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Beziehung eine Erläuterung, ebenso muss der Ausdruck S. 33 „Doch muss ich mein Paket nur wagen", allerdings durch hasarder le paquet, es auf gut Glück wagen, erklärt werden. Dasselbe gilt von ausgegattert S. 31, abzudingen S. 48, über'n Fufs gespannt S. 51 etc. Aber auch hier muss mit Anmerkungen sehr sparsam umgegangen werden. So ist z. B. der Ausdruck „sein Leben in die Schanze schlagen" S. 57 ein so gebräuchlicher, dass dessen Erläuterung durch Schanze, chance, Glückswurf nur störend ist. Ebenso ist Bug, Biegung S. 13, vergnügsam, genügsam S. 15, Selbzwanzigster S. 17 oder gar „Ei! ironische Verwunderung etc." gewiss überflüssig.

An einer Reihe solcher überflüssiger Bemerkungen leidet auch etwas die Ausgabe von Hermann und Dorothea. Hiezu möchten wir zählen gebohnt S. 7, bedeutend ernst S. 28, bedeutenden, zu sondern S. 28, lebhaft S. 32 und manche andere. Die wenigen einer Erklärung allenfalls bedürftigen Ausdrücke, wie Sürtout S. 2, Pekesche S. 2, Provisor S. 12, Pamino, Tamino S. 16, Trulle S. 18, Deuten S. 61 sind karz und bündig erläutert. Von allen publicierten Werken hat wol keines so grofse Aussicht auf Verbreitung, als gerade dieses; ist Hermann und Dorothea doch jetzt schon eines der beliebtesten Lesestücke an den oberen Classen unserer Gymnasien.

Das vierte Bändchen, Goethes ausgewählte Gedichte, deren Ausgabe Dr. J. W. Schaefer in Bremen besorgte, muss, wenn man dem Hrn. Herausgeber gerecht werden will, noch von einem anderen Gesichtspuncte als die anderen Bändchen beurtheilt werden. Bei den übrigen Ausgaben handelte es sich blofs um einen möglichst guten Textabdruck und passende Anmerkungen. Allein in einer weit schwierigeren Lage befand sich Dr. Schaefer. Er musste eine Auswahl treffen, und zwar eine Auswahl, die ganz abgesehen von den in den übrigen Werken zerstreuten Gedichten, aus nicht weniger als sechs Bänden, jeder von 300-400 Seiten voller Gedichte, zu treffen war, und bei der ein Raum von kaum 200 Seiten zur Disposition stand. Die Schwierigkeit dieses Unternehmens liegt allein schon in diesen Zahlen klar zu Tage. Dazu tritt aber noch eine weitere. Das gegenwärtige Geschlecht steht dem grofsen Dichter noch viel zu nahe, als dass es ungehindert eine billige Kritik an jedem einzelnen Werke üben könnte, und so ist es denn vollkommen natürlich, dass uns eigentlich alles, was der grofse Meister geschrieben, als vorzüglich erscheint, eben weil es uns wenigstens noch unantastbar ist. Jedermann wird leicht einsehen, wie dieser Umstand die Auswahl jetzt erschwert, während vielleicht schon in wenigen Jahrzehnten eine solche Auswahl vollzogene Thatsache ist, und dann vielleicht nur wenige mehr die gesammten Gedichte, geschweige die gesammten Werke des grofsen Meisters kennen. So konnte es denn hier einzig und allein Aufgabe sein, in der Auswahl wo möglich alle Richtungen, die den grofsen Meister zeitweise beherrschten, wiederzugeben, und wo möglich seinen ganzen vollen Charakter, wie er sich in seinen Gedichten ausspricht, zu erschöpfen, um so dem Schüler, der die Schule verlässt, auch noch ein brauchbares Büchlein mit hinüber in's Leben zu geben. Aber auch wenn man die Aufgabe derart beschränkte, blieb dennoch die oben bezeichnete Schwierigkeit: die Oekonomie, die der Verfasser sich dem Preise zu Liebe bezüglich des Raumes auferlegen musste. Jede Seite wurde ein unschätzbares Plätzchen. Diese unumwundene Anerkennung der Schwierigkeit sichert dem Hrn. Dr. Schaefer schon von vornherein eine gerechte Beurtheilung und nimmt jeder Bemerkung auch den Schein eines Tadels.

Vor allem scheint uns in der Art der Auswahl nicht deutlich genug hervorzutreten, dass Goethe schliesslich doch der erste und einzige Lyriker der neueren deutschen Literatur ist. Wir würden es bedauern, wenn man dem lieben Schulgebrauch zu Liebe die glänzende Reihe seiner Liebeslieder ausgeschlossen hätte; denn diese Lieder werden den jugendlichen Sinn nur erheben, und wehe der Zeit, in der sie einst anders wirken sollten. So Zeitschrift f. d. österr. Gymn. 1867. I. Heft.

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wünschen wir aufgenommen, die Gedichte: der Abschied I. 43 (wir citieren nach der vollständigen Ausgabe letzter Hand, Stuttgart und Tübingen 1827). Erster Verlust I. 56. Nachgefühl 1. 57. Abschied I. 63. Neue Liebe etc. I. 70. Frühzeitiger Frühling I. 82. An Lina I. 105. Auch wären nach unserem Empfinden einzelne der leider noch immer nicht in die Werke aufgenommenen Sesenheimer Lieder, z. B. „Ich komme bald, ihr goldnen Kinder" oder „Erwache Friederike" einzufügen gewesen, vor allem aber hätte der Herausgeber die Lieder „Nur wer die Sehnsucht kennt" „Wer nie sein Brot" „Meine Ruh ist hin", so bekannt sie auch sein mögen, aufnehmen sollen. Denn wie man auch urtheilen mag, die Balladen sind ebenso wenig Goethe's bedeutendste Seite, wie umgekehrt an Schiller seine lyrischen Gedichte.

Auch die Frage des Raumes wäre zu ordnen gewesen. Abgesehen davon, dass eine genaue Redaction des Gesammt-Unternehmens es vermieden haben würde, das Gedicht Hermann und Dorothea sowol in dem Bande Herman und Dorothea, wohin es gehört, als in den ausgewählten Gedichten wiederzugeben, hätte der Hr. Herausgeber, wir glauben ohne Schaden des Gesammteindruckes, die Episteln, von denen Goethe selbst sagt, dass sie „liegen blieben" seien, unterdrücken können, wie wir überhaupt der Ansicht sind, dass jene Zeit, in der Goethe „der antiken Form sich näherte", genügend wiedergegeben wäre, hätte der Hr. Vf. zur Charakterisierung dieser Zeit nur Alexis und Dora. Euphrosyne, einzelne Elegien (in der Auswahl befindet sich S. 153 eine einzige), einzelne aus den venetianischen Epigrammen, und einzelne Stücke aus dem Abschnitte „Antiker Form sich nähernd" aufgenommen. Unseres Erachtens wäre so z. B. „Der neue Pausias und sein Blumenmädchen", der in der Ausgabe sechs Seiten füllt, zu übergehen gewesen.

Der Hr. Herausgeber hätte hierdurch nicht allein den Raum gewonnen einen Theil jener oben angeführten lyrischen Gedichte einzureihen, er hätte, was nicht ohne Bedeutung ist, auch noch die letzte Zeit Gathischer Dichtung durch Proben aus dem west-östlichen Divan darstellen können. Die für das Bändchen aus dem Divan gewählten Stücke Der Winter und Timur", und die aus Mathal Nameh dem Buch der Parabeln entnommenen Parabeln geben keine genügende Vorstellung jener Zeit. Wir glauben, dass z. B. Gedichte wie Bd. V. S. 13. 29. 77. 154. 156. 183 und andere charakteristischer gewesen wären. Dass aber einem Schüler auch diese Richtung Goethe's klar werden muss, wird wol niemand bezweifeln. Er hat sich in diesem Gedankenkreise einst gerade so liebevoll bewegt, wie in antiken Formen und Anschauungen, ja wie in dem deutschen Märchenwesen, das aus allen Balladen, wie altbekannt, uns entgegentönt.

Die Balladen endlich, der erste Abschnitt des Bändchens, sind, wie uns scheint, wirklich aus der eben bezeichneten Rücksicht in reicher Auswahl zusammengestellt. Nur so vermögen wir uns die Ausschliefsung von Johanna Sebus zu erklären. Wie sehr wir diesen Gesichtspunct für den richtigen halten, kann der Hr. Herausgeber schon aus den obigen Bemerkungen ersehen, denn wir hätten solche Gesichtspuncte auch anderweitig gerne gewählt gesehen. Zuerst der Lyriker, dann seine Richtung zur deutschen Märchenwelt, dann die classische Epoche, endlich die orientalischen Studien und Dichtungen, dies wäre unser Gedanke gewesen. Was wir endlich noch aufserdem zu wünschen gehabt hätten, hin und wieder statt eines die Lebensereignisse berührenden Gedichtes ein anderes, statt der gegebenen Parabeln die beiden köstlichen ,,vom Meister einer ländlichen Schule" ist zu unbedeutend, um weiter ausgeführt zu werden.

Die auf das bescheidenste Mafs beschränkten Anmerkungen, die angehängten allgemeinen Bemerkungen, das Zeitregister, die im Ganzen immerhin glückliche und zarte Auswahl sichern dem Bändchen eine unzweifelhaft weite Verbreitung. Und um dieselbe hat der Hr. Verf. sich kein geringes Verdienst erworben. Der Zweck dieser Zeilen aber ist erfüllt, wenn eine oder die andere Bemerkung bei folgenden Auflagen Beachtung findet.

Die deutschen Handschriften der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München, nach Schmellers kürzerem Verzeichnis. München 1866, in Commission der Palm'schen Hofbuchhandlung. 2 Bände 666 S. 8. (A. u. d. T. Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae Monacensis, Tom. V. VI). 3 Thlr.

Wer jemals Gelegenheit hatte, die Münchener k. Bibliothek zum Zwecke wissenschaftlicher Arbeiten zu benützen, kennt die ehrwürdigen und lehrreichen Folianten des grofsen Cataloges der lateinischen und deutschen Handschriften, welche der staunenswürdigen Arbeitskraft und dem colossalen Fleifse Schmellers verdankt werden. Was anderwärts die jahrelang fortgesetzte Thätigkeit Vieler nur mangelhaft und langsam zu Stande bringt, hat hier die Energie, die Ausdauer, die Hingebung, die aufopfernde bibliothekarische Begeisterung eines einzigen Mannes in einer Vollständigkeit und Vortrefflichkeit geleistet, wie nur wenige Bibliothekscataloge sich ihrer rühmen können. Es ist nicht dieser grofse, zum Theil noch von Schmellers Vorgänger, dem einsichtigen und besonnenen Docen herrührende Catalog der deutschen Handschriften, welcher uns in der vorliegenden Publication geboten wird. „Da der grofse Catalog viele Nachträge und gelegentliche Bemerkungen enthält, bemerkt Herr Director Halm in der Vorrede, so wäre eine neue Redaction vieler Beschreibungen nöthig geworden; bei manchen Handschriften, die inzwischen benutzt und von den Herausgebern mit erschöpfender Genauigkeit beschrieben worden sind, hätte wol Schmeller selbst in der jetzigen Zeit Abkürzungen vorgenommen; schon die blofse Abschrift des theilweise umzuarbeitenden Manuscripts hätte sehr viele Zeit erfordert und grofse Kosten verursacht; ferner wären die literarischen Nachweisungen bis auf die Gegenwart zu ergänzen gewesen, kurz es hätte so langwieriger Vorarbeiten bedurft, dass die endliche Herausgabe dieses wichtigen Theiles der Handschriften - Cataloge wieder in unabsehbare Ferne gerückt gewesen wäre."

Wenn wir auch dergestalt zu unserem grofsen Bedauern wol jede Aussicht vorläufig verloren haben, den ausführlichen Catalog gedruckt zu sehen; so müssen wir doch in gerechter Würdigung der angeführten Gründe der Direction der Münchener k. Bibliothek den lebhaftesten Dank dafür aussprechen, dass sie sich entschloss, das kürzere von Schmeller selbst für den Druck bestimmte Verzeichnis der deutschen Handschriften zu veröffentlichen. Es ist also ein nachgelassenes Werk Schmellers, das wir hiemit erhalten. Oftmals bin ich mit Freude und Rührung Zeuge gewesen der reichlich verdienten Pietät, mit welcher Schmellers Andenken an der Münchener Bibliothek geehrt wird. Es ist als ob er diese schönen Räume eben erst verlassen hätte: an diesem Pult hat er gearbeitet, auf diesem Stuhl pflegte er zu sitzen, jener Schrank enthält seine Manuscripte und Collectaneen, diese Wand ist von unten bis oben bedeckt mit seinen Zettelcatalogen und bibliothekarischen Nachweisungen der mannigfaltigsten Art. Die baierischen Gelehrten haben aber noch eine grofse Schuld an Schmeller abzutragen: möge nun mit der Edition der Nachträge zum baierischen Wörterbuch nicht länger gezögert werden. Möge auch die vortreffliche Lebensskizze Schmellers von Föringer (gedruckt als Beilage zum 16. Jahresberichte des historischen Vereines von und für Oberbaiern, München 1855) durch eine ausführliche Darstellung des Wesens und der Entwickelung seiner gelehrten Thätigkeit, welche aus dem auf der k. Bibliothek befindlichen (S. 563-72 des vorliegenden Buches verzeichneten) Nachlass Schmellers mit seltener Vollständigkeit gegeben werden könnte, ihre willkommene Ergänzung und die Geschichte der deutschen Philologie durch solche Würdigung eines ihrer frühesten und hervorragendsten Vertreters einen lehrreichen Beitrag erhalten.

Um gleich einigen Gewinn der vorliegenden Publication zu verzeichnen, so findet sich zu Nr. 34 die merkwürdige Notiz, dass dieses Manuscript die Nibelungenhs. A aus dem Jahre 1280 herrühre. Schneller würde eine so bestimmte Angabe nicht ohne hinreichende Gründe gemacht haben; es wäre aber gut, wenn diesen Gründen rachgefragt und

sie mitgetheilt würden, was ja in München leicht geschehen kann. Auch der letzte Benutzer dieser Handschrift, Herr Prof. Zarncke, muss von der Möglichkeit einer so genauen Datierung nichts geahnt haben (vgl. Pfeiffer's Germania 4, 431 ff.), falls er nicht etwa in seiner mir augenblicklich nicht zur Hand befindlichen zweiten Ausgabe des Liedes eine darauf bezügliche Notiz gibt.

Auch dass die Münchner Bibliothek aufser der Ebersberger (10) noch zwei andere Hss. des Williram bewahrt (40, 77), dürfte nicht allgemeiner bekannt gewesen sein: ich habe beide voriges Jahr benutzt, sie gehören die eine zur Recension der Ebersberger, die andere zur Recension der Breslauer Handschrift, und sind durch ihren Dialect nicht ohne Interesse.

Weit ergiebiger als für die viel und oft benutzten altdeutschen Hss. der Münchener Bibliothek zeigt sich der Catalog aber für die neuere Literatur vom Reformationszeitalter ab, und Goedekes Grundrifs könnte viele Ergänzungen daraus gewinnen. Man vergl. z. B. S. 382, 420 ff., 452 ff. Es wäre endlich Zeit, dass man in der Literaturgeschichte nicht blofs die hervorragenden Erscheinungen und was sie vorbereitet oder von ihnen ausgeht darstellte, nicht blofs dem fortschreitenden Element seine Aufmerksamkeit widmete, sondern auch das rückschreitende und conservative selbst in seinen unbedeutenden Repräsentanten, wo bedeutende fehlen, berücksichtigte. Die Geschichte soll sich als die Statistik in Bewegung“ zeigen. Sie soll uns lehren, wie die Kräfte beschaffen waren, welche den mehreren Millionen süddeutscher Katholiken in der Zeit von Luther bis Goehne den Schimmer von Poesie in's Leben brachten, auf welchen das Volk nie verzichtet; und die Persönlichkeiten sollen uns vorgeführt werden, in denen ihr geistiges Leben sich concentriert. Die katholische Polemik des 17. Jahrhunderts wird ja genügend berücksichtigt in unserer Literaturgeschichte, aber z. B. die literarische Thätigkeit der Jesuiten harrt noch ihrer umfassenden Darstellung. Wir wünschen zu wissen, durch welche Mittel es gelang, Baiern und Oesterreich von der grofsen Strömung unserer Literatur so gut wie ganz auszuschliefsen. Und zu diesem Zwecke, zur Schilderung des geistigen Lebens in Baiern, namentlich während des 18. Jahrhunderts, scheint die Münchner Bibliothek nach Ausweis des vorliegenden Cataloges auch in ihren handschriftlichen Schätzen manches beachtenswerthe Material zu bewahren.

Ich will schliefslich einem gewiss von vielen getheilten Wunsche Ausdruck geben, indem ich einen (wenigstens früher) von der Direction der k. Bibliothek selbst gehegten Plan in Erinnerung bringe den Plan nämlich, von den lateinischen Handschriften der Münchener Bibliothek, welche altdeutsches enthalten, ein besonderes Verzeichnis anfertigen zu lassen, wodurch wir endlich einmal den grofsen Münchner Reichthum an altdeutschen Glossen vollständig übersehen würden. Kleinere Sammlungen derselben würden am besten sofort mit abgedruckt. Die ausgezeichnete Sorgfalt, welche sich in der Abfassung der Register vorliegenden Buches bewährt, würde gewiss auch der Ueberwachung einer solchen Arbeit trefflich zu statten kommen.

Wien.

W. Scherer.

Handbuch der Erdkunde von G. A. von Klöden. 2. Auflage 2. Bd. 2. und 3. Lieferung. Berlin 1865. à Lfg. 1 Thlr.

Von dem rühmlichst bekannten Werke Klöden's liegen uns die 2. und 3. Lieferung des 2. Bandes vor. Sie enthalten zunächst den Schluss der Geographie von Italien (nämlich über das ehemalige Königreich Neapel und die Inseln Sicilien und Sardinien), woran sich eine allgemeine Uebersicht über die Producte, den Handel und die Industrie der Apennin. Halbinsel anschliefst (S. 289-336). Hierauf wird der Kirchenstaat (S. 336 bis 353) und im Anschlusse daran die Inseln Malta, Gozzo und Comino behandelt. Es folgt die politische Geographie der Schweiz (S. 354-399) und ein statistischer Ueberblick ihrer Cultur (S. 399-404). Im weiteren Ver

laufe wird auf dieselbe Weise Frankreich und seine Cultur behandelt (S. 405-542), ebenfalls auf der Grundlage eines Ueberblickes über die physische Geographie dieses Staates (S. 404-425). Der übrige Theil der 2. und die 3. Lieferung behandelt dann das germanische Europa. Es werden in der 2. Lieferung das Königreich Belgien (S. 549-570) und ein Theil von Holland (S. 570-576) betrachtet, dem sich in der 3. Lieferung der Schluss von Holland anfügt (577-594). Auch hier geht der politischen Geographie das physische Bild der rheinischen Tiefebene voran. An Holland schliefst sich dann noch die Geographie der britischen Inseln (S. 594 bis 776), der skandinavischen Halbinsel (S. 776—838) und der dänischen Inseln, so wie der Halbinsel Jütland (S. 838-872) an. Ueberall wird ein Ueberblick über die Literatur der Geographie des Landes vorangeschickt, der sich in einzelnen Fällen mit Leichtigkeit aus Petermann vervollständigen und bis auf die Gegenwart fortführen lässt. Indem die natürliche Bodenbeschaffenheit eines jeden Landes besprochen, seine Bevölkerung geschildert, und jeder Zweig der Cultur berücksichtigt wird, wobei der Hr. Verf. die neuesten Daten überall zu Rathe zu ziehen sich bemühte, erfüllt das Buch vollkommen die Ansprüche, die man an ein Handbuch der Erdkunde stellen kann.

J. G. Fr. Cannabich's Lehrbuch der Geographie nach den neuesten Friedensbestimmungen. 18. Auflage. Neu bearbeitet von Dr. Friedr. Max. Oertel. Weimar, Voigt, 1867. 160 S. 8. à Lfg. 10 Sgr.

Cannabich's Werk ist durch die Trockenheit, mit der sich der Verf. lediglich auf das Topographische und Statistische beschränkt, zugleich aber auch durch die Sorgfalt, die ihm eine 17. Auflage ermöglichte, hinlänglich bekannt. Nunmehr liegt die 1. Lieferung der 18. Auflage vor uns, und wir müssen gestehen, dass wir die alte dürre Geographie nicht wieder zu erkennen vermögen. Der neue Bearbeiter, Hr. Dr. F. Max. Oertel, Professor in Meifsen, hat im wahren Sinne des Wortes die Cannabich'sche Geographie verjüngt. Er hat nicht blofs das Statistische und Topographische nach den neuesten und zuverlässigsten Berichten sichergestellt und den Mangel an Ordnung, der bei Cannabich in der principlosen Aneinanderreihung der einzelnen Länder sichtbar war, behoben, sondern er hat das Lehrbuch wesentlich erweitert. Dies tritt namentlich in zwei Momenten hervor. Zunächst in der allgemeinen Geographie, die als astronomischer, mathematischer, physischer und anthropologischer Theil ganz neu bearbeitet wurde und statt früheren 16, jetzt 96 Seiten umfasst. Dann aber auch in der besonderen Geographie der einzelnen Länder, indem die physische Geographie derselben in ihrer Zusammengehörigkeit als Gesammtbild behandelt und jedem Staate zugleich eine kurze Entstehungsgeschichte vorangestellt wird. Nach dem Prospect wird das ganze Werk 2 Bände von etwa 120-130 Druckbogen umfassen. Der Umfang ist zu bedeutend, als dass dies Werk als Lehrbuch für unsere Mittelschulen empfohlen werden könnte. Wol aber wird der Lehrer und der fleifsige Schüler gewiss das vorliegende Werk mit grofsem Nutzen lesen, und bei dem Umstande, dass es allen Anforderungen, die man an ein neueres geographisches Lehrbuch stellt, genügt, zugleich die neuesten Friedensbestimmungen zu Nikolsburg, Prag, Berlin und Wien berücksichtigt, eignet es sich insbesondere zur Anschaffung für die Bibliotheken an unseren Mittelschulen.

Noch ein drittes, schon fast ein halbes Jahrhundert hindurch viel gebrauchtes geographisches Werk hat in jüngster Zeit eine neue und zwar die 26. Auflage erlebt, nämlich

Dr. C. G. D. Stein's Geographie für Schule und Haus. Leipzig, Hinrichs, 1866. 412 S. 8. 1 Thlr. 27 Sgr.

Schon vor 27 Jahren hatte Prof. Dr. K. Th. Wagner das Stein'sche Werk umgearbeitet und die neue Bearbeitung hatte bis zum J. 1860

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