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oder Kwora und seinen Nebenflüssen bewässert werden. Dr. Baikie, der schon eine frühere Expedition befehligte, ist auch neuerdings der Führer, mit ihm als Ingenieur Herr May, der ihn auch auf der frühern Fahrt auf dem Tchadda oder Benue begleitete, Lieutenant Glover zu astronomischen Bestimmungen, SchiffsArzt Davis und Sammler naturhistorischer Gegenstände. Auch erwartet man den Beitritt des so wohlbekannten würdigen Missionärs Samuel Crowther. Ein eiserner Schrauben-Dampfer, der „Day-Spring" von 170 Tonnen Last, 30 Pferdekraft und weniger als 5 Fuss Tiefgang, mit drei Monat Proviant und Kohlen für 20 Tage wird bis Rabbat den Kwora aufwärts gehen, dort wird man den Dampfer zurücklassen und mehrere Excursionen im Innern ausführen, namentlich nach Sokoto, Isai u. s. w. Es wird selbst möglich sein, mehrere einzelne Abstecher zu machen, da die Expedition aus 12 Europäern mit 40 freigelassenen schwarzen Seeleuten besteht. Sie soll während der heissen Jahreszeit in einer gesunden Gegend nächst dem Zusammenfluss des Kwora und Benue zubringen, wo Herr Macgregor Laird eine Handelsstation errichten dürfte. Mit grösster Sorge wird man suchen nur friedliche Beziehungen anzubahnen und Alles zu vermeiden, was irgend wie zu Misshelligkeiten Veranlassung geben könnte, da nur gegenseitiger Vortheil im Auge behalten werden soll. In einer zweiten Regenzeit soll der Benue weiter aufwärts in Adamaua und Hamarua untersucht werden. Diess war bei Dr. Baikie's früheren Reisen nicht mehr möglich, da die „Plejade“ einen grössern Tiefgang hatte. Sir Roderick Murchison erwartet namentlich auch für die Geologie des Landes wichtige Erfolge, so wie auch Nachricht über Erze und nutzbare Mineralien an Kupfer, Eisen, Gold, Blei oder Steinkohlen, wenn er gleich bedauert, dass nicht ein eigentlicher Geologe der Expedition beigegeben worden ist.

Während hier eine Expedition ausgerüstet ist, sieht man mit Bewunderung, was ein einzelner britischer Missionär, Herr Dr. David Livingstone, in der Erforschung von Gegenden in Südafrica vollbracht hat, welche durch ihn erst zur Kenntniss der Welt kamen. Ein Durchschnitt vom Cap gerade nordwärts und dann westlich bis zum Meere nach Loanda in Angola, den portugiesischen Niederlassungen, und dann wieder den Zambesi hinab, und nach Quilimane, und auf Karten verzeichnet mit zahlreichen astronomischen Ortsbestimmungen bis zum indischen Ocean. Aber nachdem er in England eine Zeitlang zugebracht, ist er bereits wieder nach Africa abgegangen, um in den gesundesten Gegenden, die er angetroffen hat, entlang, aber entfernter von der Küste, als die portugiesischen Niederlassungen im östlichen Südafrica, die Errichtung von Stapelplätzen oder Stationen zu begründen, für den Austausch englischer Waaren gegen Producte des Innern, namentlich unter andern auch die Aufsammlung und Zugutebringung einer Pflanze, Buáze, deren zähes, fasriges Gewebe sie den Eingebornen in ihren rohen Gewerben höchst schätzbar macht. Aus den von Dr. Livingstone mitgebrachten Mustern hat man einen Stoff dargestellt, der von den ersten Fabrikanten als 50 bis 60 Pfund Sterling die Tonne werth erklärt worden ist. Nebst diesem so wichtigen Product ist noch Indigo, Baumwolle, deren Anbau sich leicht vermehren liesse, Wachs, Elfenbein, Eisenerze, viele gute Kohle vorhanden, die eine grosse Lebendigkeit des Verkehrs versprechen, als einen der wichtigsten Angelpuncte zur endlichen Abschaffung des Sclavenhandels, wenn nach Anderem gefragt wird, als nach Sclaven.

Die grosse Ausdehnung siebenzehnjähriger Wanderungen und Aufenthaltes erlaubte Herrn Livingstone manche Ansichten zu gewinnen, welche ein neues Licht über die Gestaltung von Südafrica verbreiten, die Bestätigung von Sir R. Murchison's Ansicht, dass ein sehr wasserreiches Centralland es ist, das bei

derseits von höheren Bergketten eingeschlossen wird, durch welche die grossen Flüsse sich Bahn brechen. Die Quellen des Zambesi und Congo liegen in Seen oder Sümpfen, und reichliche Regen in den Regenzeiten verursachen ein Steigen der Gewässer, wie es uns am Nil aus dem grauen Alterthum bis heute zur alltäglichen Kenntniss vorliegt, und welches daher nicht gerade Schneegebirge zur Erklärung erfordert.

Von der Capcolonie sind die geographischen Interessen ohnedem immer in lebhafter Beziehung zu den anstossenden Landestheilen. Wichtig sind die Nachrichten von Dr. Bleek's Erfahrungen in der Colonie Natal, so wie die eben von dort, so wie von der Walfischbay an der Westküste ausgegangene Excursion des so frühzeitig durch einen Elephanten getödteten schwedischen Forschers Wahlberg und die wichtigen nun in der Herausgabe begriffenen Berichte seines unternehmenden Landsmannes C. J. Andersson.

Aber auch von der östlichen Seite her wird neuerdings, unter dem unternehmenden Capitain Burton, dem Innern von Africa, von Zanzibar und Mombas aus, mit Entschlossenheit zu Leibe gegangen, so dass hoffentlich die Zweifel über die Natur der Quellen des Nil sich allmälig in Gewissheit der Kenntniss auflösen werden.

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Welche Aufgaben, freilich nicht unmittelbar geographischer Natur, England jetzt in Ostindien vorliegen, wissen wir alle nur zu gut, kaum je waren wir mehr angeregt, die geographischen Verhältnisse dieses schönen reichen Landes zu studiren. Der hohe Werth der seit 54 Jahren im Gange befindlichen trigonometrischen Arbeiten, namentlich von Oberst Waugh während der letzten 25 Jahre geleitet, wurde durch die Ehrenmedaille der Londoner geographischen Gesellschaft anerkannt, welche letzterer in diesem Jahre erhielt. Aber welche grossen Erfolge liegen nun auch in Australien vor. Ein Continent, spät entdeckt, noch später mit Anfängen von Niederlassungen versehen, besitzt jetzt vier grosse britische Colonial-Staaten an seiner östlichen, westlichen, und südlichen Küste, während er auf die alten Länder Europas einen Goldregen ausgeschüttet, der an Reichthum Alles übertrifft, was bis jetzt in der Geschichte der Menschheit berichtet wurde." Zahlreiche Expeditionen seit den Arbeiten eines Oxley, Allan Cunningham, Sturt, Eyre, unseres Landsmannes Leichhardt wurden in das Innere gesendet, so dass sich allmälig die mit den grössten Entbehrungen, Drangsalen und Verlusten erkauften Ansichten über die Natur desselben zu klären beginnen, das allerdings eine wahre Wüste zum Theil mit Salzlagerstätten, vielleicht mit einzelnen Oasen von besserer Beschaffenheit sein dürfte. Der Leiter der letzten grossen Expedition, Herr A. C. Gregory, erhielt im laufenden Jahre eine der Ehrenmedaillen der Londoner Gesellschaft. Von dem durch die Herren Wickham und Stokes im Jahre 1839 untersuchten Victoriafluss beginnend, den er ansteigend in südlicher Richtung verfolgte, wandte er sich dann östlich und ging quer durch das Land, südlich von des verlorenen Leichhardt Reiseweg nach Moretonbay an der Ostküste. Der letzte Landstrich bietet wieder fruchtbare Gegenden, die ohne Zweifel in nicht zu langer Zeit allmälig mit dem fortschreitenden Bedürfnisse, namentlich für Weidegründe ihre Benützung finden werden. Es mag hier mit Grund darauf verweilt werden, wie die Entstehung britischer Colonien, wie diess auch das südöstlich gelegene Neuseeland beweist, dem strebenden Geiste der Bevölkerung selbst zugeschrieben werden muss. Die Besitznahme durch die Regierung folgte erst lange nachdem Einzelne als Kaufleute, Pflanzer, Missionäre, festen Grund gefasst und Verhältnisse geschaffen, welche Schutz durch das Mutterland verlangten.

Noch eines Unternehmens muss hier gedacht werden, der Untersuchungsreise des Herrn Palliser, in den an die Vereinigten Staaten von Nordamerica

anliegenden westlichen Gegenden von Canada, zwischen dem 49° und 53o nördl. Breite und 100° und 115° westl. Länge. Nebst dem Leiter nehmen die Herren Artillerie-Lieutenant Blakiston für Astronomie und Physik, Bourgeau für Botanik und Dr. Hector als Arzt, zugleich für Geologie nnd Zoologie, an derselben Theil. Der Ausgangspunct ist Fort William am Obern See, die Richtung nach dem Winipegsee und dem Quellengebiet des Assiniboineflusses, um im Carltonhouse-Fort zu überwintern. Das folgende Jahr 1858 ist für die Reise unter den Schwarzfuss- und Blut - Indianern bestimmt und zur Untersuchung der Rocky Mountains, namentlich um einen Pass innerhalb des britischen Gebietes zu finden, über welchen eine Verbindungsstrasse mit der, vorzüglicher Steinkohlen wegen so wichtigen Vancouver-Insel eröffnet werden könnte.

Ich schliesse mit einem Worte über eine Privat-Unternehmung, eine Nordpolfahrt, unternommen zur Erforschung des Schicksals des verlorenen Sir John Franklin, und der Mannschaft der beiden Schiffe Erebus und Terror. Sie ist durch eine hochherzige Frau ausgerüstet, ein rührendes und erhebendes Denkmal der Liebe und Anhänglichkeit, der Hingebung und Beharrlichkeit.

Man weiss, wie durch Expeditionen, eine nach der andern, auf öffentliche und Privatkosten, in England und Nordamerika durch die Ergebnisse der Anstrengungen der Herren Sir James Ross, Moore, Richardson, Inglefield, Belcher, De Haven, Kellett, Rae, Anderson, Collinson, Mac Clure, Kane in der letzten durch Herrn Grinnell ausgerüsteten Fahrt immer mehr der Raum eingeengt worden, wo noch eine Nachforschung angestellt werden kann. Auf das wärmste hatten sich einflussreiche Mitglieder der geographischen Gesellschaft bei der Regierung verwendet, um noch eine letzte Fahrt zu organisiren, Sir R. Murchison, Admiral Sir F. Beaufort, General Sabine an der Spitze. Humboldt sprach der Unternehmung das Wort, aber die Verhältnisse waren nicht günstig. Lady Franklin selbst entschloss sich nun noch einmal, ohne anderer Beihilfe, als die ihrer Freunde, eine Unternehmung auszusenden, die letzte welche Kunde bringen wird. Eine trefflich ausgerüstete Schrauben-Yacht, unter den Befehlen des ausgezeichneten arctischen Seefahrers Capitain Mac Clintock, verliess Aberdeen am 1. Juli unter den Augen der Lady Franklin, Lieutenant W. R. Hobson, Dr. D. Walker sind Begleiter, so wie unter andern auch ein verdienter junger Seemann Capitain Allen Young, der selbst schon grosse Schiffe befehligt, und nun, nicht nur unter die Befehle Mac Clintock's sich. stellt, sondern noch aus Eigenem 500 Pfund Sterling zur Unternehmung beiträgt. Dazu eine ausgewählte Schiffsmannschaft, so wie der eben noch zu rechter Zeit angekommene Eskimo - Dolmetscher Petersen, der auch den verewigten Dr. Kane auf seiner letzten Fahrt begleitet hatte. Hohe Begeisterung erfüllt alle Freunde und Theilnehmer an der grosen Frage in dieser letzten, dieser SchlussUntersuchung der langjährigen, so ernsten Erforschung der Nordwest-Durchfahrt, die nach der Ansicht von Richardson und Murchison wahrscheinlich Sir John Franklin in der That selbst zuerst aufgefunden hat.

Wenden wir uns weiter südlich zu den Vereinigten Staaten von NordAmerica, so finden wir gleichfalls die geographischen Arbeiten vielfältig in Angriffgenommen. Von Herrn A. D. Bache's jährlichem Berichte des „United States Coast Survey," erhielten wir den Band für 1855, dazu Lieut. Maury's siebente Auflage der Sailing Directions, und die sämmtlichen Seekarten. Die Segelschifffahrt selbst ist nun gegen früher oft um 1/3 der Zeit abgekürzt. Im Innern wurden grosse Arbeiten ausgeführt, wie Nivellements der drei vorgeschlagenen Eisenbahn-Verbindungslinien mit dem stillen Ocean.

Die lebhafte Theilnahme an der Zustandebringung des untermeerischen Telegraphen, tiefe Sondirungen mit dem Brookes'schen Apparat, Untersuchung des Untergrundes, der noch von Professor Bailey in Westpoint zuerst in seiner Zusammensetzung aus den feinsten mikroskopischen animalischen Resten nachgewiesen war, nebst vulkanischer Asche u. s. w. fortwährende Untersuchungen auch in Central- und Südamerica, endlich die höchst wichtige Eröffnung von Handels-Beziehungen mit Japan, über welche auch unsere Gesellschaft Herrn Aaron Haight Palmer ein Exemplar seiner vielen, zu diesem Zwecke an die Regierung erstatteten Berichte verdankt, welche jener Expedition unter Commodore Perry voranging.

Die freundschaftlichen Verbindungen zwischen England und den Vereinigten Staaten stellen neuerdings auch die nach Herrn Kelley's Vorschlag neu zu unternehmenden Arbeiten für die Canalverbindung des stillen Meeres im Thale des Atrato- und Truando-Flusses mit dem atlantischen in eine günstige Lage, für welche so lange schon von unserem Humboldt das Wort gesprochen worden ist.

Kehren wir nun aus dem fernen America nach unserem Europa zurück, doch in der entgegengesetzten Richtung, die wir früher gegen Westen einschlugen, so gewahren wir neuerdings gegen Osten vorschreitend die Weltstellung der geographischen Gesellschaft in St. Petersburg, und die grosse Theilnahme, welche sich dort für Erforschung eines wahren Welttheils - Russlands in Europa und Asienausspricht. Wir selbst verdanken ihr alle bisherigen Publicationen. Von den neuesten Arbeiten möchte ich hier der Untersuchung der nördlichsten Theile des Ural, Pae Choi und des Petschoralandes gedenken, unternommen oder bearbeitet von Oberst Hoffmann, Graf Keyserling, Gustav Rose, v. Brandt, Ruprecht. Gerade südlich, aber um 25 Breitengrade entfernt, die Forschungen und Aufnahmen Butakoff's und Khan ykoff's am Aral-See und dem Khanat von Khiwa und östlich anschliessend I was chtschinzow's neuerliche Erforschung des Sir Darja.

Westlich davon die Arbeiten des Akademikers v. Baer am kaspischen Meere, der Flottenofficiere Capit. I waschtschinzow und Lieut. v. Koskull. Weiter östlich Wlangali's Berichte über die Kirgisensteppe, dann wieder Semenoff's Berichte über den Issikulsee in dem Lande südöstlich von Balkaschsee, noch weiter östlich die ältern Forschungen Peters v. Tchihatch eff, der nun seit Jahren die höchste Anstrengung mit den grössten Erfolgen für Kleinasien entfaltet. Ferner östlich fortschreitend die Arbeiten Meglitzky's am Baikalsee und bis zum ochotskischen Meere, von Chitrov am Einfluss des Lena in das Eismeer, die ostsibirische Expedition bis zum Amur und dem Meere unter L. A. Schwarz und den Lieuts. Roschkoff, Smirägin u. s. w. begleitet von dem Akademiker Mayer, die Erforschung durch L. Schrenk des untern Amurlandes an dem Flusse Amur und den Nebenflüssen, nördlich dem Gorin, Amguni, südlich dem Ussuri, Noor, Chongar und der anstossenden Insel Sachalin, die Erfahrungen des Grafen Putjatin den Amur aufwärts und die astronomischen Bestimmungen des Herrn Peschtschuroff, die Untersuchungen und Sammlungen der Herren Gerstfeld und Mauck im Amurland, die des Herrn v. Dittmar aus Kamtschatka, während vom Amur aus sich bereits rege Handelsbeziehungen mit dem östlich vorliegenden Nordamerica eröffnen.

Grosse Verhältnisse, erhabene Stellungen erzeugen auch entsprechende Ideen. Mit den vorhergehenden Unternehmungen harmonirt ganz wohl die Thatsache, dass die längste Gradmessung die russisch-scandinavische in den vierzig Jahren von 1815 bis 1855, von Ismail bis Hammerfest, durch einen Meridianbogen von 25° 20' durch Arbeiten Russlands ausgeführt wurde. Die grössten übrigen Gradmessungen sind die englischen in England von Dunnose auf der Insel Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft. II. Bd. 1. Heft.

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Wight, durch 10o 12' 31'.43 und vom St. Agnes-Leuchtthurm auf den ScillyInseln bis Nord-Rona durch 9°13' 41'.25, und in Ostindien durch 21° 21'16'.6 von Punnä und Kaliana, und die französische durch 12 Breitengrad von Dünkirchen bis zur Insel Formentera, während die verbundenen französischen und englischen Messungen einen Meridian-Bogen von 22° umfassen. Frühere Messungen waren auf einzelne oder doch nur wenige Grade beschränkt. Nun aber schlägt Herr von Struve, Director der Pulkowa Sternwarte, denselben grossen Ansichten folgend, in der Sitzung der Pariser Akademie am 5. October vor, die Fortsetzung der russischen Gradmessung, wie es Russland beabsichtigte, wenn die kriegerischen Unterbrechungen nicht eingetreten wären, durch französischen Einfluss südwärts durch die Türkei und bis nach Candia auszudehnen. In Frankreich ist dadurch das Interesse angeregt worden, die französische Gradmessung selbst, als ein Nationalwerk wieder weiter nach Africa fortzusetzen, wenn die von den Herrn Puissant und Perewoschtschikoff gemachten Anmerkungen es nicht gerathener erscheinen lassen, die mit so grosser Sorgfalt durchgeführte russische Gradmessung vorzugsweise zu verlängern. In der Wallachei sind übrigens durch unsere österreichischen Ingenieure während der letzten Zeit Arbeiten ausgeführt worden, die mit den bestehenden russischen und österreichischen in Verbindung gebracht, in das Netz einbezogen werden können. Herr v. Struve beabsichtigt noch durch eine europäische Association die Messung des 55. Breitengrades auf eine möglichst grosse Erstreckung ins Werk zu setzen. In Frankreich selbst waren übrigens, wie Herr Marschall Vaillant in jener Sitzung mittheilte, neue Messungen des Meridians von Paris und der Parallelen von Brest nach Strassburg und von Bordeaux nach Valence ausgeführt worden.

Schon diese hier verzeichneten wenigen Züge aus der grossen Masse von Forschungen, welche durch die Kraft der Einzelnen und der grössten mächtigsten Staaten ausgeführt werden, beweisen die gewaltige Anregung, welche geographische Studien, der nicht zu erstickende Wunsch die Erde zu kennen, auf der wir leben und die uns entsprechend unserer Kraft zu eigen gegeben ist, in dem gegenwärtigen Augenblicke besitzen. Niemals weniger, als in meinen gegenwärtigen Verhältnissen, bin aber ich heute im Stande, die ganze Grösse dieser Anregung zu fassen, wo mich so Vieles zum Stillstand, zur Ruhe mahnt. Jüngere frische Kräfte sind berufen, dasjenige fortzuführen, was bisher begonnen ist, und mir wird es die grösste Freude bleiben, Zeuge des Fortschrittes, auch allenfalls mit Rath bereit zu sein, wo er gewünscht werden sollte.

Ihnen meine hochverehrten Herren bin ich durch die Wahl zum ersten Ihrer Präsidenten für die Freude zu dem höchsten Dank verpflichtet, dass während derselben auch die Wahlen der ersten Ehren - Mitglieder, eines Humboldt, Ritter, Murchison, und correspondirender Mitglieder statt fanden, über welche es wohl hier am Platze ist, noch einige Worte beizufügen. Ehrenmitglieder und correspondirende Mitglieder bilden eigentlich nur Eine grosse zusammenhängende Reihe, mit welcher nach der Gepflogenheit der gegenwärtigen Gesellschaften, auch unsere junge Gesellschaft sich schmückte. Man wünscht hochverdienten Männern die Verehrung der Gesellschaft, die jedes einzelne Mitglied fühlt, darzubringen. Die correspondirenden sind eigentlich unsere auswärtigen Mitglieder, Ehrenmitglieder im Ganzen in der Zeit die ältern. Dass nicht ein System durchaus beobachtet werden konnte, liegt in der Natur von Wahlen selbst. Die Wahl von Ehrenmitgliedern im Inlande beruht auf ganz eigenthümlichen, in der Geschichte unserer Zustände begründeten Verhältnissen. Ehre den heldenmüthigen Frauen, welche unser Verzeichniss zieren, die Karl Ritter schon vor Jahren für ihren Unternehmungsgeist, ihre Hingebung verherrlichte.

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