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Litterarisches Archiv

der

Akademie zu Bern.

Zweyter Jahrgang.

Erstes Stúd.

Winterthur,

in Commission bey Steiner und Comp.

1 8 07.

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1.

Zweyter jährlicher Bericht

über den

Zustand und den Fortgang der Bernerischen Akademie.

Beym Beschluß des zweyten akademischen Jahrs sieht man sich im Stand, dem Gelehrten sowohl, als dem gan zen vaterländischen Publiko mit strenger Gewissenhaftigs keit einen erfreulichen Bericht über den Fortgang dieser wissenschaftlichen Anstalt erstatten zu können. In dieser kurzen Zeit ist sie bereits zu einem solchen Umfange anges wachsen, daß sie sich, wiewohl unter dem bescheidenen Namen einer Akademie, vielleicht schon mehreren alten und berühmten Universitäten Deutschlands an die Seite ftellen darf.

Während dem nun verfloffenen zweyten akademischen Jahr waren sämmtliche berufene und angestellte Professoren in ihre Verrichtungen eingetreten und alle in dem Lektions Catalog angezeigten ordentlichen und aufferors dentlichen Collegia, wurden auch wirklich gehalten und (Litt. Archiv. V. Jahrg. I. Heft.)

1

absolvirt. Herr Professor von Haller, als Dekan der juristischen Fakultåt, übernahm den 2. November das Prorektorat aus den Händen seines verdienstvollen Vorgångers, des Herrn Professor Sch årer, der sich bereits in diesem Archiv als gelehrter Exeget, als geschmackvoller Kenner der Sprachen und der Poesie des Orients bekannt gemacht hat, und dessen stiller bescheidener Wirksamkeit die Akademie bey ihrer Gründung so vieles zu verdanken hatte. Der neue Herr Prorektor inaugurirte sich selbst durch diejenige Rede, welche in dem zweyten Heft dieses litterarischen Archivs gedruckt erschienen ist, und die Nothwendigkeit bewies das allgemeine Staats- Recht auf ganz andere als die bisher angenommenen Prinzipien zu gründen. Er glaubte sich schuldig, die Grundsäke öffentlich bekannt zu machen, nach welchen er diese wichtige, aber durch falsche Hypothesen verdorbene und eben dadurch gefährlich gewordene Disciplin vorzutragen ge denkt, und die er im Laufe dieses Jahres zum erstenmal vollständig entwickelt hat. Herr Professor Wyß, den eine lange und schwere Krankheit der Akademie eine Zeit lang entrissen hatte, ist derselben wieder gegeben und hat seit dem Anfang des Sommer-Curriculums feine Vorlesungen über Logik und Moral, ohne Unterbrechung halten können. Der medicinische Unterricht ist durch. den Vortrag der pharmaceutischen Chemie vers vollständiget worden, zu welchem sich der allhier rühm, lichst bekannte Hr. Apotheker Beck als Privat- Docent, freywillig angeboten hat. Auch die Botanik fand ihre zahlreichen Liebhaber und wurde sowohl in ihren Principien, als in wirklichen Excursionen auf dem Felde. gelehrt. Endlich wird jezt die Anstalt getroffen, daß

diejenigen Schweizerischen Jünglinge, welche in die pos Intechnische Schule in Frankreich eintreten wollen, die dafür geforderten strengen Vorkenntnisse auf hiesiger Akademie theils durch den öffentlichen mathematischen Uns terricht, theils durch Privat Stunden werden erlangen Lönnen. Das Nähere darüber wird seiner Zeit dem Bubliko in einer besondern Anzeige bekannt gemacht

werden.

Dagegen hat die Akademie durch den frühzeitigen Tod des Herrn Zeender, Professoren der didaktischen Theologie und der Kirchen-Geschichte einen schmerzli, chen Verlust erlitten. Ein abzehrendes Fieber entriß ihn den Wissenschaften und dem Vaterland, das er zårtlich liebte, im 35ten Jahr seines Alters. Von früher Jugend an hatte er bey feltenen Talenten einen aufferors dentlichen Fleiß an Tag gelegt, der sich beynahe in alle Fächer des menschlichen Wissens erstreckte, und es ist wohl kein Zweifel, daß eben diese vielen, meist nächtlichen, Anstrengungen, feinen frühen Tod wo nicht herbeygezogen, doch wenigstens beschleuniget haben. Dabey verband er einen so redlichen, harmlosen, gutmüthigen Charakter, der ihn allen denjenigen lieb und werth machte, die ihn näher zu kennen die Gelegenheit hatten. Mit der Elaffischen Litteratur der Griechen und Römer, mit den orientalischen Sprachen, mit der Philosophie in ihrem weitesten Umfang, mit dem ungeheuren Feld der ganzen Geschichte, selbst mit der schönen Litteratur fast aller Nationen war er beynahe in gleichem Grade vertraut. Schon mehrere Jahre vor dem Umsturz der alten Schweizerschen Verfassungen hatte er für verschiedene Catheder,

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