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Third Base, Left Field, Center Field, Right Field) kommen herein, setzen sich auf eine Bank und nehmen nun nach beliebiger, aber dann im Spiel selbst nicht weiter der Veränderung unterworfener Ordnung ihre Stelle als Schläger ein. Die Sicherheit des Fanges (oft im vollen Rennen ausgeführt), die Kraft und Schnelligkeit des Wurfes, die immer neuen Konjunkturen in jedem neuen game, die rasche, oft blitzartig schnelle Entscheidung, nach welchem Punkte hin das Spiel zu richten, und vieles andere, verleihen diesem Spiele einen hohen Reiz. Wenn der Ball z. B. in hohem Bogen weit in das 'Feld' hinausgeschlagen ist, oft über 300 Fuß, so kann man mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß er von einem der drei Fielders (RF, CF, LF) draußen gefangen wird, ehe er den Boden berührt. Die Zahl der um den diamond oder die vier bases von home bis home gemachten Runs (Läufe) bestimmt den Sieg der Gewinner. Natürlich ist immer ein Kampfrichter oder Unparteiischer vorhanden (Umpire). Es gibt ganze Bücher über base ball, wenn auch die eigentlichen Feinheiten des Spiels sich aus Büchern nicht lernen lassen, z. B. der eigentümliche Kunstgriff, daß der pitcher den Ball mit solch enormer Geschwindigkeit an dem Schläger vorbeiwirft, oder in solch tückischem Bogen, daß den Ball überhaupt zu treffen nicht leicht ist. Vor dem achtzehnten Lebensjahre kann man base ball kaum mit normaler Fertigkeit spielen, da dieses Spiel eine kräftige Ausbildung und volle Beherrschung der Arm- und Beinmuskeln und des Auges erfordert. Im ganzen werden die matches oder Wettspiele von denselben Colleges gespielt, die sich auch im Football begegnen; das läßt sich nicht leugnen, daß letzteres weit mehr Kampf ist als Schauspiel und nicht frei von jenem Nervenreiz, der mich manchmal an die römischen Gladiatorenspiele erinnert das akademische Publikum sowohl als das allgemeine bringt dem gefährlicheren Spiele tatsächlich mehr Interesse entgegen als dem ungefährlicheren Baseball.

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Über das Rudern (Rowing) kann ich mich ganz kurz fassen. Es ist ein enorm kostspieliger Sport, der in einem Wettkampf von wenigen Minuten am Ende des akademischen Jahres eine wenigstens vier Monate lange Periode angestrengten trainings zum Abschluß bringt. Yale steht oben an, Cornell und Harvard mögen folgen. Laut ertönen auch hier die Trompetenstöße der Tagespresse, und an dem stolzen Gefühl des Sieges über den Nebenbuhler, dessen sich die Collegerepublik freut, nehmen alle alten Herrn weithin teil. Aber ich glaube, die Überanstrengung des Herzmuskels, die mit diesem Sport verbunden ist, schädigt die Gesundheit vieler auf die Dauer. In allgemeinen Gebrauch wie gymnasium und oval wird der Rudersport in Amerika wohl niemals kommen.

III

Daß vom Standpunkte des akademischen Lehrers viele Bedenken gegen das Athletentum zu erheben sind, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden Allein es ist für den, der mitten in den Verhältnissen steht, schwer abzusehen, wie und wo eine Änderung kommen soll. Denn alle diese Dinge hängen mit dem Nationalcharakter aufs innigste zusammen. Das Schillersche Wort:

Und in feurigem Bewegen

Werden alle Kräfte kund

findet hier eine eigentümliche Anwendung. Wie im politischen und im geschäftlichen Leben da draußen später der Einzelne durch seine eigene Initiative sich geltend machen muß, so ist es schon der Fall in dem Leben und den mannigfachen Interessen der Collegerepublik, des akademischen Staates. Da wird geworben, organisiert, politisiert nach Kräften, und jede class, d. h. jeder Jahrgang hat seinen Präsidenten und andere Beamte. Jeder akademische Jüngling in Amerika weiß z. B. in diesem Augenblick, daß Schick in Harvard der beste Läufer war, Clarkson der beste Base ball pitcher, Glass in Yale der gewichtigste Footballmatador, Delvitt in Princeton oder Placo von Californien die größten Hammerthrowers: aber von der stilleren Welt der Studien dringt kaum ein Wort in die Tagespresse, es sei denn in dem Gebiete der öffentlichen Debatten, was wiederum ein Agon ist. Die Fakultäten freilich schließen träge und untreue Studenten von den Kampfspielen aus. Auch weiß jeder akademische Lehrer, wie die Keuschheit, die Mäßigkeit, die Beharrlichkeit, überhaupt die Willenskraft1) durch die Kampfspiele gefördert werden. Allein die Studien fallen in der Einschätzung der Jugend doch gar sehr gegen diese handgreiflichen Leistungen dessen, was ich spectacular athleticism nenne, ab. Es ist eine gar nicht zu bestreitende Tatsache, daß die eigentlich ganz uneingeschränkte Wahl der Kurse in den Colleges (wofür der Vorgang von Harvard verantwortlich gemacht werden muß) für die Bildung und die Entwicklung gar vieler Jünglinge üble Folgen hat auch wir stehen inmitten von 'Bildungswirren'-,

daß ein A. B.)-Grad gerade von den allergrößten Colleges sehr viel, aber auch sehr wenig bedeuten kann, je nach dem gegebenen Falle. Wenn ich z. B. einen jungen Lehrer an einer Highschool anzustellen hätte, der mir einen Harvard A. B.-Grad brächte, so würde ich denn doch ganz genau ausforschen, was für Studien der junge Mann eigentlich getrieben, und ob er sich nicht etwa um die hard courses vorsichtig herumgeschlichen hat; ja am Ende würde ich es vielleicht für das Klügste halten, ihn erst noch zu examinieren. Die Studierenden genauer kennen zu lernen, bei passenden Gelegenheiten zu prüfen, dazu sind die Hörerschaften zu groß. In einem der größten Colleges, dessen Fakultät mit lauter gediegenen Männern besetzt war und ist, kam es vor nicht zu langer Zeit am Schlusse jedes akademischen Jahres vor, daß einige tüchtige Studenten einen syllabus ausarbeiteten, der am Ende des Kursus durch moderne Hilfsmittel vervielfältigt wurde, und zugleich ein Privatseminar ankündigten, d. h. ein Einpeitschinstitut für das Schlußexamen, wobei die strebsamen Unternehmer manchmal in kurzer Zeit Hunderte von Dollars verdienten. Der akademische Lehrer selbst aber kam für die trägen und reichen jungen Leute während des eigentlichen Kursus kaum in Betracht - ein Mißbrauch, der, wie ich höre, jetzt abgestellt ist. In demselben College stellte im Laufe des ver

1) gl I. Cor. 9, 25: πᾶς δὲ ὁ ἀγωνιζόμενος πάντα ἐγκρατεύεται.

2) A. B.: Artium Baccalaureus.

gangenen Frühlings, so wird berichtet, die Fakultät ganz genaue Untersuchungen an über das Maß von Zeit, welches die Studenten des letzten Jahrganges, die Seniors, zuhause und außerhalb des Auditoriums für ihre Studien aufwendeten. Und es ergab sich da die schier unglaubliche Durchschnittsziffer von / Stunden, sage und schreibe drei Viertelstunden täglich! So wird erzählt. Andrew West von Princeton, Paul Shorey von Chicago haben in letzter Zeit sich mit großer Entschiedenheit dagegen ausgesprochen, in der jetzigen Bahn weiterzugehen, während Eliot von Harvard, überhaupt ein Lobredner der gegenwärtigen Kulturströmung, für dieselbe eintritt. Er versteigt sich zu der, meiner Meinung nach, durchaus irrtümlichen Behauptung, das Gefühl der moralischen Verantwortlichkeit sei für die jungen Leute bei der Wahl ihrer Kurse etwas in hohem Grade Bildendes: als ob nun jeder wie ein kleiner Herakles am Scheidewege ernstlich prüfte (ja nur Vermögen oder Lust hätte zu prüfen), welcher von zwei möglichen Kursen der für ihn wirklich am Ende ersprießlichere sei. Nein, es wird wohl im ganzen dabei bleiben, daß er sich fleißig erkundigt, welches der leichtere und bequemere sei. Das ganze Problem drückt freilich nicht so schwer in den kleineren Colleges, wo Lehrer und Schüler sich ungleich gründlicher kennen lernen, weil die wirklichen Leistungen viel fester und schärfer im Auge behalten werden, oder wenigstens werden können denn zwischen dem, was der Lehrer tun muß, und dem, was er tun kann, ist auch hier ein weiter Spielraum für die Treue, die der inneren Stimme und dem höheren Ideale folgt. Was aus dem allen noch werden wird, wer vermag es zu sagen? Θεῶν ἐνὶ γούνασι κεῖται.

EINE AUDIENZ BEI KAISER WILHELM I.

Von D. Dr. OTTO FRICK

(weil. Direktor der Franckeschen Stiftungen zu Halle a. S. 1)

Der Unterzeichnete hatte bald nach seinem Eintritt in das Amt des Kondirektors Michaelis 1878 und besonders, als er nach Übernahme der Stellvertretung für den erkrankten Direktor Dr. Adler einen tieferen Einblick in die finanzielle Lage der Franckeschen Stiftungen genommen hatte, wiederholt der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß der Weg einer persönlichen Darstellung der vorhandenen Schwierigkeiten an höchster und unter Umständen an allerhöchster Stelle zu versuchen sein möchte, als der vielleicht kürzeste, eine Lösung herbeizuführen und eine schwere Schädigung der Stiftungen abzuwenden. Die Krankheit des Direktors Adler verhinderte die Ausführung. Der Unterzeichnete wies sodann in seiner Antrittsrede von neuem auf die Notwendigkeit einer solchen persönlichen Darlegung hin, und da ganz neuerdings bei Gelegenheit der Prüfung der Hauptkassenrechnung für 1878-1879 von der Oberrechenkammer von neuem das Prinzip aufgestellt war, daß auch die der königlichen Gnade verdankten festen Zuschüsse von 57000 Mk. als widerrufliche Bedürfniszuschüsse zu behandeln seien, nicht als solche, die aus rechtlicher Verpflichtung stammten, da endlich die Entscheidung über diese Angelegenheit noch schwebte, so schien eine schleunige Ausführung dieses Vorsatzes geboten.

Der Unterzeichnete arbeitete eine Denkschrift aus, um die Krise darzulegen, in welche die Stiftungen durch Anfechtung der Rechtsbeständigkeit jener Zuschüsse von 57000 Mk. sowie durch eine etwaige Kürzung der sonst gewährten Bedürfniszuschüsse versetzt werden würden. Seine nächste Absicht war, dem Kultusminister v. Puttkamer und dem Finanzminister Bitter seinen Besuch zu machen; da er aber die Möglichkeit einer Audienz an allerhöchster Stelle mit allem Ernst im Auge behielt, so glaubte er bei Zeiten die vorbereitenden Schritte dazu tun zu müssen.

Ich wendete mich deshalb an den mir befreundeten Hofgarten direktor Jühlke in Potsdam mit der Anfrage, wie man es anzufangen habe, wenn man eine Audienz bei Sr. Majestät zu erlangen wünschte. Derselbe benachrichtigte mich umgehend, daß er die einleitenden Schritte sofort selbst getan habe, und

1) Nach einem für die Familie bestimmten Bericht mitgeteilt von Dr. Georg Frick (Halle a. S.).

daß ich in der nächsten Zeit wahrscheinlich eine darauf bezügliche Weisung erhalten würde. Dieselbe traf am 26. abends ein dahinlautend, daß Seine Majestät mich am folgenden Tage, Mittwoch den 27. Oktober mittags 12, Uhr in seinem Palais empfangen wolle. Das Memorandum war noch nicht völlig druckfertig; es mußte die Nacht zur Vollendung benutzt werden; morgens 3 Uhr waren die Exemplare, auch das für den Kaiser bestimmte, elegant gebunden in meiner Hand; um 4 Uhr 35 befand ich mich in dem Zuge nach Berlin. Ich stieg im Hotel Kaiserhof ab und rüstete mich auf die Audienz, ohne indessen auszuarbeiten oder aufzuzeichnen, was ich sagen wollte, da ich fühlte, daß das zu Sagende ganz von dem Moment und der zugemessenen Zeit abhängig sein werde.

Um 111⁄2 Uhr erschien der Hofgartendirektor Jühlke, hob meine Besorgnisse, ob meine Toilette genügen werde, und suchte mir jede Befangenheit zu benehmen. Gegen 12 Uhr fuhren wir in der von ihm benutzten Hofequipage in das Palais. Herr Jühlke führte mich durch die von Lakaien besetzten Vorräume und die reich dekorierte Waffenhalle in das für die diensttuenden Flügeladjutanten bestimmte große Vorzimmer, welches mit militärischen Werken, Karten, einer großen Zahl von Modellen von Waffen, aber auch von Ausrüstungsgegenständen, Nachbildungen von Soldaten nicht bloß preußischer, sondern auch französischer Waffengattung dekoriert war, abgesehen von dem sonstigen reichen und eleganten Mobiliar. Oberstleutnant von Lindequist hatte als Adjutant den Dienst, er zeigte ein sehr lebhaftes Interesse für die Franckeschen Stiftungen, die er nie gesehen, und nach deren Einrichtungen er nicht müde wurde sich auf das eingehendste zu erkundigen.

Es erschien dann zunächst der Wirkl. Geh. Rat und Chef des Zivilkabinetts v. Wilmowsky und sehr bald darauf der Feldmarschall Graf Moltke, denen ich sofort vorgestellt wurde und die auch ihrerseits ein sehr lebendiges Interesse für die Stiftungen bezeugten. Graf Moltke fragte sehr angelegentlich nach den Zahlen und Verhältnissen der Anstalten, Schulen und Schüler, den Einrichtungen des eigentlichen Waisenhauses und versicherte, auch nachdem er aus den Zimmern des Kaisers zurückgekehrt war, wie sehr ihn die Mitteilungen über die Franckeschen Stiftungen, die er so großartig sich doch nicht gedacht habe, interessierten. Er hatte am Tage zuvor seinen 81. Geburtstag gefeiert, sich den Beglückwünschungen selbst des Kaisers durch eine Reise entzogen und war nun gekommen, seinen Dank für die Aufmerksamkeit auszusprechen, mit welcher der Kaiser seinen Feldmarschall auch während seiner Abwesenheit erfreut hatte.

Darauf hatte der Geh. Rat Wilmowsky einen kurzen Vortrag bei dem Kaiser, und wenige Minuten nach 12 Uhr wurde ich hereinbefohlen. Der Flügeladjutant sagte mir, daß der Kaiser aus seinem Arbeitskabinett, dem zu hinterst gelegenen Eckzimmer, in das davorliegende größere hereinkommen, in der Mitte desselben mich anhören und zum Zeichen der Beendigung der Audienz einen definitiven Bescheid geben werde. Auf das Wartezimmer folgte ein kleineres, und als ich dann die Schwelle des daranstoßenden größeren erreicht

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