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Ausführliche Erläuterung

der

Pandecten

nach

Hellfeld

ein Commentar

von

D. Christian Friedrich von Glück

geheimen Hofrathe und ordentlichem Lehrer der Rechte
an der Friedrich - Alexanders Universität in Erlangen,
Ritter des Civil, Verdienst, Ordens der bayer. Krone.

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Fortsehung des Titels

De rebus eorum, qui sub tutela vel cura sunt, sine decreto non alienandis vel supponendis.

S. 1382.

Heutiges Recht. Umfassende Bedeutung von Alienation. Fälle, wo sie ohne Decret geschehen kann.

Da bey Verausserung der Güter der Pflegbefoblnen

noch jetzt das Römische Recht entscheidet '); so ist es nöthig, aus der geschichtlichen Darstellung dieser Lehre das noch jest geltende Recht hervorzuheben. Es läßt sich das selbe in folgende Hauptsäße zusammenfassen.

I. Unbewegliche Güter solcher Personen, welche unter der Vormundschaft stehen, sie seyen Pupillen, oder Mins derjährige, (adulti) oder andere nicht minderjährige Cus randen, wie furiosi, prodigi, und dergleichen, dürfen weder für sich, sie seyen von welcher Art sie wollen, praedia urbana oder rustica, noch deren Zubehörungen 2),

1) S. Mittermaier's Grunds. des gemeinen deutschen Privatrechts. S. 574. (der 3. Ausgabe.)

2) Der Kaiser Constantin braucht in seiner Constitution L. 22. C. de, administr. tut. vel curat. die Ausdrücke Glücks Erläut. d. Pand. 33. Th.

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so wie denselben gleichgeachtete iura praediorum 3), von den Vormündern und Curatoren eigenmächtig, und wenn

praedia et mancipia rustica, urbana praedia et mancipia. Daß mancipia hier Zubehörungen der praediorum sind, hat an sich keinen Zweifel. Allein was sind das für Zubehörungen? Ger. NooDr in Comm. ad Dig. h. t. §. At non tantum pag. 585. sagt: Mancipia rustica erant instrumenta, sine quibus praedia rustica non satis commode poterant exerceri.. Also was man GutsInventarium nennt. Hingegen Dabelow im Handbuche des Pandectenrechts 3. Th. §. 306. S.574. versteht unter mancipium Sclaven und Zugvich, welche zu dem praedio rustico gehörten. Allein Zugvieh heißt nie mancipium, sondern iumentum. G. BRISSONIUS de Verb. Signif. h. v. pag. 674. edit. Heinecc. Beydes, Sclaven und Zugvich, gehörte nun zwar allerdings zum instrumentum fundi rustici. S. VARRO de Re Rust. Lib. I. cap. 17. L. 8. pr. L. 19. pr. D. de instructo vel instrum. legato. (XXXIII. 7.) allein nie wird das instrumentum fundi rustici selbst mancipium genennt. Unter mancipia rustica, mancipia urbana werden vielmehr die Sclaven verstanden, welche zu einem praedium rusticum oder urbanum gehörten. PAULUS Sentent. Recept. Lib. III. Tit. 6. 9.43. et 44. L. 18. §. 9. D. de instr. vel instrum. leg. L. 12. D. de supellect. legata. (XXXIII. 10.) BRISSONIUS de Verb. Signif. voc. Mancipium nr. 3. Diese mancipia wurden, so wie die praedia selbst, zu denen sie gehörten, zu den unbeweglichen Sachen gezählt. L. 6. S. 1.. C. de secund. nupt. (V. 9.) JULIANUS nennt ste daher in feiner Epit. Novv. veluti membra rerum immobilium. ¡S. Jac. CUJACII Exposit. Novellar. ad Nov. VII. Von den mancipiis praediorum tam urbanorum, quam rusti corum hat sehr ausführlich gehandelt Car. Ferd: SCHMID in Diss. de instrumento fundi. (Vitebergae 1806. 4.) S. VI. et VII.

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auch der Vater selbst Vormund wäre 4), eben so wenig veräussert werden, als bewegliche Sachen von Werth, welche aufbewahrt werden können. Solche Gegenstände dürfen anders nicht alienirt werden, als wenn es a) die Noth wendigkeit erfordert, und b) die competente Obrigkeit, mittelst eines causa cognita ertheilten Decrets, die Vers äusserung genehmiget hat ').

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II. Ein obrigkeitliches Decret ist bey allen Arten von Veräusserungen nöthig, wodurch ein dem Pflegbefohlnen zuständiges dingliches vollkommen erworbenes Recht aufs gegeben werden soll 6), es werde nun entweder das Eigens 4) L. 6. §. 2. D. h. t. ULPIAN. lib. 11. de omnibus Tribunalibus. Si pater vel parens tutor sit alicui ex liberis, an Praetor adeundus sit, si obligare velit? Et magis est, ut debeat: pronior tamen esse debet Praetor ad consentiendum patri. L. 3. C. de praed. et aliis rebus minor. (V.71.) Impp. VALERIAN. et GALLIENUS AA. Theodosiano et aliis. Cum emancipatis vobis

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praedium adquisitum foret, alienari a patre, eodemque` curatore, sine Praesidis auctoritate non potuit: maxime si tanquam suum esset, non tanquam pupillare vendiderit. Itaque illibata vobis persecutio eius manet. PP. III. Non. Jan. Fusco et BASSO Conss. 259.

5) L. 22. C. de admin. tut. vel curat. In der Reich 8Policey-Ordnung vom J. 1577. Tit. XXXII. §. 3. heißt es: die Güter nicht in seinen eigenen Nuten kehren oder wenden, noch dieselbigen ohn Vorwissen, Erkenntniß und Decret der Obrigkeit veräussern, verpfänden oder beschweren. 6) G. BRISSONIUS voc. Alienatio, VOET Comm. ad Pand. h. t. §.3. Jo. GOEDDABI Comment. ad tit. Dig. de Verb. Signif. L. 28. pr. MÜHLENBRUCH Doetr, Pandect. Vol. I. §. 133. (edit. sec. Halae 1827.) und von

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