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Felde grosse Versammlungen und Volksbelustigungen abgehalten, wobei sich die Wilden so recht nach Herzenslust in ihren Nationalgesängen, welche ganze Nächte hindurch von einigen hundert Kehlen gesungen, weithin im Umkreise schallen, in Tänzen, Sprüngen, unter schauerlichem, echt wildem Kreischen und dergleichen auslassen. Die grosse Trommel verstummt erst mit den ersten Strahlen der Morgensonne; selbst Lanzengefechte werden aufgeführt, die aber nicht selten in Verwundungen, ja sogar Mordthaten ausarten.

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Geht nun der ohnehin geringe Getreidevorrath zu Ende, dann muss natürlich alles nach Brot schreien; kein Wunder also, wenn nackte Knaben (die Kinder der Mission sind bekleidet) sich in das Speisezimmer derselben schleichen und jedes abfallende Getreidekörnlein aus dem Sande auflesen; kein Wunder, wenn Magor" (Hunger) das einzige Losungswort des Bari wird, welches man täglich hundertmal, so oft man eben einem Schwarzen begegnet, hört. Hat er nämlich mit: „Jalio, da doto" begrüsst, so heisst es sogleich darauf: „Nan magor!" (ich bin hungrig), das will sagen: Gib mir zu essen oder gib mir Glasperlen, damit ich mir bei den Nachbarstämmen Berri und Liria Korn kaufen kann. Zur Arbeit, selbst für guten Lohn, mag er sich nicht bequemen, da nach seinem Begriff nur Weiber und Sclaven arbeiten. So hält er jede nützliche Beschäftigung bis auf die Aussaat für eine Erniedrigung. „Nan aduma“ (ich bin ein Grosser) sagt der hochtrabende Bari, wenn er einige Kühe hat, und streicht mit Speer, Pfeil, Bogen und einem Stühlchen am Arme den ganzen Tag über müssig herum, dampft aus seiner grossen Pfeife und lässt sich die Sonne auf den Magen scheinen. Nur ausnahmsweise findet man schon Männer aus der niedern Classe, welche sich bei Mangel an Heerden zu jeder Arbeit bequemen, um sich Glasperlen zu verdienen. Selbst die Missionskinder fühlten sich anfangs erniedrigt, wenn sie zu ihrem eigenen Gebrauche, zur Bereitung ihrer täglichen Kost einen Krug Wasser aus dem Flusse holen sollten und Mütter beschwerten sich darüber.

Die Oberhäupter, „Matat" betitelt, haben hier den Rang eines wohlhabenden Bürgers; sie haben keineswegs das Recht, Befehle zu geben, Gesetze vorzuschreiben, Strafen zu dictiren. Ihr Ansehen hängt blos von der Zahl ihrer Heerden und Frauen ab und jeder Grosse sucht deshalb diese zu mehren. Nigilla, der grösste Häuptling, ist also zugleich der reichste. Solcher Matat mit dem District von einer Stunde gibt es viele, so z. B. einen in Libo, einen in Kucenak, einen in Gondokoro.

Aerzte, Zau

Von grösserem Einflusse als die Häuptlinge sind die Bonit berer, Regenmacher welche ausser ihren leeren Künsten und Zeichen auch wirklich die Heilkraft gewisser Kräuter kennen, sich aber meistentheils ihr Ansehen durch Betrügereien nutzbringend zu machen wissen. Matat und Bonit sind häufig in einer Person vereinigt. Verkrüppelte Baumwurzeln und Aeste oder Haarbüschel von Thierschweifen u. dergl. lassen sich die Bonit als Wini (Arznei) theuer bezahlen und damit ist besonders zur Kriegszeit guter Abgang, da sie die Kraft besitzen, Lanzen und Pfeile von dem abzuhalten, der sie an Kopf, Hals, Arm oder Fuss trägt. (Seitenstück zu den Talismanen der Völker Sennars.) Ihre höchste Kraft aber liegt in Beschwörung der Wolken, welche auf ihr Geheiss Regen ergiessen müssen. Die gewaltigen, während der Regenzeit manchen Tag dreimal wiederkehrenden Gewitterregen, in Folge deren der Fluss oft innerhalb weniger Stunden die Ufer übergiesst und die Inseln unter Wasser setzt, verursachen eine Feuchtigkeit, welche in den Gemächern, auf Kisten, Kleidern und Papier, ja selbst auf Wänden massenhaft Schimmel ansetzt und die Fäulniss fördert. Dennoch sind die Regen nicht in jedem Jahre, zumal am Ende der Regenzeit gleich lange und reichlich genug, um die angebauten Früchte vollends bis zur

Reife zu befeuchten, zumal, wenn sich die Neger mit ihrer Aussaat verspäten. Tritt nun anhaltende Trockenheit ein und welken die Felder, dann bringt man von allen Seiten dem Beherrscher der obern Regionen Ochsen, Schafe, damit er ja Regen verschaffe. Fällt zufällig ein Regen, so hat ihn der Bonit gemacht; regnet es aber nicht, dann ist entweder sein Leben in Gefahr oder man nimmt ihm eine bedeutende Zahl Rinder, welche gemeinschaftlich im Lande verzehrt werden. Um aber einen so grossen Schaden von sich ferne zu halten, muss bald dieser, bald jener zufällige Umstand an dem Fehlen des Regens schuld sein. (Zaubereien bei Negern waren schon Herodot (II, 28, 32) bekannt. Die Sacharin am blauen Nil, eine Zauberersecte, spielen noch selbst unter den Muselmins heute eine Rolle).

Von einer Geschichte oder Tradition der Ahnen konnte man beim Bari bisher nichts erforschen; nur so viel ist ihm bekannt, dass der erste Mensch von einem Elephanten abstammte. Er denkt über sein Lebensalter nicht hinaus und weiss von der vorigen Generation ganz und gar nichts. Ebenso wenig konnte man der Verehrung eines höhern Wesens auf die Spur kommen; doch scheint der Bari eine heimliche Idee von einem übermenschlichen höchsten Wesen zu haben, welches er mit dem Namen „Mun,“ d. h. „Gott" bezeichnet; aber er erweist ihm keine göttliche Verehrung und bringt ihm keine Opfer; er opfert von seinen Heerden nur dem Bonit, wenn er Regen braucht oder denselben von der Allmacht desselben erhalten hat. Die Meinung, dass jene aus Holz geschnitzten Puppen, welche Kaufleute alljährlich nach Chartum bringen, Götzenbilder der Neger sind, ist falsch; denn wir wissen aus genauerer Kunde, dass sie ausser „Wini," d. h. vom Bonit fabricirte Arznei, keine andere Bedeutung und keinen andern Zweck haben. In wie weit die Vermuthung, dass die Neger den Mond göttlich verehren, Grund hat, ist weiter nicht zu erweisen, man müsste denn ihre Zeiteintheilung und ihre Festlichkeiten, welche sich immer nach dem Mond richten, als Mondesverehrung ansehen. Sie ginge dann aber nur so weit, dass die Aussaat im April und October an dem Tage beginnt, nachdem der Neumond zum ersten Male eingetreten und dass die Nationalfeste oder nächtlichen Gongus vor der Aussaat und nach der Ernte, d. i. im März und September, am liebsten zur Zeit des Vollmondes begangen werden. Dem darf man wohl aber keine Absicht göttlicher Verehrung unterlegen, sondern es ist vielmehr anzunehmen, dass der Mondeswechsel für sie natürliches Mass einer Zeiteintheilung ist und dass eben die heitern Vollmondsnächte besonders im heissen Lande zu ergötzlichen Lustbarkeiten einladen. Ebenso gut könnte man am Ende bei den moslemitischen Sudan-Arabern das Besingen, das gegenseitige Beglückwünschen, Aufwärtsstreuen der Erde bei dem Eintreten des jedesmaligen Neumondes für göttliche Verehrung halten. Dazu weiss man auch, dass diese Abendunterhaltungen ausser dem Vergnügen keinen Nebenzweck haben. Im Herbst schreit, singt und tanzt der Bari, weil er Bolot und Yawa, d. i. Getreide und Merissabier, im Frühjahr, weil er Hunger hat; es ist demnach nur Freude über Ernte und Aussaat. Darum hält er auch Feste, um die Wolken einzuladen, dass sie baldigen Regen zu einer neuen gesegneten Ernte bringen.

Deshalb will er auch nicht dulden, dass die Kaufleute Elfenbein über seine Felder tragen, weil nach seiner Ansicht dorthin, wo ein Elephantenzahn gegangen ist, kein Regen hinkommt. Wenn darum das Elfenbeingeschäft auch in der Nacht geschieht, so kommen doch Conflicte zwischen Kaufleuten und Eingebornen vor. Auch dieses Jahr tödteten so am Loki, einige Meilen südlicher, Araber, welche Elfenbein zum Flusse trugen, drei Schwarze mit Pulver und Blei, nachdem zuvor ein Matrose durch einen Pfeil in die Ferse verwundet worden war.

Diebstahl, Betrug und Betteln sind den Bari nicht fremd und man kann sich nur mit Faust oder Waffe wieder in Besitz entdeckten gestohlenen Eigenthumes setzen. Theilweise entschuldigt sie darin wohl der Hunger, zumal bei Kindern, welche in der Missionsanstalt verschiedene Dinge entwenden. Ja es geschah dies selbst von solchen, welche in Kost und Lehre aufgenommen waren. So wurde eine Trage Holz durch einen auf Bitten seiner Mutter für dieselbe auf höchst pfiffige Weise unbemerkt durch das Küchenfenster entwendet. An Holz nämlich ist hier grosser Mangel, obschon Waldungen nicht allzu fern sind. Man muss es entweder im Orte theuer bezahlen, oder von weither selbst zu Schiff holen. Die Anwohner des Flusses nämlich sperren den Bewohnern des Binnenlandes, wo man alles bedeutend wohlfeiler bekommt, die Verbindung auf der Wasserstrasse ab, damit sie ihre eigenen Artikel desto theurer halten können. Kaufleute begeben sich also, um vortheilhafteren Tauschhandel zu betreiben, lieber in das Innere des Landes.

Betrug und Betteln erscheint den Baris durchaus nicht als etwas Schlechtes, und die Angesehensten des Volkes betteln wie hungernde Sclaven um eine Pfeife Tabak. Mit Cigarrenabfällen kann man ein fürstliches Geschenk machen, dabei aber auch die Ehre haben, angespuckt oder mit Erde bestreut zu werden; dies gilt bei ihnen als Zeichen höchsten Wohlwollens. Wird der angesehene Bettler abgewiesen, so zieht man sich seinen überaus gefährlichen Zorn zu. Die Rache für beleidigten Baristolz gilt hier dem Leben; doch kann eine Hand voll Glasperlen dieselbe unschädlich machen, indem sie nur momentan aufbrausen. Das Neujahr der Bari fällt wahrscheinlich mit dem Beginn der Regenzeit und ihrer Aussaat, also mit dem Neumond im April zusammen. Die Regenzeit dauert 8 Monate. Niederschläge sind viel häufiger als in Chartum und stets von Gewittern begleitet, die ihren Zug von Ost nach West, selten von Süd nach Nord, nie von West oder Nord nehmen. Nach der Erntezeit wird das Erntefest Gong begangen. Ein stiller sogenannter Landregen war nur einmal vorgekommen. Nach jedem stärkern Regen übersteigt der Fluss seine Ufer und bedeckt die Niederungen meilenweit. So folgt namentlich im October eine Ueberschwemmung der andern, und diese verschlangen Tabak, Lubien und Bohnensaaten so, dass sie im November aufs Neue wiederholt angebaut werden mussten. Dabei führt der Strom häufig eine Menge Stroh, Kleinholz, aber auch die allerstärksten Baumstämme, welche die Wilden als vortreffliche Schwimmer auffischen. Dies ein Beweis dafür, dass in Süd ein grösserer Gebirgsstock vorhanden sein muss, aus welchem das Regenwasser in die Niederungen zusammenströmt und dabei alles Bewegliche von den Bergen fortreisst.

Auch die Eingebornen sprechen von vielen und grossen Bergen am Aequator, von denen fortwährend nach allen Seiten das Wasser herabrinnt, aus dem sich dann drei Flüsse bilden, von denen der westliche der Bahar el Gasall, der mittlere der weisse Fluss, der östliche der Sobat sei. Wenn auch diese Ansicht etwas auffallend erscheint, so stimmt doch damit die einstimmige Behauptung der Handelsleute, welche das Land der Berri bereist und den Sobat tiefer einwärts befahren haben, ziemlich genau, dass nämlich der Sobat das ganze Land der Berri durchströmt. Auch soll man in West, freilich nur den sehr dunkeln Nachrichten zufolge, welche die Schwarzen von dieser Seite her haben, nach 4 oder 5 Tagreisen zu einem bedeutenden Flusse kommen, wo die Menschen eine andere Sprache reden, Menschenfleisch essen und viel Elfenbein haben, welches sie weit von West herkommenden Weissen für Glasperlen verkaufen. (Herr Hansal hat dasselbe auch selbst aus dem Munde eines Kaufmannes gehört, welcher vom Gebiete der Kyk aus etwa eine Woche weit nach West zu den Stäm

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men Gog, Arol, Reg und Jur (spr. Dschur) vorgedrungen war, und dabei einen grossen Fluss übersetzen musste.) Sonderbar aber bleibt, dass, während man von dieser Seite zu dem Stamme Jur kommt, die Kaufleute, welche den Baccher Gasall bereisen, ebenfalls von einem Volke Jur erzählen: vielleicht sind beide. ein und derselbe Stamm? es könnte jener Fluss, welchen der Kaufmann westlich vom Stamme der Kyk übersetzte, möglicher Weise der Gasall oder ein Arm desselben sein.

Nach einer Vergleichung sämmtlicher Angaben müssten beide Flüsse Gasall und Sobat, nachdem sie sich am Ursprunge der eine westlich, der andere östlich wenden, weiterhin parallel mit dem weissen Flusse laufen, bis sie um den 8. und 9. Grad umgekehrt, der erstere östlich, der letztere westlich in den Centralstrom münden. So nahe also stehen wir der so lange gesuchten Quelle des weissen Stromes, und noch hat sie keines Weissen Auge gesehen! Hierüber möge uns ein kühner Forscher bald Aufschluss geben.

Würde diese ungeheure Wassermasse, die sich zur Herbstzeit in den Aequatorialländern sammelt, bis zu dem vereinigten Nil herabströmen, so müsste der Fluss bei Chartum im December und Jänner den höchsten Wasserstand erreichen; da aber der Bahar el Abiad schon im September und October im SudanPaschalik alljährlich zurücktritt, so bleibt nur die Annahme übrig, dass sich das sprachliche Hochwasser des obern Südens in den vielen Nebenseen und Sümpfen der mittlern Regionen verläuft. Fragt man sich nun, woher das regelmässige, periodische Steigen und Fallen in den nördlichern Gegenden des weissen Nil Jahr für Jahr, welches in seinem obern Gebiete nicht mehr stattfindet, kömmt, so darf man wohl mit aller Wahrscheinlichkeit annehmen, dass dies alljährlich um dieselbe Zeit, wie nach bestimmten Naturgesetzen, erfolgende Anschwellen in den westlichen und östlichen Zuflüssen des Bahar el Gasall und Sobat seinen Grund hat.

In den übrigen vier Monaten vom December bis März ist die trockene und heisse Jahreszeit; doch ist die Sonne in den Hochländern des Aequators weit milder als in den Sandwüsten Ost-Sudans, und man hat von allen den hitzigen Plagen Chartums nichts zu leiden. Ein brennend heisser Samum wehte aus Nordost vom heiligen Abend bis 10. Jänner ohne Unterbrechung; aber auch da stieg die Temperatur im Zimmer nur auf 28 Grad R. Ueberhaupt hat das Clima in Gondokoro, obwohl für den Fremden ebenfalls nicht zuträglich, dennoch viel Vorzüge vor jenem in Chartum.

Zu den Naturerscheinungen gehören noch die von Zeit zu Zeit wiederkehrenden Erdbeben, welche ihren Grund in dem wenige Meilen südlich gelegenen Kegelberge Logwek zu haben scheinen. Sie treten nur schwach auf und richten wenigstens, so viel Herr Hansal gehört, keinen Schaden an. Ganz leise beginnt ein unterirdisches Donnern, die Erde mit Allem, was sich auf ihr befindet, zittert; das Getöse nimmt zu; Wellen erheben sich im Fluss, Mauern und Balken krachen, Stroh fällt von den Dächern, Laub von den Bäumen zu Boden; Hunde fürchten und heulen; aber der Rumor lässt bald nach, in zwei Minuten ist wieder Ruhe. Am stärksten war das Erdbeben am 6. Jänner 9 Uhr Abends.

Am Feste des heiligen Stephanus machten viele Bari mit Pitia, dem Schwager ihres Königs Nigilla, der Missionsstation einen Besuch und brachten eine Menge Tabakbrote nach Gondokoro. Was man sonst bei keinem Negerstamme gefunden, findet man bei diesem, nämlich sonderbare Bärte, welche in einer pechigen Materie getränkt, wie Eiszapfen vom Kinne herabhängen. Schon die Menge überflüssigen Tabaks und ihre geschmeidigen, oft künstlichen Schmucksachen deuten an, dass sie ein viel rührigeres Volk als die Bari sind. Pitia,

ein hoher stattlicher Mann, besah mit grossen Augen unser Haus, Kirche, Bilder, hörte Musik, gab aber kein Zeichen der Verwunderung von sich, denn er sprach nichts barisch, und kehrte dann mit Geschenken für sich und seinen König zurück, indem er innerhalb einer Woche zehn Kühe aus seinem Lande zu schicken verhiess, was den Missionsgliedern um so lieber war, als sie den gänzlichen Mangel an Milch immermehr fühlten. In der Umgegend bekommt man gar keine oder nur selten stinkende Milch. Eben so schwer geht es mit dem Einkaufe von Kühen im Barilande.

In Anbetracht dessen unternahm Herr Hansal schon im October mit acht Schwarzen, welche Glasperlen trugen, mit seinem Pathen Coka, der als Koch und Dolmetsch diente, und zwei arabischen Dienern als bewaffnete Bedeckung eine Reise zu den Berri, um dort eine kleine Rinderheerde einzukaufen. Da aber die Flussbewohner, namentlich wenn sie mit Glasperlen reisen, aus Furcht, von den eigenen Stammgenossen angegriffen zu werden, sich nicht leicht in ein fremdes Gebiet wagen, und unsere Träger desshalb nur bis zum Pelenyan gedungen wurden, so ging unsere nächste Route in die Residenz des Barikönigs Nigilla, um unter seiner Vermittlung neue Mannschaft zu werben. Herr Hans al ritt einen Esel, desshalb darf man jedoch nicht glauben, der Esel sei hier einheimisch, nur die Mission besitzt deren drei, welche von Chartum gebracht wurden. Je weiter vom Fluss, desto anmuthiger die Landschaft. Die riesigen Laubbäume, Tamarinden, Sykomoren und die giftigen, aber herrlich anzuschauenden Euphorbien (Euphorbia Candelabrum), die grünen Graswiesen der Hochebene, die rieselnden Gebirgsbächlein, die rosaroth blühenden Zwergbäume, welche an Pracht die europäischen Rosenstöcke übertreffen, die scheckigen Heerden, dazu die reizende Bergkette des bis zum Gipfel beschatteten Pelenyan, wahrlich (wie ein grosser Mann sagt:),, das Land ist ein Paradies voll Teufel,“

Am Fusse des Pelenyan konnte man sehen, wie die Bari ihr Eisen gewinnen. Sie machen nämlich über dem eisenhaltigen Sande, welchen Regengüsse von den Bergen herabtragen, Feuer an; dadurch schmelzen die Eisentheile zu grössern Klumpen zusammen, welche dann zu weiterem Gebrauch geschmiedet werden.

Auf dieselbe einfache Weise, wie Herr Hansal schon von den SudanArabern erzählt *), gewinnen auch die Bari Salz in hinreichender Menge, welches den nördlichen Stämmen und selbst den Berri völlig abgeht. Handelsleute suchen daraus Gewinn zu ziehen, indem sie ganze Körbe voll dieses Minerals hier einkaufen und dann bei den Schilluk und Bagara vortheilhaft absetzen.

Nach einem vierstündigen Marsche nach Öst lagerte die kleine Caravane. um 12 Uhr in einer anstossenden Hütte bei Nigilla's Strohburg, der eben am Berge bei seiner Mutter war. Nachdem die Anmeldung geschehen war, liess uns der schwarze Fürst durch Abgesandte zu einem Mittagsmahle einladen; doch konnte die Einladung nicht angenommen werden, weil das Gepäck strenge bewacht werden musste. Gegen jede Erwartung erschien Nigilla innerhalb einer ViertelStunde selbst. Herr Hansal wollte ihm eben zur Begrüssung entgegengehen, als er beim Tokul hereinkroch und ihm mit „da doto" die Hand reichte. Nach einer kleinen Erzählung (er spricht halb arabisch, da er ein Jahr in Chartum war), dass die Hütte, in welcher sie lagerten, Scherfi und nachher Suliman (zwei Handelsagenten) jahrelang bewohnt hatten, ging er nebenan in seine Wohnung,

*) Briefe aus Chartum 1855.

Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft.

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