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den. Da überhaupt Farben noch wenig verwendet wurden, so schlägt Herr Major Papen vor, die hier gewählten auch späterhin möglichst allgemein als Normalfarben anzunehmen.

Aus einem soeben von Sir Roderik Murchison erhaltenen Briefe vom 4. Februar theilt Herr Sectionsrath Haidinger Folgendes mit:

„Unser grosser afrikanischer Entdecker Livingstone segelt am 15. d. M. von hier ab, und wir geben ihm noch ein Abschiedsfestmahl, bei dem ich den Vorsitz führe. Ich hoffe, Sie haben bereits sein höchst interessantes Werk gelesen, das er mir widmet. Er wird begleitet sein von einem guten Naturhistoriker Kirk, einem Geologen und Bergmann Thornton, einem Maler Baines und einem guten Seemann, Commandeur Redingfield von der königlichen Marine. Er ist zum Consul in den dortigen portugiesischen Colonien ernannt, wird sie aber bald wieder verlassen, um sich in das grosse Innere zu vertiefen.

Herr k. k. Rath Steinhauser zeigte jene Schichtenaufnahmen und Schichtenkarten, sowohl auf Nivellement begründete, als zur Uebersicht bearbeitete, vor, welche er bei seinem letzten Vortrage in der Versammlung am 19. Jänner wegen Abwesenheit des Herrn Feldmarschall-Lieutenants von Hauslab nicht benützen konnte. Sie bestehen aus dem damals erwähnten Niveauplan von Eperies, Aufnahmen des Bombardiercorps (Laaer Berg), der türkischen Generalstabsschüler, des Erzberges bei Eisenerz. Bei dieser Gelegenheit wurde nachträglich erwähnt, dass durch die Bemühungen des Herrn Prof. Winkler von Brücken brand an der Mariabrunner Forstschule die Aufnahme in Schichten schon frühzeitig im Forst- und Bergwesen Platz griff, und schon im Jahre 1811 (nach einem Vorschlage Mayer's 1810) die Aufnahme des Weidlingauer Reviers, obwohl nach eigenem Geständnisse Winkler's damals mit nicht entsprechendem Erfolge, versucht wurde. Ein Modell in Holzschichten des Ischler Salzberges befindet sich in Hallstadt.

Ferner wurden vorgewiesen ein Schichtenplan von Madrid, in Curven von 10 Fuss Distanz (1848) von Coello und Madoz, Aufnahmskarten in grossem Maasse von dänischen Kirchspielen (1/20000, 5' Schichten und mit Culturfärbung) 1 Blatt von der dänischen Generalstabskarte (Blatt Kopenhagen 1/20000) und 2 Blätter der dänischen Generalstabskarte in 1/8000, mit 5' Schichten, die bereits über die Grenze schreiten, welche das deutliche Erkennen der Curven setzt. 2 Blätter der Karte des Cantons Zürich (125000 mit Schichten von 10 Metres Distanz und Culturfärbung), mit rothbraunen eingedrückten Curven von vortrefflicher Ausführung auch im See fortgesetzt, und 1 Blatt der Karte von Schottland (1/10500, mit 50' Schichten).

Als Beispiele der successiven Ausbildung wurden vorgewiesen: DupainTriel's Karte von Frankreich 1802, eine spätere Bearbeitung nach Berghaus (vom Herrn FML. Hauslab), Olsen's Karte von Europa (1830), schwarz und colorirt; 1 Blatt der geologischen Karte von Norwegen, von Keilhau(1849); die Karte von Liefland, von Rothleff; vom Kiffhäuser Gebirge, von Wolf (Papen's Arbeiten waren schon in der vorigen Versammlung zur Ansicht gelangt). Zuletzt kamen an die Reihe Chartier, Heft über Situationszeichnung mit dem absonderlichen Schichtenkopfe, und einige wenige Blätter aus den zahlreichen Studien des Herrn FML. Ritter von Hauslab, und aus dem Atlas der türkischen Generalstabsschule.

Der k. k. Artillerie - Hauptmann und Professor an der k. k. Kriegsschule, Hr. J. Cybulz, theilte mit, dass er bereits seit mehreren Jahren sich mit der Anwendung der Plastik beim Unterrichte in der Darstellung des Terrains beschäftigt,

und gestützt auf eine wissenschaftliche Grundlage bei seinen Vorträgen über Terrainlehre diesen durch Erfahrung erprobten Unterrichtsvorgang beobachte. Herr Cybulz hat diesen Gegenstand zu seinem speciellen Studium gemacht, und glaubt erfolgreiche Resultate bereits erzielt zu haben. Geometrisch construirte Grundformen, ihr Uebergang zu natürlichen Theilen des Terrains und zwar je nach dem Zwecke in grossem, mittlerem und kleinem Maasse, welche nach den bekannten Methoden aufgenommen und plastisch sowohl nach Horizontalschichten als auch frei abgebildet und galvanisch zu vervielfältigen waren, bilden das Material für eine Unterrichtsmethode, welche die Anwendung gezeichneter oder auch gedruckter Vorlagen beim Unterricht entbehrlich macht. Mit der gesteigerten Entwickelung der Topographie, von welcher uns die Leistungen der österreichischen, englischen, französischen und deutschen topographischen Institute, des Herrn J. M. Ziegler in Winterthur, des Herrn k. k. Majors Scheda u. s. w. Zeugniss geben, tritt auch das Bedürfniss der plastischen Darstellung des Terrains bei dem Unterrichte immer mehr in den Vordergrund und findet auch bei den verschiedenen Unterrichtsanstalten immer mehr Beachtung, nur sollte in der praktischen Durchführung zur Erreichung von entsprechenden Resultaten die mechanische Fertigkeit bei der Darstellung mit der Ausbildung des Formensinnes gleichzeitig geschehen, was herbeizuführen Herr Hauptmann Cybulz zur Aufgabe sich gemacht hat. Wie weit ihm diess gelungen, wird er durch Vorlage mehrerer zu diesem Zwecke ausgeführter plastischer Terrainmodelle nächstens zu zeigen versuchen.

Herr W. Kiese wetter aus Berlin zeigte eine Reihe seiner „ethnographischen Reisebilder" vor, welche er auf seinen vieljährigen Reisen zu sammeln Gelegenheit hatte. In fünfzehn Jahren, von 1838-1853 durchwanderte er Schweden und Norwegen, einen grossen Theil des europäischen Russland, das mittlere Asien, die Tartarei, den Kaukasus und die Krimm, und hielt sich hier stets durch längere Zeit bei den Kalmüken, Kirgisen, Kurden, Persern, den Feueranbetern, Armeniern, Tartaren u. s. w. auf. Sein Zweck hiebei war, sich naturgetreue bildliche Darstellungen der verschiedenen Völkerstämme, ihrer Sitten und Gebräuche, ihrer Wohnungen und Tempel u. s. w. zu verschaffen. Die auf diese Art gesammelten, wahrhaft ethnographischen Reisebilder hatte nun Herr Kiese wetter seit der Rückkehr von seinen Reisen vielfach zur allgemeinen Kenntniss zu bringen Gelegenheit gehabt. Indem er mit denselben einen grossen Theil von Schweden, Dänemark, Norddeutschland durchreiste, hatte er die grosse Befriedigung, dass sie überall beifällig aufgenommen wurden. Grosses Interesse hatten sie bei Sr. Majestät dem Könige von Preussen, dem er sie vorzulegen die Ehre hatte, erregt. Auch A. v. Humboldt und K. Ritter hatten über den wissenschaftlichen Werth derselben sich ungemein günstig öffentlich ausgesprochen; und ebenso wurde ihre künstlerische Ausführung als Oelgemälde anerkannt. Die Auffassung in der Darstellung der Gegenstände ist keineswegs ideal, sondern trägt überall den Charakter des Naturgetreuen, wodurch der wissenschaftliche Werth dieser Sammlung ungemein vergrössert wird. Herr Kiesewetter begleitete die Vorlage seiner Reisebilder mit der geschichtlichen Darstellung jedes Bildes. Ueber die auf den Wolgasteppen nomadisirenden Kalmüken enthält die Sammlung mehrere Darstellungen; so unter andern die Gemahlin des regierenden Fürsten an der Spitze der wandernden Horde; den Kampf der Frauen und Jungfrauen um die Braut bei Gelegenheit der Hochzeit; die Bestrafung der Hausgötzen; einen musikalischen Wetteifer mit ihren eigenthümlichen Instrumenten; ferner ein Modell ihrer aus künstlich aneinandergefügten Stäben

Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft.

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bestehenden und schnell transportirbaren Zelte, sowie der hölzernen Betmaschine. Herr Kiese wetter zeigte ferner die Abbildungen der Sommer- und Winterwohnungen (letztere Erdhöhlen) und mehrere Porträte der am Fusse des Ararat wohnenden Kurden, sowie mehrere Sittengemälde der Lappländer vor; endlich Gemälde, die Sitten und Gebräuche der Tartaren in der Krimm, ihre Dörfer u. s. w. darstellend, sowie Abbildungen des Palastes der Tartaren - Chane zu Baktschisarai, dessen goldenes Zimmer, Fontainen - Zimmer, Thränenquelle u. s. w. Die ganze Sammlung, von welcher nur ein Theil vorgezeigt wurde, besteht aus mehr als 125 Gemälden und Modellen.

ABHANDLUNGEN

DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN

GEOGRAPHISCHEN GESELLSCHAFT.

I.

Ein Ausflug in die Marmaroscher Karpathen,

im Sommer 1855.

Von Dr. Alois von Alt.

Mitgetheilt in der Versammlung der k. k. geographischen Gesellschaft am 17. November 1857.

Die Karpathen, welche von jenem Puncte an, wo die letzten Ausläufer des Tatragebirges und der demselben parallel laufenden Züge der Liptauer Alpen sich. in das Thal des Hernat bei Kaschau verlieren, als ein einförmiges Sandsteingebirge, das nur am südlichen Fusse von bedeutenden Trachytmassen begleitet wird, in einem weiten Bogen Ungarn im Norden umfassen, bieten dort, wo die Bukowina, Ungarn und Siebenbürgen zusammenstossen, dem Beobachter wieder ein viel mannigfaltigeres, an Abwechslungen und grossartigen Naturscenen reicheres Bild dar. Zwar sind es auch hier wieder die parallelen Sandsteinketten mit ihren lachenden Längen- und engen schluchtartigen Querthälern mit ihren uralten Fichtenwaldungen und den durch Waldbrände entstandenen Hutungen, mit ihrem immer wiederkehrenden Wechsel von massigen, felsenbildenden Sandsteinen, dünnen Quarzfelsschichten, grauen Fucoidenmergeln und braunen bituminösen Kalkund Schieferlagern, mit ihrer Armuth an Versteinerungen (da die damalige Flora nur in den noch zu wenig studirten Fucoiden, die Fauna aber fast nur in den Fischresten der bituminösen Schiefer- und Kalksteine spärliche Ueberbleibsel zurückgelassen hat) sind es diese mit dem allgemeinen Namen des Karpathensandsteins bezeichneten Gebilde, welche den von Norden und Osten das Gebirge der Bukowina betretenden Wanderer zuerst aufnehmen, und ihn mehrere Meilen weit begleiten; dann aber beginnt für ihn ein anderes Feld der Beobachtung. Der strenge Parallelismus der Bergketten hört auf, an deren Stelle treten massenförmig gruppirte Erhöhungen, durch niedrigere Berggruppen von einander getrennt; die Berge werden höher und steiler, die Thäler enger und wilder, die ganze Natur überhaupt grossartiger; statt der Sandsteine herrschen jetzt krystallinische Schiefer, von dolomitischen Kalklinsen durchzogen, und durch ihren Reichthum an Erzen ausgezeichnet. Und wieder ändert sich das Bild, bei Dorna Kaudreni verlässt man dieses Gebirge; ein wellenförmiges Flachland breitet sich aus mit undurchdringlichen Sümpfen; es ist eine Einsenkung, in welcher wieder Sandsteine und mergelige Nummulitenkalke auftreten. Aber nicht gross ist das Gebiet derselben. Schon sieht man im Süden neue mächtige Berge aus der Sandsteinniederung mauerförmig aufsteigen, auf ihrem Kamme mit den abenteuerlichsten Felsgestalten geziert, vor ihnen liegt eine Gruppe kegel- und glockenförmiger Berge, durch diese ihre Form ebenso ausgezeichnet, wie durch das Gestein, welches sie bildet, denn sie bestehen gleich den hinter ihnen aufgethürmten Felskämmen aus Trachyt, jene abenteuerlichen Felsgestalten aber, die bald als eigentliche Felsenthore, bald als Pyramiden, bald in anderen kühnen Formen sich darstellen, aus den die Trachite bedeckenden Trachytbreccien.

Mittheilungen der k. k, geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft.

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Diese Trachytberge aber sind die letzten Zeugen der grossartigen Alpennatur, schnell senkt sich dann das Gebirge, wieder von Sandsteinketten umsäumt, in die Niederung Siebenbürgens herab, wo neue Tertiärschichten, durch ihren Salzreichthum ausgezeichnet, das grosse Kesselthal dieses Landes ausfüllen. Aber auch in der Richtung der Gebirgszüge ist mit dem Erscheinen der krystallinischen Schiefer eine bedeutende Aenderung eingetreten, nicht mehr herrscht die für die Sandsteinberge so bezeichnende Richtung von NNW, nach SSO. allein, denn von Kapnik und Nagybánya an, diesen reichen Erzlagerstätten des östlichen Ungarns, zieht ein mächtiges Gebirge in östlicher Richtung gegen die Bukowina hin, und verbindet sich dort mit den von NW. her kommenden Gebirgszügen.

In dem Winkel nun, welchen die beiden Gebirgszüge einschliessen, liegt die Marmarosch, dieses schöne Gebirgsland Ungarns, durch die Parallelketten des Sandsteingebirges von Galizien, durch das obenerwähnte, von West nach Ost streichende und unter dem Namen der Rodnaer Alpen bekannte Gebirge von dem nördlichen Siebenbürgen geschieden.

Nur einen kleinen Theil dieses Gebirgslandes war mir bis jetzt zu sehen vergönnt, doch ist es gerade der interessanteste, derjenige, in welchem die Alpennatur am grossartigsten auftritt; und so dürfte eine Beschreibung meiner im Sommer des Jahres 1855 unternommenen Gebirgsreise umso mehr manches Interesse darbieten, als jene Gegenden noch weniger bekannt sind, als manche Regionen ferner Welttheile.

Wir verliessen Czernowitz in der Richtung nach Südwest auf der nach Storoženetz führenden Strasse. Nach Ueberschreitung einiger durch die Thäler des Wilchowetz- und Korowiabaches gebildeten Hügelreihen befindet man sich im Dorfe Kamena, am Fusse jener Bergreihe, die, die Wasserscheide zwischen Pruth und Sereth bildend, in dem Berge Cecina bei Czernowitz (272.3 Wiener Klafter) ihren Gipfelpunct hat, hier aber in einer Meereshöhe von 1220 P. F. von der Strasse überschritten wird. Ganz verschieden ist der nordöstliche Abhang dieses aus tertiärem Sand und Mergel bestehenden Höhenzuges von dem südwestlichen. Aus dem Thale des Korowiabaches bei Kamena gelangt man mit einem Male über einen steilen Abhang auf die bewaldete Höhe, dort erscheint zuerst ein wellenförmiges Plateau, üppige Wiesen durch zerstreute Gruppen von Buchen parkähnlich verziert, und schon die Quellen mehrerer dem Sereth zufliessender Bäche nährend, dann ein etwas tieferes Thal, endlich ein ganz gemächliches Herabsteigen in das hier in Storoženetz 1047 P. F. über dem Meere liegende weite und ebene sumpfige Sereththal, in welchem sich Dorf an Dorf reihet. Dieser bedeutende Niveau-Unterschied begründet auch eine grosse Verschiedenheit in den Vegetationsverhältnissen beider Thäler, denn während das Pruththal den eigentlichen Boden für den Maisbau liefert, gedeiht diese Pflanze in der Gegend von Storoženetz nur kümmerlich, und in die am Nordabhang der Wasserscheide allein auftretenden Laubwälder mischen sich an den Gehängen des Sereththales häufige Nadelhölzer, den beiden Specien Pinia vulgaris und Abies excelsa angehörend. Der Winter tritt hier trotz der geringen Entfernung um 14 Tage früher, der Frühling um eben soviel später ein, als im Pruththale.

Ein ganz bewaldeter Höhenzug, den man auf der dem Gebirge parallel hinführenden sogenannten verdeckten Strasse überschreitet, trennt hier die beiden Thäler des grossen und des kleinen Sereth, in welches letztere man im Orte Budenetz gelangt. Unterhalb dieses Dorfes verbindet sich der kleine Sereth mit dem Serezel, der bei Krasna das Gebirge verlässt, so dass man auf der Strasse ganz ohne eine Unebenheit nach Krasna gelangt, während gleich an der Strasse wieder ein Höhenzug beginnt, diese beiden Flüsse von einander trennend. Das Gebirge,

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