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debebit, utrum vendere potius, an obligare permittat.

Ist gegen Verpfändung ein Darlehn aufzunehmen, so darf der Richter keine größere Summe aufzunehmen erlauben, als die Bestreitung der Nothdurft erfordert. Ulpian sagt ebendaselbst:

Nec non illud vigilanter observare, ne plus accipiatur sub obligatione praediorum foenoris, quam quod opus sit ad solvendum aes alienum.

Der Richter darf es nun eigentlich nicht dem Vor munde anheimstellen, ob er verkaufen oder verpfänden will, sondern er muß dieses ausdrücklich bestimmen, und der Vormund muß sich nach der Vorschrift des Richters genau richten. Denn überschreitet er sie, so handelt er nichtig. Ulpian sagt L. 7. §. 3. D. h. t.

Si Praetor tutoribus permiserit vendere, illi obligaverint, vel contra, an valeat, quod actum est? Et mea fert opinio, eum, qui aliud fecit, quam quod a Praetore decretum est, nihil egisse.

Sollte der Richter dem Vormunde überlassen þaben, ob er den ausgewählten Veräusserungs, Gegenstand vers kaufen, oder verpfänden wolle; so ist zwar der Vormund freylich durch das Décret gedeckt, wenn er sich der ihm gestatteten Wahl bedient. Allein die Geseze billigen dies ses Verfahren nicht, wie aus folgender Stelle Ulpians erhellet.

L. 7. §. 4. D. h. t. Quid ergo, si Praetor ita decreverit: vendere obligareve permitto, an possit liberum arbitrium habere, quid 8°) faciat? Et ma

80) Die florentinischen Ausgaben lefen qui; allein Haloander,

gis est, ut possit, dummodo sciamus, Praetorem non recte partibus suis functum: debuit enim ipse statuere, et eligere, utrum magis obligare, an vendere permittat.

Vorzüglich hat nun auch die Obrigkeit noch dafür zu sorgen, daß das darlehnsweise aufgenommene, oder aus dem Verkaufe gelöste Geld seinem Zweck gemäß auch wirklich verwendet werde, welches Ulpian dem Richter noch zur besondern Pflicht macht.

L. 5. §. 13. D. h. t. Ne tamen titulo tenus tutores aere alieno allegato pecunia abutantur, quam mutuam acceperunt, oportebit Praetorem curare, ut pecunia accepta creditoribus solvatur, et de hoc decernere, dareque viatorem, qui ei renuntiet, pecuniam istam ad hoc conversam, propter quod desiderata est alienatio vel obligatio.

War dringender Schulden wegen eine Veräusserung nöthig, so ist wohl das Sicherste, wenn das Geld den Gläubigern in den Gerichten bezahlt, und von diesen der Empfang im Protocoll bescheiniget wird 8').

S. 1386.

Ertheilung eines obrigkeitlichen Decrets.

Hat sich nun der Richter von der Nothwendigkeit einer Veräusserung überzeugt; so wird noch zulegt 3) zur Gültigkeit derselben erfordert, daß ein ordentliches

Hugo a Porta, Merlin, Baudoza, und alle andere Ausgaben, die ich verglichen habe, lesen quid, welches unstreitig richtiger ist.

81) S. Claproth's theor. pract. Rechtswissenschaft von freywill. Gerichtshandlungen. §. 166.

Veräusserungs. Decret ertheilt werde 8). Dieses Decretum de alienando enthält den Ausspruch des coms petenten Richters, wodurch derselbe, nach vorher anges stellter Untersuchung der Umstände, die Veräusserung auss drücklich genehmiget. Das Decret muß also von der competenten Obrigkeit ertheilt werden. Wer aber diese sey, ist unter den Rechtsgelehrten streitig. Bey den Römern waren blos der Prätor und der Präses der Provinz die für die Ertheilung des Decrets competente Behörden 83). Welche sind es aber jetzt? Eigentlich kann wohl nur competent diejenige Obrigkeit seyn, welche die Obervormundschaft führt, und dieses ist denn auch wohl keine andere, als eben diejenige, welche die Vormundschaft ́angeordnet hat 84), Mir scheint dieses auch die Meinung

82) L. 6. C. de praed. et aliis reb. minor. Decretum so

lenniter interponatur. L. 32. C. de admin tutor. S. Hulder. ab EYBEN Discurs. iurid. de decreto in alienandis minorum caeterarumque his similium personarum rebus necessario. (in Eius Script. iurid. cum praefat. Jo. Nic. HERTII Argentorati 1708. f. editt. P. II. pag. 369-378.) und Car. Frid. WBINHOLD Disp. super decreto in alienandis rebus minorum interponendo. Lipsiae 1775. 4.

83) L. 1. L.6. L. 9. L. 10. 12. 13. 14. 16. 17. 18. C. de praediis et aliis reb. minor.

84) S. Jo. VOET Comm. ad Pand. h. t. §. 5. Just. Clap=

roth's theor. pract. Rechtswissenschaft von freywilligen Ges richtshandlungen. §. 161. Albr. Schweppe Röm. Privatrecht. §. 761. der dritt. Ausg. THIBAUT Syst. des Pand. Rechts. 1. B. §. 521. Gottl HUFELAND'S Lehrb. des gemein. oder subsidiar. Civilrechts. 2. B. §. 1574. und Dabelow's Handbuch des Pandectenrechts. 3. Th. §. 306. 6. 576.

der Geseze zu seyn. Es gehören hierher vorzüglich fols gende Gesetzstellen.

L. 5. §. 12. D. h. t. ULPIANUS Libro XXXV. ad Edictum. Illud quaeri potest: Si Praetor aditus permiserit distrahi possessionem provincialem, an valeat, quod fecit? Et putem valere, si modo tutela Romae agebatur, et hi tutores eam quoque administrationem subierant.

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L. 16. C. de praed. et aliis reb. minor. (V. 71.) Impp. DIOCLETIAN. et MAXIMIAN. Eutichiae. Si praedium rusticum vel suburbanum in pupillari aetate constituta, tutore auctore, vel adulta sine decreto Praesidis provinciae, in qua situm est, vendidisti. etc.

Die Streitfrage betrifft nun eigentlich den Fall, wenn die zu veräussernden Güter des Mündels ausser dem Ges richtsbezirke der Obrigkeit des Wohnorts liegen. Hier glauben viele 8), es sey gleichviel, welche von beyden Obrigkeiten das Decret ertheile. Es sey daher auch der Richter competent, in dessen Gerichtsbezirke die zu veräus fernden Sachen liegen. Zur Unterstützung dieser Meinung beruft man sich auf die angeführten Gefeße. Andere 86) 85) Huld. ab EYBEN cit. Diss. Th. XI. (Scriptor. pag. 373.) LAUTERBACH Colleg. th. pract. Pand, h. t. §.8. STRYK Us. mod. Pand. h. t. §.4. STRUv Synt. iuris civ. Exercit. XXX!. Th. 84. Pet. MÜLLER ad Eundem not. 2. Jo. Henr. de BERGER Oecon. iuris Lib. I. Tit. 4. Th. XI. (Tom. pag. 213. edit. Haubold.) Car. Ferd. HoмMEL Rhapsod. Quaestion for Vol IV. Observ. 568. WEINHOLD Disp. cit. §. 11. Dieser Meinung ist auch HELLFELD.

86) Jo. a SANDE de prohib. rerum alienat. P. I. Cap. I. §. 5. nr. 70. et 71..

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unterscheiden, ob die Vormundschaft ungetheilt oder ge theilt verwaltet wird. Im ersten Falle habe der Vors mund die Wahl, von wem er sich das Decret will ertheis len lassen, ob von dem Richter des Wohnorts, oder der gelegenen Sache. In dem leßtern Falle hingegen könne nur der Richter das Decret ertheilen, in dessen Gerichts bezirke das zu veräussernde Grundstück liegt. Allein (zu Folge des aufgestellten Grundsaßes kann dem Vormunde nie die Wahl gestattet werden, es kann daher der iudex rei sitae nur dann für competent gehalten werden, wenn der Vormund von diesem Richter die Administration ders jenigen Güter durch eine Theilung der Vormundschaft ers halten hat, zu welchen die zu veräussernde Sache gehört 87). Die Meinung derjenigen 88), welche blos den iudex rei sitae für competent halten, ist also den Gesetzen eben so wenig gemäß, als wenn andere 99) behaupten, es müsse ein Decret von beyden Richtern eingeholt werden.

Ein andere Frage ist, ob das Decret noch vor der Veräusserung ertheilt werden müsse, oder ob es auch noch nachher erlassen, und dadurch die ungültige Veräusserung geheilt werden könne? Auch darüber sind die Rechtsge lehrten verschiedener Meinung. Soll freylich das Decret

87) Man vergleiche noch die L. 27. pr. D. de tutor. et curator. dat. und L. 31. §. 2. D. de Excusation. S. auch THIBAUT Syst. §. 521.

88) S. MONTANUS de iure tutelar. Cap. XXXIII. nr. 55. pag. 386.

89) S. Ant. PEREZ Praelection. in Codicem Lib. V. Tit. 71. §. 8. Ant. GOMEZ variar. Resolution. iuris civ. T. II. cap. 14. Ern. COTHMANN Consil. acad. Cons. XIII. nr. 4. Ant. MATTHABI de Auctionib. Lib. I. cap. 7

nr. 10.

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