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dem von Wiflisburg nach Arberg unstreitig 5, von hier aber nach Rúti selbst wenigstens 2 gute Schweizer-Stunden gerechnet werden, welches we der in römischen Meilen noch in Gallischen Lieues zutrifft; dagegen muß man das alte Peteniska vielmehr in der Gegend zwischen den Dörfern Worben, Studen, Jens und Bürglen, sonst Aeger. ten genannt, suchen; dasselbe ist, allem Ansehen nach, schon von Agrippa, als er die Anlegung der Heers straßen durch einen großen Theil von Helvetien be forgte, aufgeführt und befestigt worden. Bipennis - Biel war nie ein römischer Ort, und der Name selbst ist augenscheinlich neu. In dem Versuche einer Geschichte der Helvetier unter den Römern ist, so viel Recensent glaubt, hinlänglich erwiesen : daß die Felsschrift von Pierrepertuis 1. une ter Sept. Severus vielmehr als unter Mark Aurel errichtet worden sey, und daß, der Achnlichkeit des Namens Durvus mit Durvan unerachtet, auf der selben keineswegs: per montem Durvum, wohl aber: per Marcum Dunnium gelesen werden müsse; so daß ferner derjenige Paternus, welcher bey der Arbeit, jenen Felsen nur zu erweitern, und die Straße über haupt wegsamer als bisher zu machen, nicht aber den Felsen zu durchbrechen, zc. — die Oberaufsicht gehabt hat, in mehr als einer Rücksicht von demjenigen ganz verschieden ist, mit welchem Hr. M. seinen Septi mius reisen läßt; leztrer hicß Graggius Paternus, Curator, der erstre aber Dunnius Paters nus, Duumvir Coloniae Helveticae, zu Aventikum.

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S. 136. Opilius Restio, dem Hr. M. das Kommando über die XXIIste Legion, mit dem Zuna, men Antoniniana, Primigenia, Pia, Fidelis, andichtet, welche er aus Egypten nach Solodurum geführt haben soll, war der bekannten, zu Solothurn selbst befindlichen Innschrift, welche seinen Namen ze. enthält, zufolge bloß gemeiner Soldat, miles, bey derfelben; die XXIIßte Legion befand sich schon zur Zeit des Hadrians und Antoninus Pius zu Mogontiakum in Ober- Germanien, wie solches aus einigen, daselbst gefundnen, Monumenten erweislich ist, und die Worte: D. N. Antonino Aug. II. et Sacerdote. Cos. (Consulibus) deuten ganz und gar nicht auf den Mark Aurel, sondern lediglich auf den Elios gabalus, welcher, den fastis consularibus des Onuphrius Panvinius gemäß im Jahre Roms 972 und im 219ten nach Christi Geburt zus gleich mit dem Licinius Sacerdos das Consulat perwaltete.

S. 144. Hier paaren sich historische Unrichtigs keit und Inconsequenz offenbar zusammen, und man weiß nicht recht, welche von beyden größer ist. An dieser Stelle hat nemlich Hr. M. (vermuthlich den antiquités de Koulm, etc. des Hrn. Schmid von Rofan zu Folge,) das alte Genodurum, oder Gau, nodurum, nach Kulm, etwa 3 Stunden von Lenzburg entlegen, verseßt, ohne Rücksicht auf Ptolo måus, der seine bekannte Erdbeschreibung eben unter den Antoninen verfertigt hatte, und dessen Worte also lauten: Oppida Helvetiorum ad Rhenum

sita sunt, Ganodurum et Forum Tiberii! Das nun bemeldte Kulm hingegen ist 7 Schweizer - Stunden wenigstens vom Rhein entlegen, und ehemals nichts mehr und nichts minder als das Sommerlager castra aestiva bald der XXIsten und baldeder XIten Legion gewesen! Das Dorf Eschen; bey Stein am Rhein kann darum mit der größten Wahrscheins lichkeit für das wirkliche Gano durum des Prolomå us angenommen werden, und Hr. M. würde unstreitig besser gethan haben, wenn er S. 248, beym nochmaligen Artikel von Gano durum, anstatt der bloßen und einsylbigen Note: Stein, feinen vorigen Irrthum wegen Kulm sogleich erkannt und verbes fert hätte.

Um endlich den Leser durch eine allzugenaue Kritik des Mievilleschen Werks nicht über die Gebühr aufzuhalten, so begnügen wir uns damit, noch schließlich anzumerken: daß Hr. M. augenscheinlich dem Bochat größtentheils gefolgt ist, und dessen Memoires critiques sur l'Histoire ancienne de la Suisse zur Grundlage seines Werks gemacht hat; dieß geht . B. aus seinen celtischen Etymologien und auch aus der fehlerhaften Lesart des bekannten Monuments von Bespafian zu Windisch deutlich hervor.

Gedichte von Friederike Brun, geborne Münter. 4te vermehrte Auflage. Zürich 1806. . 322. 8.

Für den Werth diefer lieblichen Gedichte ist es keine geringe Empfehlung, daß sie in kurzer Zeit schon 4 Auflagen erlebt haben. Sie gehören in die schweizersche Litteratur, in so fern sie meist schweizersche Gegenstånde betreffen und auch größtentheils in der Schweiz selbst verfaßt worden sind. Wir enthalten uns von ihrem innern poetischen Werthe zu urtheilen. Hohe, erhabene, belehrende Gedanken muß man freylich darinn nicht suchen, aber sie zeugen alle von einer blühenden Phantasie, einer leichten Versifikation, einem sanften und besonders unserem Vaterlande innigst wohlwollenden Herz. Vorzüglich merkwürdig sind in dieser Hinsicht, die während der Revolution entstandenen Gedichte: Trauer-Ges fang für die erschlagenen Schweizer, zu fingen auf der Brandstätte von Stanz. S. 211. Der Albaner-See worinn eine ziemlich scharfe Verglei chung der alten Römer und der Neufranken in Bezug auf ihre Behandlung der Schweiz vorkömmt, S. 242. Das Gewitter am Alpen-See, worinn die Verfasserin am Ende auch ihre Gefühle, über die damals' die Schweiz verheerenden politischen Ungewitter, auss drückt, S. 267; und endlich der Suruf an den Rhein beym Eintritt in die Schweiz S. 282.

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Zeitbeobachtungen über das schweizersche Baumwollgewerbe, dessen Folgen und Aussichten. Schweiz 1806. 28 S. 8.

Es ist wahrlich für den Freund des Vaterlandes erfreulich, auch über Gegenstände, womit sich sonst eis gentliche Gelehrte nicht beschäftigen, eine so schöne, wohls geordnete, gedankenreiche und praktisch - nüßliche Schrift erscheinen zu sehen. Der kenntnißvolle, sein Vaterland liebende Verfasser beweist zuerst, daß das Baumwol lengewerb, dieser gegenwärtig so wichtige schweis zersche Nahrungszweig, durch seine Natur auf keiner festen Grundlage beruhe, und daß weder eine politische Veränderung, noch der Friede zwischen Frankreich und England ihm seinen bisherigen Flor auch auf künftige Zeiten zu erhalten vermöge. In lehterem Fall würde ents weder die drückende Rivalität von England wieder eintreten, oder die Franzosen und Italiener bald eben so gefährli, che Nebenbuhler werden, und endlich habe nur der 300jäh rige Friede und die damit verbundene Sicherheit des Eis genthums, die Abwesenheit von Auflagen, Mauthen und Confcriptionen, wie auch die schlafende Industrie andrer Völker, das Entstehen und Aufblühen der schweizerschen Manufakturen möglich gemacht. Sodann zeigt der Verfasser durch einleuchtende, aus der Erfahrung hers geholte Beweise, daß das Baumwollengewerb, wenn es auch hie und da den Wohlstand gehoben und auf die Verbesserung des Landes zurückgewirkt, es hingegen an anderen Orten die Bevölkerung über alle Verhältnisse

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