Und fühlet seine Tyrannet
In ihrem tiefsten Grund erschüttert.
Nicht sorgsam, daß auch ihn sein Bannbliß tödte, Forscht er, sieht heller, sieht die Wahrheit ganz: So folgt der Dämmerung die Morgenrothe,
Und ihr des Tages voller Glanz.
O Evangelium! O Wort des Herrn, Wie strahlst du wieder! Und wer ist so fern, Den nicht die strahlenvolle Sonn erhelle? Es ist dein Glanz, wir irren nicht; Es schöpft die Welt ihr himmlisch Licht Nun wieder aus der reinsten Quelle.
Nicht Zauberworte sind es, die wir hören, Mit unsrer Zunge spricht die Lehrerin Vom Himmel; und nun strdmen ihre Lehren Von ihren Lippen in den Sinn.
Germanien frohlocke! Denn sie spricht Die Sprache welche dein ist, welche nicht
Sich mit dem Raub undeutscher Zungen brüftet;
Durch keine Barbarei entweiht;
Reich durch sich selbst, und stets zum Streit Auch mit dem Edelsten gerüstet.
Wie sie, daß er nicht seines Zieles fehle, Auch aller ihrer Fesseln Zwang besiegt, und frei den hohen Flug mit seiner Seele Geflügelten Gedanken fliegt!
Bald Donner und bald sanfte Melodei Und was er will! Des Wahnes Barbarei Bethört nicht mehr mit fremden Zauberstimmen! Der Geist ist fessellos und sucht
Die Wahrheit selbst, zwingt ihn zur Flucht, Nicht feig mehr! Mag er doch ergrimmen!
Heil dem, der Gott will dienen! des verwundert Europa sich und glaubts kaum! Er ist da,
Der Tag der Freiheit, den sich manch Jahrhundert Erseufzt håtr', aber ihn nicht sah!
Cramer., hat keine Nation gezeuget!
Sein Name sei dir heilig, ewig theuer!- Fleuch, Volk, das Sklaverei mehr hasst als Tod, Des Spottes Frevel! Fleuch dies Ungeheuer, Das neue hårtre Ketten droht!
Italien gebahrs, und Gallien
Hats aufgesåugt, und ach! Britannien, Es waren Britten, die ihm die Waffen gaben! Zermalmt hårt' er sie; würd', entbrannt Vom Himmel, dich mein Vaterland Vor seiner Pest beschirmet haben!
Die Geschichte, worauf sich nachstehende Ode bezieht, ist kürzlich diese. Ajax Oileus war einer von den griechis schen Helden vor Troja. Bei der Eroberung dieser Stadt fand er die Tochter des Priamus, Kassandra, in dem Tempel Minervens, riß sie von dem Vilde der Göttin, das sie um faffte, hinweg, und entehrte sie. Dieser Frevel wurde auf seiner Rückkehr durch einen Schiffbruch gerdcht, und die Lås fterungen, die er auch da noch auf einem Felsen, worauf er fich gerettet hatte, wider die Götter ausstieß, wurden das durch bestraft, daß der Fels sich spaltete, und ihn, verz schlang. Auch dadurch würde diese Ode schon sehr merkwürdig seyn, daß sie in der ersten Morgendämmerung des bessern deutschen Geschmacks, schon im J. 1745, und von eis sem der edelsten Beförderer desselben verfertigt ist.
Zagt, Städte, die ihr stolz euch brüstet! Der wilde Krieg, der gern verwüstet, Stört bald des Troßes sichre Ruh. Muß nicht das stolze Troja sterben? Die Mitternacht trägt ihm Verderben Auf schwarzen, grausen Flügeln zu. Berråthrisch helfen den Achivern
Iht Nacht und Schlaf der Helden Schaar Zu blutgen Opfern überliefern,
Die vormals oft ihr Schrecken war.
J.A.Schlegel. Vom Mord ermüdet schon der Krieger, Der noch ermüdet Krieger fållt; Und der Besiegte reifst den Sieger Oft mit sich zu der Unterwelt.
Wie, Ujar? Spottest du der Götter? Du scheuest nicht der Rache Wetter? Auch Pallas Tempel schonst du nicht? Und derer Blut, die betend knien, Und zu dem Schuß der Göttin fliehen, Sprigt selbst der Göttin ins Gesicht? Du mordest! Mitten in dem Morden Brennst du von ungewohnter Gluth. Held, der du nie gebåndigt worden! Die Liebe båndigt deine Wuth. Du siehst Kassandern, fühlest Liebe, Und folgst dem Rathe wilder Triebe, und fordert, daß sie dich erhört. Durch Bitten wird ihr Herz bestritten; Doch ungestam sind deine Bitten; Durch Weigern wird dein Zorn empört. Die Frechheit naht sich deinem Munde, Und haucht, um boshaft sich zu freun, In dieser gidekschwangern Stunde Dir Lust zur frechsten Unthat ein.
Sie will der Unthat thrånend wehren. Du achtest nicht der heissen Zähren, Und daß ein Gott oft aus ihr spricht. Vergebens flehn die blassen Wangen ; Sie reizen stärker dein Verlagen; Ihr Hånderingen rührt dich nicht, Du frecher Räuber ihrer Ehre! Dem Haß ist deine Liebe gleich. Ihr nahen blutigen Altäre! Ihr seht die That, und schwärzet euch.
Ihr heiligen Gewölber! sehet, Wie die Prophetin furchtlos flehet,
Und stürzet nicht aus eurer Hdh? Das Hohn dir sprechende Verbrechen, Minerva, eilst du nicht zu råchen? Der Frevler flieht auf stiller See?
Doch hör ich nicht schon Wetter heulen? Sie kommen. Sie verfolgen ihn. O wie sie unaufhaltsam eilen, Um deine Rache zu vollziehn!
Sie fassen grimmig, und zerschmettern Des Frevlers Schiff. Er flucht den Göttern, Höhnt ihren Zorn, troßt seinem Tod. Er flucht, geschleudert an die Klippen. Die Fluth erstickt den Fluch der Lippen. Er streckt die hand empor und droht. Ohnmacht'ges Drohn! Die schwarze Seele, Die er nun von sich hauchen muß, Stürzt, daß Megåra stets sie quåle, Hinunter in den Tartarus.
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