Page images
PDF
EPUB

thum einer Sache auf einen Andern übertragen, welches Veräusserung (alienatio) im engern Sinne genennt wird 7), sey es auch nur ein prätorisches Eigenthum 3),

Wening-Ingenheim Lehrbuch des gemeinen Civilrechts. 1. Th. 2. Buch. §. 119. (der 3. Aufl.)

7) L. 1. C. de fundo dot. (V. 23.)

8) L.8. §. 2. D. de alienat. iudic. mut. causa facta. (IV.7.) ALIENARE intelligitur etiam, qui alienam rem vendidit. In dieser Beziehung sagt ULPIANUS L. 5. §. 2. D. h. t. (libro XXXV. ad Edictum.) Si pupillus alienum fundum bona fide emtum possideat, dicendum puto, nec hunc alienare tutores posse: ea enim, qua quasi pupillaris vero distractus est, venditio valet. Die lettern Worte haben den Auslegern viel Schwierigkeit vers ursacht. Viele wollen die florentinische Lesart für fehlerhaft halten, und haben sie mit mehr oder weniger Violenz zu emendiren gesucht. An der Spiße der violenten Critiker steht Ant. Faber in Jurispr. Papinian. Scient. Tit. XII. Princ. VII. Illat. 86. pag. 911. Dieser liest: etenim quasi pupillaris vere distractus est, und trennt nun die folgenden Worte: venditio valet, welche er für den Anfang des nächstfolgenden §. hält. Weil nun die Worte: an vendere tutores possint, zu dieser Emendation nicht passen, so streicht er sie weg. Heißt das nicht Sengen und Brennen? Etwas gemäßigter ist die Critik derer, welche venditio non valet lesen, wie Sieg. Reich. JAUCHIUS in Meditation. critt. de Negationib. Pandect. Florent. Cap. XVI. §. 14. pag 255. und Herm. CANNEGIETER Observation. Juris Rom. Lib. II. cap. 16. pag. 203. So lesen auch wirklich mehrere Ausgaben, z. B. die des Haloanders, Bau, doza, und Robert Stephanus. Diese Lesart hat auch die Glosse bemerkt. Jac. VoORDA Interpretation. et Emendat. iuris Rom. Lib. III. Cap. 6. pag. 262. glaubt, das Wort valet habe hier nicht die gewöhnliche Bedeutung, fondern heiße so viel, als spectat oder pertinet. Dieser

oder auf den Gütern ein dingliches Recht bestellt ), ober

[ocr errors]
[ocr errors]

Bedeutung gemäß emendirt er nun fo: Eo enim ista, quo
si pupillaris vero (i. e. vere) distractus est, venditio
valet, i. e. spectat. Der Sinn sey also: Es laufe auf
Eins hinaus, der fundus sey wirkliches Eigenthum des Pu-
pillen, oder ein fundus alienus, den der Pupill bona fide
gekauft hat, und vielleicht bald, usucapirt haben würde.
Denn indem derselbe durch den Verkauf den fundus zu bes
sißen aufhöre, sey es ja auch so gut, wie der Verkauf in
jenem ersten Falle, eine Alienation. Die bescheidendste Cris
sis ist die des Herm. NOORDKERK Observation, Decad.
(Amstelodami 1731. 8.) Cap, 5. pag. 118. Dieser seßt
blos nach den Worten venditio valet ein Fragzeichen ?, und
glaubt damit alle Schwierigkeit beseitiget zu haben. Die
meisten sind der Interpretation der Griechen gefolgt, und
haben die Worte entweder ohne alle Aenderung erklärt, oder
fie haben etwa ein, oder ein Paar Worte aus der Er-
klärung der Griechen eingeschaltet, oder verseßt. In
den Basilicis Lib, XXXVIII. Tit. 9. Const. 5.
Tom. V. FABROTI pag. 125. lauten nämlich die Worte so:
Εἰ δὲ πρᾶγμα τοῦ ἐπιτρόπου ὡς ὀρφανικὸν ἐκποιηθῇ,
ěppoτai. i. e. Sed si res tutoris quasi pupillaris alie-
netur,
valet. Und der griechische Scholiast pag. 146.
Sch. u. A. fagt; Μήτε ἀλλότριος ἀγρὸς, ὃν πίστει
καλῇ νέμεται ὁ ἄνηβος, ἐκποιείσθω, εἰ μὴ τοῦ ἐπι
Tρónov ¿otìv, i. e. Ne alienus quidem fundus, quem
pupillus bona fide possidet, alienari potest, nisi ru-
TORIS fuerit. Nach dieser Erklärung sey also der Sinn der
streitigen Worte: Die Veräusserung sen hingegen gültig,
wenn der Vormund ein Grundstück, welches er irrig für ein
Eigenthum des Mündels gehalten, ihm aber selbst gehörte,
veräussert bätte. So erklärt diese Stelle ohne alle Emen-
dation PÜTTMANN Interpretat. et Observat. Cap. VII.
S.4. pag. 33. Eben so Abrah. WIBLING, nur daß dieser
das Wort vero verseßt, und ea enimvero i.e. e contra-
rio liest. Jo. JENSIUS ad Rom. iuris Pand. et Cod.

"ein solches aufgegeben *°), nicht derelinquirt **), "aber ein

Strictur. pag. (184) (Lugd. Batavor. 1764. 4.) hinge-

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

gen schaltet das Wort tatoris ein, und liest statt ea enim,
jea vero auf folgende Art. Ea vero, qua fundus TUTO-
47 and 18, quasi papillaris, distractus est, venditio valet.
Nicht viel verschieden ist Jo. Bern. KOEHLER Interpre-
tation. et Emendat. iuris Rom. Lib. II. (Lips. 1792.8.)
Cap. 3. pag. 6. welcher nur dem Wort tutoris einen an-
#dern Plag"anweist. Er liest nämlich: Ea enim, qua quasi
papillaris, TUTORIS vero (fundus puta) distractus est,
venditio valet. Alle diese Rechtsgelehrten verstehen also
unter dem fundus quasi pupillaris, einen solchen fundus,
qui alienus est, et falso pupillaris esse creditur. Die-
fer Erklärung scheinen auch Jo. Guil. HOFFMANN Obser-
vation. var. 8. Meletemat. ad Pand. Diss. XXIV. §. 5.
und Jo. Gottfr. SAMMET Receptar. Lection. ad Jau-
chium Fibr. sing. Cap. XIV. (Opusc. pag. 151. sq.) zu
huldigen nur daß letterer das vero mit TAURELLIUS in
Adnotat. ad pag. 687. vom vero pretio versteht, es könne
aber auch so viel, als vere heißen. Diese Erklärung vers
dient auch wohl den Vorzug, und kann, ausser der Aucto-
rität der Griechen, die sie für sich hat, auch noch durch
eine andere Stelle aus Ulpians libro XVI. ad Edictum
unterstüßt werden, wo sich Ulpian auf eine ähnliche Art
ausdrückt. Es ist die L. 10. §. 1. D. de curatorib. furios.
welche folgendermassen lautet. Curator furiosi rem qui-
#dem suam quasi furiosi tradere poterit, et dominium
transferre, rem vero furiosi si quasi suam tradat, di-
cendum, ut non transferat dominium, quia non fu-
riosi negotium gerens tradidit. Von allen bisherigen
abweichend ist die Erklärung des POTHIER in Pand. Ju-
stin. Tom. II. h. t. Art. 1. Nr. III. Not. e. pag. 161.
`, welche nicht mit Stillschweigen übergangen werden darf.
Er hält zwar auch die Lesart: non valet, für eine noth
wendige Emendation, schlägt aber doch noch eine andere
ohne Emendation vor; nämlich wenn man die Worte quasi

[ocr errors]

bereits erworbener Gewinn ausgeschlagen 12). Solchem nach sind die hierher gehörigen Alienationsfälle, welche ein ́Decret erfordern, folgende. Verkauf, Tausch, Transact 13), Gebung an Zahlungsstatt 14), Bestellung eines Heyraths, guts, wenn deswegen eine Veräusserung nöthig wird "),

[ocr errors]

pupillaris so versteht, decreto interposito legitime distractus est. Allein dieses würde sich ja wohl von selbst verstanden haben.

9) L. ult. C. de rebus alien. non alienand. (IV. 51.)

[ocr errors]

10) L.5. D. de fundo dot. L. 3. §. 4. et 5. D. h. t. L.7.

L. 13. C. de praed. et aliis reb. minor.

11) L. 28. pr. D. de Verb. Signif. sagt zwar Paulus:

ALIENATIONIS verbum etiam usucapionem continet: vix est enim, ut non videatur alienare, qui patitur usucapi. Allein von einem obrigkeitlichen Decrete kann hier wohl keine Rede seyn.

12) L.5. §.8. D. h. t. ULPIANUS libro XXXV. ad Edictum. Fundum autem legatum repudiare pupillus sine Praetoris auctoritate non potest: esse enim et hanc alienationem, cum res sit pupilli, nemo dubitat. Mit der Repudiation einer Erbschaft, welche erst durch die Ans tretung erworben werden muß, verhält es sich anders. Diese ist keine Alienation. L. 28. pr. D. de Verb. Signif. Qui occasione acquirendi non utitur, non intelligitur alienare, veluti qui hereditatem omittit. S. VOET Comm. h. t. §. 3. THIBAUT Syst. des Pand. Rechts. 1. B. §. 522. Not. d. und Geigers und Glücks Rechtsfälle und Abhandlungen. 3. B. Nr. XLIII. §. 11. S. 216. ff.

[ocr errors][ocr errors]

13) L.4. C. de praed. et aliis reb. minor. (V. 71.) S. Jo. Jac. WISSENBACH Comment. in Cod. ad h. L. pag. 499.

14) L. 15. C. eodem,the

15) L. 22. C. de administrat. tutor. vel curat. L. 61. §. 1. D. de iure dot. Anders, wenn die Sachen der Pflegbe

Bestellung einer Donatio propter nuptias 6), Cess sion der Forderungen des Pflegbefohlnen '7), Verpfän, dung 18), auch wenn sich bey der Erwerbung einer Sache der Verkäufer bis zur erfolgten Bezahlung des Kaufgeldes eine Hypothek darauf vorbehalten hätte 19), wofern sie nicht schon die Gesetze selbst geben, wie z. B. in dem Falle, wenn einem Pupillen mit dem Gelde eines andern Pupillen ein Grundstück gekauft worden ist *°). Ente

fohlnen selbst zum Heyrathsgute gegeben werden. L. 30. C. de iure dot. (V. 12.) S. VOBT c. 1.

16) L. 16. et L. 22. Cod. cit. Verb. vel in donationem propter nuptias. L. 8. C. de praed. et aliis reb. minor. Sonst findet keine Verschenkung Statt. L. 3. C. Si maior. factus (V. 74.) Vergleiche jedoch den 30. Th. des Commentars § 1333. S. 227. ff. 17) S. Fratr. BECMANNORUM Consil. et Decision. Tom. I. Cons. XXXVI. Qu. IV. nr. 17-19. pag. 406-413. und Mühlenbruch's Lehre von der Cession der Fordes rungsrechte. §. 41. S. 442. f. (der 2. Aufl. Greifswald 1826. 8.) Db Staatspapiere eine Ausnahme machen? Die bejahende Meinung hat die Auctorität eines Mittermaier's in den Grundsätzen des gemeinen deutschen Privatrechts. §. 373. G. 689. (der 3. Ausgabe) für sich. Sollte sich aber der Grund, weil Staatspapiere in Bezug auf vormundschaftliche Verwaltung wie Mobilien behandelt werden, wohl mit der Vorschrift der L. 22. C. de admin.` tut. vel curat. vereinigen lassen ?

18) L. 1. §. 2. L. 5. §. 10. L. 7. §. 5. L. 8. §. 2. D. h. t. L. 2. C. de praed. et aliis reb. minor. L. ult. C. de reb. alien. non alienand. L. 22. C. de administr. tut. vel curat.

19) L. 1. §. 4. D. h. t. L. 2. eod. S. NooDT Comm. h. t. §. At nom. und den 16. Th. dieses Commentars. §. 1000. Not. 59. S. 234.

20) L.3. pr. D. h. t. S. den 19. Th. §. 1087. b. S. 48 — 52.

« PreviousContinue »