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Rinder lieben müsse; müsse lieben

leber selbst sein einzig Kind. (Mit lautem
Beinen sprach er es ;) erzählt' dem Vater
Ibrahams Geschichte, und wie Gott uns,
Sott uns seinen eingen Sohn geschenkef.

Wie ein fanfter Thau auf dürre Fluren, Sank ins Herz des Alten jedes Trostwort: Denn er hört' als eines Engels Stimme. Wird mir Gott mein Kind auch wiederschenken, Wie dem Abraham ?" so fragt' er gläubig. Ja, Gott wird dein Kind dir wiederschenken, Spricht der Bruder,) und dirs lassen sehen, The du zu seiner Mutter heimgehst."

N

Neugestärket zog der Mann von dannen,
Hofft' erkrankend lang und lange Jahre,
Bis auf Einmal von Smaragdein Bote
Ihn ins Kloster rief. Werd' ich sie sehen?
Wiederfinden, sprach er, meine Tochter?"

In die Zelle trat er, fand den Armen
Abgezehrt auf seinem Krankenlager,
Seine leste Rettungsstund' erwartend.

Ach, wo find sie, deine süßen Worte ?
Daß, eh ich zu ihrer Mutter gehe,
Ich noch die Verlohrne wiederfinde
Und nun gehest du"!

,,3u meiner Mutter,

Sprach der Kranke, die mir oft in Träumen
Herders M. z. sch. Lit. n. Kunst, III. Y

Der Cid.

Zusprach, fragend mich:,,Wo ist dein Vater?"
Ach ich folgte ihrem leisen Wink nicht,
Festgebunden durch ein hart Gelübde.
Lezte Nacht erschien sie mir so ernster,
Fragt:,,wo ist dein forgenvoller Vater ?
Hast du ihn gepfleget? Denn statt meiner
Ließ ich dich in dieser Welt. Geliebet
Hatt' ich dich; Du solltest's ihm vergelten.
Ich erzitterte. Sie wandte traurig

Sich und sprach: Dein Leben ist verlohren."
,,Vater; Vater, ich bin Eure Tochter."

,,Euphrosone!" weinend fank er nieder

Auf die Sterbende.

C

Ja, Euphrospne;

Und mit diesem Namen will ich sterben.
Und niemand berühre meinen Körper,
Als mein Vater. Kindespflichten gehen ***
Ueber Klosterpflichten. Man verführte
Mich hieher; ich und mein reiches Erbe,
Sollte Gott gehören. Giebs den Armen,
Bater! Mir verzeih! Verzeih der raschen
Leicht betrognen Jugend. Ach, gebüßet

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Hab' ich mein Gelübd' und es gehalten.
Lebe wohl! Vergib, vergib mir, Vater,
Jenseit, jenseit, dort, wo man den Eltern
Nicht entführt wird, um nur Gott zu dienen,
Findest du mich bald bey meiner ernsten -

Mutter.

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Steht sie nicht vor mir? ,,Komm!" "Ich komme."

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Sie ist es

Sie verschied. Ihr lehter

Blick hing an dem Vater:,,Ach, Verzeihung!"

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Wärst du doch das erst' und legte Opfer
Jugendlich-betrogner falscher Andacht,
Warest du, dem våterlichen Boden
Schlau Entriffene, die erst, und lehte
Zart = verwelkte Blume du gewesen!

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Freundschaft nach dem Tode.

Wen von uns am ersten Gott hinwegnimmf, Steht dem andern bey, auch nach dem Tode. Dieses woll'n wir, Schwester, uns geloben, Und die erste Bitt an seinem Throne Sey, daß Gott uns unsern Bund gewähre.“

Anaftafia und Theodora
Sprachen so, zwey schwesterliche Seelen,
Die nicht sich, die in einander lebten.
Sie besuchten Leidende und Kranke,
Labten sie mit dem, was sie erworben,
Und noch inniger mit Trost und Hoffnung.

Anastasia ging erst von hinnen;
Theodora blieb und ward die Mutter
Dreyer Kinder, die ihr ihre Freundin
(Süßes Unterpfand!) im Tode nachließ,

Und ein reicher Römer warf sein Auge
Auf die keusche, schöne Theodora,
21s fie feinem Willen fest entsagte,
Sollte sie im Kerker Hungers sterben.
Ins Gefängniß folgten ihr die Kinder;
Fest verschlossen ward der harte Kerker.

Aber ihre treue Himmelsfreundin
Hinderten nicht Riegel, Schloß und Mauern.
Anastasia erschien der Schwester

Täglich, spielte da mit ihren Kleinen,
Brachte Jedem füße Himmelsspeise.
Theodora, wenn ihr Aug' in Schlummer
Sank, sie sah nur fie, die Himmelsschwester
Und erwachte; so erwacht am Morgen
Neu gestärkt die jungfräuliche Rose.

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Der wollüftige Tyrann, ermüdet

Von der fabelhaften Wundernachricht,
Rüstet ihr ein Schiff und gab Befehle,
Daß in Wellen ihren Tod fie fånde.

Bald stand Anastasia am Steuer,
Uls das Schiff ersank; es hob sich aufwärts,
Flog mit allen günst’gen Himmelswinden
Hin zum Ufer. Theodora kniete

Nieder mit den Knaben, die die Mutter
Liebend küßte: Kinder! meine Schwester!
Bald, o bald seh ich euch alle wieder.
Denn in Wellen nicht, o Theodora,
Meines Todes wirst du sterben." Freundlich
Glänzend stand sie da, und schwebte sanft auf
Wie ein Stern, und war dem Aug' entschwunden.

Aber als in Flammen Theodora

Gott pries; welch ein Wunder in der Flamme!

Zwey Jungfrauen, die wie Engel Gottes

Sich umarmten. Fåchelt nicht die Eine.

Der Gebundnen kühlend ab die Flamme?

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