. 24). So liegt es also in dem Interesse des Wohltäters selbst, durch seine Ansprüche die Freiheit des Empfängers so wenig als möglich zu beschränken. Ja Horaz geht noch weiter: er erklärt auf das bestimmteste, daß er seine Freiheit nicht um alle Schätze der Welt zu verkaufen bereit sein würde und, wenn es jenen Preis gelte, selbst das von Maecenas Empfangene gern zurückgeben wolle. Das Herbe, was für Maecenas in dieser Erklärung liegen konnte, wird indessen durch die ganze Art der Einkleidung auf das anmutigste

Si me vivere vis sanum recteque valentem, Quam mihi das aegro, dabis aegrotare timenti, 5 Maecenas, veniam, dum ficus prima calorque Dissignatorem decorat lictoribus atris,

gemildert. Zwei Dritteile des Briefes sind mit Erzählungen angefüllt, die nichts als gutmütige Laune atmen, und der ganze Ton des Briefes drückt ein treuherziges Vertrauen zu dem Charakter des Freundes aus, der durch eine solche Offenheit nur erfreut, nicht beleidigt werden konnte. Es ist der Ton, in welchem sich die ernste, aber heitere Stimmung eines Mannes ausspricht, der über eine ihm wichtige Sache mit sich selbst einig geworden und zu einem festen Entschlusse über seine Stellung gekommen ist. Was nun auch geschehen mochte, sein Bewußtsein sagte ihm, daß er nicht anders könne, und dieses Bewußtsein gab ihm Ruhe und Heiterkeit. Von den Gesinnungen des Maecenas aber, der ihn mit überlegter Besonnenheit zum Freunde gewählt und mit verständiger Freigebigkeit begünstigt hatte, durfte er erwarten, daß er über die Erklärung seines alternden Freundes nicht zürnen und die Unabhängigkeit, die er sich vorbehielt, nicht für sträfliche Undankbarkeit halten würde.' (Jacobs.)

Daß durch diese freimütige Erklärung das bisherige Verhältnis zwischen Horaz und Maecenas wirklich nicht gestört wurde, ist bekannt; denn noch in seinem Testamente empfahl dieser ihn dem Augustus mit den Worten: Horati Flacci ut mei memor esto (Suet. vit. Horat.). Wie die Epistel selbst für die Denkungsart ihres Verfassers, so gibt die Art, wie dieselbe allem Anscheine nach aufgenommen wurde, für die Gesinnung des Empfängers ein ehrenvolles Zeugnis.

Daß der Brief den späteren Jahren des Dichters angehört, ergibt sich aus mehreren Stellen desselben; genauer läßt sich die Zeit der Abfassung nicht bestimmen. †

V. 1-13. Der Dichter erklärt sich
HORAZ II. 15. Aufl.

über die Gründe seines längeren Fernbleibens, wobei er sich im voraus der Erlaubnis des Maecenas versichert hält (V. 4). 1. quinque dies] von einer unbestimmten, kurzen Zeit; vgl. Sat. 1, 3, 16; 2, 3, 289; unser: ein paar Tage' oder 'acht Tage'. rure] aller Wahr

scheinlichkeit nach auf dem Sabinum. 2. Sextilem] seit 8 v. C. dem Augustus zu Ehren Augustus genannt. desideror] ich lasse auf mich warten. 3. sanum recteque valentem] gesund und bei gutem Wohlsein, wie Ep. 1, 16, 21. 5. dum ficus prima .] Bezeichnung des herannahenden Herbstes (die Feige reift Ende August und Anfang September) und launige, absichtlich übertriebene Schilderung der Gefahren dieser zu Rom sehr ungesunden Jahreszeit. Vgl. Sat. 2, 6,19.

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6. dissignatorem] den Leichenmarschall, Ordner des Leichenzuges, an den die Bestattung verdungen wurde: ein quaestus sordidus nach dem Urteil der öffentlichen Meinung. † decorat] humoristisch und zugleich ironisch gefärbte Schilderung des in seiner äußeren Erscheinung ebenso wie die ihm unterstellten Begleiter äußerst fragwürdigen, gleichwohl im vollen Gefühl seiner Würde und stolz auf den ihn umgebenden gewissermaßen amtlichen Schmuck

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Dum pueris omnis pater et matercula pallet, Officiosaque sedulitas et opella forensis Adducit febres et testamenta resignat. 10 Quodsi bruma nives Albanis illinet agris, Ad mare descendet vates tuus et sibi parcet Contractusque leget; te, dulcis amice, reviset Cum Zephyris, si concedes, et hirundine prima.

den stehenden Requisiten für Leichenfeierlichkeiten, die sich in den Magazinen des Hains der Libitina fanden (s. Asconius zur Miloniana S. 29, 9 K.-S.). Soweit aber solche lictores nicht etwa gar aus der Zahl der Sklaven des Abgeschiedenen oder seiner Hinterbliebenen genommen wurden, gehörten dieselben zweifellos den niederen Schichten der misera plebs an. Dies läßt in Verbindung damit, daß ihr ganzer An- und Aufzug jenen Magazinen des Leichenkommissarius entnommen wurde, auf eine gewisse Dürftigkeit und Schäbigkeit ihrer schwärzlichen Trauergewandung (vgl. atris) schließen, so daß ein wirkliches decorare durch ihre Anwesenheit überhaupt nicht bewirkt werden konnte.† 7. dum ... pallet] pallere konstruiert wie timere alicui. pueris] s. zu Ep. 1, 2, 44.

matercula] das Deminutivum mit dem Nebenbegriff der liebenden, zärtlichen. Vgl. Ep. 1, 4, 8: nutricula. † 8. officiosaque sedulitas] der Eifer, die Geschäftigkeit in der Erweisung von officiis, Freundschaftsdiensten der mannigfaltigsten Art; vgl. die Beschreibung Sat. 2, 6, 23-39, auch Ep. 2, 2, 66 ff. opella forensis] alle Arten von Geschäften, wie sie auf dem Forum betrieben werden. Das Deminutivum deutet auf die Geringfügigkeit der Geschäfte, welche von den Klienten gleichwohl mit großer Wichtigkeit und selbst mit Aufopferung der Gesundheit und des Lebens besorgt werden. 9. testamenta resignat] das sequens pro antecedente. 10. Albanis... agris] die hochgelegenen Gegenden von Alba, wo sich der erste Schnee zeigt. illinet] der

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Ausdruck steigert die Anschaulichkeit der Winterlandschaft. - 11. ad mare descendet] aus V. 45 läßt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit schließen, daß Horaz den Winter zu Tarent zuzubringen beabsichtigte. In der Nähe des dort erwähnten Tibur, welches er nebst Tarent nach seiner jetzigen Stimmung dem Aufenthalt in Rom vorzog, lag sein Landgut. Daß er sich aber auch zu Tibur, wo Maecenas ein prächtiges Landgut besaß, oft aufgehalten hat, ergibt sich aus vielen Stellen seiner Gedichte (z. B. Carm. 2, 6). vates tuus] man beachte, wie durch vates die Eigenschaft hervorgehoben wird, die den Horaz seinem Gönner besonders schätzbar machte (vgl. Carm. 2, 6, 24), ferner das trauliche tuus, sowie im folgenden Verse die Anrede dulcis amice und V. 13 das bescheidene, rücksichtsvolle si concedes, um hiernach den Ton und die Stimmung zu beurteilen, in der diese Epistel geschrieben ist. 12. contractus] ganz auf sich selbst konzentriert, ganz sich selbst angehörend, nicht von anderen irgendwie in Anspruch genommen. Das Gegenteil von distractus (vgl. Vell. Pat. 2, 114, 1: distractissimus ille tantorum onerum mole... animus. Lucret. 4, 958: et divisior inter se ac distractior actus). In Verbindung mit leget (hier absolut gebraucht, daher um so wirkungsvoller) anschauliche Bezeichnung des Wohlbehagens des in winterlicher Zurückgezogenheit völlig ungestört dem legere sich hingebenden Dichters. † 13. si concedes] Sinn: 'ich werde dann wieder an deine Tür klopfen; ob du mich zuläßt, wird bei dir stehen.' †

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hirundine prima] veris praenuntia nach Ovid. Fast. 2, 853.

Non, quo more piris vesci Calaber iubet hospes, 15 Tu me fecisti locupletem: 'Vescere sodes'.

'Iam satis est'. At tu, quantum vis, tolle'. 'Benigne'. 'Non invisa feres pueris munuscula parvis'.

Tam teneor dono, quam si dimittar onustus'. 'Ut libet: haec porcis hodie comedenda relinques'. 20 Prodigus et stultus donat quae spernit et odit; Haec seges ingratos tulit et feret omnibus annis. Vir bonus et sapiens dignis ait esse paratus, Nec tamen ignorat, quid distent aera lupinis. Dignum praestabo me etiam pro laude merentis.

V. 14-24. 'Du wirst mein Fernbleiben nicht für einen Beweis von Undankbarkeit halten; diese hast du bei mir nicht zu besorgen'; aus welchen Gründen nicht? In dem raschen, unvermittelten Übergange zu den ergötzlichen Anekdoten, durch welche der Dichter den nachfolgenden Hauptgedanken zu veranschaulichen beabsichtigt, sowohl hier als V. 29 und V. 46, erkennt man leicht die heitere Laune des Dichters. 14. non, quo more ...] worin besteht das Tadelnswerte dieser Art, anderen Gutes zu erweisen? S. V. 19 und 20.

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laber hospes] zur Bezeichnung eines gutmütigen, aber der feineren Bildung entbehrenden hospes überhaupt, veranlaßt vielleicht durch eine Reminiszenz aus der Jugendzeit des aus der Nachbarlandschaft Apulien stammenden Dichters. † 16. benigne'] sehr, gütig! ich danke bestens! vgl. V. 62; eine höfliche Wendung bei Ablehnung des Dargebotenen. 18. teneor] ich bin dir verbunden'. 20. prodigus et stultus] beides in einer Person zu denken, entgegengesetzt dem vir bonus et sapiens. Jenem ist es gleich viel, wem er gibt; er gibt ohne Auswahl der Person, und das, was er gibt, ist ihm ebenso gleichgültig; es hat für ihn keinen Wert (spernit), ja es ist wohl gar etwas, was er gern los sein will (odit). Da finden also weder Güte und Wohlwollen, noch Einsicht und Klugheit statt; deshalb wird aber auch der Empfänger sich nicht besonders zur Dankbarkeit verpflich

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tet fühlen. quae spernit et odit] gerade dies ist der Fall bei dem von dem Calabrier angebotenen Geschenke. 22. vir bonus et sapiens] SO wie du, Maecenas. dignis ait esse paratus] denen, die der Wohltaten würdig sind, stehe er gern mit denselben zu Diensten. Über die Attraktion beim Inf. s. Kr. 564, 2. ait] vielleicht eine Anspielung auf eine Äußerung des Maecenas selbst. † 23. nec tamen ignorat] und dabei verkennt er nicht weiß er recht wohl'; tamen ohne wirklich adversativen Sinn. Vgl. zu Ep. 1, 14, 26. Sinn: bei seiner Bereitwilligkeit zu geben macht er (als vir sapiens) wie zwischen den Personen, so auch zwischen den Gaben den gehörigen Unterschied und gibt auch in dieser Hinsicht mit verständiger Auswahl nur das, was für die Empfänger wirklichen Wert hat. Er weiß, quid distent aera lupinis. Letztere im Spiel anstatt des baren Geldes gebraucht; hier also bildlich von was für Gütern zu verstehen? Denn auf die Gaben, nicht auf den Unterschied zwischen würdigen und unwürdigen Empfängern, bezieht sich der bildliche Ausdruck. 24. dignum praestabo me] zurückweisend auf dignis V. 22 und Anwendung des allgemeinen Gedankens: 'würdig der von dir, Maecenas, empfangenen Wohltaten'. etiam

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pro laude merentis] Sinn: 'nicht nur um meinet-, sondern auch um deinetwillen.' pro laude merentis = pro laude eius, qui laudem me

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